Alouette II Swiss Air Force(Heller - Nr. 85005)Produktinfo:
Besprechung:Zum Vorbild
Die Alouette II – entwickelt und gebaut von Sud Aviation, später Aérospatiale – war der erste in Serie gebaute Hubschrauber mit Gasturbine. Der Prototyp mit der Bezeichnung SE 3130 flog 1955 zum ersten mal, ab 1956 wurden erste Exemplare an Kunden ausgeliefert. Die Begeisterung für diesen revolutionären Entwurf war immens, so wurden bis 1975 über 1300 Exemplare in verschiedenen Versionen gebaut. Zellenseitig unterschieden sich die Alouette II Versionen untereinander nur im Detail (z.B. Getriebe), der augenfälligste Hauptunterschied war jeweils das verbaute Triebwerk (Turbomeca Astazou oder Artouste). Zwei Hubschraubermuster desselben Herstellers wurden massgeblich von der Alouette II beeinflusst:
Variantenübersicht der Alouette II:
Die Schweizer Luftwaffe besass 30 Stück Alouette II (TW Artouste II C6), welche die Registrierungen V-41 bis V-70 trugen. Die mit den Decals darstellbare S/N1120, V-43, stand von 1958 bis 1992 bei der Schweizer Luftwaffe im Einsatz. Sie blieb der Nachwelt erhalten und kam in die Ausstellung des Verkehrshauses der Schweiz, später ins Musée de l'Aviation Militaire de Payerne. Der BausatzDie Idee zur Lancierung dieses Bausatzes stammt von der Firma Arwico, welche in Zusammenarbeit mit namhaften Plastikmodellherstellern einige Modelle als Swiss Line neu auflegte. Ab 2011 wurden unter dem Label von Arwico verschiede Bausätze aus Hellerschen Guss-Formen veröffentlicht. Die 1:48er Alouette II von Heller erschien 1989 erstmals in den Läden, die hier vorliegende Auflage blieb in den Gussrahmen unverändert, lediglich der Decalbogen ist anders. Allerdings haben die Alouette II Gussrahmen ihren Ursprung offensichtlich in der Gussform der Lama, welche bereits 1967 im Massstab 1:50 verkauft wurde, die Ähnlichkeit der jeweiligen Gussrahmen ist nicht zu übersehen. Somit ist auch klar, dass die Genauigkeit und Detaillierung aus einem anderen Zeitalter stammen (aus der Hochblüte von Heller-Bausätzen). Die Diskussion um den Massstab (1:50 oder 1:48) wird bei diesem Kit jedoch nicht so heiss geführt wie bei Hellers Alouette III.
Die Spritzrahmen, Decals, Drähte und Anleitung sind in einem Stülpkarton untergebracht, welcher etwas überdimensioniert ist. Deshalb sind Transportschäden bei älteren Kits nicht auszuschliessen. Ausserdem sind die Spritzlinge nicht in einer Tüte eingepackt, was sich besonders für die Klarsichtteile sehr nachteilig auswirkt. Insgesamt gilt es 82 Teile – davon 6 Klarsichtteile – zusammen zu bauen. Die Gussqualität ist gelungen, gemessen an Bausätzen des gleichen Jahrgangs darf man darüber auch ein bisschen staunen.
Die Kabine besteht grundsätzlich aus sechs Einzelteilen (Unterrumpf, Kabinenboden, Rückwand, Bugdeckel und die beiden Klarsichthälften). Auf dem Kabinenboden sind die Positionen für Sitze und Instrumentenkonsole bereits eingraviert. Die Flugsteuerungselemente (Pedale, Stick, Collective) sind in den Grundzügen wiedergegeben. Die Instrumentenkonsole ist mehrteilig und weist seitlich eine feine Nietenstruktur auf. Auf den beiden Instrumentenbrettern findet man erhabene Anzeigen. Die Schlichtheit fällt hier nicht besonders negativ auf, da die Originalmaschinen ebenfalls eine ziemlich schlichte Instrumentierung aufwiesen. Die beiden Pilotensitze sind in Sitz-/Rückenpolster und Rohrrahmen aufgeteilt. Die Rückbank besteht aus einem Einzelteil. Sitzgurte sind weder graviert noch angegossen, diese sollte man wegen der guten Sicht ins Cockpit noch in Eigenregie darstellen. Die Passgenauigkeit ist bei allen Kabinenteilen generell sehr gut, auch wenn keine Passstifte vorhanden sind.
Ist das Innere der Kabine komplettiert, wird sie mit den beiden Klarsicht-Halbschalen und der Bugklappe verschlossen. Die Türen sind fix angegossen, wer sie geöffnet darstellen will muss hier zur Säge greifen. Aussen an der Kabine werden noch Kleinteile wie Anticollision-light, Pitot-Rohr, Türstop und die Positionslampen verklebt. Diese Kleinteile sind in ihrer Form stimmig, jedoch etwas dick gegossen. Entgegen der Anleitung wird die Antennenanlage am Bug für die Schweizer Version nicht benötigt. Augenfälligstes Merkmal der Alouette II ist der gerüstartige Aufbau der Zelle. Der Zusammenbau des Rumpfgerüstes ist überraschend einfach, auch dank den hier vorhandenen Passstifte und Passöffnungen. In vier übersichtlichen Arbeitsschritten ist das zentrale Rumpfgerüst samt Landegestell zusammenmontiert. Der Nachteil ist, dass die Rohre aus Stabilitätsgründen relativ dick gegossen sind. Der Treibstofftank besteht aus zwei Halbschalen und wird unter der Getriebeplattform montiert. Die Stahlseile, welche den Tank in Position hielten sind aufgraviert. Der Tankstutzen (Teil 82) wird gemäss Bauplan irgendwo links platziert, sollte aber auf der rechten Seite verbaut werden, wo auf dem Tank bereits ein Kreis graviert ist. Ausserdem ist der Stutzen gerade, am Original ist er schräg.
Der Heckträger ist in zwei Hauptbauteile aufgeteilt. Deren Ausrichtung und Zusammenbau ist die grösste Herausforderung beim Bau des Modells. Wegen der Stabilität ist das Gestänge am gesamten Bausatz verhältnismässig dick gegossen. Wer die Mühe nicht scheut, der wird den Heckausleger aus Draht selbst herstellen (siehe weitere Infos). Die Heckrotorwelle liegt separat bei. Am Ende des Heckauslegers wird der Heckrotorschutz, zwei Stangen, das Heckgetriebe und eine Strebe mit dem Heckpositionslicht verbaut. Der horizontale Stabilisator ist aus einem Guss; dessen Einbauposition wird zwar in der Anleitung separat aufgeführt, ist aber dennoch so undeutlich beschrieben, dass Eigenrecherche auch hier weiterhelfen muss. Der Zweiblatt-Heckrotor ist ebenfalls einteilig gegossen und wird auf das Heckgetriebe gesteckt. Zwei grosse Angüsse an den Blättern sollte man noch abschleifen. Die Getriebeplattform ist am oberen Heckausleger-Teil angegossen. Wo die beiden Öltanks und das Triebwerk montiert werden ist die Plattform rauer graviert, für das Hauptgetriebe ist die Position durch einen Passstift gegeben. Der Tank für das Hydrauliköl (Teil 41) weist mittendrin eine sehr tiefe Sinkstelle auf.
Das Triebwerk ist grundsätzlich in zwei Halbschalen aufgeteilt, zusätzliche Einzelteile sind hier die beiden Lufteinläufe, Heissluft-Ableitungen, Starter und eine Elektro-Box. Zwei Gitter für die Lufteinläufe wurden als Klarsichtteile für den Bau vorgesehen. Diese lässt man besser weg, da man vom Lufteinlaufkanal sonst nichts mehr sieht. Fotogeätzte Gitter könnten hier aushelfen, sind aber auch wieder eine Zusatzinvestition. Grob entspricht das Triebwerk einem Artouste II, die Lufteinläufe sollten aber unbedingt noch korrigiert werden (der Lufteinlass war normalerweise nach vorne abgewinkelt, beim Einsatz in Schnee und Eis wurde der Lufteinlaufkanal aber verkehrt herum montiert, um ein Eintreten von Eis zu verhindern, deshalb sind beide Zustände auf Fotos der Schweizer Alouette II zu sehen). Der drehbare Teil des Hauptrotors besteht aus Hauptrotorkopf, den drei Blättern und einem Bauteil, welches die Steuerstangen und den oberen Teil der Taumelscheibe beinhaltet. Die Blätter sind ohne Nacharbeiten zu gebrauchen, der Kopf sollte noch mit Haltekabeln und Dämpferreservoiren ergänzt werden. Die Steuerstangen sind etwas klobig, die Taumelscheibe in schlichter Dreiecksform gehalten. Zwischen Hauptgetriebe und Hauptrotor werden noch drei weitere Steuerstangen sowie der statische Teil der Taumelscheibe montiert. Die Decals
Der Decalbogen ist äusserst mager ausgefallen und lässt nur die Darstellung der V-43 zu. Die insgesamt sieben Nassschiebebilder sind matt und mit minimalem Farbversatz gedruckt. Einziger Wartungshinweis ist das gelbe Dreieck (Treibstoff). Die Bauanleitung
Die Bauanleitung ist Schwarz-Weiss auf ein beidseitig bedrucktes A3-Blatt verteilt. In 20 Skizzen führt sie durch den Bau und die farbliche Darstellung des Modells. Die Farbangaben beziehen sich auf das Sortiment von Humbrol. An einigen Bauabschnitten dürfen die Farbangaben angezweifelt werden, Eigenrecherche ist von Vorteil. Als Farbreferenz sind zwei Fotos einer Alouette II (ex V-63) beigefügt. Informationen zur Vorbildmaschine (Einsatzort, Einsatzzeit, spezifische Eigenschaften) findet man keine. Genereller Umbau zur Alouette II Swiss Air Force
Darstellbare Maschinen: SE.3130 Alouette II, V-43, Swiss Air Force Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Leicht bis Mittel Fazit:Out of box für Anfänger geeignet, jedoch nur bedingt empfehlenswert. Solange aber kein Nachfolger in 1:48 in Sicht ist, bleibt dieser Bausatz die einzige Option einer Alouette II in diesem Massstab. Die Modifikationen zur Schweizer Version sind recht umfangreich, wer die frühe Ausführung baut kann sich einen Teil des Umbaus ersparen. Schade ist auch, dass lediglich ein Kennzeichen auf dem Decalbogen vorhanden ist, es wäre ein sehr kleiner Aufwand gewesen, noch ein paar weitere Zahlen dazu zu drucken. Weitere Infos:Referenzen:
Anmerkungen: Wer den Heckausleger aus Stahldraht im Eigenbau darstellen möchte: Hut ab! Am Original sind die Rohre in verschiedenen Stärken ausgeführt, so sind z.B. die schrägen Rohre seitlich vor und nach der Stabilisierungsflosse etwas dicker, was aber in 1:48 nicht mehr zur Geltung kommt. Grundsätzlich kann der Heckausleger aber mit drei verschiedenen Drahtdurchmessern nachgebaut werden: Heckrotorwelle = 0.6mm Draht, die drei Längsträger = 0.5mm Draht, alle Streben = 0.3mm Draht. Diese Besprechung stammt von Melgg Lütschg - 07. November 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |