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Fokker Dr.I

(Artesania Latina - Nr. 20350)

Artesania Latina - Fokker Dr.I

Produktinfo:

Hersteller:Artesania Latina
Sparte:Flugzeuge Militär bis 1939
Katalog Nummer:20350 - Fokker Dr.I
Maßstab:1:16
Kategorie:Bausätze (Resin, Vacu, ...)
Erschienen:August 2017
Preis:ca. 250 €
Inhalt:Multimediabausatz mit 750 Einzelteilen, Stückliste siehe Text

Besprechung:

Artesania Latina - Fokker Dr.I

Für die Schiffbauer unter den Modellbauern dürfte Artesania Latina vielleicht ein Begriff sein. Zwar stellt diese Firma auch Maßstabsmodelle her, aber keine reinen Plastikbausätze im eigentlichen Sinn. Vielmehr handelt es sich bei den Bausätzen um Holzbausätze mit zusätzlichen Teilen aus den verschiedensten Materialien, angefangen von Papier bzw. Pappe über Metall(guss)teilen bis hin zu Fotoätzteilen. Neben sehr aufwändigen Bausätzen, aus denen museumstaugliche Modelle entstehen können, sind im Programm von Artesania Latina auch einfache Steckmodelle aus allen Bereichen zu finden. Der hier im Folgenden vorgestellte Bausatz der Fokker Dr.I im Maßstab 1:16 gehört definitiv in die erste Kategorie. Er ist als "Strip-Down" Modell aufgebaut, ähnlich denen wie man sie von Eduard oder, ein paar Nummern größer, auch von Hasegawa kennt.

Artesania Latina - Fokker Dr.I

Die Materialwahl orientiert sich zweckmäßigerweise sehr nahe am Original und stellt einen Mix aus Holz, Metall und Blech (Ätzteilen) dar. Hinzu kommen verschiedene Stärken an Garn, Karton sowie einige Hilfsmittel in Form von Rundhölzern, mit denen man einige der Ätzteile durch Rollen in Form bringen muss. Wer möchte, kann das fertige Modell auf einem Ständer aus Acrylglas präsentieren. Die Bauanleitung ist leider nur in digitaler Form auf einer DVD enthalten und als Präsentation mit 134 Seiten und 294(!) Baustufen aufgebaut. Das klingt viel, aber es sind immer nur ein paar Bilder auf jeder Seite untergebracht. Für einige der Baugruppen, z.B. die Tragflächen, sind hochauflösende Videos vorhanden, in denen man sich Schritt für Schritt das Ganze nochmal ansehen kann.

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Fokker Dr.I

 

Werfen wir zunächst einen Blick auf den Inhalt des überraschend kleinen (weil flachen) Kartons. Normalerweise zeige ich immer ein Übersichtsbild vom gesamten Inhalt, das würde hier aber mehrere Quadratmeter an Platz erfordern und sicherlich auch endlos viel Zeit der Vorbereitung :). Deshalb zeige ich hier eine Collage aus den Abbildungen der Anleitung. Wie man sehen kann werden für den Zusammenbau folgende Teile benötigt:

  • 2 Platten aus Sperrholz mit lasergeschnittenen Teilen für die Rippenstruktur der drei Tragflächen, 450x150mm, einmal 2mm stark und einmal 5mm,
  • Eine helle und eine dunkle Platte aus Sperrholz für den Propeller
  • Ca. 100 Metallgussteile
  • 3 Messingrohre, 0.5, 1 und 2mm Durchmesser, Stahldraht 0.25mm Durchmesser
  • 4 Platinen mit Fotoätzteilen (1x 0.2mm Messing, 2x 0.2mm Stahl und 1x 0.8mm Stahl)
  • 3 Sorten Garn, Schwarz und Braun (insgesamt 30m)
  • 10 Streifen Papierband 0.15x1.5x450mm (muss ausgeschnitten werden)
  • 70 Streifen Furnierholz 0.4x2x200mm
  • 5 Bambusstäbe mit 2mm Durchmesser
  • 2 Rundhölzer, 4 und 6mm Durchmesser
  • 1 Rechteck-Profilholz 2x7x300mm
  • 1 kleiner Decalbogen mit Instrumenten
  • 6 Teile aus Acrylglas für den Ständer

Die Metallteile sind in drei großen Blistern einsortiert und frei von irgendwelchen Angüssen. Entgraten muss man die Teile natürlich schon noch. Die Ätzteile mögen recht grob erscheinen, man darf aber nicht vergessen, dass wir uns hier im Großmaßstab bewegen. Außerdem gibt es in diesem Maßstab eigentlich keine wirklich filigranen Teile (zumindest an einer Fokker Dr.I).                    

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Der Zusammenbau beginnt mit einigen Einzelteilen aus dem Cockpit, wie z.B. dem Sitz und der Bodengruppe (eigentlich gibt es keinen Boden, sondern nur zwei „Ablagen“ für die Füße). Warum hier ausschließlich Metallteile zum Einsatz kommen erschließt sich mir angesichts vorhandener Holzteile für andere Bereiche nicht. So muss man eben die Sitzauflage und die bereits erwähnten „Ablagen“ mit einer Holzmaserung versehen. Bei den Gurten ist das ähnlich, diese sind komplett aus Fotoätzteilen, geätzte Gurtschnallen und ein Gewebe für die Bänder hätten wesentlich realistischer ausgesehen. Nun denn, jedenfalls scheint soweit alles an Details vorhanden zu sein.

Die Gitterrohrrahmenstruktur wird aus einzelnen Segmenten aufgebaut und mit kleinen Messingröhrchen verbunden. Das ist dann der einfache Teil davon. Die erste Geduldsprobe kommt beim Einflechten des rückwärtigen Schotts, hier müssen 70 kleine Fäden miteinander verknotet werden, am besten schaut man sich das zugehörige Video dazu an, aus der Anleitung wird man hier nicht wirklich schlau. Danach kann man die ganzen Baugruppen vom Anfang nach und nach einsetzen.

Die Steuerseile aus Draht sind noch überschaubar, aber dann geht’s los mit der inneren Verspannung des Rumpfes. Wenn ich richtig gezählt habe sind es 38 Spanndrähte mit Schlössern aus Fotoätzteilen. Ach ja, die 76 zugehörigen fotogeätzten Ösen habe ich ja ganz vergessen zu erwähnen :). Es scheint eine Menge Arbeit zu sein, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.

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Mit den Leitwerken am Heck geht die Rumpfmontage weiter. Sowohl Höhen- wie auch das Seitenleitwerk werden komplett aus Ätzteilen aufgebaut. Eine Biegehilfe wäre hier ganz hilfreich. Der durchgehende zentrale Holm der Höhenruder ist ein Bambusstab. Schade, bei all dem Aufwand scheint mir das am Ende nicht beweglich zu sein. Das Seitenleitwerk ist vom Aufbau her ähnlich, auch dieses ist am fertigen Modell starr, obwohl sämtliche mechanischen Aufhängungen und Seilverbindungen genau wie beim Vorbild zusammengebaut und verlegt werden.

In den folgenden Schritten werden die Munitionsboxen, das vordere Schott und die Tanks in den nun fast fertigen Rumpf eingebaut. Ein Teil des Rohrrahmens wird mit dreieckigen Blechen, die eigentlich Holzteile sein sollten, abgedeckt. Artesania Latina empfiehlt für das Aufmalen der Maserung eine geätzte Spritzschablone. Danke, dass man die extra dazu kaufen muss :(.

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Soweit mal zum Rumpf, der Motor folgt erst im späteren Verlauf. Zunächst geht es an den Zusammenbau der Tragflächen. Auch hier folgt der Bausatz im Wesentlichen einer dem Original nachempfundenen Bauweise.

Zunächst wird ein U-förmiger zentraler Holm aus mehreren Holzleisten aufgebaut, danach werden die einzelnen Spanten in dafür vorgesehene Schlitze eingesetzt. Ein guter L-Winkel oder ein Mini-Geodreieck sind hier zwingend erforderlich. Die Vorder- und Hinterkanten werden mit Ätzteilen erstellt. Erstere müssen mit dem dicken Rundholz in Form gerollt werden, im Video zur Flügelmontage klappt das allerdings mehr schlecht als recht. Die ganzen Spanten werden mit hauchdünnen Furnierstreifen überzogen, um ihnen ein Doppel-T-Profil zu verpassen. Man wird sehen, wie gut sie sich um die Vorderkante herumlegen lassen, ohne zu brechen.

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Jede der drei Tragflächen besteht aus etwa 100 Bauteilen. Die Bauanleitung lässt für diese Baugruppe stark zu wünschen übrig. Es gibt nicht wirklich eine Schritt-für-Schritt Anleitung, vielmehr ist alles irgendwie auf 33 Seiten verteilt, zwischendurch werden dann auch mal so nebenbei die MGs gebaut. Ähnlich wie die Flügel entsteht auch der Radträger bzw. genauer gesagt die verkleidete Radachse. Für die Räder muss man sich was einfallen lassen, die metallenen Reifen sind ja noch ok, aber die Speichen als Ätzteile, wohlgemerkt mit rechteckigem Querschnitt, gehen in diesem Maßstab gar nicht.

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Hat man diesen doch recht anspruchsvollen Teil hinter sich gebracht, fehlt am Modell eigentlich nur noch der Motor. Er besteht im Wesentlichen aus Metallgussteilen. Entsprechend viel Aufwand erfordert die Beseitigung der Grate. Besonders an den neun Zylindern ist das alles andere als lustig. Am Ende sind es knapp über 60 Einzelteile, die für den Motor benötigt werden. Leider verschwindet er am fertigen Modell zu gut zwei Dritteln unter der Abdeckung.

Als letzte Herausforderung an den Modellbauer steht noch der Bau des Propellers aus. Auch hier kann man sich in die damalige Zeit zurückversetzen lassen. Genau wie damals nämlich wird er aus mehreren Lagen Holzleisten laminiert. Abwechselnd kommen vier Lagen dunkles und drei Lagen helles Holz zum Einsatz, um die Maserung hervorzuheben. Beim Original waren dies Walnuss und Birke. Die einzelnen Lagen sind in der Form grob vorgegeben, damit man das endgültige Profil leichter mittels Feile oder Schleifpapier herausarbeiten kann.

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Fokker Dr.I

 

Das fertige Modell weist eine Spannweite von 450mm und eine Länge von 360mm auf. Die Höhe liegt bei 184mm. Das beiliegende Poster im DIN A0 Format zeigt das Modell von allen Seiten im Maßstab 1:1, als Größenvergleich habe ich mal die DVD dazugelegt. Der Bausatz erinnert mich so ein wenig an die inzwischen zahlreich erschienenen Abo-Bausätze. Mit seinen gut 250 Euro Verkaufspreis liegt er, gemessen an der Größe des Modells, auch durchaus preislich in diesem Bereich. Die Detaillierung ist sehr gut, es bleibt in einigen Detailbereichen aber durchaus Raum für eigene Ergänzungen, das richtige Referenzmaterial vorausgesetzt. Ich denke da besonders an so Kleinigkeiten wie z.B Schraubenköpfe, Leitungen, Kabel und so weiter. Was mir an dem Paket nicht so gut gefällt, ist die Anleitung, hier hätte man ruhig eine gedruckte Version machen können. Ein paar Detailfotos hätten sicherlich auch nicht geschadet.

Artesania Latina - Fokker Dr.I

Fazit:

Ein imposanter Bausatz mit vielen Details. An manchen Stellen wurden nicht alle Möglichkeiten, die der Materialmix bietet, ausgeschöpft (Räder, Holzteile im Cockpit, Funktionalität der Ruder). Aber man soll ja schließlich auch noch was tun können :). Wer den Zusammenbau meistert, wird mit einem nicht alltäglichen Modell belohnt.

Weitere Infos:

Anmerkungen:

Der Vertrieb in Deutschland erfolgt über Faller. Bei Artesania Latina selbst ist der Bausatz hier zu finden:

Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 24. Oktober 2017

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