USS United States(Revell - Nr. 05606)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalDie Fregatte USS „United States" ist eines von sechs Schiffen aus dem ersten Flottenbauprogramm der noch jungen Vereinigten Staaten. Als erstes der sechs Schiffe lief sie am 10. Mai 1797 vom Stapel. Beim Ablaufen von der Bauhelling passierte ein Unfall, der ihren Kiel schwer beschädigte. Zwar wurde der Schaden repariert, das neue Schiff erreichte aber nie die Segeleigenschaften seiner „Schwesterschiffe". Von ihrem bockenden Lauf bei starken achterlichen Winden erhielt sie ihren nickname „Old Waggon". Möglicherweise - hier bewege ich mich auf dünnem Eis - erhielt sie auch aus diesem Grund die erhöhte Poop, weil von achtern auflaufende Seen das Heck mit Steuerstand überspülten („to be pooped"). Denn als einziger Fregattenneubau aus dieser Zeit hatte die United States das erhöhte Achterdeck und eine doppelte Fensterreihe im Heckspiegel. Neben kleineren Prisen war ihr berühmtestes Gefecht der Kampf gegen die englische Fregatte HMS „Macedonian". Vor dem Krieg von 1812 waren die Kapitäne beider Schiffe sogar befreundet, John Surman Carden von der Macedonian sagte gar: „Möge Gott verhindern, dass sich unsere Schiffe im Gefecht begegnen". Der Sieg der „United States" erschütterte das Selbstbewusstsein der britischen Marine zutiefst. Hierbei nicht zu vergessen, dass die amerikanischen Fregatten in der Regel schwerer bewaffnet waren als ihre britischen Gegner. Nach 68 Dienstjahren, unter anderem als Flaggschiff des karibischen Geschwaders und Einsätzen im Mittelmeer, wurde das Schiff 1865 abgewrackt.
Der Bausatz kommt in einem riesigen Stülpdeckelarton daher. Im Karton ist ausreichend Platz auch für die großen Rumpfhälften, allerdings sollte auch hier eine bessere Unterteilung stattfinden, um ein Hin- und Herrutschen der zum Teil doch recht dünnen Bauteile zu verhindern. Die Boxart zeigt die imposante Fregatte von backbord vorn mit fast allen Segeln bei achterlichem Wind in recht hoch gehender See. Der Bausatz entspricht im Wesentlichen, das heißt hier in fast allen Teilen, dem der USS „Constitution". Mit Ausnahme der erhöhten Poop (auch: „Puppdeck") und natürlich der entsprechenden Gestaltung der Seitentaschen und des Heckspiegels gibt es keinen Unterschied. Da der Konstrukteur der fünf Fregatten, Joshua Humphreys, wahrscheinlich nur einen „Masterplan" gezeichnet hat, der als Grundlage für alle Neubauten dienen sollte, ist die große Ähnlichkeit beider Schiffe durchaus anzunehmen. Da viele Pläne werftseitig „angepasst" wurden und von der „U.S." keine Pläne mehr existieren, kann der Modellbauer ebenso verfahren... Der Revellbausatz selbst basiert mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem so genannten „Hull-Model" der „Constitution" aus dem Jahr 1812. Ein schönes, von Crewmitgliedern gebautes Großmodell für den ehemaligen Kapitän des Schiffes, Isaac Hull. Weitergehende Recherche fördert sicher noch viele Details zu Tage, insbesondere der Bewaffnung. Dies wäre an dem schönen Modell sicher einfach zu realisieren. Mittlerweile gibt es eine Menge Zurüstteile für diesen Bausatz (resp. die „Constitution"): Gedrehte Kanonenrohre aus Messing, Holzdecks und -blöcke. Auch Zubehör anderer Bausätze und Hersteller lässt sich gut verwenden, um das Modell erheblich zu „supern". Der neu gestaltete Bauplan umfasst 86(!) Seiten in zwei Heften. Das Titelblatt zeigt ein aus dem Kasten gebautes, ordentliches Modell, dem jedoch einige Fehler anhaften. Insbesondere die Anbringung der Leesegel entspricht hier nicht dem Bauplan und der korrekten Takelung. Die ersten elf Seiten befassen sich mit Sicherheitshinweisen und Basteltipps, der benötigten Farbpalette und der Teileliste. Ab Seite zwölf beginnt der Zusammenbau des Rumpfes, des Bugspriets und der Rahen, mit dem Anbau der mehrteiligen Anker auf Seite 32 ist der Bau und Ausrüstung des Rumpfes abgeschlossen. In jeder der bis dahin 63 Baustufen sind entsprechende Bemalungshinweise angegeben. Ab Seite 33 wird die Montage der drei Masten erläutert, die in Baustufe 95 in den Rumpf eingefügt werden. Mit dem Anbau der Stengewanten und der Jungfern an die Salinge beginnen die ersten Arbeiten an der Takelage. In gut nachvollziehbaren und übersichtlichen Schritten wird die Stütztakelage(„standing rigging", Stehendes Gut) bis Seite 57 mit der Baustufe 132 aufgeriggt. Die Takelung der Rahen und ihre spätere Position am Mast - je nach gewählter Variante mit oder ohne Segel - wird bereits im ersten Teil erläutert. Hierbei ist es wichtig, sich frühzeitig für eine Variante zu entscheiden, denn mit Segeln sollten die Rahen leicht angebrasst (schräg, Winkel kleiner resp. größer als 90° zur Schiffsmittellinie) werden, ohne Segel stehen die Rahen rechtwinklig. Auch die stark verbreiternden Leesegelspieren werden dann nicht verbaut. Ab Seite 58 kommt die jeweilige Entscheidung zum Tragen. Ab hier bis zur Baustufe 151 auf Seite 70 ist die stark reduzierte Takelung des laufenden Gutes („running rigging") eines Modells ohne Segel beschrieben. Die komplexe Takelage der Segel fällt weg, lediglich die Blöcke der Halsen, Schoten und Geitaue werden unter den Rahen befestigt. Die Position der Rahen ist in diesem Fall abgefiert knapp über den Eselshäuptern, die Längen der Fallen und Toppnanten sind in diesem Fall also größer. Als letzte Bauphase werden die achteren Beiboote an die Davits geriggt. Das letzte Bild zeigt den Belegplan des laufenden Gutes an Deck. Der nächste Bauabschnitt behandelt die Takelung des Modells mit Segeln. Die ersten Baustufen bis Nr. 158 gleichen der zuvor beschriebenen Variante, durch die höhere Position der Rahen sind Toppnanten und Fallen kürzer. Es folgt die Anbringung der tiefgezogenen Plastiksegel, deren Takelung zuerst mit Schoten und Geitauen, anschließend mit Nock- und Buggordings. Die Klüver werden an den Stagen befestigt und mit doppelten Schoten versehen, alle anderen Stagsegel nur mit einer, korrekt wären hier auch zwei. Erst nach der Takelung der Brassen erfolgt das Aufriggen der Leesegel. Ob der Modellbauer sich hier für eine weitere Variante ohne Leesegel entscheidet ist jedem selbst überlassen. Da zur Takelung der Leesegel häufig Seile am Mast geschoren werden müssen, sollte man sich gut überlegen, die Takelung der Brassen besser hintan zu stellen. Auch hier ist mit dem Aufstellen der Boote achtern der letzte Schritt getan. Für den Bau „ooB" ist der Bauplan absolut ausreichend. Wer sein Modell jedoch „supern" möchte, insbesondere durch die Vervollständigung der Takelage, ist auf die Fachliteratur angewiesen. Zum „Schwesterschiff" der „U.S." gibt es einiges an guter Literatur - bis hin zu den detailliert ausgeführten Plänen von Karl Heinz Marquardt. Neben den 1.339 Einzelteilen auf knapp 20 Rahmen (allein eine der 55 Kanonen besteht aus bis zu sieben Teilen!) liegen dem Kit sechs Garnrollen in Schwarz und Hellbraun in je drei verschiedenen Stärken bei. Hinzu kommen das Ankerkabel, zwei Flaggen aus Papier und die tiefgezogenenen Plastiksegel. Die Plastikteile sind durchweg von guter Qualität, Grate und Fischhautbildung ist trotz des hohen Alters der Formen nur selten. Einige störende Auswerfermarken liegen sichtbar auf den Bootsböden, ansonsten sind sie an später nicht mehr sichtbaren Stellen (an der Unterseite der Marsen und Salinge, im Rumpfinneren) oder sind leicht entfernbar. Rumpf- und Decksteile weisen eine feine Planken- und Holzstruktur auf, versierte Maler können hier ein schönes Teakdeck hinzaubern. Einzig nachteilig ist die unsinnige Teilung der Decksplatten in Quer- statt Längsrichtung. Darstellbare Maschinen: Mit und ohne Segel. Darüber hinaus noch viele weitere, dem Ideenreichtum sollten keine Grenzen gesetzt werden. Durch den reichhaltigen „Aftermarket" stehen einige Zurüstteile zur Verfügung. Allein die Bemalung ist alles andere als klar, schon hier gibt es viele Möglichkeiten einer anderen Darstellung.Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Nur für erfahrene Modellbauer zu empfehlen. Fazit:Aus Erfahrung mit dem Bau des Revell-Constitution-Modells kann ich sagen, die Passgenauigkeit ist sehr gut. Beim Zusammenbau der großen Rumpf- und Deckteile ist einige Geschicklichkeit nötig. Sehr schön, nur leider zu wenig, sind die zwanzig Crewfigures mit Offizieren, Pulveraffen und aufenternden Matrosen. Die komplette Crew bestand aus rund 400 Mann. Das fertige Modell ist 92 cm lang, 68 cm hoch und bei gesetzten Großleesegeln etwas über 40 cm breit. Ein imposantes Modell, das entsprechend viel Platz benötigt. Das Skill - Level mit 5 ist absolut berechtigt. Dieser Bausatz ist nichts für Anfänger. Selbst „out of Box" nicht eben einfach. Wer sich einen imposanten Zimmerschmuck bauen möchte, dabei Freude an unter Umständen monatelanger Arbeit hat, ist mit diesem Kit bestens bedient. Weitere Infos:Referenzen: Eine mögliche Bezugsquelle direkt beim Hersteller gibt es hier. Der Bauplan kann hier als pdf für den privanten Gebrauch heruntergeladen werden. Aus der Fachliteratur:
Diese Besprechung stammt von Frank Brüninghaus - 09. Mai 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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