P-61B Black Widow(HobbyBoss - Nr. 81731)Produktinfo:
Besprechung:
Das Original:Die P-61 war der erste speziell für die Nachtjagd vorgesehene Jäger der US-Streitkräfte und das erste derartige Flugzeug, das speziell zur Nutzung von "Radio Detection and Ranging (Radar)" konzipiert wurde. Es handelte sich um eine Ganzmetallkonstruktion mit Doppelsternmotor und Doppelleitwerk. Die P-61, benannt nach der giftigen, in Südamerika verbreiteten Spinne "Schwarze Witwe", wurde während des zweiten Weltkrieges entwickelt und machte am 26. Mai 1942 ihren Erstflug. Im Oktober 1943 verließen die ersten Serienexemplare die Produktionsstätten, das letzte Flugzeug stand bis 1954 in den Diensten der USA. Die B-Variante war mit vier 20mm-Kanonen im Unterumpf und vier 12,7mm Brownings in einer drehbaren Lafette auf dem Rumpfrücken bewaffnet. Außerdem konnten 2.900 kg Bombenlast oder sechs Startrohre für Raketen sowie Zusatztanks unter den Flügeln mitgeführt werden.
Black Widows als ModellWer kennt sie nicht, die erste im Maßstab 1:48 auf dem Modellbaumarkt verfügbare P-61 von Monogram von 1974. Damals als richtungsweisend im Kunststoffmodellbau hinsichtlich Details und Austattung gefeiert und mehrfach wiederaufgelegt, bekam der Bausatz 2013 durch die Neuentwicklung von Great Wall Hobby aus Kongkong ernstzunehmende Konkurrenz. Dieser Bausatz, in Modularität und Komplexität deutlich umfangreicher als der Monogram Kit, rangiert hinsichtlich Detailfülle und Konfigurationsmöglichkeiten ganz oben, was sich allerdings auch im fast dreifachen Preis im Vergleich zu Revell/ Monogram niederschlägt. Nun also erneut eine "Schwarze Witwe" aus China. Bei dieser Spinnenart ist der Tod so gut wie garantiert. Liefert uns Hobby Boss nun also auch ganz sicher einen ordentlichen Modellbausatz?
Der Bausatz:Beim Blick in den Karton fällt direkt die kompakte Aufteilung des Bausatzes ins Auge. Keine zerklüfteten, modularen Elemente, keine sonderliche "Überkonstruiertheit", sondern ein überschauberes Design kennzeichnet die Bauteile, von denen gerade einmal 144 Stück im Karton enthalten sind. Das sind zwar etwa zwanzig Teile mehr als beim Monogram-/ Revellbausatz, aber immer noch relativ wenig für ein Modell dieses Maßstabs und dieser Größe. Dafür sind allerdings auch keine separaten Steuerflächen zu finden, und auch die Cockpitkanzel kommt als Bauteil aus einem Guss daher. Wer hier geöffnete Luken oder Klappen und Ruder abgewinkelt darstellen möchte, muss wohl oder übel zur Säge greifen. Die konstruktiven Vereinfachungen sind leider aber auch an solchen markanten Teilen wie dem Bugfahrwerk bemerkbar: hier bestehen Rad und darüber liegender Schmutzfänger aus einem Guss! Das sieht nun wirklich nicht gerade realistisch aus. Die Modelloberflächen sind recht gut gelungen. Zwar nicht ganz so filigran, wie beispielsweise bei der aktuellen 48er Intruder aus demselben Hause, aber um Längen dezenter, als noch zu Zeiten des trumpet'schen "Mad Riveters", bei der die Modelloberflächen von tiefen Nieten nur so überzogen waren. Aber eben auch keine Eduard- oder GWH-Qualität. Das Cockpit ist mit dem Notwendigsten ausgestattet und die Rundinstrumente schreien nach Anzeigen, die als Decals beiliegen. Die Sitze müssen leider ohne Gurte auskommen. Die beiliegenden Sternmotoren weisen starke Vereinfachungen auf, die nach dem Zusammenabau auch nicht durch den davor sitzenden Propeller verdeckt werden. Hier sollte bei der Montage mit ein paar Verfeinerungen (Zylinderhalterungen, Zündkabel) nachgebessert werden. Also wird auch hier nicht gerade Resinqulität geliefert, aber feinere Rippen und ein paar mehr Details wären durchaus wünschenswert gewesen. Der Bausatz ist mit jeweils 2x 250kg-Bomben, Zusatztanks, Startrohren für Raketen als Zubehör ausgestattet, die allesamt am fertigen Modell dargestellt werden können. Bausatzmaße: Länge 31,8cm, Spannweite 42cm.
Sehr praktisch und sinnvoll sind die im Kit enthaltenen Weißmetallteile, die als Gewichte, geschickt als Bauteile platziert, das Nach-Hinten-Kippen des Fliegers vermeiden sollen. Ansonsten liegen dem Kit keine Extras wie etwa Ätz- oder Resinteile bei. Zu Ungunsten des Preis-Leistungs-Verhältnisses: der überschaubare Zusammenbau, die einfache Bausatzaufteilung, die Gravuren, der sehr einfache Decalbogen - alles erinnert an die "Low Budget"-Modelle (P-51, P-47, P-38) von HB, die zwar als "kleinere" Jäger daherkommen, aber eben auch jeweils nur ein Drittel im Vergleich zur Black Widow kosten. Irgendwie verwunderlich, dass der P-61-Bausatz mit fast 50,- Euro zu Buche schlägt. Die beiden Decalvarianten im Überblick. (Grafik: Hobby Boss) Die Markierungen sind, wie bei manchen Hobby Boss-Kits üblich, leider ein Schwachpunkt des Bausatzes. Der Druck wirkt irgendwie grob und unsauber, außerdem fehlen zahlreiche Wartungshinweise, die bei der Black Widow markant in roter Schrift vorhanden waren. Das kann Revell deutlich besser. Mein zusammenfassendes Urteil des Bausatzes (Skala zwischen 0/"schlecht" bis 5/"Spitze") lautet: Detaillierungsgrad: 3 von 5; Formtreue: 4 von 5; Oberflächentextur: 3 von 5; technische Darstellungsvielfalt: 2 von 5; Ausstattung mit Zubehör: 3 von 5; Handling/Einfachheit des Zusammenbaus: 5 von 5 - viel einfacher geht's nicht! Passgenauigkeit: kann mangels aussagekräftiger Bauberichte noch nicht hinreichend bewertet werden. Preis-/ Leistungsverhältnis: 2 von 5. Und weitere Einzelheiten:
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Ein großes Flugzeug, aber durchaus für Anfänger geeignet. Fazit:Der Bausatz ist eine guter Kompromiss für diejenigen Bastler, die den "alten" Monogram-Bausatz als zu nostalgisch, und den von GWH als zu konstruktiv überfrachtet und zu teuer ansehen. Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Alexander Jost - 22. Oktober 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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