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Potez 630 "French Heavy Fighter"

(Azur - Nr. A057)

Azur - Potez 630

Produktinfo:

Hersteller:Azur
Sparte:Flugzeuge Militär WK2
Katalog Nummer:A057 - Potez 630 "French Heavy Fighter"
Maßstab:1:48
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2006
Preis:ca. 40-50 €
Inhalt:
  • 5 Gussäste aus grauem Plastik
  • 1 Gussast mit Klarsichtteilen
  • Resinteile
  • 1 Ätzteilplatine
  • 1 Decalbogen
  • 1 Bauanleitung

Besprechung:

Das Original

Die Potez 630 war ein zweimotoriges Flugzeug, entworfen zum Bomberbegleitschutz, als schwerer Tag- und Nachtjäger, leichter Bomber und Aufklärer. Es gab zwei- und dreisitzige Varianten. Die Potez 630 flog am 25.04.1936 zum ersten Mal und wies durchaus gute Flugeigenschaften und Leistungen auf. 88 Stück der 630 wurden bis 1940 gebaut. Die Nachfolgeversionen Potez 631, 633 und 637 erhielten zuverlässigere Gnome-Rhône GR14 Motoren. Die Potez 63-11 erhielt zudem einen neuen Rumpfaufbau. Die gesamte Produktion der Potez 63 Varianten umfasste 1.115 Stück (Potez 630, Potez 631, Potez 633, Potez 637 und Potez 63-11). Neben Frankreich waren die Schweiz und Jugoslawien Betreiber von Potez 630, die deutsche Luftwaffe besaß nach dem Frankreichfeldzug mehrere Beuteexemplare.

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Potez 630 "French Heavy Fighter"

 

Das Modell

Azur ist bekannt für seine Modelle aus französischer Produktion. Schön, dass sich ein Hersteller diesem interessanten Thema widmet. Das Modell der Potez 630 wird in einem stabilen Stülpkarton geliefert. Leider sind die Gussäste alle zusammen in einem Beutel, was nicht gerade zur Transportsicherheit beiträgt. Der Kunststoff ist relativ weich, außerdem sind die Übergänge vom Rahmen zu den Bauteilen ziemlich dick. Deshalb ist es ratsam, sehr vorsichtig mit der Bearbeitung der Teile vorzugehen. An allen Teilen ist leichter Grat vorhanden. Die Detaillierung aller Bauteile ist sehr gelungen. Die Oberflächen des Bausatzes sind schön glatt, aber im Gegensatz zum Modell weist das Original doch noch die ein oder andere (Senk-)Nietreihe auf. Das wurde am Bausatz nicht umgesetzt.

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Potez 630 "French Heavy Fighter"

 

Der Kabinenbereich ist realistisch wiedergegeben: Sitzgurte aus dem Ätzteilrahmen kommen hier zur Anwendung, die Kabineninnenwände weisen Struktur auf, alle Steuerelemente sind als Einzelteile vorhanden, ebenso Reservemagazine für die Rückwärtsbewaffnung und die beiden Trommelmagazine für die 20mm Vorwärtsbewaffnung.

Die meisten Kleinteile werden für das Hauptfahrwerk benötigt: Jedes Fahrwerkbein besteht aus 15 Einzelteilen. Die Fahrwerkschächte weisen eine Metallstruktur auf, haben aber auch eine Auswerfermarke im sichtbaren Bereich.

Spritzling E enthält die Motorenteile: Verschalungen, Propellerteile sowie die Lufteinläufe. Die Motoren selbst bestehen komplett aus Resin-Teilen, jeder Zylinder wird dafür einzeln montiert - das sind 14 Stück pro Motor.

Die Klarsichtteile sind die Kabinenhaube (einteilig), hinteres Bodensichtfenster und der Scheinwerfer für die Nasenspitze. Für die beiden seitlichen Sichtfenster beim Piloten liegt eine Klarsichtfolie bei.

Azur - Potez 630 "French Heavy Fighter"

Azur - Potez 630 "French Heavy Fighter"

Das 7,5mm-MG des rückwärtigen Abwehrstandes besteht aus fünf Einzelteilen, mangelt jedoch trotzdem noch an realistischem Aussehen. Eventuell schafft hier der Zubehörmarkt Abhilfe. Für die beiden französischen Varianten werden Bombenaufhängungen und die zwei 20mm-Kanonen am Rumpf unter dem Cockpit verbaut. Die Schweizer Potez hatte 20mm Oerlikon FF/K in einer Bauchgondel montiert. Diese Bewaffnung ist als Resin beigelegt.

Die Fotoätzteile umfassen Sitzgurte, Visier (Fadenkreuz) und ein paar Bleche und Stangen für den Rumpf.

Der Maßstab des Modells ist korrekt, die Dimensionen stimmig.

Azur - Potez 630 "French Heavy Fighter"

Die Decals wurden von Aviprint gedruckt und sind sehr präzise. Dies kommt vor allem beim Skelett (G.C. II/1, 3. Escadrille) und beim Storch (G.C. I/5, 1. Escadrille) zur Geltung. Die Typenangaben am Seitenleitwerk sind doppelt vorhanden: Einmal auf der französischen Trikolore und für diejenigen, welche ebendiese bereits per Airbrush aufgetragen haben, sind die Typenangaben ohne Hintergrund verfügbar.

Die Bauanleitung ist sehr übersichtlich gestaltet und führt in 14 Schritten zum fertigen Modell. Sie ist in Tschechisch und Englisch gehalten, die Farbangaben sind sogar noch um Deutsch und Französisch ergänzt. Die Farbangaben beziehen sich auf Gunze-Sangyo-Farben. Die Geschichte der Potez 630 wird am Anfang kurz erwähnt.

Zu den Varianten: Die beiden französischen Varianten sind im Vergleich zu Originalaufnahmen sehr stimmig.

Zur helvetischen Potez: Die Schweiz beschaffte sich eine Potez 630 C3 (Chasse 3, dreisitziger Jäger) aus der Produktion für die Armée de l'Air, diese erhielt das militärische Kennzeichen B-2. Die zweite Potez war eine 633 B2 (Bombardier 2, zweisitziger Bomber), jedoch ebenfalls mit Hispano-Suiza Motoren, daher wurde zum Teil die Bezeichnung Potez 632 verwendet. Diese Maschine ist im Bausatz darstellbar als B-1 mit der Oerlikon-Bewaffnung in zwei verschiedenen Bemalungen.

Fehler des Bausatzes für die Schweizer Version:

  • Fehlende MG29-Läufe vor der Frontverglasung (1939-1941 ein MG, ab 1941 zwei MGs).
  • Auspuffrohre für die B-1 führten ab ca. 1943 durch die Motorverkleidung. Bauteile E6 werden für Variante „D" somit nicht benötigt, die Öffnungen müssen verspachtelt werden.
  • Ab ca. 1943 wurden Streben in Dreiecksform zwischen Motoren und Motor-Verschalungen montiert, diese sind zwischen Propeller und Motor sichtbar.
  • Variante „C" besaß im Original keine roten Bänder mit Schweizer Kreuz auf der Flügeloberseite, sondern Kokarden.
  • Die Farben an den schweizer Potez 630/632 waren nicht Khaki/Graublau sondern Dunkelgrün (K+W 2, entspricht RLM70) und Graublau (K+W 1, entspricht RLM65).
  • Varianten „C" und „D" hatten keinen Antennenmast (Teil C28) auf dem Kabinendach.
  • Variante „C" war anfangs mit einem Zielfernrohr vor dem Cockpit ausgerüstet, außerdem war bis 1941 nur eine Kanone Oerlikon FF/K in der Rumpfwanne eingebaut.
  • Im Gegensatz zu französischen Maschinen hatten die beiden schweizer Potez ein kurzes Pitot-Rohr unter der Nasenspitze montiert. Das Pitot-Rohr muss für Variante „D" von der Nase an die rechte Tragfläche versetzt werden
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Potez 630 "French Heavy Fighter"

 

Darstellbare Maschinen:
  • Potez 630 C3, N°75, G.C. I/5, 1. Escadrille, Bordeaux-Merignac, Juni 1940
  • Potez 630 C3, N°44, G.C. II/1, 3. Escadrille, Etampes 1939
  • Potez 632, B-1, Swiss Air Force, 1940
  • Potez 632, B-1, Swiss Air Force, September 1944
Stärken:
  • Einzigartig in diesem Maßstab
  • Interessante Varianten darstellbar
  • Decals
Schwächen:
  • Keine Passstifte
  • Leichter Grat an allen Bauteilen
  • Vorbildrecherche für die schweizer Versionen
Anwendung: Mittel. Das Fehlen der Passstifte sowie der leichte Grat und die verschiedenen Materialien setzen Modellbauerfahrung voraus.

Fazit:

Licht und Schatten liegen bei diesem Bausatz gleichauf. Wer eine korrekte 630 haben will, wird viel Zeit in die Detaillierung und Recherche investieren. Insbesondere die Recherche für die schweizer Versionen ist im Bausatz mangelhaft ausgeführt. Zum Glück sind die nötigen Änderungen kleiner Natur, der Grundbausatz ist sehr gut gelungen. Der Bausatz ist für den Neuling nicht zu empfehlen. Wer allerdings schon Erfahrung im Modellbau hat, für den ist der Bausatz kein Problem.

Weitere Infos:

Referenzen:
  • Buch „Potez 63 Family", Orange Series No 8109, von MMP (sehr zu empfehlen für den Bausatz)
  • Buch „Farbgebung und Kennzeichen der schweizer Militäraviatik 1914 - 19502" von Georg Hoch
Anmerkungen: Azur hat die Nachfolger respektive die Weiterentwicklungen der Potez 630 ebenfalls im Programm

Diese Besprechung stammt von Melgg Lütschg - 10. Februar 2017

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