Bristol Beaufighter Mk.IF(Revell - Nr. 04889)Produktinfo:
Besprechung:Die Bristol Type 156 Beaufighter war in Privatinitiative 1938 in Filton Airfield entworfen worden und beruhte auf dem Torpedobomber Bristol Beaufort. Das neue Design bot ein leistungsstärkeres Flugzeug, das als schweres Kampfflugzeug mit großer Reichweite für die RAF dienen sollte. Der erste Prototyp flog am 17. Juli 1939. Die von Bristol Hercules-Sternmotoren angetriebenen Mk. I der Serienproduktion wurden ein Jahr später an die RAF ausgeliefert. Insgesamt wurden 914 Exemplare der Beaufighter Mk.I von Bristol in Filton und Weston-super-Mere sowie in Lizenz von Fairey Aviation in Stockport gebaut. Größe und Geschwindigkeit machten die Beaufighter zu einem sehr leistungsfähigen Nachtjäger, der zum Abfangen gegnerischer Maschinen ab dem Winter 1940/1941 mit einem hoch geheimen Bordradar ausgestattet war. Das erste feindliche Flugzeug (eine Junkers Ju 88) wurde am 19. November 1940 von der No. 604-Squadron (Staffel) abgeschossen. Obwohl ursprünglich für den Hercules-Motor entworfen, wurden 450 Beaufighter Mk.II mit Rolls-Royce Merlin-Motoren ausgerüstet, da die Hercules-Motoren prioritär für die Produktion der Short Stirling-Bomber verwendet wurden. Spätere Versionen der Beaufighter besaßen sämtlich stärkere Motoren als den ursprünglich vorgesehenen Hercules-Motor und wiesen außerdem verschiedene Verbesserungen des Flugzeugrahmens auf - allerdings erwiesen sich Testversionen der Mk.V Beaufighter mit einer Boulton-Paul-Waffenkanzel hinter dem Pilotencockpit als nicht tauglich. Im weiteren Verlauf des Krieges dienten die Beaufighter auf allen Schauplätzen, wo die RAF kämpfte, mit unterschiedlichen Aufgaben, auch als Küstenpatrouille und Tiefangriffsflugzeug. Mehr als 5.500 Beaufighter wurden für die RAF gebaut und weitere 364 in Australien für die RAAF, die im Pazifikraum zum Einsatz kamen, wo sie von den Japanern den Beinamen “Flüsternder Tod” erhielten.
Die letzte RAF Beaufighter, eine modifizierte Version, die als Zielschlepper zum Einsatz kam, wurde im Mai 1960 außer Dienst gestellt. Als Nachtjäger war die Beaufighter Mk.IF ausgerüstet mit A.I. Mk.IV-Radar, sechs 7,7-mm-Maschinengewehren in den Tragflächen und vier 20-mm-Kanonen unter der Nase. Die beiden 1.500 PS starken Bristol Hercules XI-Motoren verliehen der Beaufighter Mk.IF eine Höchstgeschwindigkeit von 549 km/h in 3.734 m Höhe. Die Dienstgipfelhöhe betrug 9.144 m. Spannweite: 17,65 m. Länge: 12,49 m.
Der Bausatz ist schon fast ein Stück Modellbaugeschichte. Dieses Jahr feiert die Werkzeugform ihren 40. Geburtstag. Seinerzeit war Revell eigentlich einzigartig was den Maßstab 1:32 betrifft, da man recht viele Bausätze in dieser Größe im Programm hatte, darunter auch einige richtig große Brocken. Zu diesen kann man durchaus auch die Beaufighter zählen, das fertige Modell ist immerhin fast 40cm lang bei einer Spannweite von gut 55cm. Was man für seine gut dreißig Euro bekommt ist ein Bausatz, dessen äußere Form sehr gut getroffen wurde, aber wenn es an die Details geht merkt man ihm sein Alter dann doch an. Die Oberflächendetaillierung besteht wie seinerzeit üblich aus erhabenen, für den Maßstab recht feinen Linien ohne Nietenreihen. Die stoffbespannten Bereiche sind sehr dezent ausgeführt, da gibt es ja heutzutage die kuriosesten Interpretationen der Hersteller, wie so etwas ausgesehen haben soll ;) Insgesamt 110 Bauteile warten, verteilt auf die teilweise stark zerteilten Giessrahmen, auf ihren Einsatz. Die Fertigungsqualität ist in Ordnung, stellenweise gibt es ein wenig Grat, der aber schnell beseitigt ist. Die zum Teil dämlich platzierten Auswerferpins sind eine Marotte der damaligen Zeit (z.B. Fahrwerksschacht). Über die Details braucht man nicht allzu viele Worte zu verlieren. Im Cockpit gibt es einige der Fantasie entsprungene Strukturen und angedeutete Instrumente an den Seitenwänden, der Cockpitwanne und dem Instrumentenbrett. Der Pilotensitz sieht mehr aus wie eine in Form gebrachte Luftmatratze, das Gurtzeug ist Teil des Piloten. Das Steuerhorn ist ebenfalls sehr einfach gehalten. Um hier ein wenig mehr herauszuholen bedarf es eigentlich eines kompletten Neubaus. Das Original ist relativ komplex aufgebaut mit zahlreichen Leitungen, Kabeln und diversen Schaltkästen. Für diejenigen, die sich mit dem gegebenen zufrieden geben, liegen ein paar Decals bei. Ähnlich sieht's in den Fahrwerksschächten aus, auch hier gibt es einige rudimentäre Details. Die Fahrwerke selbst sehen ganz ok aus und bilden eine gute Arbeitsgrundlage. Die beiden Hercules Motoren, vollständig mit beiden Zylindersternen nachgebildet, sind ganz ordentlich gemacht. Allzu viel sieht man durch die enge Öffnung ohnehin nicht. Wer die Abdeckung, wie auf dem Karton abgebildet, offen lassen will, sollte zumindest die Abgasleitungen ergänzen. Großartige Optionen beim Bau hat man eigentlich nicht. Sämtliche Steuerflächen sind fest angegossen, lediglich das Seitenruder ist ein separates Bauteil, welches aber nicht notwendigerweise ohne Nacharbeit ausgelenkt gebaut werden kann. Wie bereits erwähnt kann die Motorenabdeckung geöffnet gebaut werden. Außenlasten sind hier "nicht zutreffend", da die Bewaffnung ja nur aus Rohrwaffen bestand. Die Kanonen in den Flügeln liegen weit innen und sind von außen nicht erkennbar, die Darstellung der Kanonenmulden am Bug ist alles andere als überzeugend, siehe Detailbild unten. Die Klarsichtteile sind von guter Qualität, Kratzer oder Schlieren sind kaum feststellbar. Wenn es denn im Inneren nur mehr zu sehen gäbe! Die Form der Kuppel auf dem Rumpfrücken scheint etwas daneben zu sein, aber damit wird man wohl leben müssen. Schön hingegen ist die Ausführung der Leuchten als Klarsichtteile.
Beim Anblick des gut DIN A5 großen Decalbogens habe ich zuerst einmal die Nase gerümpft über die sehr merkwürdige Farbe der großen Buchstaben. Hier ist Revell wohl ein Fehler unterlaufen, denn eigentlich sollten die Kennungen hellgrau sein und nicht dieses "Grün", welches noch nicht einmal als Sky durchgehen würde. Ein kurzer Blick in die Literatur bestätigte sodann meinen Verdacht - Grau wäre hier richtig gewesen! Kurioserweise zeigt sowohl das Deckelbild als auch eine der Abbildungen auf der Seite des Karton den korrekten Farbton. Vielleicht ein "Montagsbogen" wie z.B. auch bei der F-16 Solotürk bereits vorgekommen? Der ansonsten einwandfreie Bogen erlaubt die Darstellung zweier Maschinen. R2198/PN-B ist ein Flugzeug der No.252 Sqn in RAF Chivenor (Heimatbasis), übrigens die erste an eine der Küstenstaffeln ausgelieferte Beaufighter. Fotos der in Dark Green/Dark Earth über Sky gehaltenen Maschine gibt es zuhauf, einigee großformatige z.B. auf dem Innencover des "Beaufighter Aces of WWII" Buches von Osprey. Die zweite Maschine, ein "schwarzer" Nachtjäger, ist ebenfalls in jeder Publikation als Bild oder Farbprofil zu finden (Warpaint, Modellers Datafile etc.). NG-F/T4638 gehörte zur No.406 Sqn in RAF Coltishall.
Die Bauanleitung in der üblichen Machart erläutert in vergleichsweise wenigen 15 Einzelschritten (inkl. Bemalung) den Zusammenbau. Bezüglich der Antennenbestückung zieht man am besten noch Vorbildfotos zu Rate, da es hier je nach Zeitraum sicherlich zig Möglichkeiten gegeben hat. Bezüglich der Farben sollte man wirklich die Marktstrategie überdenken, es ist nach wie vor ein Unding, dass die Farbenpalette "fast" so alt ist wie dieser Bausatz. Das Mischen der Innenraumfarbe aus drei Farbtönen ist schon mehr als grenzwertig.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Den Bausatz muss man nehmen wie er ist oder es bleiben lassen. Der Aufwand, um das Modell auf den aktuellen Stand zu bringen, ist enorm. Er ist aber immer noch der einzige seiner Art in 1:32. Und man kann trotzdem was Schönes daraus bauen, wie viele Bilder von gebauten Modellen im Netz zeigen. Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 09. Oktober 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |