Saab SK 60ATeil 1: Entwicklung und Einsatzgeschichtevon Roland Sachsenhofer (1:48 Pilot Replicas)
Vor einiger Zeit hatte ich die schöne Gelegenheit, drei der neu auf den Markt gekommenen Saab SK 60 des schwedischen Herstellers Pilot Replikas parallel zu bauen. Nachdem jedes einzelne Modell dieser Serie erwähnenswerte Eigenheiten zeigt und sich auch fotografisch als jeweils unterschiedlich reizvoll dargestellt haben, werde ich die drei SK 60 auch in drei einzelnen Beiträgen präsentieren. Zu wissen gibt es bei diesem faszinierenden Flugzeugmuster ja genug, so dass ich bei der Vorstellung der einzelnen Modelle jeweils einen Schwerpunkt setzen kann: den Anfang macht die Saab SK 60A / 60072 der schwedischen Luftwaffenflugschule F5 in Ljungbyhed. Mit ihr werden die wesentlichen Punkte zur Entwicklung und zum Einsatz der Saab SK 60 geliefert.
In einem folgenden Artikel, der das Modell einer besonders farbenprächtigen Saab SK 60 A / 60043 vorstellen wird, soll es um die Geschichte des Ausbildungsgeschwaders F5 Ljungbyhed vor dem Hintergrund der Ausformung der schwedischen Luftstreitkräfte gehen. Den Abschluss macht ein Beitrag zu einer Saab SK 60B / 60038, der 3. Staffel "Urban Gul" des Geschwaders F21 in Lulea. Im begleitenden Text möchte ich schlussendlich noch auf die Eigenheiten des Bausatzes sowie meine Erfahrungen bezüglich des Bauprozesses eingehen. Zur Saab SK 60/ Saab 105
Die Zahl jener Kampfflugzeuge, die ihre Karriere als Geschäftsreiseflugzeug begonnen haben, wird recht überschaubar sein. Die Saab SK 60 hat aber genau diesen Weg genommen: der schwedische Rüstungshersteller Saab (Svenska Aeroplan Aktiebolaget) versuchte Mitte der 50er Jahre mit dem innovativen Konzept eines viersitzigen Gechäftsreiseflugzeuges mit Turbinenantrieb einen möglichen Kundenkreis auszuloten. Ab 1958 unter der internen Projektbezeichnung 220 als Viersitzer mit nebeneinander angeordneten Piloten entworfen, sollte der neue Entwurf ihre Besitzer im hohen Unterschallbereich ans Ziel bringen - eine zukunftsweisende Idee, die aber anscheinend zu früh geboren worden war: private Nachfragen blieben aus, dafür aber hatte das schwedische Militär das Potential der Maschine erkannt.
Der Erstflug am 29. Juni 1963 und die nachfolgende Erprobung der beiden Prototypen fanden dann schon unter der Ägide der schwedischen Luftstreitkräfte statt, welche gleich 1962 noch vom Papier weg zuerst 130, dann aufgerundete 150 Exemplare des neuen Jet-Trainers bestellt hatten. Eingesetzt sollten die Maschinen vor allem zum Pilotentraining und als Verbindungsflugzeug werden, die Nutzung als leichtes Kampfflugzeug kam später dazu. Interessant ist dabei, dass bei allen Varianten die zwei Schleudersitze gegen vier zivile Airliner-Sitze austauschbar geblieben sind.
Schnell fand sich eine Reihe von Einsatzrollen, die über die ursprüngliche Verwendung als Trainer hinausgingen. So war die SK 60C eine Aufklärervariante mit im neugeformten Bug installierten Seiten- und Bodensicht-Kameras, die SK 60B erhielt Außenlastträger für 30 mm Kanonenbehälter, Abwurfwaffen oder ungelenkte Raketen. Die SK60D und E waren schließlich mit vier Sitzen ausgestattete Verbindungsmaschinen oder dienten dem VIP-Transport. Die Grundversion, hier im Modell vertreten, erhielt die Bezeichnung SK 60A.
Als Triebwerk wurden zwei unter der Bezeichnung RM-9 in Lizenz gefertigte Turbomeca- Aubisque Turbinen mit 742 kp Schub verbaut. Bei einer ab 1995 durchgeführten Aufwertung erhielten alle schwedischen Saab SK 60 zwei leistungsstärkere Williams FJ 44-1C Triebwerke. Mit beiden Triebwerken war auf Seehöhe eine Geschwindigkeit von rund 970 km/h möglich, die Reichweite - mit Zusatztanks - betrug dabei stattliche 2.770 Kilometer. Auch die Abmessungen sind interessant, um sich ein zutreffendes Bild des agilen Jets machen zu können: vom Bug bis Heck misst eine SK 60 10,50 m, die Spannweite beträgt 9,50 m. Das Leergewicht von 2.520 kg steigt bei maximaler Beladung auf 6.500 kg.
Obwohl Saab sich von der für den Export optimierten SK 60XT viel versprochen hatte, sollte sich nur ein Kunde finden: Österreich, über den Status der Neutralität mit Schweden verbunden, hatte sich zu Ende der 60er Jahre für den hier als Saab 105 OE bezeichneten Typ entschieden. 1970 wurden die ersten von insgesamt 40 bestellten Flugzeugen geliefert, die als Exportversion mit zwei GE J-85-GE-17B Turbinen ausgestattet waren. Auch hier kam die Saab als Trainer und leichtes Erdkampfflugzeug zum Einsatz, wobei in den folgenden 50 Jahren neben der Schulung auch der Personentransport und die im neutralen Österreich wichtige Luftraumüberwachung hinzukamen.
Sowohl in Schweden wie in Österreich wird die Saab SK 60 / 105 OE als Protagonist zahlreicher Kunstflugvorführungen in Erinnerung bleiben. Der kompakte und schnittige Zweisitzer wurde von den nationalen Kunstflugstaffeln beider Länder genutzt. In Schweden war dies das „Team 60“, in Österreich flog die 105 bei der Staffel „Karo As“. In den 70er Jahren wurden zweimal österreichische Militärpiloten auf der Saab 105 militärische Kunstflugweltmeister: 1974 Hauptmann Rathgeb und 1979 Generalmajor Friedrich Wolf. 2020, fünfzig Jahren nach ihrer Einführung, wurden in Österreich die letzten Saab 105 außer Dienst gestellt. In Schweden dagegen soll der Typ nach gründlicher Überholung noch bis 2025 fliegen.
Alle am Bausatz von Pilot Replica oder am Bauprozess Interessierte verweise ich auf das Bau-Tagebuch hier auf Scalemates beziehungsweise auf die folgenden Artikel zu den beiden weiteren Saab SK 60, die als Triplett parallel gebaut worden sind.
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 10. April 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |