1962 Chevrolet Bel Air Coupévon Ingo Degenhardt (1:25 AMT/Ertl)Das VorbildFür meinen 1962er Chevrolet konnte ich kein Impala-Modell finden und bin auf den Bel Air von AMT/Ertl ausgewichen. Nach Fertigstellung des Modells stieß ich dann noch auf das Fertigmodell des weißen Impala-Convertibles, das hier zu Vergleichszwecken mit auf den Fotos erscheint. Als ab 24. September 1961 die 62er Modelle in den Verkaufsräumen standen, hatten sie jegliche Heckflossenattribute oder auch nur die Erinnerung daran komplett verloren. Chevrolet war - als einer der ersten Hersteller - in den 60er Jahren angekommen. Über der massiven Frontstoßstange und eingerahmt zwischen den beiden Doppelscheinwerfern lehnt sich der Kühlergrill in den Fahrtwind. Seitlich zieht sich der simplifizierte, hoch angesetzte Chromspeer von den Scheinwerfern bis zum Heck. Bei den Impalas ist seine Innenfläche in einer Kontrastfarbe zur Fahrzeuglackierung gehalten; bei den preisgünstigeren Modellen wie Bel Air oder Biscayne entfällt dieses Detail. Ein neue Dachlinie lässt die bis dahin weit ins Dach hineinragenden Panoramascheiben verschwinden, lediglich das Bel Air Sport Coupé behält noch für dieses Modelljahr das sogenannte Bubbletop bei - bei starker Sonneneinstrahlung eine Zumutung für Fondpassagiere und ebenso für das Material von Rückbank und Hutablage. Am Heck wandert das Nummernschild in die ebenfalls massiver gestaltete Stoßstange, so dass die vom 1960er Modell fortgeführte Aluminiumrückwand mit den sechs Rückleuchten nunmehr ungestört über die gesamte Fahrzeugbreite verläuft. Wie auf den Fotos zu sehen, kommt der Bel Air mit etwas weniger aus - der Aluminiumeinsatz entfällt, ebenso zwei der Rückleuchten; letzteres übrigens auch eine klare Sicherheitseinbuße. Der gezeigte Impala ist mit dem ‚Super Sport Package' ausgerüstet - in diesem Jahr erhältlich für die Sport Coupés und die Convertibles, allerdings unabhängig von der gewählten Motorisierung. 1961 noch in nur wenigen hundert Exemplaren verkauft, statteten 1962 bereits an die 100.000 Käufer ihren Impala als Super Sport aus. Das Ausstattungspaket bestand in diesem Jahr neben den entsprechenden Emblemen, Radkappen, etc. auch aus Einzelsitzen vorn, Mittelkonsole und Vinylpolsterung. Die Motorenpalette beginnt mit dem 235er Reihensechszylinder (135 PS) und arbeitet sich über den bewährten und beliebten 283er small block V8 (170PS) , die aufgebohrten small block 327er V8 (250 u. 300PS) bis zu den Top-Motorisierungen vor - bestehend aus den 409 big block V8 (380 u. 409PS). Neben dem bereits im Programm befindlichen Corvair bekamen die Einstiegsmodelle der ‚full size Chevys' - Biscayne und Bel Air - noch weitere Konkurrenz aus dem eigenen Haus: der Chevy II wurde in diesem Jahr als zweiter ‚Compact' vorgestellt. Den Impala ficht das aber nicht an - die Verkaufszahlen stiegen unaufhörlich. Die Chevrolet Division von General Motors verkaufte im Modelljahr 1962 fast 1.600.000 Fahrzeuge, davon waren über 1.000.000 ‚full size cars' und davon wiederum betrug der Impala-Anteil über 700.000 Autos. Ein bemerkenswertes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass sich bei Chevrolet traditionell die preisgünstigeren Varianten in deutlich größeren Stückzahlen verkauften. Ein klarer Hinweis auf die rasant steigende Beliebtheit des Impala. Der Käufer des hier gezeigten Bel Air Sport Coupés hat allerdings mit Äußerlichkeiten nicht viel im Sinn - er begnügt sich mit Stoffpolsterung und vier Rückleuchten, braucht keine Alu-Rückwand und keine SS-Embleme. Er geht sogar soweit, nicht einmal ein Radio zu bestellen, auf Weißwandreifen zu verzichten und gönnt den in Wagenfarbe lackierten Felgen nur die Minimalradkappen; spöttisch ‚poverty caps' genannt. Spott ist aber fehl am Platze, denn dieser Käufer hat es nur auf eins abgesehen - die Ausstattungsoption RPO 587. Damit ist dieser äußerlich mehr oder weniger als ‚Nullausstatter' (eine sog. ‚Plain Jane') daherkommende Bel Air ein wahrer Wolf im Schafspelz: RPO 587 ist der 409 big block V8 mit ebensoviel PS und spätestens, wenn die nächste Ampel auf Grün schaltete, lachte niemand mehr über den in ‚Roman Red' lackierten Bel Air. Der Käufer nutzt hier die im Gegensatz zu heutigen ‚Ausstattungspaketen' damals noch fast uneingeschränkte individuelle Gestaltungsmöglichkeit für das ganz persönliche Wunschauto. Ein Impala konnte mit Doppelrohrauspuff, Doppelantennen, fender skirts, wire wheel caps, front & rear bumper guards und Dutzenden weiteren Äußerlichkeiten protzen und dennoch ganz manierlich mit dem 235er Sechszylinder dahinzuckeln. Dieser Bel Air zeugt von den Möglichkeiten für eine ganz andere Philosophie. Der Grundpreis für das V8 Bel Air Sportcoupé liegt in diesem Jahr bei 2668,- $, RPO 587 kommt mit 321,21 $ dazu und addiert fehlt dann nicht mehr viel bis zum Grundpreis des Impala Convertibles (3026,- $). Das ModellDer Bausatz von AMT/Ertl ist im Zusammenbau problemlos und somit geht es mal wieder flott voran. Auf das seidenmattschwarz lackierte Chassis mit dem schön detaillierten 409 Motor, lackiert im üblichen Chevy Engine Red (die Ventildeckel sind nur beim 409 silbern) wird der fertig montierte Innenraum mit dunkelrotem Teppich (doch noch eine Sonderausstattung!) aus Viskosefasern und den in matt-dunkelrot lackierten Polstern aufgeklebt. Danach wird - ohne größere Schwierigkeiten - die Karosserie aufgesetzt, lackiert in meiner Interpretation von Roman Red, versehen mit weißem Dachhimmel und natürlich den Scheiben. Neben den endlos anmutenden Entgratungsarbeiten mit Messerklinge und Schleifpapier, über die ich ja jedes Mal jammere, besteht der größte Aufwand darin, die lackierte Karosserie abzukleben, um all die Fensterrahmen und Zierleisten mit Alclad II ‚Chrome' lackieren zu können. Ist das geschafft, bekommt das Ganze noch einen satten Überzug mit Humbrol Klarlack, ausreichend Trockenzeit, und ist dann, wie oben beschrieben, fertig für die Hochzeit mit dem Chassis. Im Motorraum habe ich wieder Zündkabel und dies und das ergänzt. Fertig. Das Fertigmodell des Impala Convertibles ist ebenfalls aus Kunststoff, passabel industriell lackiert und zusammengebaut. Aus reiner Faulheit habe ich darauf verzichtet, es auseinander zu nehmen, zu bearbeiten und wieder zu montieren. Ich habe es einfach so dazugestellt, da es schön die Unterschiede zeigt. Quellen:
Ingo Degenhardt Publiziert am 09. Juni 2011 Die Bilder stammen von Lutz Degenhardt. © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |