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Edwards Rhomboidal (1911)

Sehr interessantes Design, aber leider erfolglos

von Jürgen Wagenknecht (1:72 Eigenbau)

Edwards Rhomboidal war der erfolglose Versuch, ein Flugzeug mit rhombusförmigen Flügeln zu bauen. Dabei war sein Entwurf nicht so weltfremd, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte, denn er basierte auf einem erfolgreich getesteten Modell in Eindecker-Auslegung mit Gummimotor. Mitfinanziert wurde das Projekt durch eine Automobilfirma. Da ein 50 PS Humber-Motor vorgesehen war, liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Humber handelte.

Edwards Rhomboidal (1911)

Das Flight Magazin berichtete zweimal über Edwards Rhomboidal - einmal noch in der Planungsphase und einmal kurz vor Fertigstellung. Dabei wurde vermerkt, dass Edwards Rhomboidal nicht nur durch seine Flügelstruktur auffiel, sondern auch durch seine für damalige Verhältnisse enorme Größe.

Edwards Rhomboidal (1911)

Der Aufbau der Maschine bestand aus zwei Längsrahmen, die mit fünf Paaren vertikaler Streben auf Abstand gehalten wurden. Auf dem unteren Längsträger waren der Motor und der Pilotensitz angebracht. Zwei gegenläufige Propeller waren seitlich vom Motor abgestrebt. Die Flügel bestanden jeweils aus einer Stoffbahn, die über Seile in die Länge gezogen wurden. Die Flügelwölbung wurde über gekrümmte Holzleisten erreicht, die in Taschen der Stoffflügel eingeschoben wurden. Zwischen den oberen und unteren Flügeln war am Ende der Längsträger ein Höhenruder angebracht. Das Seitenruder befand sich oberhalb des oberen Flügels. Eine Quersteuerung war nicht vorgesehen.

Edwards Rhomboidal (1911)

Zu Flugversuchen findet sich kein Bericht mehr. Wie einer anderen Quelle zu entnehmen war, verlor der Pilot auf dem Boden, kurz nachdem der ursprüngliche Motor durch einen stärkeren 60 PS Green-Motor ersetzt wurde, die Kontrolle über die Maschine, wodurch es zu schweren Beschädigungen am Fluggerät kam und es nicht mehr repariert wurde.

Edwards Rhomboidal (1911)

Nach vorne gepfeilte Flügel wurden immer wieder untersucht und finden sich in diversen Flugzeugkonstruktionen. Der Vorteil sind sehr gute Langsamflugeigenschaften, während es bei hohen Geschwindigkeiten zu sehr großen Kräften an der Flügelwurzel kommt. Mit diesen Problemen hätte sich Edwards Rhomboidal wohl nicht zu beschäftigen brauchen. Auch gibt es heute moderne Drohnen, die eine rhombusförmige Flügelstruktur aufweisen.

Edwards Rhomboidal (1911)

Quellen:

Enzo Angelucci: Flugzeuge - Von den Anfängen bis zum 1. Weltkrieg;

Michael H. Goodall & Albert E. Tagg: British Aircraft before the Great War;

Flight 05.02.1910;

Flight 18.03.1911;

Wikipedia


Edwards Rhomboidal (1911)

Edwards Rhomboidal (1911)

Das Modell

Basis für mein Modell von Edwards Rhomboidal war eine Drauf- und Seitenansicht, die man leicht im Internet findet. Dazu natürlich noch Originalfotos, auch wenn es davon nicht sehr viele gibt. Schon bei dem Vergleich von Drauf- zur Seitenansicht fielen erste Ungereimtheiten auf. Der Vergleich mit den Originalfotos zeigte weitere deutliche Abweichungen auf.

Edwards Rhomboidal (1911)

Zuerst dachte ich, dass die Abweichungen aus dem gleichen Grund vorliegen wie bei meiner Phillips Multiplane, denn auch Edwards Rhomboidal wurde für den Film „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ nachgebaut. Dann stellte ich aber fest, dass die Ansichten aus dem ersten Bericht aus dem Flight Magazin stammen und somit den ursprünglich geplanten Entwurf aufzeigen, von dem dann aber in einigen Punkten abgewichen wurde.

Edwards Rhomboidal (1911)

Die auffallendsten Unterschiede von den Fotos vom Original zu den Drauf- und Seitenansichten sind:

  • Ursprünglich sollten die beiden Längsträger konventionell als verspannte Holzkonstruktion gebaut werden. Verwendet wurden dann unverspannte, wesentlich feiner verstrebte Metallträger.

  • Beide Längsträger waren gleich lang geplant. Beim fertig gestellten Flugzeug war der untere Längsträger eine Verstrebung länger.

  • Das Fahrwerk wurde komplett geändert und deutlich nach vorne gesetzt. In der Planung gab es auch keine Kufen.

  • Die hinteren Flügel sollten ursprünglich bis zum Ende des Längsträgers reichen. Sie wurden aber in der ausgeführten Version im hinteren Bereich gekürzt, wodurch sich auch die Spannweite etwas verringerte.

  • Im hinteren Bereich des unteren Längsträgers gibt es einen zusätzlichen Spannturm.

  • Eine Anlasskurbel für den Motor befindet sich unterhalb des Längsträgers zwischen den Streben des Hauptfahrwerks.

Bei der Draufsicht weist der Bug nach rechts
Bei der Draufsicht weist der Bug nach rechts

Edwards Rhomboidal (1911)

Edwards Rhomboidal (1911)

Edwards Rhomboidal (1911)

Da die Flügel als einfache Stoffbahn sehr dünn sind, habe ich diese aus Laminierfolie hergestellt. Um die eingelegten Holzstäbe zu simulieren, wurden Fäden aus Angelgarn an den entsprechenden Stellen in die Laminierfolie eingelegt und durch den Laminiervorgang fixiert. Damit die Fäden nicht verrutschen, wurden diese jeweils an beiden Enden mit Sekundenkleber angeklebt, nach dem Laminieren ausgeschnitten, mit Sprühfarbe aus der Dose grundiert und mit Revell Aquacolor in der entsprechenden Farbe mit Pinsel lackiert; anschließend mit heißen Wasser über eine entsprechende zylinderförmige Form (bei mir war es ein Kerzenständer) dauerhaft gewölbt.

Edwards Rhomboidal (1911)

Edwards Rhomboidal (1911)

Die Längsträger bestehen aus Draht und Evergreen-Profilen. Für die Längsträger Draht, für die Querträger dann die Kunststoffprofile, da sich diese viel einfacher in immer gleiche Längen schneiden lassen. Immerhin besteht ein Längsträger dann aus 150 Einzelteilen. Die Längsträger wurden mit einer Sprühfarbe aus der Dose lackiert. Die Querträger, die die Flügel halten, wurden auf die gleiche Weise hergestellt und lackiert, wobei hierbei der Draht noch gebogen werden musste.

Für die Vertikalstreben kam Draht zum Einsatz, der in der üblichen Art und Weise, nach einer Grundfärbung mit Revell Aqua Color in Hellbraun mit Ölfarbe holzfarben gemasert wurde.

Edwards Rhomboidal (1911)

Beim Motor habe ich lange nach Unterlagen über den Humber-Motor gesucht, aber leider nichts brauchbares gefunden. Da Edwards Rhomboidal später mit einem Green-Motor ausgerüstet wurde, zu dem man sehr gute Unterlagen findet, habe ich die späte Variante mit Green-Motor gebaut.

Edwards Rhomboidal (1911)

Betrachtet man in der ausgeführten Variante die Position des Hauptfahrwerks, war die sehr große Gefahr gegeben, dass es zu einem Tailsitter kommt, zumal es wirklich keine Möglichkeit gibt, Gewicht unsichtbar unterzubringen. Deshalb habe ich sowohl den Motor, wie auch Tank und Kühler im Wesentlichen aus Metall gebaut. Der Kühler besteht somit aus einer Stahlplatte, das Gitter aus einem alten Küchensieb. Nur die Einfassung des Kühlergitters besteht aus Evergreen-Profilen. Der Tank besteht aus dem Stahlschaft einer Schraube, wo noch kein Gewinde vorhanden war, ebenso der Motorblock und der obere Teil der Zylinder; der Rest aus Draht bzw. Evergreen-Profilen. Das hat natürlich das Zurechtschleifen des Motorblocks in die gewünschte Form erschwert, aber mein Modell steht jetzt bombensicher auf seinem Bugfahrwerk. Der Motor alleine besteht bei einer Motorblocklänge von 10 mm aus über 75 Einzelteilen. Das hat man dann davon, wenn so gute Unterlagen über den Motor existieren und man versucht, diese Erkenntnisse auch umzusetzen.

Edwards Rhomboidal (1911)

Die Speichenräder stammen aus einem Ätzteilsatz von Part. Die Reifen sind aus Draht gebogen.

Die Propeller hatte ich noch in meiner Restteilkiste, wobei einer von links- auf rechtsdrehend umgebaut wurde. Für die Antriebsketten habe ich einfaches Nähgarn verwendet.

Edwards Rhomboidal (1911)

Insgesamt besteht mein Modell aus über 600 Einzelteilen, Verspannung und Angelgarn der Flügel nicht mitgerechnet. Somit hat sich der Bau über einige Monate hingezogen. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und hoffe, es gefällt nicht nur mir. Mit der Edwards Rhomboidal habe ich nun wieder ein ungewöhnliches Modell für meine Sammlung. Mit einer Länge von über 20 cm fällt es in der Vitrine auch sofort ins Auge.

Größenvergleich mit Vitrinennachbar D´Equevilly
Größenvergleich mit Vitrinennachbar D´Equevilly

Jürgen Wagenknecht

Publiziert am 06. Dezember 2023

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