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Hawker Sea Hawk

von Bernd Korte (1:72 Airfix)

Hawker Sea Hawk

Vorwort:

Warum um alles in der Welt baut einer heute noch die uralte Airfixausgabe der Hawker Sea Hawk, wobei er doch getrost auf die aktuellen MPM Offerten zurückgreifen könnte? Das Schicksal ereilte mich in Dresden, das ich letztes Jahr im Zuge einer Stufenfahrt nach Prag auf der Durchreise besuchte. Dort fand ich in der Nähe der Jugendherberge einen ziemlich neuen Modellbauladen, der allerdings außer ein paar reduzierten Airfixmodellen dem Plastikmodellbauer nicht viel bieten konnte. Ich weiß heute auch nicht mehr warum, aber ich verließ den Laden mit dem Airfixbausatz der Sea Hawk. Fünf Mark hatte das Teil gekostet, und als ich die Schachtel öffnete bestätigte sich meine Vermutung, dass das kein Pfennig zu viel war, hätten doch die mittelgrauen Plastikteile fast Problemlos in einer Zigarettenschachtel Platz gefunden...aber zum Glück bin ich kein Raucher.

Einen Tag später kaufte ich mir die aktuelle Jet&Prop. Hätte ich in dem Moment lieber nicht tun sollen, denn im Modellbauteil wurde gerade die neue Hawker Sea Hawk von MPM vorgestellt, mit dem Hinweis, das Airfixmodell sei nun endlich in seinen verdienten Ruhestand zu schicken - ich drehte meinen Kopf etwas zur Seite, aber die Airfix-Schachtel lag noch immer an ihrem alten Platz. Natürlich besorgte ich mir in einem Prager MPM-Shop neben anderen auch diesen Bausatz, so dass ich meine Stimmung für den Rest der Fahrt wenigstens wieder etwas steigern konnte. Ganz vergessen machte den "Dresdener Fehltritt" dann das sehr zu empfehlende 4+ publication-Heft über die Hawker Sea Hawk, das ich in der Prager City in einem kombinierten Comic-Technikbuchladen für meine letzten Kronen (um genau zu sein 295) erstand.

Hawker Sea Hawk

Das Original:

Die ursprünglich für die Royal Air Force konstruierte Sea Hawk war Hawkers erstes Düsenjagdflugzeug und absolvierte als Prototyp Hawker P. 1040 am 2.9.1947 seinen Jungfernflug. Während ihr die RAF bald die Gloster Meteor vorzog, meldete jedoch die Britische Marine Interesse an dem Muster an, und so wurde der Jäger für den Trägereinsatz umkonstruiert. 1949 wurden die trägergestützten Probeflüge abgeschlossen und Ende 1951 konnte schließlich die erste Serienmaschine (Sea Hawk F Mk.1) zum Erstflug starten. Neben Großbritannien waren Holland, Deutschland und Indien weitere Einsatzmächte der Sea Hawk. Die deutsche Variante Mk. 100 bzw. Mk. 101 ist vor kurzem ebenfalls von MPM erschienen.

Hawker Sea Hawk

Das Modell:

Der aus 33 plus ein versionsabhängiges Austauschteil (vergrößertes Seitenleitwerk für die Deutsche Mk. 100) bestehende Bausatz kann sein Alter nicht leugnen. Zum einen ist die Detaillierung aus heutiger Sicht völlig unzureichend, zum anderen sind die erhaben geprägten Strukturen teilweise nur schwer auszumachen, so "ausgelutscht" erscheint die Form. Die Cockpithaube ist in diesem Fall "zum Glück" einteilig und zu dick gegossen, da eigentlich überhaupt kein Cockpit existiert. Die einzigen Platzhalter sind in diesem Bereich die Andeutung eines Sitzes und eine Pilotenfigur, die ich ausnahmsweise eingebaut habe, da sich ein völliger Scratchbau des Cockpits für dieses Modell nun wirklich nicht lohnte. Eigentlich hätte ich gleich den ganzen Cockpitbereich mit einer Plane abdecken können...

Hawker Sea Hawk

Bevor es jedoch an den Zusammenbau ging, habe ich mich erst einmal dem äußeren Erscheinungsbild der Sea Hawk gewidmet. Alle wichtigen erhabenen Strukturen wurden abgeschleift und mit Hilfe von Dymo-Band als flexiblem Lineal nachgraviert, einige Gravuren wurden nach den in dem 4+ Heft enthaltenen äußerst nützlichen 1:72 Plänen ganz neu angefertigt. Die vier im Bug gelegenen Mündungsöffnungen der Bordwaffenanlage waren noch nicht einmal angedeutet und mussten daher völlig selbständig ausgebohrt werden. Die Pylone und Leitwerke der Zusatztanks und Bomben waren natürlich zu dick und wurden dünner geschliffen. Das Bug- sowie das Hauptfahrwerk wurden unter Zuhilfenahme von Detailfotos verfeinert. Im Cockpit wurden das Armaturenbrett sowie die Seitenkonsolen angedeutet. Die erwähnte Andeutung eines Schleudersitzes wurde ebenfalls nach Detailfotos aus dem 4+ Heft etwas aufgewertet, was sich jedoch auf das Aufdicken der zu klein geratenen Kopfstütze sowie das Hinzufügen zweier Seitenbleche aus Plastiksheet beschränken sollte.

Hawker Sea Hawk

Bevor beide Rumpfhälften geschlossen wurden, wurde der Fanghaken eingehängt und dem Bug etwas mehr Gewicht verschafft, indem dort eine schraubenlose größere Mutter mit Sekundenkleber platziert wurde. Der Sitz samt Figur, die in 1:72 wohl eher einem Liliputaner gleichkommt, wurde erst später von oben in das "fertige" Cockpit eingefügt. Nachdem der Rumpf komplettiert war, wurde die auf allen Vorbildfotos gut sichtbare Öffnung der Cockpit-Klimaanlage in der Nasenspitze aufgebohrt.

Hawker Sea Hawk

Als nächstes wendete ich mich den beidseitigen Lufteinläufen und Strahlrohren zu. Die Lufteinläufe ließen in ihrer ursprünglichen Auslegung den ungehinderten Blick durch die Fahrwerksschächte bis zum Strahlaustritt zu, ein Problem, dass auch beim MPM Bausatz noch nicht von Hause aus gelöst wurde. Also bildete ich die in den Lufteinläufen vertikal stehenden Leitbleche nach und setzte auf beiden Seiten je ein kurzes abgedünntes Plastikröhrchen ein, um auch den Einblick von hinten nicht ins Leere gehen zu lassen.

Hawker Sea Hawk

Kurzzeitig überlegte ich mir, die teilweise sehr falsch dargestellten Fahrwerksschächte zu korrigieren, hielt diesen Aufwand für dieses Airfix-Modellchen dann aber doch für etwas übertrieben. So wurden die Tragflächen sowie das Höhen- und Seitenleitwerk montiert, um mit der äußeren Lackierung beginnen zu können.

Hawker Sea Hawk

Bemalung und Lackierung:

Wie immer begann ich mit der hellsten Farbe, also in diesem Fall mit der Unterseitentarnung in "Sky". Für diesen Farbton benutzte ich Humbrol 90, wie ich später merkte vielleicht einen ganz kleinen Tick zu grünlich, aber das kann man ja durch eigenes Nachmischen noch korrigieren. Lange Zeit grübelte ich über die Farbgebung der Radschächte und der Innenseiten der Fahrwerksklappen nach. Das 4+ Heft nennt zwar auch hier Sky, weist aber auch darauf hin, dass diese Bereiche während der Einsatzzeit später oft in Weiß, Hellgrau oder Aluminium nachgemalt wurden. Der Einfachheit halber entschied ich mich dann aber doch für das Sky, also offensichtlich für die Werksfarbgebung. Die Zusatztanks wurden ebenfalls in dieser Farbe gespritzt. A propos Zusatztanks: Die beiliegenden Außenlasten sind eigentlich der einzige Pluspunkt des Airfix-Bausatzes gegenüber dem MPM-Produkt, das ganz "nackt" angeboten wird. Und noch ist mir auch kein Zurüstset bekannt (zumindest nicht von MPM), so wie z.B. Siga für seine Mauler auch erst nach Auslieferung des Hauptkits die Außenlasten gesondert herausbrachte.

Hawker Sea Hawk

Ist das Sky getrocknet, geht's an's Abkleben. Schon vor Baubeginn hatte ich mich für die auf dem MPM-Decalbogen enthaltenen Markierungen für eine Sea Hawk Mk. 4 der 806 Squadron von der HMS Centaur entschieden. Die Airfix-Decals sind teilweise so verdruckt oder verschmiert, dass man sie getrost gleich "In die Tonne treten" kann. Gemäß der gewählten Markierungsoption wurde dann auch abgeklebt, d.h. das Sky bedeckt die kompletten Unterseiten der Tragflächen sowie die Lufteinläufe und wird nicht von dem oberseitigen "Extra Dark Sea Grey" (Humbrol 123) überlagert (schwierig zu beschreiben...auf den Bildern ist es aber zu sehen). Da mir der Humbrol-Farbton etwas zu dunkel erschien, habe ich ihn ein wenig mit Weiß aufgehellt, gerade auch deswegen, weil durch mein obligatorisches Washing mit schwarzer Ölfarbe später sowieso alles wieder etwas abgetönt werden würde.

Hawker Sea Hawk

Nachdem auch diese Farbe getrocknet war, wurden die Bleche hinter den Strahlaustrittsöffnungen metallfarben und die "fin bullet" (hat jemand einen Vorschlag für eine deutsche Übersetzung?) schwarz bemalt. Jetzt war es Zeit für einen Überzug Erdal Glänzer um danach zum erwähnten Washing zu kommen und die Abziehbilder anzubringen. Eine Schicht seidenmatten Klarlacks bildete den Abschluss der Lackierungsarbeiten.

Hawker Sea Hawk

Die letzten Kleinteile:

Diese Überschrift ist eigentlich etwas verharmlosend, denn viele der benötigten Kleinteile mussten selbst hergestellt werden. Alle Antennen auf dem Rumpfrücken wurden durch heißgezogene Gießäste dargestellt. Die UHF Antenne innerhalb der Kokarde des unteren Steuerbordflügels wurde aus einem Stück Plastikfolie ausgeschnitten und in dem Rot des Innenkreises bemalt. Schon bei Baubeginn hatte ich die nur angedeuteten Positionslichter an den Flügelenden ausgeschnitten und mit Silber bemalt worauf ich einen Tropfen Rot bzw. Grün gab, um die farbigen Lämpchen zu imitieren. Während der gesamten Bauzeit wurde nun immer wieder ein Tropfen Glanzklarlack in die Aussparungen gegeben, so dass man am Ende die fertigen Positionslichter vor sich hatte. Indem ich die MPM Teile als Vorlage benutzte, stellte ich aus Plastikresten den steuerbordseitigen Lufteinlauf der Generatorkühlung, beide am vorderen Unterrumpf befestigte Hülsenauswurfsschächte sowie den kleinen Haken zur Katapulteinhängung her. Das Pitotrohr war weder im Airfix noch im MPM Bausatz enthalten und wurde nach Joachim Weiskes "Praxistipp: Staurohre" in der Flugzeug-Kit 4/2002 angefertigt. Das Anbringen der Außenlasten schloss alle Arbeiten ab.

Hawker Sea Hawk

Rückblick:

Zum Glück, muss ich sagen, habe ich zuerst den alten Airfix Kit gebaut. Hätte ich mit dem weitaus besseren MPM Bausatz begonnen, so wäre die Airfix Sea Hawk wohl für immer und ewig in den untersten Stockwerken der Bausatzstapel verschwunden. Und da dies auch mein erstes Modell war, das ich wie anfangs beschrieben neu graviert habe, war es für mich auch ein wichtiger Studienträger der mir für weitere Projekte einige Gravier-Erfahrung gab. Mein Dank einmal mehr an Deun Yu für die Hilfe beim Fotografieren!

Hawker Sea Hawk

Bernd Korte

Publiziert am 11. November 2009

Die Bilder stammen von Deun Yu.

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