Heinkel He 177 A-5 "Greif"(MPM - Nr. 48058)Produktinfo:
Besprechung:Nun endlich ist sie da, die langersehnte Heinkel He 177, die ja bereits für Ende letzten Jahres angekündigt war. Hoch sind die Erwartungen in diesen Bausatz, ist sie doch neben der schon einige Jahre alten Resin He 177 von HiPM der einzige Kit dieses gewaltigen Bombers. Auf der Internationalen Spielwarenmesse dieses Jahr war der Kit eher unrepräsentativ ausgestellt, ob das einen Grund hat werden wir sehen. Zunächst kann man nach Öffnen des Karons den Inhalt auf sich wirken lassen. MPM hat hier zumindestens keine Mogelpackung auf den Markt gebracht, der Karton ist nahezu randvoll mit Teilen. Sie sind in Folienbeuteln verschweißt und im Falle der Glas- und Resinteile von den restlichen Spritzgußästen getrennt aufbewahrt. Die Teile präsentieren sich in von diesem Hersteller gewohnter Shortrun Qualität. An einigen Stellen finden sich vereinzelt Fischhäute und auch die ein oder andere Gravur ist nicht so gut geraten. Insgesamt kann der Bausatz aber auf den ersten Eindurck überzeugen.
Die Gravuren zeigen sich für mich durchweg als maßstäblich und nicht übertrieben, selbes gilt für die erhabenen Details. Gralshütende Luftwaffenfans werden aber auch bei diesem Modell mehr Makel finden als ich, sei es drum, die He 177 ist als solche zu erkennen was mir genügt. Die Hinterkanten der Flügel erscheinen als ausreichend dünn, ob hier wirklich Nacharbeit für einen scharfen Abschluß von Nöten sein wird wage ich einmal zu bezweifeln. Auch wurde die Pfeilung der Tragflächen schön wiedergegeben, zur Stabilisierung selbiger hätte ich mir aber einen Holm anstelle des Zapfenbalkens gewünscht. Selbes gilt für die Ruder, wobei ich mir persönlich dann doch eher einteilige Querruder gewünscht hätte. Von Vorteile ist jedoch, dass MPM sie allesamt separat gefertigt hat und man so durch Anlenkung leichter Leben in den Bausatz bekommen kann. Optional liegt dem Bausatz ein frühes Seitenleitwerk bei, doch davon später mehr.
Bei den "Innereien" fallen die Details eher üppig aus als spartanisch. Da das Cockpit der He 177 später gut einsehbar sein wird, hat der Hersteller hier alles in seiner Macht stehende getan um die Details zu berücksichtigen. Zumindestens wurde an Konsolen, Hebel und Sitzwerk gedacht, allerdings alles unter dem Gesichtspunkt der Short Run Herstellung. Die Kleinteile erscheinen insgesammt alle ein wenig "moppelig" und gerade in Bereich der Instrumentierung sind die Skalen nicht sonderlich stark ausgeprägt. Was gar nicht gefällt ist die nur schemenhaft anmutende Funkanlage auf der Rückseite des Cockpits. Für den C-Stand auf dem Rumpfrücken und den Heckstand gilt dasselbe wie für das Cockpit, irgentwie ist alles da, könnte aber z.T. dann doch ein wenig filigraner daherkommen. Gerade hier wird der Aftermarket voll zuschlagen, da bin ich mir ziemlich sicher! Selbes gilt für die Fahrwerksschächte. Im Normalfall waren am Boden die großen Fahrweksklappen geschlossen. Sie liegen optional bei und können bei offener Darstellung mit den separaten Teilen dargestellt werden. Allerdings dürfte hier wegen der nicht gerade dünnen Materialstärke der Flächen eine nicht unerhebliche Mehrarbeit auf den Modellbauer warten. Insgesamt zeigen sich die Innenschächte aber mit mehr Details, als bei manch anderem Bausatz.
Insgesamt erfreulich ist auch die Zahl der Bauteile, sie befindet sich trotz der Details, die MPM berücksichtigt hat, im übersichtlichen Bereich. Man hat sich hier nicht in irgendwelchen Spielereien verloren. So z.B. bei den Hauptfahrwerksbeinen. Aus insgesamt 7 Teilen pro Rad/ Fahrwerksbein besteht so eine Rad, wobei ich sagen muß, das mich persönlich irgendetwas bei der Form der Räder/ Felgen stört. Ich bin bisher nur noch nicht darauf gekommen, was mich da so stört. Aber auch hier wird der Aftermarket bei Bedarf für Abhilfe sorgen, dessen bin ich mir sicher.
In der Bauanleitung wird bei der Teileübersicht deutlich, dass MPM an eine frühe Form der He 177, der A-0, gedacht hat. Auch wurde beim mir vorliegenden Bausatz vieles davon beachtet, lediglich die Bauteile für die Darstellung des frühen Heckstandes sind nicht vorhanden, alle anderen Teile aber, wie die Verglasung und auch das frühe Seitenruder, sind vorhanden! Warum das so ist, ist mir völlig unverständlich!? Hier hätte ich mir eine optionale Version in einem Karton eher gewünscht als ein später auf den Markt gebrachter separater Kit, der gerade angesichts des nicht geringen Preises und der Größe des Modells nicht wirklich viele Käufer finden dürfte. Zum einen handelt es sich bei der A-0 eher um eine uninteressante Version, zum anderen sind es dann Preis und Platz, die zu brücksichtigen sind. Versteh einer die Hersteller. Ansonsten scheint die Bauanleitung kenerlei Fallstricke parat zu halten, ein durchschnittlicher Modellbauer sollte keine Probleme damit haben. Sehr gut finde ich den Hinweis, dass die Propeller gegenläufig waren und man bei der Befestigung auf die Blattneigung achten sollte! Hier dürfte bei fehlendem Hinweis so machen Modellbauer auf die Nase gefallen sein.
Die Klarsichtteile sind durchaus als zeitgemäß zu bezeichnen. In meinem Fall schlieren- und verzerrungsfrei, was gerade bei der großen Glashaube wichtig ist, dürften sie mit ein wenig Arbeit den späteren Einblick nicht schmälern. Auch hat MPM bei den Seitenfenstern darauf verzichtet, Klebevertiefungen anzubringen. Die Glasteile können so randgenau der Rumpfkontur angepaßt werden. Etwas enttäuscht bin ich von der Entscheidung, dem Bausatz keine ETCs für Außenlasten beizulegen, gerade die Typen mit Lenkwaffen werden beim Modellbauer bestimmt viel Beachtung finden.
Der Decalbogen ist m.E. absolut ohne Fehl und Tadel! Form und Größe der Buchstaben sind stimmig. Die Decals sind hochglänzend mit wenig Trägermaterial und komplett. Nationalitästkennzeichen liegen bei und auch ein separater Bogen mit Wartungshinweisen sowie Grenzmarkierungen fehlt nicht. Selbst kleinste Wartungs- und Warnhinweise sind klar lesbar! Bei den Versionen hat MPM zwei Maschinen der 5. & 6./KG 100 aus dem Jahr 1944 berücksichtigt. Bei der dunkel getarnten Maschine handelt es sich um ein Flugzeug, das an der Operation Steinbock teilgenommen hat. Dankenswerterweise hat man hier NICHT die bekannten Maschinen mit der Aufschrift "SUSI oder HELGA" gewählt. Wer hier anders denkt, wird bestimmt auch bald von den Decalherstellern erhört werden.
Darstellbare Maschinen:
Stärken: Endlich, ein "Greif" zu moderatem Preis. Vorbei die Zeit, als man sich mit dem teuren und schlechter detaillierten und mit elendigem Gewicht und Paßungenauigkeiten gesegneten Resinmodell anfreunden mußte, wollte man eine He 177 in 1:48 sein Eigen nennen. Schwächen: Details, formtechnisch und herstellungsbedingt "ärgern" hier und da. In 1:48 ist das was MPM hier aber abliefert durchaus als gut zu bezeichnen Anwendung: Mittel, denn sowohl Größe als auch Arbeit sollten nicht unterschätzt werden. Der Preis tut sein übriges dazu, dass sich hier nur die wahren Liebhaber des Modells an den Bausatz wagen werden. Fazit:Abwarten was der Aftermarket bietet und dann diesen durchaus als gut zu bezeichnenden Kit nach seinen Wünschen aufwerten ist der m.E. bessere Weg zum Bau einer He 177. Die Ausgangsbasis ist gut und mit ein wenig Arbeit ist ein durchaus gutes Modell zu erzielen! Diese Besprechung stammt von Jörg Bohnstedt - 30. April 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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