SMS Erzherzog Ferdinand Maxvon Jim Baumann (1:700 WSW Modellbau)Die dritte Einheit der Erzherzog - Karl – Klasse der österreichisch-ungarischen Marine wurde Erzherzog Ferdinand Max genannt. Sie wurde am 21. Dezember 1907 fertiggestellt. Der Entwurf wurde bestimmt durch knappe Budgets und die Größe der vorhandenen Baudocks; so entstanden gut geschützte und kompakte Pre-Dreadnoughts, obschon sie weniger schlagkräftig waren als die vergleichbaren Schffe anderer Nationen. Mit einer maximalen Maschinenleistung von 18.000 PS ereichten sie eine Höchstgeschwidigkeit von 20,5 Knoten. Zu Friedenszeiten waren sie in der Adria eingesetzt; dort nahmen sie an Manövern teil, an Feierlichkeiten, Freundschaftsbesuchen usw. Beim Ausbruch des ersten Weltkrieges bildeten die drei Schiffe die III. Division der ersten Schlachtflotte; sie waren den Großteil des Krieges über in Pola (heute Pula in Kroatien, A.d.Ü.) stationiert. Gemeinsam mit anderen Einheiten nahmen sie am 24. Mai 1915 an der Beschießung von Ancona teil, bei der sie 24 Schuß vom Kaliber 24 cm auf feindliche Signal- und Semaphoreinrichtungen sowie 74 Schuß vom Kaliber 19 cm auf eine feindliche Geschützstellung und andere Hafeneinrichtungen wie Treibstoffdepots abgaben. Im Februar 1918 wurden die Schiffe zur Unterdrückung einer Meuterei im Hafen von Cattaro eingesetzt und kehrten danach wieder nach Pola zurück. Ab dem 4. April 1918 bis zum Kriegsende waren sie in Cattaro stationiert; danach wurden sie als Reparationsleistung Frankreich zugesprochen, jedoch 1920 in Italien abgewrackt. Technische Daten
Der Bausatz der Erzherzog Ferdinand Max wurde 1994 von WSW herausgebracht. Ein Vergleich mit dem deutlich neueren Bausatz der österreichisch – ungarischen St. Georg der gleichen Firma macht deutlich, wie weit sich die Resintechnik und insbesondere der Formenbau seither entwickelt hat. Nach heutigen Standards ist einiges an der Detaillierung eher klobig und vereinfacht. Leider vermeidet dieser Hersteller Ätzteile außer in ihrer simpelsten Form, von daher mußte der Großteil der Details aus einer Reihe von Quellen zusammengestückelt werden. Der Resinrumpf entsprach den Plänen von Peter Kovacs im Maßstab 1:100 gut, abgesehen davon, daß das Profil der Kasematten in der Draufsicht zu vorgewölbt erschien. Von daher wurden diese zurückgeschliffen und die Übergänge zum Rumpf schärfer gestaltet. Alle Bullaugen waren sehr flach versenkt, um ein Zulaufen mit Farbe zu vermeiden, habe ich sie alle nachgebohrt. Alle Decksluken waren undetailliert und erhielten passende reliefgeätzte Lukendeckel von WEM; an den Oberlichtern wurden die einzelnen Fenster ausgebohrt. Der größte Schwachpunkt des Bausatzes waren die Schornsteine, deren dünne Handläufe als breite Bänder wiedergegeben wurden. Die Resinteile wurden deshalb verschrottet; Ersatz entstand aus vorsichtig in das entsprechende ovale Profil gepreßtem Aluminiumrohr. Die Handläufe wurden aus dünnem Kupferdraht aus Lautsprecherkabeln angefertigt. Die Schornsteingitter wurden aus fotogeätzten Fabrikfenstern für Gebäude im Eisenbahnmaßstab Spur N (1:160) angefertigt – eine gute Quelle für allerlei nützliche Ätzteile. Die Brückenfenster waren nur erhabene Knubbel – das ging so nicht! Deshalb schnitt ich die oberen Brückenwände ab und fügte ein Stück sorgfältig ausgewähltes fotogeätztes Leitermaterial ein. Hier ist Sorgfalt gefragt, um das korrekte Breiten-Höhen-Verhältnis hinzubekommen. Die geätzten Leitern der einzelnen Hersteller unterscheiden sich stark, und deshalb lohnt es sich, eine Auswahl parat zu haben. Ich benutzte schließlich Material von L´Arsenal. Da die angegossenen Splitterschutzwände in Wirklichkeit segeltuchbespannte Relings waren, wurden diese am oberen Brückendeck ebenfalls abgetragen. Sie wurden ersetzt durch GMM Gold Plus Reling, bemalt und mit Weißleim überzogen, und nach Trocknen des Leims von der Außenseite in Segeltuchfarbe bemalt. Die äußeren Brückenstützen wurden durch Messingrohr ersetzt und gemäß dem Plan von Peter Kovacs versetzt. Der große Untermast aus Resin wurde durch ein Kupferrohr ersetzt, dessen Durchmesser so gewählt wurde, daß der konische Obermast aus Edelstahl später hineinpaßte. Der untere Gefechtsmars und beide Ausguckplattformen wurden neu hergestellt, wobei die Aussparungen für den Feuerbereich aus dem papierenen Splitterschutz mit der Schere ausgeschnitten wurden. Die ovale Plattform am achteren Mast wurde aus Ätzteileresten hergestellt. Die Plattformen und Gefechtsmarsen erhielten ihre eleganten geschwungenen Stützen aus passend gebogenen Resten von geätzten Handläufen in 1:350. Die langen Pfahlmasten wurden aus konischen Edelstahlstäben hergestellt, die ich aus der beachtlichen Sammlung wählte, die mein Freund Steve Foulkes für mich gemacht hat – Danke! Weil sie aus Edelstahl sind, haben sie trotz ihrer geringen Dicke eine erhebliche Stabilität und Federkraft; im Gegensatz zu Messingteilen verbiegen sie sich nicht unter dem Zug der Takelung – und das ist lebenswichtig bei hohen Masten. An der Admiralsgalerie am Heck wurde der angegossene Splitterschutz entfernt, das übriggebliebene Deck wurde ausgedünnt und die dekorative Reling durch ein Ätzteil von WEM ersetzt. Ein neues Dach wurde aus mit Sekundenkleber verstärktem Papier hinzugefügt. Die achtere Scheinwerferplattform ruht auf zahlreichen dünnen Messingstreben, die aus 1:350er Relings zurechtgeschnitten wurden- ein verzwickter Balanceakt! Die 9,4cm-Geschütze an den Rändern des Bootsdecks hatten niedrige kleine Splitterschilde unterschiedlicher Formen und Durchmesser; diese wurden aus mit Sekundenkleber verstärktem Papier hergestellt. Die Bootsstützen aus dem Bausatz lagen auf eine Resinwaffel gegossen bei. Es war praktisch aussichtslos, sie unbeschädigt von dieser zu trennen, und zudem entsprachen sie weder den Kovacs-Plänen noch den Fotos, die ich von diesem Bereich hatte, also wurden sie allesamt neu aus Styrolstreifen und Kupferdraht hergestellt. Die Oberseiten der runden Entfernungsmesser wurden mit einer Klinge abgeschnitten, weil die Bausatzteile nicht dem Vorbild entsprachen. Sie wurden neu hergestellt: Unter Verwendung eines Dichtungsrings, Weißleim und Styrolstreifen entstand der Ersatz, der sowohl einen Unterschnitt, einen Sichtschlitz und insgesamt eine definiertere Form aufweist. Die vier diagonalen Niedergänge vorn und achtern des Aufbaus wurden abgetrennt. Sie wurden aus Treppen von WEM und Plattformen und Splitterschilden aus Papier neu hergestellt. Die 37 mm Vickers-MGs mit Splitterschutz wurden scratch unter Benutzung kleiner Teile von Yagi–Antennen für die King George V von WEM für den Splitterschutz und anderer winziger Messingstücke gebaut. Die Bootskräne wiesen auffällige „Trittstufen“ an beiden Seiten des Auslegers auf. Es war ein Problem, sie einheitlich wiederzugeben und ein sauberes Endergebnis zu erreichen. Schließlich benutzte ich Stücke der erwähnten 1:350er WEM-Antennen im „Sandwich“ zwischen zwei Stücken Kupferdraht. Das Endergebnis war ansprechend und eine recht akkurate Wiedergabe des Vorbilds. Zahlreiche Lüfter mußten ersetzt werden, einige fehlten komplett. Eine bequeme Methode hierzu ist, Lötdraht mit einem Kern aus Flußmittel zu verwenden – er biegt sich sehr leicht und der Kern aus Flußmittel ist eine sehr nützliche Führung für den Minibohrer , um die Mündung „schmerzfrei“ zu öffnen. Nachdem ich mit den Relings fertig war, brachte ich die Stützen der Sonnensegel an. Diese wurden aus Längsteilen von 1:350er Relings von ISW hergestellt und außenbords der Reling angeklebt. Auf dem Baustufenfoto vor Bemalung der „See“ sind sie zu sehen. Die dunkelgrüne Bemalung verbirgt viele dieser feinen Einzelheiten, wenn man sie gegen einen dunklen Hintergrund sieht. Die Stützen für die Sonnensegel auf der oberen Brücke hatten alle am oberen Ende eine kleine Krümmung, um das Sonnensegel weiter nach außenbord zu bringen. Diese herzustellen, anzubauen und zu takeln war sehr knifflig! Die Beiboote aus dem Bausatz waren grundsätzlich in Ordnung; sie wurden sorgfältig bemalt, um ihnen Tiefe zu geben und mit Riemen ausgestattet, die aus braunen, am Ende mit einer Zange abgeplatteten gezogenen Gußästen hergestellt wurden. Wo möglich, kerbte ich die Auflagen für die Riemen mit einer scharfen Klinge ins Dollbord ein. Ich ersetzte ein Schleppboot durch eine Dampfbarkasse, indem ich einen Bootsrumpf mit einem Motorwerkzeug aushöhlte und mit einem Vordeck, Kessel, Maschine und hohem Schornstein ausstattete. Die Resindavits aus dem Bausatz hatten eine unbrauchbare Form und waren sehr spröde. Ich habe neue aus dem Draht aus 5-Ampere-Sicherungen hergestellt. Brückenfenster und Bullaugen mit Weißleim zu verglasen ist immer ein spannender Moment – wird der Leim klar austrocknen...oder weiß bleiben? Das Schiff ist bemannt mit geätzten Figuren von GMM, um dem Modell ein Gefühl des Maßstabs und Zweckbestimmung zu geben. Die Takelung besteht komplett aus gezogenen Gußästen; bei diesem Schiff habe ich damit experimentiert, die Signalfalle aus braunem Material herzustellen, und das stehende Gut aus dem üblichen schwarzen Material. Alle Rahen hatten Fußpferde – diese wurden aus Gußastmaterial hergestellt, langsam und methodisch. Das Schiff ist über alles in „Montecucollin“-Grün bemalt; die nächste von Falk Pletscher im PSM-Magazin 2/1997 recherchierte Entsprechung ist Humbrol 31. Die Linoleumdecks erhielten die WEM-Colourcoats-Corticene-Behandlung. Der rosafarbene Wasserpass entspricht dem Original, das durchgeknallte Rosa war das Ergebnis der Einwirkung des Salzwassers auf die Farbe am Wasserpass. Zu Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde das geändert (!) hin zu einem dunklen Grau, während der Rest des Schiffes mit einem hellen Blaugrau umgemalt wurde. Die Flagge stammt von HP-Models; sie wurde angepaßt, indem zuerst die unsauber gedruckten roten Ränder mit Wasserfarbe nachgemalt wurden. Dann habe ich sie zu Tode gefaltet und Schattierungen aufgemalt. Die Wasseroberfläche ist aus Aquarellpapier; es wurde über Cocktailspießchen geformt, um einen leichten Wellengang wiederzugeben und dann mit Sekundenkleber getränkt, um es zu versteifen und unempfindlich gegen Feuchtigkeit zu machen. Fazit:Alles in allem ein sehr erfreuliches Modell, trotz seines Alters ist der Bausatz grundsätzlich gut und von den Abmessungen her ziemlich korrekt. Glücklicherweise hatte ich die erwähnten Pläne und Broschüre mit Detailzeichnungen von Peter Kovacs, diese sind hier erhältlich. Meine hauptsächlichen gedruckten Quellen waren:
Jim Baumann Publiziert am 31. Oktober 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |