Messerschmitt Bf 109 G-6 TropUS-Beuteflugzeug "EB 102"von Stefan Zimmermann (1:48 Academy)Hier nun das neueste Produkt aus meiner Bastelküche. Inspiriert durch einen Artikel im "Klassiker der Luftfahrt" habe ich eine deutsche Bf 109 G-6/Trop als US-Beuteflugzeug im Maßstab 1:48 gebaut. Das Ganze ist als kleines Diorama gehalten, welches eine Flugplatzszene in den USA zeigt. Die HistorieAm 8. Mai 1943 fand USAAF-Personal auf einem Feldflugplatz bei Soliman, etwa 40 Kilometer südlich von Tunis, eine zurückgelassene Bf 109 G-6 Trop mit der Werknummer 16416. Dieser Jäger flog, laut verschiedenen Quellen, bei der 3./JG 77 und 4./JG 77. Dieses Geschwader hatte Ende 1942 das JG 27 in Nordafrika abgelöst, war ab Februar des Folgejahres dem Nahkampffliegerkoprs in Tunis zugeordnet und verlegte ab Juli nach Italien. Warum dieses kaum beschädigte Flugzeug zurückgelassen wurde, ist unbekannt. Sicher ist nur, dass die 16416 in Luftwaffendokumenten als abgeschrieben auftaucht. Schon in Soliman erhielt die "Gustav" amerikanische Markierungen, wurde demontiert, verladen und schleunigst in die USA transportiert, wo sie sich schon am 14. Juli 1943 in "Wright Field" (Ohio) befand. Kurze Zeit später wurde die Messerschmitt zur "North American Aviation" (NAA) in Los Angeles gebracht, wo sie auf "Mines Field" eine neue Heimat fand. Nach einer technischen Untersuchung der einzelnen Bauteile wurde die Gustav bei NAA wieder montiert und für Flugtests vorbereitet. Die Maschine wurde komplett abgeschliffen und erhielt einen US-Standardanstrich in Oliv und Grau. US-Hoheitszeichen wurden aufgebracht und am Seitenleitwerk bekam der Jäger die Kennung "EB 102". Der Propellerspinner wurde in einem Signalrot lackiert. Der Kopfpanzer sowie die deutsche Funk- und Sauerstoffausrüstung wurden entfernt und durch US-Geräte ersetzt. Mehrfach wurde die EB 102 von NAA-Werkspiloten auf ihre Flugeigenschaften getestet, bis im Februar 1944 Major Frederick A. Borsodi die Gustav wieder nach Wright Field überführte. Hierbei muss für den Piloten der 3000 Kilometer-Überlandflug quer durch die USA ein beeindruckendes Erlebnis gewesen sein. Als Profi nutzte Borsodi die Überführung aus, um anschließend einen Bericht über die Feindmaschine zu verfassen, der sowohl lobende aber auch kritische Elemente enthielt. So wurden z.B. die beengten Sitzverhältnisse und die umständlich zu bedienende Kabinenhaube bemängelt. Ebenso die beschränkte Sicht beim Rollen auf dem Boden. Als unzureichend stufte der Major die Sitz- und Seitenruderpedalverstellung ein. Im Vergleich zu US-Jägern stellte Borsodi fest, dass die Gustav eine höhere Steigrate hatte, allerdings nicht so manövrierfähig war wie die neuesten US-Jäger und auch nicht an deren Reichweite herankam. In Wright Field wurde die Beute-Gustav noch von einigen anderen Piloten geflogen und den Amerikanern gelang es, ohne große Ersatzteilressourcen, die Messerschmitt flugfähig zu halten. Kurzzeitig wurde die EB 102 nach "Eglin Field" in Florida verlegt, wo sie ebenfalls von einigen Piloten geflogen wurde, kam aber bald zurück nach Ohio. Am 1. September 1944 setzte Major Coleman D. Kuhn nach einem Testflug in Wright Field zur Landung an. Vor ihm befand sich eine P-38 im Landeanflug, der beim Aufsetzen ein Reifen des Hauptfahrwerks platzte. Um nicht in die havarierte Lightning zu rasen, baute Kuhn einen "Ringelpietz", bei dem die EB 102 beschädigt wurde. Am 24. Oktober 1944 wurde entschieden, die Messerschmitt nicht zu reparieren und sie zur Verschrottung freizugeben. So endete die Karriere der "amerikanischen Gustav"! (Quelle: "Klassiker der Luftfahrt", Ausgabe 1/12) Zum ModellFür die "Gustav" nahm ich die Academy-Version. Hierbei wurde mir von verschiedenen Seiten zwar die Bf 109 von Hasegawa nahe gelegt, aber der recht große Preisunterschied zwischen beiden Modellen war am Ende ausschlaggebend. Außerdem finde ich die Academy-109 völlig o.k.! Der "Follow-Me Jeep" kommt von Hasegawa, genau wie die Fahrerfigur und die Figur schräg rechts vor dem Jeep. Die beiden Figuren am Tisch und der knieende Techniker am Flugzeug stammen von ICM. Die zwei Piloten sind von CMK und aus Resin. Tisch und Holztafel sind Eigenbauten aus Zahnstochern und Eisstielen. Die Fässer und restlichen Accessoires kommen von Tamiya. Der Zusammenbau der Bf 109 gestaltete sich unkompliziert, die Passgenauigkeit war gut. Nur bei der Canopy hat Academy etwas geschludert, denn die kompletten Klarsichtteile sind zu schmal ausgefallen. Da ich aber ein Flugzeug mit geöffneter Kanzel darstellen wollte, war das kein großes Problem. Für die Lackierung kamen in der Hauptsache Farben von Vallejo ("Model Air") zum Einsatz. Für die Unterseite US-Medium Grey und für die Oberseite US-Green. Auch das Rot für den Propellerspinner stammt von Vallejo. Die restlichen Farben kommen von Revell (Aqua Color), ModelMaster und Gunze. Die Infos bezüglich der Lackierung waren recht dürftig, und so musste ich mich durch das existierende Bildmaterial (Schwarz-Weiß) "hindurchmutmaßen" und kann im Falle der Fahrwerkbeine- und Schächte keine Garantie geben. Die beiden Resinpiloten von CMK sind von super Qualität und wurden mit Aquas von Revell und Gunzefarben bemalt. Das gilt auch für die restlichen Figuren, die allerdings aus Kunststoff sind. Die Abgasfahnen auf dem Flugzeug wurden von mir mit Alclad "Smoke" aufgesprüht. Die Läufe der MGs habe ich aufgebohrt. Der Jeep stellte beim Zusammenbau auch kein Problem dar. Die Farbgebung hatte es jedoch in sich. Laut Bauanleitung sollte man für das rot-weiße Schachbrettmuster das beiliegende Großflächendecal zurecht schneiden. Dies schien mir aber mit großen Schwierigkeiten verbunden, und so folgte ich dem Rat eines anderen Modellbauers und lackierte den Jeep zuerst komplett in Weiß. Dann schnitt ich die roten Karos aus dem Riesendecal heraus und brachte diese auf den weißen Untergrund. An einigen Stellen habe ich mit Farbe ausgebessert und hier war das Rot von Vallejo ideal, da es den gleichen Farbton wie die Karodecals aufwies. Die Decals für die Gustav stammen aus der Restekiste und wurden nach einer Behandlung des Modells mit Emsal Glänzer aufgebracht. Decal Soft verfeinerte das Ganze. Versiegelt wurde das Flugzeug mit mattem Klarlack von Vallejo. Die Grundplatte besteht aus zwei Lagen dicker Pappe, welche in Grau (Revell) lackiert wurde. Das Gras stammt aus dem Zubehörbereich für die Modelleisenbahn und wurde mit verschiedenen Grün- und Brauntönen verfeinert. Die schwarzen Betonplattenfugen habe ich mit Hilfe von Window Colour erstellt. So sind die Fugen leicht erhaben...ganz wie in echt. Die Grundplatte wurde mit mattem Klarlack von Humbrol versiegelt. Weitere Bilder
Stefan Zimmermann, Publiziert am 24. März 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |