Chervona Ukraina Light Cruiser, 1927(Kombrig - Nr. 70437)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalIm Schiffsbauprogramm von 1912 bestellte die russische Marine zehn Leichte Kreuzer. Dies war Teil des Versuchs, die massiven Verluste aus dem Russisch-Japanischen Krieg von 1904/05 zu ersetzen und die russische Flotte zu modernisieren. Zwei der Kreuzer wurden für die Pazifikflotte bei Schichau gebaut (Murawjew Amurskij-Klasse) und bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von Deutschland beschlagnahmt (Pillau-Klasse). Vier wurden für die Ostseeflotte (Swetlana-Klasse) in Rewal und St. Petersburg begonnen, vier weitere wurden von der Russud-Werft in Nikolajew für die Schwarzmeerflotte begonnen (Admiral Nachimow-Klasse). Zu letzteren gehörte die Chervona Ukraina, die beim Stapellauf noch Admiral Nachimow hieß. Während die bei Schichau gebauten Leichten Kreuzer mit acht 13 cm-Geschützen und etwas über 5000 t Verdrängung typisch für die Epoche waren, fielen die Swetlana- und Admiral Nachimow-Klasse wesentlich größer aus. Die beiden Klassen ähnelten sich oberflächlich stark, die Admiral Nachimow-Klasse war aber größer und erhielt einige Verbesserungen im Detail. Mit 15 13 cm-Geschützen und um die 7000 t zählten sie bei Baubeginn zu den stärksten und größten Leichten Kreuzern. Die 13 cm-Geschütze standen zum Teil in Kasematten, zum Teil hinter Schilden. Die Panzerung bestand sowohl aus einem Seitenpanzer als auch einem Panzerdeck. Obwohl die vier Schiffe auf den Ostseewerften (Swetlana, Admiral Butakow, Admiral Spiridow, Admiral Greig) und zwei im Schwarzen Meer (Admiral Nachimow, Admiral Lazarew) noch 1913 begonnen wurden und auch mit dem Bau der restlichen beiden Schiffe der Admiral Nachimow-Klasse (Admiral Kornilow, Admiral Istomin) kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs angefangen wurde, verzögerte sich der Bau während des Kriegs massiv, u.a. da der Import der Maschinen länger als geplant brauchte. Bis auf die letzten beiden Schiffe liefen alle von 1915-17 vom Stapel, aber keines war zum Zeitpunkt der Februarrevolution 1917 fertig. Durch den Russischen Bürgerkrieg 1918-22 bedingt, wurde der Bau von allen Schiffen komplett eingestellt. Die letzten zwei Schiffe der Swetlana-Klasse wurden als TankerGrozneft und Azneft 1924-26 fertig gebaut. Swetlana und Admiral Nachimow wurden 1928 bzw. 1927 als Leichte Kreuzer Profitern und Chervona Ukraina in Dienst gestellt. Sie ähnelten stark dem ursprünglichen Entwurf und erhielten die schon im Krieg vorgesehene stärkere Flugabwehrbewaffnung und Einrichtungen für Bordflugzeuge (allerdings ohne Katapult). Dazu wurden die Brücken modifiziert und der Fockmast zum Dreibeinmast umgestaltet, um bessere Feuerleitanlagen einbauen zu können. Die Schiffe, die 1914/15 sehr modern gewesen wären, waren so aber Ende der 1920er bereits total veraltet. Admiral Lazarew wurde deshalb nach einem stark modifizierten Entwurf mit vier 18 cm-Geschützen in Türmen als Krasnij Kawkas in Dienst gestellt, war aber auch in diesem Zustand nur ein Provisorium. Die anderen drei Schiffe wurden unfertig abgewrackt. Die Chervona Ukraina war 166,7 m lang, 15,7 m breit und verdrängte 7600 t. Der Antrieb erfolgte über 14 Kessel und vier Dampfturbinensätze, die insgesamt 55 000 PS leisteten, womit 29,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus 750 Mann zusammen. Die Zahl stieg bis 1941 auf 852. Bewaffnung 1928/30
Bewaffnung 1941
Die Chervona Ukraina wurde 1913 auf der Russud Werft in Nikolajew auf Kiel gelegt, 1915 folgte der Stapellauf als Admiral Nachimow. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde der Bau eingestellt. Der ukrainische Marionettenstaat der deutschen Besatzungstruppen versuchte 1918 den Bau wieder aufzunehmen, musste dies aber aufgeben, als Nikolajew von Truppen der Entente erobert wurde. 1919 setzten Werftarbeiter das unfertige Schiff auf Grund, um zu verhindern, dass die rechtsradikalen Weißen Truppen es bei der Evakuierung mitführen konnten. Unter den Bolschewiki wurde das Schiff 1920 gehoben. 1922 wurde sie in Chervona Ukraina (revolutionäre Ukraine) umbenannt. Von 1924-27 erfolgte die Fertigstellung und die Eingliederung in die Flotte der inzwischen stalinistischen Sowjetunion. Die Chervona Ukraina wurde danach Teil der Schwarzmeerflotte. 1939-41 wurde sie überholt, wobei die Flakbewaffnung modernisiert und die Flugzeuganlagen ausgebaut wurden. Nach dem deutschen Angriff half sie dem belagerten Odessa im September 1941 mittels Landzielbeschuss und Transportfahrten. Die gleiche Rolle übernahm sie während der Belagerung Sewastopols. Am 12. November 1941 wurde sie von Junkers Ju 87 Sturzkampfbombern mit drei Bomben in Sewastopol getroffen und sank am nächsten Tag. Ein Teil der Bewaffnung konnte geborgen werden und verstärkte die Verteidigung Sewastopols bzw. die Bewaffnung des Kreuzers Krasnij Kawkas. Im Januar und April 1942 wurde das Wrack durch weitere Bombentreffer komplett zerstört. Nach dem Krieg wurde das Wrack 1947 gehoben. Sie soll kurz als Hulk genutzt worden sein, bis sie ab 1950 als stationäres, auf Grund gesetztes Zielschiff diente. Reste des Wracks sind wahrscheinlich noch vorhanden. Der BausatzDer Bausatz von Kombrig ist der erste dieser Kreuzer-Klasse im Maßstab 1:700. Eine Besonderheit ist, dass der Bausatz so konzipiert ist, dass die Bauzustände von 1928, 1930, 1935, 1937 und 1941 baubar sind. Hierfür sind alternative Teile enthalten und die Bauanleitung geht auf die Unterschiede explizit ein. Möglich ist der Bau eines Wasserlinienmodells. Der Rumpf ist von der Form und den Abmessungen korrekt wiedergegeben. Der Rumpf ist schön detailliert, allerdings fehlen an den angegossenen Deckshäusern die Schotten. Hinter dem Ende der Back findet man ein kurzes angegossenes Stück Schanzkleid (mit innenliegenden Kästen), das sehr wahrscheinlich nur im frühen Bauzustand von 1928 vorhanden war und beim Einbau der Torpedorohre entfernt wurde. Die entsprechenden Teile zur Darstellung des gesamten Schanzkleids im ursprünglichen Zustand von 1928 liegen bei. Will man einen anderen Bauzustand zeigen, sollte man das angegossene Stück Schanzkleid entfernen. Die Vertiefungen für die Minenabwurfschienen am Heck sind vorhanden, die Schienen selbst sind als Fotoätzteile beigelegt. Der Rumpf
Die Teile für die Aufbauten sind gut detailliert, haben aber ein Problem: die angegossene feste Reling. Beim Original waren auf den Brückendecks offene Relings vorhanden, die teilweise mit Persenning behängt war. Insbesondere an den Relings des Peildecks und Teilen des Brückendecks sieht man auf den meisten Fotos Persenning, aber nicht auf dem Deck unterhalb des Brückendecks. Ähnliches gilt auch für die diversen Plattformen an den Masten und wahrscheinlich am achteren Aufbau. Sehr wahrscheinlich muss man also die angegossene feste Reling entfernen und durch offene bzw. mit Persenning behängte offene Reling ersetzen. Die Kleinteile sind gut gemacht. Auf den Zeichnungen in dem Flota XX stulecia 10-Heft sind alle Schornsteine rund dargestellt. Die Interpretation von Kombrig, dass nur der mittlere Schornstein rund und die anderen oval waren, halte ich aber für realistischer. Diese Interpretation wird auch von den Zeichnungen in Morskaja Kampanija gestützt. Eines der Torpedorohre in meinem Exemplar des Bausatzes ist beschädigt (Kommentare über die Art der Verpackung von Kombrig-Bausätzen dürfte man schon öfters gelesen haben). Die Resinrohre der 13 cm-Geschütze könnten durch Messingteile besser dargestellt werden. Die 13 cm-Geschütze (Foto unten rechts, untere Reihe) und 4,5 cm-Flak sind gut detailliert (Foto unten links, untere Reihe). Die Stärke des Schutzschilds ist eventuell etwas massiv (rechtes Foto, links oben). Die 7,62 cm-Geschütze sind etwas vereinfacht, Teile der Anbauten an die Lafette fehlen (linkes Foto, mittlere Reihe). Die 10 cm-Zwillingsflaks (rechtes Foto, rechts oben) haben leider keine hinten offenen Schutzschilde, lediglich die Enden der Rohre sind angedeutet. Die 1,27 cm-MG (linkes Foto, obere Reihe) haben wahrscheinlich viel zu dicke Rohre (vergleiche hier; zumindest falls luftgekühlte Varianten an Bord waren). Die Mehrzahl der MGs aus dem mir vorliegenden Bausatz ist leider beschädigt. Dem Bausatz liegen drei verschiedene Typen von Bordflugzeugen bei, von denen je zwei enthalten sind: Grigorowitsch M-9 (Foto unten, oben), die eventuell im Ersten Weltkrieg eingeschifft worden wären, wenn das Schiff rechtzeitig fertig geworden wäre; Avro 504 (MU-1, die anfangs an Bord waren; unten) und Heinkel HD.15 (KR-1, die die MU-1 ersetzte; mitte). Die Flugzeuge sind gut detailliert und werden durch Fotoätzteile für die Flügel, Leitwerke, Verstrebungen und Propeller zusätzlich verfeinert. Auch die Beiboote sind schön detailliert. Die enthaltenen Davits sind verwendbar, aber relativ zerbrechlich. Die FotoätzteileDie enthaltene Platine ist relativ umfangreich. Neben den Minenschienen finden sich auf der Platine die Flugzeugkräne (drei verschiedene Varianten für die verschiedenen Bauzustände!), das Flugzeugdeck, Bootslager, Ankerketten, Verstrebungen der Masten, Decksabstützungen und Schraubenschutz. Außerdem sind Teile für die M-9, MU-1 und KR-1 Bordflugzeuge enthalten. Es liegen wohl alle Teile bei, die man spezifisch für das Schiff brauchen würde. Allerdings sind keine Relingteile beigelegt, diese müsste man extra zukaufen. Die AnleitungDie Anleitung in diesem Bausatz ist für Kombrig-Verhältnisse relativ umfangreich und besteht aus neun Seiten. Diese umfasst eine Zeichnung des Schiffs (wohl der Zustand von 1937), eine Auflistung der Teile (aber leider ohne Zuordnung von Teilenummern!), einen Text über die Geschichte des Schiffs in Russisch, technische Angaben in Englisch und drei Seiten, die den Zusammenbau erklären. Dabei sind einige Baugruppen einzeln herausgezeichnet, z.B. die Brücke und die Bordflugzeuge. Der letzte Abschnitt des Zusammenbaus liegt in fünffacher Ausführung bei: jeweils eine spezifische Seite für die Bauzustände von 1928, 1930, 1935, 1937 und 1941. Bei den letzten Bauzuständen scheinen die MG zu fehlen, die im Bausatz enthalten sind. Deren Positionen sind in dem Artikel in Morskaja Kampanija, 5/2008 angegeben. Die Anleitung
Für die Masten und Rahe sind die Abmessungen angegeben. Dies ist für die Modellbauer, die die Masten sowieso aus Metallstäben neu bauen, sicher ausreichend und eine bessere Lösung, als Resinteile für die Masten beizulegen - die sowieso meist krumm und instabil sind. Farbangaben fehlen leider komplett. Chervona Ukraina hatte anscheinend immer einen hellgrauen Anstrich und überwiegend holzbeplankte Decks. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Bei Kombrigs Bausatz der Chervona Ukraina hat man die Wahl zwischen fünf verschiedenen Bauzuständen, womit das Schiff zu jedem Zeitpunkt der kurzen Dienstzeit dargestellt werden kann. Der Bausatz ist überwiegend schön detailliert. Lediglich einige Kleinigkeiten, wie z.B. die 10 cm-Zwillingsflak, hätten detaillierter ausgeführt werden können. Das größte Manko dürfte das feste Schanzkleid an den meisten Decks und Plattformen sein, auf denen beim Original nur offene oder mit Persenning behängte Reling vorhanden war. Die Masten müssen selbst gebaut werden, genauso kann man die Rohre für die größeren Geschütze gegen Messingrohre austauschen (falls man passende findet) und Relings beifügen. Die Bauanleitung ist zwar umfangreich, aber es dürfte trotzdem hilfreich sind, über zusätzliches Material über das Original zu verfügen. Wegen der notwendigen Nacharbeit bei den Decks und Plattformen ist der ansonsten sehr gute Bausatz insgesamt empfehlenswert Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Lars Scharff - 19. Februar 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |