Messerschmitt Bf 109 F-2Löwe von Aspern im Schildkrötenkleidvon Oliver Peissl (1:48 Zvezda)In 1:48 derzeit das einzige Modell, welches eine korrekte F-2 darstellt, bietet der Bausatz der Bf 109 von Zvezda alles, was das Modellbauherz höher schlagen lässt. Mit vielen Details und korrekten Bauteilen, welche typisch für die Untervariante der F-2 sind, startet Zvezda mit dem ersten einer mit Sicherheit fortlaufenden Typenreihe der 109er Modellen. Positionsleuchten ohne Verglasung, Versteifungsstreben am Rumpfende, schmaler Ladelufteinlauf, !!keine!! Blechstöße auf der Flügeloberseite sowie die Fahrwerksschächte der E-Variante zeigen, dass Zvezda seine Hausaufgaben in Bezug auf korrekte Recherche gemacht haben. Auf diese Bereiche wird nochmals intensiv eingegangen. Bekannt für ihre farbenfrohen Tarnungen sind die Maschinen der zweiten Gruppe des JG 54 (II/JG54) immer wieder ein Blickfang auf Bildern, Zeichnungen oder gar, wie hier, im Modellbau. Erstmals farblich auffällig wurde diese Gruppe während der Luftschlacht um England mit ihren Bf 109Es, welche das Abtarnen der Rumpfseiten in Linienform durchführten und nicht mit Flecken, wie dies andere Geschwader vollzogen. Bekannte Maschinen hierfür waren z.B. diese von Waldemar Wübke oder Josef Eberle. Als die Gruppe später auf den Balkan verlegt wurde, ist diese Art der Tarnung weiter geführt worden, wo auch die Mäandertarnung oder Schildkrötenpanzertarnung erstmalig zu sehen war. Im Unternehmen Barbarossa wurde diese Tarnung dann vermehrt auffällig, da die gesamte Jagdgruppe, nun mit Bf 109F ausgerüstet, diese Art der Rumpfseitenbemalung im Feld auflackiert bekommen hatte. Typisch für die Bf109 war, dass sie beschussempfindlicher als die später bei der Luftwaffe ebenfalls eingesetzte Fw190 war, was auf den wassergekühlten Daimler-Benz-Motor zurückzuführen war. Der Ölkreislauf wurde über die Ölkühler unter dem Motor sowie der Flügel gekühlt und in das System zurückgeführt. Wurde ein einziger Treffer in diesen Bereich erzielt war klar, dass der Motor bald den Geist aufgab und es einen Kolbenfresser geben würde. U. a auch ein Grund warum später bei der Reichsverteidigung eher die Fw190 auf die Bomber angesetzt wurden und die Bf109 Jägerdeckung gaben. Der Bereich des Ölkühlers unter dem Triebwerk erschien mir für eine zusätzliche Detaillierung passend, da ich noch einen Resinmotor von Aires im Fundus hatte und diesen mit den Ätzteilen des Eduardbogens vereinen wollte. Ferner ist die untere Abdeckung des Motors von solch guter Qualität, dass für mich eindeutig war diesen Bereich offen darzustellen. Mittels Vorbildmaterialien und Dokumentationen der Öl/Kühl-Kreisläufe wurden die Leitungen mittels Draht verschiedener Stärken sowie Lötzinn dargestellt und anhand von Farbdokumenten angemalt. Schlösser, bzw. Verbindungsstücke sind von mir mittels Klebeband dargestellt und mit Ölfarbe angemalt worden. Die Pumpe des Kühlsystems, welche innen auf der unteren Motorabdeckung angebracht war, wurde von mir in Eigenarbeit aus Sheet, Bleifolie sowie Draht dargestellt und in den entsprechenden Farben lackiert, gealtert und zum Lackieren abgeklebt. Nach dem Rohbau konnte das Modell nun zusammengeklebt und diverse Gravuren mittels Rändelrad aufgetragen werden, um es letztendlich für die Lackierung vorzubereiten.
Nach Auftragen der Farbtöne RLM 04, 74, 75 und 76 erfolgt die Schildkrötenpanzertarnung in RLM 71, 02. Zu dieser gibt es diverse Meinungen und Argumentationen, welche u. a auch von mir in diversen Foren mitdiskutiert wurden. Aus diesen Informationen und Erkenntnissen der damaligen Farbgestaltung habe ich mich aus folgendem Grund für die oben genannten Farben entschieden: Zur Zeit als die Jagdgeschwader mit den neuen Bf 109F ausgerüstet wurden, hatten diese die bisher eingesetzte E-Serie im Bestand, welche überwiegend in den Farben RLM 65, 71/02 lackiert waren. Mit Eintreffen der F-Serie sind auch die Oberflächentarnungen der Jagdflugzeuge werksseitig in RLM 76, 74/75 geändert worden, wobei die Geschwader noch Restbestände der Farben RLM 65, 71/02 hatten und diese zur weiteren Abtarnung der Rumpfseiten mitverwendet wurden. Zumal bekannt ist, dass die E-Modelle der II/JG54, welche auf dem Balkan eingesetzt wurden, die gleiche Abtarnung auf den Rumpfseiten in RLM 71/02 hatten, gehe ich davon aus, dass diese bewährte Lackierung auch bei der F-Serie im Sommer 1941 durchgeführt wurde. Zuerst habe ich das Netzmuster in RLM 71 aufgetragen, da mir bekannt war, dass diese Farbe etwas schwieriger zu Handhaben ist. Hier kann es vorkommen, dass urplötzlich die Düse der Airbrush verstopft und auf einen Schlag die Farbe „rotzt“. Falls dies vorkommt hat man dann noch die Möglichkeit die unsauberen Stellen wieder mit der Grundfarbe RLM 76 „auszubügeln“, was auch in meinem Fall passierte. Das RLM 02 wiederum lässt sich sauber auftragen, sodass die Flecken mittig des Netzes ohne Probleme auflackiert werden konnten.
Anschließendes Einschwärzen sämtlicher Flächen erfolgte aus einer Mischung aus Braun und Schwarz mittels hochverdünnten Ölfarben, welche nach Trocknung mit hochverdünntem Weiß hauchdünn überlackiert wurden, um den Verwitterungseffekt weiter zu steigern. Da die RLM Farbtöne von Gunze bereits Semi-Gloss sind, ist hier eine Grundierung der Decals mittels Glanzlack nicht unbedingt nötig, jedoch zur Versiegelung dieser ratsam. Erstmals verwendete ich hierfür Gunzes Mr. Metal Primer in Verbindung mit Gunzes Mr. Hobby Thinner, welcher überwiegend die gleichen Trocknungseigenschaften wie auch die Basisfarben besitzt. Um die Homogenität der Decals gegenüber den übrigen Flächen sicherzustellen sind diese, wie sämtliche Flächen auch, mittels Airbrush aufgehellt worden. Die erhabenen Flächen, wie Blechstöße und Nietreihen, schabte ich anschließend mittels feinen Skalpells ab, sodass die anfängliche Grundierung in Silber zum Vorschein kommen konnte. Um die Decals nicht zu beschädigen wurden Lackabplatzer sowie Abrieb auf diesen mit der Grundierungsfarbe mittels feinen Pinsels aufgetragen, damit der Effekt hier nicht unterbrochen wird. Nach feinem Überzug eines Mattlackes, hier Gunze H-20, sind noch die Blechstöße mit einer Mischung aus Brau-Schwarz nachlackiert worden, um weitere Nuancierungen zu erreichen. Ölschlieren an Wartungsklappen sowie beweglichen Teilen wurden mittels verdünnten Ölfarben dargestellt, um abschließend Schmauch- sowie Abgasspuren auflackieren zu können. Ein solch hervorragender Bausatz kann mit geringem Zusatzaufwand als wahrer Blickfang gestaltet werden, da von Haus aus schon einiges geboten wird. Ins rechte Licht wurde das Modell mittels Lichtwürfel inklusive zwei Tageslichtständerlampen gerückt und mit einer Canon EOS-350 mit Canon EF 28-135 Objektiv abgelichtet. Diesen Bericht möchte ich meinem verstorbenen Großvater widmen, welcher mich allzeit bestärkt hat, meinem Hobby weiter zu folgen. Oliver Peissl, Publiziert am 06. Dezember 2011 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |