Voisin Farman (1908)von Jürgen Wagenknecht (1:72 Entex)
Hiermit möchte ich das zweite Modell aus dem Bausatz "Early Birds" von Entex vorstellen, die Voisin Farman von 1908. Zum Original
Die Brüder Voisin waren die ersten in Europa, die eine Flugzeugfabrik nach kommerziellen Gesichtspunkten führten. Der Name des Kunden, für den ein Flugzeug gebaut wurde, wurde hinter den Namen Voisin gehängt. Somit war die Voisin Farman ein Flugzeug, welches für Henri Farman gebaut wurde. Henri Farman änderte die Maschine nach den ersten Flugversuchen in einigen Punkten wesentlich ab, wodurch sich die Flugleistungen erheblich verbesserten. Die Voisin Farman war in Europa die erste Maschine, die einen Kreisflug von 1 km ausführte und das ohne Quersteuerung! Der längste Flug der Maschine betrug 27 km, von Bouvy nach Reims. Zum Modell
Zu dem Bausatz gilt im Wesentlichen das gleiche, wie zur De Havilland No.1 aus der gleichen Packung. Allerdings sind die Rumpfstreben etwas dünner ausgefallen. Die Speichen der Speichenräder sind nicht gerade sehr filigran, bei den kleinen Hinterrädern sogar gar nicht dargestellt. Der Motor ist etwas detaillierter und klar als V8 erkennbar. Auch der Tank mit seinen acht getrennten Zuleitungen ist vorhanden. Im Internet findet man einige Fotos und Unterlagen über die Maschine. Da sie aber ständig umgebaut wurde und Voisin weitere Maschinen mit den Änderungen von Farman baute, sind auf den Fotos immer wieder Unterschiede im Detail zu erkennen. Die wesentlichen Abmessungen des Bausatzes scheinen zu stimmen, soweit eine Kontrolle bei den unterschiedlichen Angaben in der Literatur möglich ist. Die Spannweite scheint um ca. 1 mm zu gering zu sein, was aus meiner Sicht tolerierbar ist.
Beim Bau sind mir einige Punkte aufgefallen, die korrigiert werden sollten: So ist das Seitenruder nur mit dem unteren Leitwerksflügel verbunden. Hier muss eine kleine Strebe an das Seitenruder gesetzt werden, damit die Verbindung zum oberen Leitwerksflügel hergestellt wird. Beim unteren Flügel waren im Bereich des Propellers die Flügelrippen bis zu den Rumpfstreben verkürzt. Es müssen somit zwei Flügelrippen verkürzt werden. Beim oberen Flügel habe ich auf den Fotos zwei Varianten gefunden: Entweder identisch mit dem unteren Flügel, oder nur zwei Rippen verkürzt. Da beim Bausatz vier Rippen verkürzt sind, kann man entweder beim oberen Flügel auch zwei Rippen kürzen oder man klebt die vom unteren Flügel abgeschnittenen Rippen an den oberen Flügel. Ich habe mich für die Variante mit den beiden identischen Flügeln entschieden.
Normalerweise ist zwischen dem Flugzeugrumpf und dem unteren Flügel ein kleiner Spalt, wo die Fahrwerksbeine durchlaufen. Dieser Spalt ist beim Modell nicht vorhanden, obwohl das Fahrwerk so ausgeführt wurde, dass es am Rumpf vorbei laufen soll. Da ich den gesamten Flügel nicht umbauen wollte/konnte, habe ich die Fahrwerksstreben getrennt, so dass sie bis zum Flügel reichen und dann ab Unterseite Flügel weiter laufen. Bei den vorderen H-Streben war bei meinem Bausatz zu wenig Kunststoff eingespritzt worden, weswegen sie nicht voll ausgeformt waren. Diese habe ich aus Draht neu gebaut. Insgesamt ist der Bau der Voisin Farman etwas einfacher als der Bau der De Havilland, da durch die Seitenwände der Flügel diese leicht ohne Versatz aufeinander gesetzt werden können und somit auch die Rumpfausleger eindeutig fixiert sind. Nur das Einsetzen des Rumpfmittelstücks war etwas knifflig.
Die Bespannung der Flügel, Ruder und der Rumpfnase gingen diesmal schon deutlich besser, als beim letzten Mal. Bei der Bemalung habe ich mich an die Packungsvorlage gehalten, da ich auch Fotos gefunden habe, bei denen klar dunklere Streifen an den Seitenwänden der Flügel zu sehen waren. Da die Maschine immer sehr hell auf den Fotos aussieht, auch die verliebenden Museumsmaschinen, zu denen Farbfotos existieren, habe ich zur Bemalung der bespannten Flächen diesmal nicht Humbrol 103, sondern Humbrol 41 Elfenbein verwendet und anschließend mit matten Klarlack überstrichen. Die grünen Streifen wurden mit Revell 314 lackiert. Die Holzteile wurden mit Revell 88 Ocker vorgestrichen, mit Glanzklarlack überstrichen und anschließend mit Ölfarbe Burnt Sienna gemasert. Zum Schluss wieder mit Glanzklarlack versiegelt.
Die Startnummer 20 habe ich aus einem Abziehbilderbogen mit 8 mm hohen Buchstaben und Nummern zusammengeschnitten. Sie sind jetzt 14 mm hoch. Die Verspannung wurde wieder mit dünnem Draht ausgeführt. Dabei wurde der Rumpf vor dem Bekleben mit dem Spannpapier verspannt. Insgesamt sind so ca. 150 Spanndrähte bei dem kleinen Flieger verwendet worden. Letztendlich ergibt sich ein sehr hübsches Modell eines berühmten Flugzeugs aus den Pioniertagen der Fliegerei. Eigentlich schade, dass dieser Bereich so Stiefmütterlich behandelt wird. Jürgen Wagenknecht Publiziert am 11. Oktober 2011 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |