Fregatte Augsburg F222(NNT Modell+Buch - Nr. 70050)Produktinfo:
Besprechung:Das Original
Die Augsburg (F222) war eine der sechs Fregatten der Klasse 120, auch Köln-Klasse genannt, der deutschen Bundesmarine. Diese Klasse gehörte zur ersten Schiffsgeneration der 1956 gegründeten Bundesmarine. Sie wurde anfangs als Geleitboot 55 bezeichnet und war, wie diese Bezeichnung auch deutlich macht, als schnelles Geleitschiff gedacht. Entsprechend erhielt sie eine Mehrzweckbewaffnung gegen Schiffe, Flugzeuge und U-Boote mit einem Fokus auf die U-Jagd. Zwischen 1957 und 1964 wurden Köln, Emden, Augsburg, Karlsruhe, Lübeck und Braunschweig gebaut, die bis in die 1980er im Dienst waren. Wie die Zerstörer der Hamburg-Klasse (Klasse 101) der gleichen Generation war die Köln-Klasse für Nord- und Ostsee ausgelegt. Seetüchtigkeit stand nicht im Vordergrund. Der Rumpf war als Glattdecker mit einem deutlichen Deckssprung konzipiert. Der Rumpf hatte so - abgesehen vom Bug - einen relativ geringen Freibord, die Aufbauten fielen dafür relativ hoch und massiv aus. Die Klasse hatte bei Einsätzen im Atlantik Probleme mit der Seetüchtigkeit und der Stabilität des Rumpfs. Sehr fortschrittlich war die Antriebsanlage, die aus Dieseln für die Marschfahrt und Gasturbinen für die Höchstgeschwindigkeit bestand. Die Klasse 120 gehörte zur letzten Generation von Fregatten, die ohne Lenkwaffen gebaut wurden. Auch andere in der gleichen Epoche fertiggestellte europäische Fregatten hatten noch keine Lenkwaffen. Allerdings wurde die Köln-Klasse, im Gegensatz zu einigen gleichaltrigen Klassen, nicht mit Lenkwaffen nachgerüstet und veraltete somit relativ schnell. Der Umfang der Modernisierung der Klasse hielt sich in Grenzen. Neben Radar und Feuerleitgeräten wurden die Torpedobewaffnung geändert und die Aufbauten vergrößert. Köln und Emden hatten anfangs zwei lange 53,3 cm-Torpedorohre. Sie erhielten, wie die vier anderen Schiffe, vier kurze 53,3 cm-Torpedorohre, die später näher zueinander aufgestellt wurden.
Die Köln-Klasse war 110,0 m lang, 11,2 m breit und verdrängte 2969 t. Der Antrieb bestand aus vier Dieseln, die zusammen 12.000 PS leisteten, und zwei Gasturbinen, die zusammen 24.000 PS leisteten. Damit war eine Höchstgeschwindigkeit von 34 kn möglich. Die Besatzung setzte sich aus 210 bis 238 Mann zusammen. Bewaffnung:
Die Köln-Klasse wurde bei der H.C. Stülcken-Werft in Hamburg gebaut: Köln (F220) 1957-61, Emden (F221) 1958-61, Augsburg (F222) 1958-62, Karlsruhe (F223) 1958-62, Lübeck (F224) 1959-63 und Braunschweig (F225) 1960-64. Die sechs Schiffe gehörten meist zum 2. Geleitgeschwader mit Heimathafen Cuxhafen und Wilhelmshaven. Köln, Emden und Karlsruhe wurden 1982/83 außer Dienst gestellt, Augsburg, Lübeck und Braunschweig folgten 1988/89. Die ehemalige Köln dient seither als Ausbildungshulk beim Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine in Neustadt. Augsburg wurde 1989 in Hamburg abgewrackt. Die anderen vier Schiffe wurden an die Türkei verkauft. Die Emden diente von 1983 bis zu einem Brand 1989 als Zerstörer Gemlik (D361). Sie wurde danach durch die Braunschweig ersetzt, die den Namen und die Kennnummer übernahm, aber eigentlich nur als Hulk zum Ausschlachten gekauft worden war. Die zweite Gemlik diente noch bis 1995. Die Lübeck wurde nur zum Ausschlachten verwendet, während die Karlsruhe als Gelibolu (D360) (eventuell anfangs als Gazi Osman Pasa) von 1983 bis 1994 in Dienst war. Der Bausatz
Der Bausatz von NNT ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells der Fregatte Augsburg im Bauzustand von 1986, aber auch der Bau der Schwesterschiffe sollte kein Problem darstellen (siehe unten). Die Abmessungen und die Form des Rumpfs sind sehr gut getroffen. Der Rumpf ist komplett mit dem Großteil der Aufbauten gegossen.
Die Gussqualität des Rumpfs ist sehr gut. Alle Details sind sehr gut wiedergegeben, sehenswert ist z.B. die Basis der 10 cm-Geschütze. Bei meinem Exemplar muss man nur etwas Anguss an der Wasserlinie versäubern. Im Vergleich zu Fotos des Orginals sind alle Details richtig wiedergegeben. Es fällt lediglich auf, dass die Wasserbombenwerfer am Heck sich nicht nach achtern neigen. Das ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau. An einem dünnen Trägerfilm findet man die restlichen Teile für die Aufbauten, Rettungsinseln sowie die Türme und Lafetten der Geschütze (links oben). Die restlichen Kleinteile finden sich an Gussästen. Auch die Gussqualität und die Detaillierung dieser Teile ist sehr gut. Lediglich die Rohre der 4 cm-Flak sind etwas dick. Für die Rohre der 10 cm-Geschütze gibt es von NNT auch alternative Messingrohre. Die Stabantennen liegen als Resinteile bei, sodass sie bereits konisch geformt sind. Normalweise würde ich solche Teile durch Metallteile ersetzen, aber zumindest auf der Absalon von NNT sehen die so gemachten Antennen gut aus. Die FotoätzteileDer Bauatz enthält alle spezifischen Fotoätzteile, die für den Bau notwendig sind, u.a. Mast, Schraubenschutz, Schornsteinklappe, Anker, Lufteinlässe und Radarantennen. Relings liegen nicht bei. AbziehbilderDie erste Serie der Bausätze enthält neben Warnkreisen und Flaggen die Kennnummern und Wappen für Emden, Augsburg und Lübeck. Die Abziehbilder für Köln, Karlsruhe und Braunschweig sind bereits entworfen und sollen dem Bausatz auch noch beigelegt werden. Die AnleitungDie Anleitung umfasst sehr detaillierte technische Angaben inklusive einer Auflistung der Umbauten und die Farbangaben (RAL, teilweise Tamiya, Revell und Humbrol). Eine Übersicht der enthaltenen Teile gibt die Nummern der Teile wieder. Fotos des Modells, auf denen die Positionen der Teile angegeben sind, sowie Seitenansicht und Aufsicht, auf der die Positionen der Abziehbilder markiert sind, ermöglichen eine rasche Orientierung. Diese Anleitung ist meiner Meinung nach deutlich übersichtlicher als bei den letzten beiden Bausätzen (Fürst Bismarck und Absalon), da man die Positionen der Teile auf den Fotos besser erkennen kann und dazu noch über die Zeichnung als zusätzliche Referenz verfügt.
Wer eines der Schwesterschiffe der Augsburg bauen will, dürfte bei einem späten Bauzustand den Bausatz praktisch aus dem Kasten bauen können. Bei früheren Bauzuständen werden einige Umbauten notwendig, die teilweise nicht einfach sind. Dies gilt insbesondere für die Aufbauten. Das erste Aufbaudeck wurde Mitte der 1960er erweitert, sodass die Ausdehnung über die gesamte Schiffsbreite 3 m weiter nach achtern reichte. Parallel wurden auch die Lufteinlässe der Gasturbinen verändert. Außerdem gab es bei den ersten beiden Schiffen Modifikationen beim Schraubenschutz und den Torpedrohren; bei allen Schiffen wurde der Heckanker sehr früh entfernt und die Ankerklüse dicht gesetzt. Auch fuhren die Schiffe anfangs an Steuerbord eine Motorpinasse. In den 1970ern wurden das vorderste Feuerleitgerät und die ECM-Geräte am Mast entfernt und der Radar gegen einen moderneren ausgetauscht. Die Schiffe in türkischen Diensten scheinen bis auf die Änderung der Kennnummern und die Entfernung der Wappen sehr ähnlich ausgesehen zu haben. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Fazit:NNT schließt mit diesem Bausatz eine Lücke. Die Köln-Klasse war die letzte für die Bundesmarine/Deutsche Marine gebaute Klasse von Fregatten und Zerstörern, von der es noch keinen Bausatz im Maßstab 1:700 gab. Spezifische Bausätze fehlen nur für die ehemaligen britischen Fregatten und die Zerstörer der Fletcher-Klasse, die man aber auch selbst aus vorhandenen Bausätzen umbauen kann. Die Halle und Rostock der Koni-Klasse, die kurzzeitig für die Bundesmarine fuhren, kann man wahrscheinlich aus der Delfin von Kombrig bauen - und ein zeitgemäßer und korrekter Bausatz der Lütjens-Klasse steht noch aus. Der Bausatz der Augsburg zeichnet sich durch sehr gute Vorbildtreue, Detailgenauigkeit und sehr gute Gussqualität aus. Außerdem enthält der Bausatz bereits die notwendigen Fotoätzteile (außer Relings) und Abziehbilder. Dieses Exemplar enthält zwar nur Abziehbilder für drei Schiffe der Klasse, aber für die restlichen drei Schiffe sollen auch bald welche beiliegen. Der Bausatz ist uneingeschränkt empfehlenswert! Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Lars Scharff - 02. Dezember 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |