North American P-51D MustangUruguay (FAU), Carrasco, 1955von Alain Courouge (1:72 HobbyBoss)Aus dem Französischen von Bernd Korte 25. Oktober 2006: Obwohl schon vier Modelle auf Kiel liegen, finde ich beim Modellbauhändler einen ganzen Stapel Bausätze einer neuen Firma: Hobby Boss. Von den mir aus der Presse bekannten Neuerscheinungen suche ich nach der F4U4 Corsair. Da diese aber alle sofort nach Erscheinen geplündert waren, weiche ich auf eine P-51D Mustang aus. Meine Idee bei diesem Bausatz ist es, diese neue Marke zu testen, deren Slogan es ist, einfach und schnell ein stimmiges Resultat zu erzielen. Die Aufmachung ist wirklich interessant: ein Karton in dem sich Flügel und Rumpf als ganzes gespritzt finden. Es reicht, einfach diese beiden Teile zusammenzufügen. Darüber hinaus gibt es noch ein paar Kleinteile für das Fahrwerk und die Kanzel, wie auch einen Decalbogen (sehr schön) und eine Anleitung. Der Zusammenbau geht fast wie von alleine. Es genügt, hier und da ein wenig zu schleifen. Der Flügel-Rumpf Übergang benötigt ein wenig Spachtel. Auf dem folgenden Foto sieht man gut wie schön die Gravuren sind; etwas zu ausgeprägt, aber für fünf Euro ist dieser Bausatz um einiges besser als ein paar andere Kits mit weitaus höherem Preis. Ach ja, China… Der größte Makel: das Cockpit. Im Grunde genommen ist es annehmbar detailliert. Der eigentliche Mangel ist das Instrumentenbrett – das einfach nicht vorhanden ist. Beim Sitz reichen zusätzliche Gurte. Die MG-Bewaffnung wurde hingegen aufgebohrt, was einen besseren Eindruck macht. Vorbereitungen vor der Bemalung: Abwaschen von Fettrückständen auf der Modelloberfläche und das Maskieren der Kanzel. Bei der Kanzel ist dies etwas schwierig, da sie sehr dünn ist (nahe an einer Tiefgezogenen), so dass die Seiten etwas gelitten haben. Von diesem Detail gibt es leider kein Bild… In Sachen Markierungen wünschte ich mir eine Version abseits des alltäglichen. Daher fischte ich aus meinem Decal-Stapel schließlich eine Variante, die auf einem Aztec-Sheet vorhanden ist: die Mustang sollte uruguayanisch werden! Ein bisschen Geschichte:Diese P-51Ds wurden kurze Zeit nach dem Krieg (1950) gekauft und standen bis 1961 im Einsatz. Ihre Kampfhandlungen bestanden 1955 im Abfangen einer argentinischen Catalina sowie einer Meteor in Folge der Gebärden des argentinischen Präsidenten J. Domingo Peron. Alles in allem wurden fast 25 argentinische Flugzeuge zur Landung auf uruguayanischem Boden gezwungen. Das Flugzeug, das ich als Vorbild für mein Modell wählte, befindet sich heute im FAU Museum.
Nun holte ich zum ersten Mal nach meinem Umzug die Airbrush wieder hervor! Welch Freude! Zu Beginn ließ ich es einfach angehen: der schwarze Blendschutz vor der Windschutzscheibe. Hier kam Schwarz von Tamiya zum Einsatz, kaum etwas ist leichter anzuwenden als das. Aber zum Glück hatte ich nicht all zu viel verlernt… anfangs machte ich jedoch ein paar Lackierübungen auf den Flügeln um zu sehen, ob ich noch irgendwelche Reflexe hatte. Allerdings nahm ich gegenüber früher zwei kleine Verfahrensänderungen vor: um die Farbe zu verdünnen benutze ich nun originalen Tamiya-Verdünner (aber den guten alten Alkohol behalte ich zum Säubern) und ich arbeite mit weniger Luftdruck, um die 1 Bar. Die Entscheidung, den Druck zu verringern, fiel indem ich Literaturangaben an meine eigenen Erfahrungen anpasste: die Arbeit mit höherem Druck erfordert mehr Fingerspitzengefühl, um die Airbrush sowie den Luftstrom handzuhaben. Dafür bin ich noch zu unerfahren. Deshalb ist 1 Bar für mich ein guter Kompromiss. Der Tamiya-Verdünner neigt überdies zu ein paar speziellen Eigenschaften: verstopfungsfreier in der Airbrush und mit besseren Fließeigenschaften.
Die zweite Airbrush-Session brachte nun die Alufarbe aufs Modell. Auch hier habe ich es mir wieder einfach gemacht und benutzte Tamiya X32. Etwas grobkörnig, aber ich werde versuchen, das nachzubessern. Ich musste etwas kämpfen, da die schwarzen Spuren von meinen Handübungen gar nicht so einfach überzulackieren waren. Zum Abschluss der Lackierung folgte ein Überzug mit glänzendem Klarlack (Klir, entspricht Future), um das Modell auf die Decals vorzubereiten. Jetzt konnte es an den Kleinkram gehen. Für das Rot des Spinners kam Humbrol 19 zum Einsatz. Alle Abziehbilder sind aufgebracht. Dennoch ein Wort zu den Aztec Decals: sie bieten nicht nur originelle Markierungen an, sondern sind von der Qualität her exzellent! Der Trägerfilm ist dünn, die Klebekraft ist perfekt und die Farben sind wirklich intensiv. Darüber hinaus reagieren sie ausgezeichnet auf MicroSol/MicroSet. Ich könnte mich auf südamerikanische Themen spezialisieren, nur um sie benutzen zu können! Oben drauf eine Schicht Klir um alles zu fixieren und das Silvering zu vermeiden. Nun kommen wir zu der Endmontage. Hier ist das Modell bereits fertig. Das erste seit genau zwei Jahren, denn die beiden letzten, eine P-51B und die Bloch 131, wurden bereits am 18.01.2005 fertig gestellt. Welche Freude! Ein paar Infos zu der EndmontageFunkantenne Die Funkantenne wurde selbst gefertigt. Nicht wenige Lateinamerikanische Maschinen verfügten über diese Antenne. Ausgehend von einem großen traubenförmigen Stück muss man sie mit dem Cutter immer weiter verkleinern (mein Daumen erinnert sich noch daran…) und dann schleifen, schleifen, schleifen um die richtige Form zu erhalten. Es ist nicht perfekt, aber ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Lackiert wurde per Hand mit Schwarz von Prince August. Mit einem matten Finish sieht es tadellos aus.Washing Zuerst habe ich die Decals mit einer Schicht Klir in Vorbereitung auf das Washing versiegelt. Das Washing besteht aus stark mit Essence F verdünnter Rembrandt Ölfarbe im Ton Sepia. Der Auftrag in die Gravuren geschieht mit Hilfe eines ausreichend dünnen Pinsels. Zuerst lässt man das Washing leicht antrocknen, um es dann mit einem Papiertaschentuch abzuwischen. Die Gravuren dieses Hobby Boss Bausatzes bieten sich für solche Übungen recht gut an. Finish Das Finish hat mir am meisten Probleme bereitet. Gewöhnlicherweise (zumindest seit ein paar Bausätzen), stelle ich mir hier keine Fragen: Mattlack von Pebeo und das Finish „sitzt“. Hier aber handelte es sich um ein Metallfinish, und ich hatte Angst, dass der Pebeo Mattlack, der wirklich sehr matt ist, das Ergebnis ein wenig vermasseln würde. Daher trug ich zuerst ein seidenmattes Finish von Gunze auf, mit sehr enttäuschendem Resultat. Das Alufinish kam nicht gut rüber und die bemalten Bereiche (schwarz, Decals) waren nicht matt genug. Daher ging ich das ganze noch einmal mit Gunze Mattlack an, das sich als ein klein wenig glänzender als der Pebeo Mattlack herausstellte und ein exzellentes Finish ergab. Nun weiß ich also, was für ein Finish bei Metalllackierungen angesagt ist.Fahrwerk Nichts außergewöhnliches. Fahrwerk und Felgen erscheinen in Alu von Modelmaster, das Schwarz der Reifen ist Tire Black 1004 von Aeromaster. Ein leichtes Washing kam auch hier zum Einsatz. Propeller Der Zusammenbau des Spinners war etwas kompliziert. Hier musste der Mini-Bohrer heraus geholt werden, um den Hohlraum für etwas mehr Spiel bei der Montage zu vergrößern. Andernfalls wären die beiden teile des Spinners nicht korrekt ausgerichtet. Noch ein mattes Finish und alles ist ok. Auspuff Zuerst wurden sie mit einem 0.35 Bohrer geöffnet. Als Grundfarbe wählte ich einen alten Farbpott Humbrol Authentic HG15 (RLM 61). Die Auspuffrohre erscheinen in Burnt Metal von Modelmaster und die Öffnungen wurden mit Silber herausgearbeitet.Zum Abschluss wurden noch die Positionslichter nach der Bauanleitung einer Tamiya P-51D mit Gunze Transparentfarben bemalt (vorzugsweise auf einem weißen Untergrund). Alles in allem ein Bausatz, der sich recht schnell bei einem tollen Detaillierungsniveau bauen lässt, besonders wenn man den Preis von unter 6 EUR berücksichtigt. Würde ich nun noch einen Hobby Boss Bausatz bauen? Wenn ich diese P-51D mit derjenigen von Tamiya vergleiche, dann ist der Japaner feiner und detaillierter als der Chinese. Darüber hinaus bietet er ein vollständig eingerichtetes Cockpit. Wenn es also einen gleichartigen neuen Bausatz von einem anderen Hersteller gibt, z.B. von Tamiya, Hasegawa oder Revell, würde ich dazu neigen diesen dem von Hobby Boss vorzuziehen. Bei weniger geläufigen Modellen hingegen, wie z.B. der Yak-3, gibt es nichts zu zögern, denn die Qualität ist an sich sehr gut. Weiterhin sind diese Bausätze besonders für Anfänger sehr gut geeignet, da man bereits aus der Schachtel ein exzellentes Ergebnis erzielen kann. Gut gemacht Hobby Boss! WeblinksAlain Courouge, Publiziert am 05. März 2007 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |