Scammell Pioner SV2S(IBG Models - Nr. 35029)Produktinfo:
Besprechung:Der Sammell Pioneer war ein britischer 6x6 Universalschlepper, der im Zweiten Weltkrieg als Bergefahrzeug, Artillerieschlepper und als Panzertransporter eingesetzt wurde. Alle Pionner in britischen Diensten waren mit einem 102PS starken 6-Zylinder Dieselmotor von Gardner ausgestattet. Der Antrieb erfolgte über die beiden Hinterräder und das Fahrzeug verfügte außerdem über eine Seilwinde. Die 1935 in die Truppe eingeführte erste Ausführung R100 war ein schwerer Artillerieschlepper zum Ziehen von mittlerer und schwerer Artillerie. Bis zum Ende des Krieges wurden 980 Stück gebaut. Ab 1936 erhielt die British Army das erste von 43 schweren Bergefahrzeugen SV1S. Viele der R100 und SV1S gingen zum Ende des Frankreichfeldzuges im Juni 1940 verloren. Viele davon mussten zurückgelassen werden und wurden von den eigenen Truppen zerstört. Die Wehrmacht konnte allerdings einige Fahrzeuge bergen und hat diese im weiteren Verlauf des Krieges auch eingesetzt. Russland erhielt einige Fahrzeuge im Rahmen des Lend-Lease-Programmes. Die Version SV2S wurde 1938 eingeführt und hatte gegenüber dem SV1S einen verbesserten Kran mit einer höheren Hubleistung. Vom SV2S wurden 1.975 Stück gebaut und bis in die 1970er Jahre verwendet. Der Panzertransporter wurde ab 1937 ausgeliefert. Er verfügte über ein verlängertes Chassis, um Platz zu bieten für die Besatzung der geborgenen Fahrzeuge. Nach 479 Fahrzeugen endete die Produktion des Panzertransporters.
Der Bausatz des Scammell ist eine Neuentwicklung von IBG Models und im Oktober 2017 erschienen. Schon nach dem Öffnen des sehr ansprechend gestalteten Stülpkartons ist klar, dass wir hier einen hervorragend detaillierten aber auch sehr komplexen Bausatz vor uns haben. Eine kurze Bestandsaufnahme ergibt eine Teilezahl von knapp über 310 plus weitere 52 auf der Ätzteileplatine. Die sauber gespritzten Bauteile verteilen sich auf zahlreiche Rahmen, die fast alle quadratisch und gleich groß sind. Die Aufteilung entspricht mehr oder weniger den einzelnen Baugruppen, was wegen der kommenden Versionen auch Sinn macht. Eine Ätzteileplatine, ein Stück Schnur für das Windenseil sowie ein DIN A4 Poster mit dem Motiv des Deckelbildes sind ebenfalls Teil dieses schönen Paketes.
IBG Models hat bei diesem Bausatz beinahe jedes detail nachgebildet. Angefangen vom Inneneraum der alleine schon aus knapp 60 Einzelteilen besetht. Jeder Ausrüstungsgegenstand oder Bedienelement ist vorhanden, kaum ein Bauteil wurde dadurch vereinfacht dass man es irgendwo mit angespritzt hat wie z.B die Pedale, MG Halterungen, Feuerlöscher, Handgriffe undsoweiter. Der 6-Zylinder Motor wurde ebenfalls vollständig im Modell nachgebildet. Damit man dieses kleine aus nicht weniger als 23 Einzelteilen besethende Prachtstück am fertigen Modell noch bewundern kann sollte man einfach die Seitenteile der Motorhaube weglassen (Teile F11 und F12). Die ganzen Nebenaggregate wie z.B. der Kühler, das Getriebe oder die Seilwinde wurden mit derselben Sorgfalt bezüglich der Details behandelt. Selbiges gilt natürlich auch für die Achsen. Der Preis dafür ist allerdings ein relativ komplexer Aufbau mit sehr vielen Teilen. Die Bauanleitung ist hier stellenweise sehr unübersichtlich.
Schade, dass man die vorderen Radnaben an den Achsträger angespritzt hat, denn der Bereich wurde wunderbar herausgearbeitet und man hätte bei separaten Teilen die Räder eingelenkt anbauen und so den Blick auf die sehr detaillierte Vorderachse richten können. Die Räder selbst können auch nur fest angebaut werden, obwohl man drehbare Räder sehr leicht hätte realisiern können. Da wundert es dann auch nicht, dass auch die Hinterachse am Ende vollkommen starr ist. Auch hier wäre es sehr einfach gewesen, die die Teile beweglich zu halten, ohne dafür Einschränkungen bezüglich Detaillierung und Originalität hinnehmen zu müssen. Ok, ich gebe zu, das ist Gemeckere auf ganz hohem Niveau :))
Die sieben Reifen des Bausatzes sind aus Kunststoff gefertigt und nicht, wie derzeit oft üblich, aus Weichplastik. Die Trennlinie zwischen dem Radreifen und dem Teil mit der Felge verläuft entlang der umlaufenden Rille an der Flanke. Ein kurzer Test ergab hier eine sehr gute Passung. Die Bemalung dürfte auch kein Problem darstellen, es gibt eine ausgeprägte Trennlinie zwischen Reifen und Felge. Neben den starren Achsen und Rädern sind die nur geschlossen anbaubaren Türen der Fahrerkabine und die geschlossenen Werkzeugkisten ein weiterer Kritikpunkt am Modell. Natürlich kann man mit etwas Eigeniniative hier etwas mehr Leben ins Modell bringen, es wäre aber schön gewesen, wenn der Bausatz von Haus aus mit solchen Features ausgestattet wäre, auch angesichts des hohen "Engineering Levels". Das Innenleben der Werkzeugkisten muss man dann aber scratch bauen.
Der 13x9cm große Decalbogen wurde von Techmod hergestellt und ermöglicht uns den Bau von fünf verschiedenen Fahrzeugen von fünf Nutzerstaaten. Das erste Fahrzeug ist eine Beutestück der Wehrmacht aus dem Afrka-Feldzug. Das Fahrzeug ist dunkelgelb über alles lackiert mit einer großen III. Reich Fahne auf der Motorhaube. Fahrzeug Nr. 2 ist ein Lend-Lease aus Russland. Auch dieses ist unifarben, hier olivgrün, lackiert. Die Einheit ist nicht näher bestimmt. An der Ladebordwand gibt es einen kyrillischen Schriftzug, ich glaube da steht irgendwas mit "Sieg" ;). Die beiden nächsten Scammells sind aus britischer und südafrikanischer Verwendung, einmal eingesetzt in der Normandie, das andere in Agypten, beide aus dem Jahre 1944. Als letzte Option steht noch ein polnischer Exil-Scammell zur Auswahl. Die Decals sind von guter Qualität und sehr sauber im Druck. Die Anleitung macht auf den ersten Blick zunächst einen sehr guten Eindruck. Beim Durchblättern fällt allerdings auf, dass die einzelnen Baustufen alle in derselben Größe abgedruckt sind, d.h. wenige komplexe Schritte sind sehr übersichtlich, andere hingegen wimmeln geradezu vor Pfeilen und Bauteilen (jedem Bauteil ist ein Richtungspfeil zugeordnet, der auf die korrekte Position zeigt). Die Tatsache, dass die Skizzen gerenderte CAD-Ableitungen sind, macht die Sache nicht besser. Zum Glück stellt IBG die Anleitung als hochauflösendes PDF auf deren Homepage zur Verfügung. Diese kann man ohne Qualitätsverlust zoomen, so kann man dann auch was erkennen. Die Bemalungsanleitung ist farbig mit einer Seite pro Fahrzeug. Vorbildlich sind auch die Farbangaben mit vier verschiedenen Herstellern (ein fünfter ist auf der Homepage aufgeführt, siehe auch oben im Bildblock mit der Anleitung).
Darstellbare Fahrzeuge:
Fazit:Hervorragend gemachter Bausatz mit guter Ausstattung zu einem fairen Preis. Allerdings vermisse ich einige Features wie bewegliche Achsen oder offen baubare Türen und Klappen. Weitere Infos:Anmerkungen: Den Bausatz auf der Homepage von IBG Modls findet ihr hier. Der Deutschlandimport läuft über Modellbau König. Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 04. Januar 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |