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Marmon 57P

von Thomas Lutz (1:25 verschiedene Hersteller)

Marmon 57P

Vor einigen Jahren hatte ich das Glück, während einer Modellbaushow eine alte Resin-Kabine, gegossen von Frank Gortsema, zu erstehen, zwar unvollständig aber ohne Brüche oder sonstige Beschädigungen.

Der Aftermarket-Satz wurde damals original angeboten, inklusive einer Bodenplatte, Sitzen, Instrumententafel und der Frontstoßstange. Diese Teile lagen dem Karton jedoch nicht mehr bei, und so mußte ich mit der Kabine und der daran angegossenen Motorhaube, Kühlergrill und Kotflügeln sowie dem separat beiliegenden Sleeper zurechtkommen. Die Resinteile der ersten Generation hatten ein beachtliches Gewicht und waren nicht weit von einem so genannten Vollguß entfernt, mit heutigen Resin-Kits kaum noch zu vergleichen. Alleine den Innenraum auszuarbeiten und die überdicke Wandung des Kabinendaches abzuschleifen bedurfte einer Arbeit (wo ich doch Schleifen, Spachteln und Feilen so liebe?!?).

Mit einem ersten Grundierungsüberzug wurden noch einige kleine Stellen zur Nachbearbeitung ausfindig gemacht und bereits da hatte ich eigentlich schon keine Lust mehr. Also wanderte die so bearbeitete Kabine erstmal für fast 10 Jahre in die niederen Tiefen des Bausatzvorrates. Nach langen Jahren kamen die Teile wieder zum Vorschein und nach dem ersten Augenschein landeten Kabine und Hütte im Mülleimer. Einen Tag später, während einer Hochstimmungsphase, dann wieder auf der Werkbank (man gönnt sich ja sonst nichts)! In der Grabbelkiste fand sich ein passendes Fahrgestell und mittlerweile nach etwa 30 gebauten Trucks auch viele andere Teile zum Vervollständigen des Marmon.

Marmon 57P

So wurden diverse Teile zusammengesetzt und angepaßt, alles im Augenmaß und per Intuition, denn einen Bauplan gab es ebenfalls nicht. Die Sleeperbox verfügt nicht über eine Innenausstattung, ein Zustand den ich auch gerne so lassen wollte (ich betreibe Plastikmodellbau nicht wirklich „professionell“ und nur zum Ausgleich für den Alltag). Das große Panoramafenster existierte im Resinteil nicht wirklich und war nur vertieft gegossen. Um neugierige Blicke ins nicht vorhandene Innenleben zu unterbinden, wollte ich eine sehr dunkel getönte Scheibe einsetzen.

Leider ist das Ergebnis nicht gerade gelungen, aber man muß auch zu seinen Fehlern stehen. Die Ausstattung der Kabine mit Instrumententafel, Sitzen, Schalthebel, Lenkrad usw. verlief dagegen problemlos. Bei der Farbwahl entschied ich mich schlußendlich nach 236 ausgedachten Farbmöglichkeiten für ein Hellgrün-Metallic, das gut mit den Revell-Decals harmonierte. Das Fahrgestell erhielt einen sensationellen Anstrich in Glanzschwarz, die Heckstoßstange entstammt einem Revell-Peterbilt 359 Bausatz, die eckige Frontstoßstange einem International von Ertl (Trucker sind eben kreativ und alles was paßt ist auch gut). Die verchromten Tanks erheilten Spannbänder aus mattschwarzem Isolierband.

Marmon 57P

Die Frontscheibe besteht aus einem Stück Blisterverpackung und paßte zufällig wie dafür gemacht. Die vorderen und hinteren Mudflaps bestehen aus Fahrradschlauch und die Antennen aus Lichtleitfasern, die sich bemalen lassen. Die extrem hoch aufragenden Auspuffrohre wurden aus Aluröhrchen geschnitten. Die Kühlerverkleidungen dieser Trucks sind nun einmal aus Chrom, der angegossene Grill des Resin-Trucks mußte also verchromt werden. Eine schwierige Aufgabe und heutzutage mit speziellen Mitteln und einer Airbrush auch zu lösen. Was aber tun ohne Airbrush und auch ohne Mittelchen und ohne Verchromungsfolie (das erinnert mich an das Abendessen im Treck Camp von Lucky Luke: in der Pfanne angemachte Eier mit Speck und Bohnen, wegen der umzingelnden Indianer aber ohne Flamme auf dem Lagerfeuer und auch ohne Speck)?

Marmon 57P

Alternativ verwendete ich Chrometiketten eines Thermotransferdruckers, die sich passend schneiden und, da selbstklebend, auch noch aufkleben ließen. Das Ergebnis sieht fast besser aus als mancher Kühlergrill aus den Bausätzen, macht aber eine Höllenarbeit und ist nur für diesen Ausnahmefall zu empfehlen. Bei Endmontage erhielt der Marmon noch Blinker auf den Kotflügeln, Dachleuchten, Signalhörner und Außenspiegel aus Beständen der Grabbelkiste, während alle Chromteile noch mit verdünnter schwarzer Glasmalfarbe, um eine bessere plastische Wirkung zu erzielen, überpinselt wurden. Noch immer fehlt das silberne „M“ oben auf dem Kühlergrill und wird irgendwann noch nachgerüstet. Das fertige, relativ seltene Modell eines Marmon Trucks entschädigt der vielen Mühen dann doch noch, wenngleich ich auch mit Schrecken feststellen mußte, daß ich noch einen weiteren Gortsema Brocken, den Marmon Cabover im Hobbykeller lagern habe.

Marmon 57P

Fazit: Ein Resin-Bausatz verursacht ungleich viel Mehrarbeit als ein Standardmodell, bringt eine Menge Erfahrungen ein und bedeutet trotzdem eine außerordentliche Bereicherung der Modellsammlung.

Thomas Lutz,
stockcarmodels.weebly.com

Publiziert am 05. Januar 2007

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