Nakajima Ki-115 Tsurugi "Battle of Tokyo"(Special Hobby - Nr. SH72199)Produktinfo:
Besprechung:Die Ki-115 Tsurugi (Schwert) beruht auf einer Spezifikation der japanischen Armeeluftwaffe vom 20. Januar 1945 für ein dezidiert für Kamikazeattacken konstruiertes Flugzeug. Konkret wurde gefordert, ein simples, einfach und auch von ungelernten Arbeitern zu bauendes Flugzeug zu entwerfen, das aus nicht kriegswichtigen Rohstoffen bestehen sollte und auch von kaum trainierten Piloten geflogen werden sollte. Eine weitere Besonderheit war die Forderung, das Flugzeug so zu planen, dass diverse verschiedene Motoren an den Rumpf angepasst werden können sollten. Das nach diesen Vorgaben entstehende Flugzeug war eine simple Konstruktion aus Duraluminium, Stahlblech und Sperrholz. Der Motorblock wurde nur an vier Verbindungen am Rumpf befestigt, um die Austauschbarkeit zu gewährleisten, alle gebauten Exemplare hatten jedoch den gleichen Motor, den Nakajima Ha-115-II. Das Fahrgestell war eine primitive Konstruktion aus Eisenstangen, ohne Stoßdämpfer und nach dem Start abwerfbar. Als Waffe war eine 250-, 500- oder 800- Kilo - Bombe vorgesehen, die fest unter dem Rumpf montiert wurde. Der erste Prototyp war am 5. März fertig. Während der Tests zeigte sich aber, dass das Flugzeug, entgegen der Forderungen der Armee, in keiner Weise leicht zu steuern war. Bereits der Startvorgang erwies sich dank des ungefederten Fahrwerks und des Fehlens von Flügelklappen als extrem problematisch. Einige Versuche mit gefedertem Fahrwerk und simplen Landeklappen wurden durchgeführt, als dann die Produktion anlief, hatten die gebauten Exemplare jedoch wieder das starre Fahrwerk. Im nun folgenden Trainingsprogramm kam es zu mehreren tödlichen Unfällen, worauf das Training mit der Ki-115 abgebrochen wurde. Ein Plan wurde gefasst, eine verbesserte Version des Flugzeugs zu bauen. Diese neue Version - die Ki-115 Otsu - sollte vergrößerte Flügel, Klappen und ein nach vorne versetztes Cockpit erhalten. Außerdem sollte sie, um noch mehr Material zu sparen, nahezu komplett aus Sperrholz bestehen.Zeitgleich wurde eine weitere Variante durchdacht, die Ki-115 Hei, die nun die Möglichkeit bekommen sollte, ihre Bombe abzuwerfen. Auch die Marineluftwaffe orderte eine für sie gebaute Version, die Nakajima Toka. Letztlich verlief das Programm jedoch im Sande. Die Armeeluftwaffe entschied, dass die Ki-115 für die ihr zugedachte Aufgabe, Schiffe und Landungstruppen auf Okinawa oder den Hauptinseln anzugreifen, nicht wirklich geeignet sei. Das Flugzeug hatte mit abwerfbarem Fahrgestell und fest unter dem Rumpf montierter Bombe keine Landemöglichkeit, sollte es wegen technischer Probleme oder mangels Feindkontakt seine Mission abbrechen müssen. Außerdem wäre es ohne jede Abwehrwaffe völlig hilflos gegenüber alliierten Jagdfliegern gewesen. Von den etwa 100 gebauten Ki-115 wurde keine einzige je eingesetzt, und die Ki-115 Otsu, Ki-115 Hei und Nakajima Toka verließen, auch durch das Kriegsende bedingt, nie das Zeichenbrett. Die Plastikbauteile sind sauber detailliert, jedoch müssen einige Auswerfermarken entfernt werden, da diese in Bereiche hineinragen, in denen sie beim Zusammenbau stören würden. An einigen Teilen des Fahrwerksgestänges befinden sich zudem leider recht deutliche Gussunsauberkeiten. Alles in Allem aber überzeugen die Teile, verglichen mit dem alten Blohm und Voss Nachtjäger vom selben Hersteller kann man hier doch einen deutlichen Qualitätssprung sehen, den Special Hobby hingelegt hat. Die Ätzteile umfassen u.a. Streben und Inneneinrichtung fürs Cockpit. Dort wird auch das Instrumentenbrett aus Plastikfolie verbaut. Die Kabinenhaube liegt als Plastikteil bei, nicht als Tiefziehteil, wie bei älteren Special Hobby-Bausätzen. Tiefziehteile sind zwar maßstäblich korrekt in der Dicke, ich für meinen Teil bevorzuge aber die Spritzgusshauben, die man nicht erst ausschneiden muss (und dabei schnell ruinieren kann). Abgerundet wird der Bausatz durch eine Tüte mit Resinteilen, als da wären der Motor, die Bombe und diverse Lüfter und Abgaskrümmer. Diese müssen erst von ihren Angussblöcken entfernt werden, beeindrucken aber durch feine Details. Die versatzfrei gedruckten Decals ermöglichen den Bau von drei Maschinen. Special Hobby hat die Ki-115 in zwei Versionen herausgebracht, einmal mit Decals für drei der tatsächlich gebauten Flugzeuge und diese Version, die den Bau von drei "What if"-Maschinen ermöglicht, eine fiktive Einsatzmaschine und zwei Beuteflugzeuge in alliierter Erprobung bzw. Untersuchung. Da aber die wirklich gebauten Maschinen i.d.R. nur Nationalkennzeichen trugen, kann man auch mit diesem Set eine reale Maschine darstellen, falls gewünscht. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Wer sich an den Resin- und Ätzteilen nicht stört und ein Faible für japanische Maschinen und/oder Prototypen hat, kann hier wohl ruhigen Gewissens zugreifen. Diese Besprechung stammt von Oliver Teppe - 18. Juni 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |