A-36 Apache RAF Markings(Brengun - Nr. BRP72026)Produktinfo:
Besprechung:
Die North American A-36 Apache war sicherlich etwas Besonderes unter den ganzen Mustang Versionen. Abgeleitet von der für England entwickelten Mustang Mk.I war sie als Sturzkampfbomber ausgelegt, ähnlich wie die deutsche Ju-87 Stuka. Die USAAF war ja zunächst gar nicht an der Mustang interessiert, die Entwicklung kam deshalb nur über einen Umweg zustande. Ein General der USAAF war so von den Sturzflugeigenschaften der Mustang beeindruckt, dass, obwohl eigentlich kein Geld für eine Jägerentwicklung zur Verfügung stand, eine Weiterentwicklung zum Sturzkampfbomber ins Auge gefasst wurde. Für diese Typen war sehr wohl Geld vorhanden. Im Juni 1942 begannen die Arbeiten an der neuen Version, bereits im September stand die erste Maschine für Testflüge zur Verfügung. Die Serienproduktion begann im Oktober, die letzte der 500 gebauten Maschinen verließ im März 1943 die Werkshallen. Die A-36 wurde von einem Allison V-1710-87 Motor mit einer Leistung von 1325 PS angetrieben. Damit erreichte sie 592 km/h in 4267m Höhe. Ihre Bewaffnung bestand aus sechs 12,7mm Maschinenkanonen, zwei in jedem Flügel und zwei im Rumpf. An zwei Unterflügelstationen konnten 227kg Bomben mitgeführt werden. Äußerlich der Mustang Mk.I recht ähnlich, verfügte die A-36 jedoch über einen komplett neu konstruierten Flügel mit Sturzflugbremsen auf der Ober- und Unterseite.
Bei der USAAF waren lediglich vier Einheiten mit der Apache ausgerüstet, die 311th Fighter Bomber Group im Pazifikraum sowie im Mittelmeerraum die 27th Bombardement Group (light) und die 86th Bombardement Group (Dive). Bis Mitte 1944 wurden die Apache wieder aus dem Dienst genommen. Die Royal Air Force erhielt eine einzelne A-36 (EW988) für Testzwecke, man entschied sich jedoch gegen eine Einführung. Allerdings führte eine notorische Materialknappheit dazu, dass man sich von Juli 1943 bis Oktober 1943 sechs Apache von der USAAF ausleihen musste, die man für die strategische Aufklärung im Raum Sizilien benötigte. Die ursprünglich für diese Missionen eingesetzte Martin Baltimore erwies sich als nicht geeignet für diese Aufgabe. Die RAF entfernte die beiden Kanonen im Rumpf und installierte Kameras hinter dem Pilotensitz. Die sechs Maschinen erhielten die Kennungen HK944-HK947 sowie HK955-HK956. Der Bausatz ist 2017 bei Brengun erschienen. Schon kurz nachdem die ersten Bilder der Teilerahmen veröffentlicht wurden, begann der große Verriss in einem der renommiertesten Nitpicker’s Paradise Foren. Dem Bausatz wurden anhand dieser Bilder alle möglichen Formfehler angedichtet, was die meisten der an der Diskussion teilnehmenden Modellbauer(?) vom Kauf abhielt oder alternativ sich zu einem „Kitbash“ mit einem anderen Bausatz der „frühen“ Mustang genötigt fühlten. Dies als Ansporn genommen habe ich mir die Teile, hier besonders den Rumpf und die Flügel, einmal etwas genauer angesehen bezüglich Form und Abmessungen. Also ich konnte hier keine gravierenden Unstimmigkeiten erkennen. Die Abmessungen liegen im Toleranzbereich von ca. 1%, die Konturen stimmen sehr gut mit den mir vorliegenden Zeichnungen überein. Das einzige, was ich sehe, ist, dass die Kontur unterhalb des Motors etwas geradliniger hätte sein dürfen, zumindest wenn man sich die Bilder des Original anschaut. Ein bisschen was kann man hier durch Schleifen noch "in Form" bringen. Ansonsten hat man die Besonderheiten der Apache gut umgesetzt, wie z.B. auch die etwas andere Traglächenvorderkante beim Übergang zum Rumpf oder die etwas breitere Ausführung des Lufteinlaufes über dem Motor. Der Bausatz besteht aus relativ wenigen Einzelteilen in der typischen Short-Run-Qualität, wie man sie auch von anderen Kleinserienherstellern aus dieser Region kennt. Die Details und Gravuren können zwar sehr gut mit den Produkten der "Großen" mithalten, jedoch hapert es dann ein wenig, wenn es um die Fertigungsqualität oder die Art und Weise, wie die Angüsse ausgeführt sind, geht. An meinem Exemplar z.B. ist relativ viel Grat und Fischhaut vorhanden. Manche Kleinstteile tauscht man besser gleich aus, wie z.B. die Kanonenläufe oder das Pitotrohr.
Von den ca. 70 Kunststoffteilen werden nicht alle für diese Version benötigt. Die Werkzeugform wurde so konzipiert, dass auch andere Allison-Mustangs möglich sind. Bei den Vorab-Bildern der Bauteile waren unter Anderem drei verschiedene Tragflächen zu sehen, da wird also noch der eine oder andere Bausatz erscheinen. Für die Luftbremsen, die leider nur geschlossen darstellbar sind, liegen passende Ätzteile bei. Der Kühllufteinlauf ist als Resinteil ausgeführt, ich nehme mal an, weil die Bausatzform an der betreffenden Stelle beschädigt ist und die Kunststoffteile daher unbrauchbar sind. Das Cockpit ist für den Maßstab und die Tatsache, dass man die Haube nur geschlossen anbauen kann, sehr gut detailliert. Die Seitenwände weisen einige sehr schöne und auch stimmige Details auf. Das Instrumentenbrett ist mit erhabenen Details versehen und kann entsprechend bemalt werden. Eine Decal-Alternative wird nicht angeboten. Um die Sitzgurte muss man sich selber kümmern oder man kauft sich gleich noch das ebenfalls von Brengun erhältliche Ätzteileset dazu. Dann bekommt man auch noch einige Details, die noch fehlen, wie z.B. die Funkausstattung hinter dem Pilotensitz. Wer eine offene Cockpihaube möchte, muss zur Säge greifen, ganz gleich ob man Hand an das qualitätiv recht gute Bausatzteil anlegt oder alternativ an die ebenfalls erhältliche Vacu-Haube. Bei Letzterer dürfte dieses Unterfangen vielleicht eher gelingen, ganz abgehsehen von der weitaus realistischeren Matieralstärke.
Der Fahrwerksschacht ist ein separates Bauteil und wird zwischen die Flügelhälften eingesetzt. Brengun hat leider denselben Fehler wie schon so viele gemacht. Die Kontur des Schachtes verläuft eben nicht parallel zum Ausschnitt der Fahrwerksklappen. Der Schacht ist am Ende, wo das Fahrwerksbein montiert ist, viel breiter, er folgt nämlich dem Verlauf des Flügelkastens. Wer mit diesem kleinen Schönheitsfehler leben kann, findet zumindest einige schöne Details im Inneren des Schachtes vor. Die Fahrwerke und Räder sind schön gemacht, allerdings weisen die Teile bei meinem Exemplar sehr viel Grat auf. Am Spronrad ist ein auffälliger Auswerferabdruck vorhanden, möglicherweise sieht man den am fertigen Modell aber nicht mehr. Die aus einem einzelnen DIN A4 Blatt bestehende Anleitung gibt vor, dass man sowohl die Rumpf-MGs wie auch die beiden Bomben verwenden soll. Soweit ich gelesen habe und wie auch auf Bildern zu sehen ist, wurden die MGs ausgebaut und nur die vier in den Flügeln blieben übrig. Die Bomben wurden sicherlich nur für die Tests in Boscombe Down verwendet, wenn man diese also unterhängen möchte, sollte man die EW998 bauen. Der kleine Decalbogen enthält neben der oben erwähneten EW998 nur noch eine weitere Option, nämlich die HK944. Während EW998 in den britschen Farben lackiert war, tragen die übrigen RAF Apache das US Olive Drab, da sie ja vor Ort übergeben worden sind. Man hat nur die US Insignien mit eigenen Farben übermalt und die britischen Kennungen angebracht. Warum man hier nicht auch die anderen fünf Kennungen mit auf den Bogen gepackt hat verstehe ich nicht, es wären blos ein paar Zahlen und Buchstaben (A biS F, Kennungen siehe oben) gewesen. Die Farbangaben sind nur allgemein angegeben, ohne Bezug auf ein Farbsystem. Hinweise zur Detailbemalung finden sich keine in der Anleitung. Die Bemalungsanleitung selbst ist auf der Rückseite des Kartons aufgedruckt.
Für diesen Bausatz sind inzwischen auch einige hauseigene Zubehörsets erhältlich, neben einer tiefgezogenen Cockpithaube und einem passenden Maskensatz ist auch eine Ätzteileplatine erschienen, mit der man das Modell weiter verfeinern kann, insbesondere wenn man die Luftbremnsen ausgefahren darstellen möchte. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Der Bausatz ist in der typischen Short-Run Qualität gefertigt. Die Detaillierung ist recht gut, allerdings gibt es im Vergleich zum Original einige formmäßige Abweichungen, besonders am Rumpf. Weitere Infos:Anmerkungen: Den Bausatz und das Zubehör auf der Homepage von Hauler/Brengun findet ihr hier: Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 29. Juni 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |