VW Käfer 1951/1952(Revell - Nr. 00450)Produktinfo:
Besprechung:
Die Entwicklung des VW Typ 1, besser bekannt unter der Bezeichnung VW Käfer, geht maßgeblich auf eine Person zurück, die man meist nur mit Sportwagen oder dem Sportwagenhersteller in Stuttgart in Verbindung bringt: Ferdinand Porsche. Schon zu einer Zeit, als er Stromlinien- und Rennfahrzeuge konstruierte, reifte in ihm die Idee, einen Wagen für viele zu entwickeln. Ford hatte mit dem legendären T-Modell in den USA beachtliche Erfolge erzielt, und Porsche war sich sicher, dass ein ähnliches Potential in Europa vorhanden war. Dennoch versteiften sich die verschiedenen Unternehmen, bei denen er in den 1920er Jahren beschäftigt war, auf die Herstellung prestigeträchtiger, gewinnbringender Fahrzeuge, gemäß der Maxime große Autos für großes Geld. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 und den Auswirkungen sowohl auf die zahlende Kundschaft als auch auf die Automobilbranche und deren Angestellte eröffnete Porsche 1931 ein eigenes Konstruktionsbüro in Stuttgart. Für die Zündapp-Werke und für NSU begann Porsche mit der Entwicklung eines wirtschaftlichen Kleinwagens, die aber in beiden Fällen nicht über das Prototypenstadium hinauskamen. 1934 beauftragte der Reichsverband der Automobilindustrie Porsche mit der Entwicklung eines "Volkswagen" für vier Personen, mit geringem Kraftstoffverbrauch und einer Dauergeschwindigkeit von 100 km/h. Die Prototypen wurden umfassend, bei jedem Wetter und auf einer Strecke von knapp 50.000 Kilometern getestet. Die Erfahrungen aus dem Projekt mit NSU flossen bei der Weiterentwicklung ein, als Antrieb wurde ein Boxermotor mit 985-ccm-Hubraum ausgewählt, der auch schon beim NSU Protoypen erfolgreich getestet wurde. Da sich die ursprüngliche Idee einer Fertigung bei den RDA-Mitgliedsunternehmen zerschlagen hatte, übernahm 1937 die Deutsche Arbeitsfront das Volkswagen-Projekt und errichtete 1938/39 direkt beim Schloss Wolfsburg ein modernes Werk nach amerikanischem Vorbild. Der 2. Weltkrieg verhinderte eine Massenfertigung des Straßenwagens. Erst im August 1945 begann mit der Bestellung von 20.000 Volkswagen Limousinen durch die britische Militärregierung der Erfolg des Käfers. Der Wagen wurde von Jahr zu Jahr leicht verändert. So kamen vom Januar 1951 bis Oktober 1952 hinter den vorderen Radkästen Luftschlitze hinzu. Am 10. März 1953 erfolgte mit dem Ende der geteilten Heckscheibe, des Brezel-Fensters, die erste deutlich sichtbare Änderung an der Karosserie. Schon im Oktober 1951 wurde der 250.000. Käfer gebaut. Und der beliebte Volkswagen brach 1972 als erster den Produktionsrekord des T-Modells von 15 Millionen Exemplaren. Die Käferfertigung endete nach rund 21,5 Millionen Fahrzeugen am 30. Juli 2003.
Der Bausatz des VW Käfer in diesem Maßstab ist seit 1991 erhältlich. Seit seiner ersten Auflage taucht er etwa alle zehn Jahre in mehr oder weniger gleicher Aufmachung auf. Es gab ihn, so wie hier, mit Stahldach und auch mit Rolldach. Wobei sich letztere Ausführung teilemäßig nicht unterscheidet. Die Rolldachteile, also der Rahmen und das Rolldach (offen oder geschlossen) sind auch hier enthalten, man müsste lediglich den auf der Innenseite der Karosserie vorgravierten Bereich aus dem Dach heraustrennen. Für den Maßstab weist der Bausatz eine sagen wir mal durchschnittliche Detaillierung auf, man kann sie durchaus mit einem hochwertigen Fertigmodell vergleichen. Es sind jedoch alle Komponenten des Originals vollständig nachgebildet, Motor, Fahrwerk und Innenraum weisen alle notwendigen Details auf. Die Hupengitter und die Gitter oberhalb der Heckklappe sind nicht durchbrochen. Manche Bauteile hätten etwas filigraner ausfallen dürfen, wie z.B. die Scheibenwischer. Natürlich kann man sich in diesem Maßstab so richtig austoben und eine Ganze Reihe von Teilen nachdetaillieren, z.B. am Motor. Da sämtliche Hauben und Türen beweglich bleiben, lohnt sich das in jedem Fall. Die Gussqualität ist stellenweise durchwachsen, teilweise ist sehr viel Grat und Fischhaut an den Teilen vorhanden. Besonders ärgerlich ist das an den Chromteilen, da kann man schon mal drüber nachdenken den Chrom komplett zu entfernen und die Teile mit den entsprechenden Mittelchen neu zu "metallisieren" (Z.B. mit Alclad II Chrom). An der Karosserie sind einige Gussgrate zu finden, die man entfernen muss, aber Achtung - das gilt nicht für die erhaben dargestellten Keder (Dichtleisten) an der Trennstelle der Kotflügel - die gehören so! Motor und Getriebeblock bestehen aus etwa 50 Einzelteilen, hinzu kommen noch die ganzen Zündkabelkabel und Schläuche, die hier mit einem schwarzen Vinylschlauch dargestellt werden. Es liegt nur eine Stärke bei, hier kann man sicherlich noch einiges besser machen. Die Verkabelung an den Stirnwänden vorne und hinten sollte man unbedingt ergänzen, da diese recht gut zu sehen ist. Die Achsen sind stark vereinfacht dargestellt und starr, die Lenkung funktioniert aber immerhin.
Wer den Bausatz noch von seinen früheren Auflagen her kennt, weiß um die kleinen Fehler oder "Anomalien", was die Authentizität angeht. Nicht, dass Revell hier jetzt komplett daneben liegen würde, aber es gibt Details, die in dieser Kombination nicht an einem Käfer aus der Zeit vorhanden waren. Der Käfer wurde in den ersten Jahren nur minimal verändert, es betraf in der Regel nur Kleinigkeiten, die sich aber zeitlich recht genau zuordnen lassen. Die Punkte, um die es geht, wären folgende:
Machen wir also mal eine kleine Bestandsaufnahme und gehen die obige Liste Punkt für Punkt durch. Die Stoßstangen sind beim Bausatz glatt ohne die Sicke in der Mitte (Teile 140 und 148). Diese Ausführung wurde ab Oktober 1952 verbaut. Die Rückleuchten mit dem herzförmigen Bremslicht auf der Oberseite der Leuchte wurde ebenfalls ab diesem Datum eingeführt (Teile 145, 146 und 147). Gleichzeitig wurde die Kennzeichenleuchte entsprechend modifiziert, nun ohne die zentrale Bremsleuchte (Teil 100). Die Rheumaklappen, dreieckige Lüftungsklappen vor den Türen, eingeführt Anfang 1951, entfielen ab Oktober 1952 wieder, genau so wie die kurvigen Ausschnitte in den Seitenfenstern, die bei leicht heruntergekurbelten Scheiben für eine bessere Lüftung sorgten. Dafür gab es dann die kleinen Dreiecksfenster, die im Bausatz gar nicht vorhanden sind. Die Rheumaklappen sind als Gravur vorhanden, die Aussparungen in den Scheiben aber nicht. Ebenfalls ab Oktober 1952 gab es die ovalen anstelle der kreisrunden Hupengitter neben den Scheinwerfern (Teil 85, ovale Gitter). Die Zierleisten der Trittbretter hatten ab dem Zeitpunkt keine Sicke mehr (Teile 138 und 139, ohne Sicke). Die Sitzpolster der Bausatzsitze haben nur wenig Ähnlichkeit mit denen aus der damaligen Zeit. Sie sehen viel moderner aus. Der Verlauf der Nähte ist deutlich anders. Um das Ganze jetzt irgendwie zeitlich passend zu machen sollte man die Rheumaklappen zuspachteln und die Seitenscheiben mit dem Dreicksfenster versehen. Dann hat man einen Käfer im Bauzustand ab Oktober 1952. Der Aufwand für die andere Variante, also eine frühere, ist deutlich größer. Wegen der Sitze muss man sich in beiden Fällen was überlegen. So ganz authentisch ist es dann immer noch nicht, denn auch das Armaturenbrett erfuhr ab Oktober 1952 ein umfangreiches Facelift und man müsste es beinahe komplett neu aufbauen. Bilder dazu findet man reichlich im Internet. Es handelt sich hier auch nicht um den als Zwitter bekannten Käfer, der ein Mix aus 1952 und 1953er Merkmalen war.
Kommen wir nun endlich zum "Wesentlichen" dieser Bausatzreihe, der Technik. Revell hat hier ein kleines Licht-Paket zusammengeschnürt. Es besetht aus insgesamt sieben fertig verkabelten Miniatur-LED und einer Kontrollplatine, auf der eine kleine Simulation einprogrammiert ist. Die Montage der Platine erfolgt unter dem Rücksitz und dürfte später nicht mehr zu sehen sein. Das Batteriefach bleibt extern unter dem Modell liegen. Nachdem man die Batterien in selbiges eingelegt hat und den Schalter betätigt, läuft ein etwa eine Minute dauerndes Programm ab. Es wird zuerst die Armaturenbrettbeleuchtung eingeschaltet. Kurz darauf schalten die Scheinwerfer und die Heckleuchten zu. Dann fängt der Blinker an zu blinken. Es ist übrigens nur für eine Seite eine Blinkleuchte vorhanden. Wenn der Blinker wieder aus ist geht die Lichthupe mehrmals an und aus. Zum Schluss bremsen wir mehrmals ab und können dies anhand der aufleuchtenden Bremsleuchte erkennen. Ich habe bei Youtube ein kleines Video hochgeladen, in dem man sich die Effekte mal anschauenn kann. Eine Möglichkeit die Leuchten selbst ein- und auszuschalten gibt es leider nicht. Auch kann man die Programmierung nicht verändern, die USB-Schnittstelle wird zwar erkannt, aber es ist nicht nachvollziehbar, welches Übertragungsprotokoll verwendet wurde, geschweige denn welche Software zur Programmierung zum Einsatz kam. Ich vermute es handelt sich um eine Art Arduino Micro/Nano, die Platine offenbart allerdings auch nach dem Entfernen des Schrumpfschlauches ihr Geheimnis nicht. Sound gibt es ebenfalls keinen, was ich persönlich sehr schade finde. Immerhin ist der Aufpreis gegenüber dem normalen Bausatz nicht gerade wenig. Da hätte schon etwas "mehr" drin sein müssen, wenigstens ein kleines Schaltpult, an dem man selbst hätte schalten können. So eine LED kostet um die 2,50 Euro, eine Arduino Mini/Nano unter ca. 20 Euro. Mit dem Batteriefach wären das knapp unter 50 Euro Materialwert, mit den Steckern dann 60 Euro. Den Bausatz gabe es beim letzten Mal so um die 40 Euro. Im Revell-Shop kostet der Spaß stolze 149 Euro. Darstellbare Fahrzeuge: Es liegen eine ganze Reihe von Kennzeichen bei. Man kann damit einen Käfer aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Dänemark, Schweden, Niederlande, Italien, Großbritannien, Belgien und Frankreich bauen.Stärken:
Schwächen:
Fazit:Das Technikmodul ist sicherlich ein guter Weg, die Käuferschicht etwas zu erweitern. Ich finde aber den Aufpreis von ca. 100 Euro für das Gebotene etwas zu hoch. Man hat keine Möglichkeit, die Leuchten selbst anzusteuern, ebenso wäre ein Soundmodul ganz nett gewesen (Hupe, Motor). Der Bausatz an sich ist ja ein alter Bekannter mit einer ordentlichen Detaillierung und einigen Ungereimtheiten, was das Vorhandensein bestimmter Details angeht, bezogen auf den Jahrgang 1951/1952. Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 06. März 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |