Dassault Mirage G8.01Die Mirage mit Schwenkflügelvon Udo Roßbach (1:72 Planet Models)Das Original
Mit dem leichten Jagdflugzeug Mirage III war Dassault ein großer Wurf gelungen. Das Muster war lange Zeit bei vielen Luftwaffen im Einsatz. Die Auslegung als Deltaflügler brachte aber auch einige Nachteile mit sich, so. z.B. eine relativ hohe Landegeschwindigkeit. Um diese zu umgehen, untersuchte Dassault eine Schwenkflügel-Variante unter der Bezeichnung Mirage G. Diese wurde 1967/68 im Flug erprobt und zeigte vielversprechende Ergebnisse. Die französische Armee de l´Air war jedoch eher an einem schweren Jagdbomber interessiert, und so entstand die vergrößerte, zweistrahlige Variante Mirage G8. Diese wurde in zwei Prototypen gebaut, die doppelsitzige G8.01 sowie die G8.02 als Einsitzer. Die Mirage G8.01 startete am 8. Mai 1971 in Istres zum Erstflug. Schon beim vierten Flug wurde eine Geschwindigkeit von Mach 2 erreicht. Trotz erfolgreicher Erprobung wurde das Programm 1974 aus Kostengründen eingestellt. Die G8.02 hatte dabei mit Mach 2,34 die bis dahin höchste Geschwindigkeit eines in Europa gebauten Flugzeugs erreicht. Die G8.01 ist heute im Luftfahrtmuseum Le Bourget ausgestellt. Der Bausatz
Von der Mirage G8.01 gibt es zwei Resin-Bausätze im Maßstab 1:72, von Anigrand bzw. von Planet Models. Ich hatte ein Exemplar des zweiten Herstellers erwerben können, um dieses Modell zu bauen. Möglicherweise wäre der in Europa kaum zu erhaltende Bausatz von Anigrand die bessere Alternative gewesen, denn dort lässt sich der Flügel von vornherein schwenken. Der Bausatz von Planet sieht vor, daß man die Flügel entweder für den geschwenkten oder den gespreizten Zustand zurecht schneidet und dann stumpf an den Rumpf klebt. Das sagte mir nicht wirklich zu. Nachdem ich dann auch noch festgestellt hatte, dass der feste Teil der Flügel zu groß geraten ist, und ich eh die Säge ansetzen muß, war die Entscheidung einfach. Der Bau
Der feste Teil der Flügel wurde auf ein nach der Zeichnung korrektes Maß zurecht geschnitten. Danach habe ich in dem Bereich, in dem die Flügel schwenken, Schlitze im Rumpf geöffnet. Der hintere Bereich dieser Schlitze ist mit jeweils zwei L-Profilen verschlossen. Diese sollen bei gespreiztem Flügel die Öffnung verschließen, aber auch ein Einschieben des schwenkenden Flügels erlauben. Das hatte ich vorher bei einer F-111 so praktiziert, was dort sehr gut funktioniert hat - hier bei der Mirage G8 leider nicht ganz so gut. Im Nachhinein betrachtet verständlich, da aufgrund der Rumpfkrümmung das obere Profil nicht wirklich Platz zum Ausweichen hat. Aus der gleichen Zeichnung habe ich mir den Schwenkpunkt ausgemessen und dort rechts wie links jeweils eine 2 mm Bohrung gesetzt, die später Rundprofile als Bolzen aufnehmen sollten, um die die Flügel schwenken. Auf einen Mechanismus zur Sicherstellung der Symmetrie habe ich allerdings verzichtet. Und da ich schon mal die Säge in der Hand hatte, habe ich noch den Übergang zum vorderen (abgedeckten) Teil der Hauptfahrwerksschächte sowie die Einlaufschächte geöffnet. Wegen der großen Einlaufkegel sieht man zwar nicht tief hinein, aber es gibt einem doch ein gutes Gefühl.
Die im Ganzen verstellbaren Höhenflossen habe ich ebenfalls beweglich gehalten, indem ich an den jeweiligen Drehpunkten im Rumpf Löcher gebohrt habe. Eine der Flossen erhielt ein Rundprofil als Achse, die später durch diese Löcher gesteckt und von der anderen Seite mit der zweiten Flosse gesichert wurde. Die Schubdüsen aus dem Bausatz waren mir zu einfach und glatt gehalten. Die habe ich ersetzt durch solche aus dem Special Hobby Bausatz der Mirage F.1 (im Bild rechts), die ebenfalls von dem SNECMA Atar 9K50 angetrieben wurde.
In meinem Exemplar des Bausatzes haben zwei der vier Haupträder gefehlt. Als Ersatz habe ich kurzerhand eines der vorhandenen Räder in Silikon abgeformt und in zweifacher Ausfertigung in Resin abgegossen. Der Bausatz sieht eine zentrale Kielflosse vor. In Wirklichkeit hatte die Mirage G8 aber zwei, unter jedem Triebwerk eine. Also habe ich da auch noch eine zweite angefertigt. Das Cockpit habe ich noch mit HUD, Rückspiegeln in den Haubenrahmen sowie Abzugsgriffen für die Schleudersitze aufgewertet. Nach dessen Lackierung und Einbau konnte ich den Rumpf schließen.
Rumpf, Flügel und Höhenflossen habe ich separat lackiert und mit Decals versehen. Dabei kamen für die Flächen in Naturmetall Alclad-Farben zum Einsatz. Leider bietet der Decalbogen die prominenten roten Begrenzungen der Luftbremsen sowie der Zusatz-Einlaufklappen nicht an. Diese habe ich daher ebenfalls lackiert.
Nachdem die Decals getrocknet und mit Klarlack versiegelt waren, habe ich die Flügel in den Rumpf gesteckt, die Schwenkbolzen eingesetzt und mit Sekundenkleber befestigt. Nachdem dieser ausgehärtet war, konnte ich die Überstände der Schwenkbolzen sauber verschleifen. Anschließend wurden diese Bereiche neu lackiert.
Zum Schluß kamen dann noch die Höhenflossen, die Schubdüsen, das Fahrwerk und andere Kleinteile ans Modell.
Quellen: Heiko Thiesler: Schwenkflügler, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2022 Udo Roßbach Publiziert am 09. Januar 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |