Folland Gnat F.1(Special Hobby - Nr. SH72137)Produktinfo:
Besprechung:
Die Folland Gnat geht auf die Entwicklung eines einfachen, kostengünstigen Kampfflugzeuges zurück, welches Anfang der 1950er jahre von W.E. Petter, einem ehemaligen Konstrukteur bei English Electric, ins Leben gerufen wurde. Folland selbst war seinerzeit mit der Fertigung von Komponenten für diverse Typen von Bristol, De Havilland und Hawker beschäftigt. Die Gnat sollte eine Alternative zu den immer komplexer werdenden Kampfflugzeuge ihrer Zeit sein. Der Entwurf sah ein minimalistisches Flugzeug vor, welches von einem einzelnen Strahltriebwerk angetrieben werden sollte und nur über die allernotwendigste Ausstattung verfügte. Nachdem erste Tests mit einem Erprobungsträger, der F.139 Midge, erfolgt waren, fand der Erstflug der Gnat am 18. Juli 1955 statt. Sie wurde von einem Bristol Orpheus Triebwerk mit einem Schub von 3.825lbs angetrieben und erreichte stattliche 725mph. Die Bordbewaffnung bestand aus zwei 30mm Aden Kanonen. Schon kurz darauf wurden die ersten sechs Maschinen für ausgiebige Tests vom Ministry of Supply geordert.
Diese Tests, im direkten Vergleich mit der Hunter und Vampire, liefen nicht gut für die Gnat und man sah von einer Beschaffung für die RAF ab. Die zweisitzige Trainerversion war da schon erfolgreicher. Der Einsitzer fand jedoch drei Abnehmer im Ausland - Indien, Finnland und Yugoslawien. Letzteres erhielt jedoch nur zwei Maschinen für die Erprobung, eine Bestellung erfolgte nicht. Indien dagegen orderte zunächst 25 Maschinen im Jahre 1958, darauf hin wurden weitere 20 Maschinen als Bausätze geliefert. Bei Hindustan Aeronautics Limited wurden bis 1974 weitere 195 Maschinen in Lizenz gebaut. Die beiden letzten davon dienten als Prototypen für die verbesserte Version, Ajeet Mk.1. Davon baute HAL weitere 79 Maschinen, plus zehn, die aus Gnats umgerüstet wurden. Finnland erhielt seine erste von dreizehn Gnat am 30. Juli 1958. Zwei davon waren mit einer Kameranase ausgerüstet. Bereits 1972 erfolgte die Außerdienststellung bei den Fronteinheiten, wo sie durch die wesentlich leistungsfähigere Saab Draken ersetzt wurde.
Nachdem uns ja Airfix vor nicht allzu langer Zeit die zweisitzige Trainerversion beschert hat folgt nun der Einsitzer von Special Hobby. Dass jeweils immer nur eine Version eines Herstellers angeboten wird ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass beide Typen sich doch recht stark voneinander unterscheiden, die T.1 ist immerhin gut 15% größer als die hier vorgestellte F.1. Doch nun zum Inhalt der unpraktischen Schüttbox: Drei Rahmen im typischen grauen Kunststoff sowie vier Klarsichtteile von sehr guter Qualität. Etwa 30 Teile werden für diese Version nicht benötigt und wandern in die Restekiste. Ein erster Blick auf die Teile und in die Anleitung verrät uns weitere kommende Auflagen aus diesen Formen. Die versenkten Gravuren wirken zunächst ein wenig heftig, ich denke jedoch, dass nach dem Lackieren die Sache schon wieder besser aussieht. Die Aufteilung des Rumpfes ist ziemlich geschickt, da alle Trennfugen entlang von Panellinien liegen. Die Tragflächen sind zwar zweiteilig, jedoch sind Vorder- und Hinterkanten Teil des Oberteils und damit schön dünn ausgeführt. Dafür sind die Steuerflächen aber allesamt fest angegossen. Wie schon bei der Zéphyr sind auch hier die Fahrwerksschächte sehr gut wiedergegeben, der vordere Schacht ist ein separates Bauteil und ist somit schön tief und frei von Klebenähten. Die Fahrwerke sind sehr gut detailliert aber auch recht filigran. Besonders die Klebestifte für die Räder sind geradezu winzig. Die Räder selbst weisen einen kleinen Grat auf, den man wegschleifen muss.
Das Cockpit ist für den Maßstab ausreichend ausgestattet. Wanne und Seitenwände weisen einige geprägte Details auf. Das Instrumentenbrett liegt in zwei Ausführungen bei, einmal für geschlossene und einmal für geöffnete Haube. Die Materialstärke ist der Grund für diese kleine Trickserei. Wer will, kann die beiliegenden Decals für die Instrumente verwenden. Der Folland-Schleudersitz besteht aus sechs Einzelteilen, was fehlt sind wie üblich die Sitzgurte. Die Haube ist von guter Qualität und liegt in zwei Auführungen bei, einmal geöffnet, einmal geschlossen. Die Einlauflippen der Lufteinlässe sind separate Bauteile ohne Trennnaht, allerdings verjüngt sich die Öffnung für meinen Geschmack etwas zu stark. Einen richtigen Luftkanal, wie bei der Zéphyr, gibt es hier nicht. Der Triebwerksauslass ist durch den dreiteiligen Aufbau schön tief und auch gut detailliert. An Außenlasten hat der Bausatz auch so einiges zu bieten, es gibt sowohl die normalen Zusatztanks wie auch die "Slipper"-Tanks, ein Paar Matra-Raketenwerfer, UB-16 (?) Raketenwerfer sowie zwölf 3" Raketen, die in zwei 6er-Clustern unter die Flügel gehängt werden können. Ein Teil der Zuladung dürfte für die indische Version vorgesehen sein.
Die Decals erlauben uns die Dekoration von vier Maschinen, zwei finnische und die beiden jugoslawischen. Alle vier haben auf den ersten Blick mehr oder weniger denselben Tarnanstrich. Jedoch besteht der finnische aus Dark Sea Grey/ Dark Green auf der Oberseite und Aluminium für die Unterseite während der jugoslawische aus anderen Farben besteht. Special Hobby gibt Taubengrau/Olivgrün für die Oberseite und ein helles Graublau für die Unterseite an. Inwieweit die kleine Abweichung im Tarnverlauf bei Option C und D korrekt ist kann ich nicht sagen, die im belgrader Museum ausgestellte Maschine entspricht der Option D, allerdings ist diese laut Special Hobby nicht diejenige, die dort ausgestellt ist. Der von Aviprint hergestellte Bogen macht einen recht guten Eindruck. Neben den individuellen Markierungen enthält der Bogen auch einen Satz Wartungshinweise. Die Bauanleitung lässt, wie inzwischen bei Special Hobby üblich, keine Wünsche offen - farbig auf Hochglanzpapier gedruckt mit leicht verständlichen Illustrationen - wenn auch für im Alter fortgeschrittene Modellbauer etwas klein geraten ;). Bemalungsangaben sind genügend vorhanden, die jeweiligen Teile sind sogar farblich passend hervorgehoben. Auch wie üblich sind diese Angaben auf die Gunze Farben bezogen. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Das Warten hat sich definitiv gelohnt. Special Hobby hat sich wieder mächtig ins Zeug gelegt, das Resultat ist mehr als zufriedenstellend. Passt hervorragend zum Doppelsitzer von Airfix. Ein toller, kleiner Bausatz für kleines Geld, super Detaillierung, viele Optionen. Weitere Infos:Anmerkungen: Den Bausatz findet ihr bei Special Hobby hier. Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 29. September 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
Modellbauer-Profil Frank RichterLand: Beiträge: 32 Dabei seit: 2003 Neuste Artikel:Alle 32 Beiträge von Frank Richter anschauen. |