Airtrike Eagle 5D-MCAG, privates Ultralight-Flugzeugvon Martin Mayer (1:72 Eigenbau)
Obwohl Hightech in der Fliegerei ohne Frage auch faszinierend ist, so fasziniert mich persönlich die ganz ursprüngliche Art des Fliegens und das unmittelbare intensive Spüren der Elemente. Das kann man beispielsweise in einem sogenannten „Airtrike“ erleben – auch Motorrad der Lüfte genannt. Es ist im Prinzip ein dreieckiger Drachenflügel mit motorisierter, meist offener Gondel darunter.
In der Fliegerei gibt es verschiedene Gewichtsklassen für die Luftfahrzeuge, die im Kennzeichen durch den ersten Buchstaben nach dem „D“ (für „Deutschland“) angezeigt werden. Während das bei Flugzeugen bis 2.000 kg das „E“ ist – die sogenannte Echo-Klasse, werden Ultralights, zu denen Airtrikes zählen, mit dem Buchstaben „M“ gekennzeichnet. Als Ultraleicht-Luftfahrzeuge dürfen sie ein Gewicht von 450 kg bei Doppelsitzern nicht überschreiten (es können maximal zwei Personen in einem Ultralight fliegen.) Ein Airtrike wird – anders als sogenannte Dreiachser – nicht über Steuerklappen (Höhen-, Seiten- oder Querruder) gesteuert, sondern durch Gewichtsverlagerung, indem der Pilot durch eine dreieckige Stange sein Gewicht im Verhältnis zum Flügel verlagert. Über die Sicherheit von Ultralights kann man geteilter Meinung sein. Tatsche ist, dass sie in der Regel über einen Rettungsfallschirm verfügen, der im Notfall meist mittels Pyrotechnik ausgeworfen wird. Da gerade Airtrikes sehr leicht sind, sind sie leider auch eher von flugtauglichen Wetterbedingungen abhängig und können nicht mehr fliegen bei Windstärken, die für schwerere Fluggeräte noch kein Problem darstellen. Das ist einer der Gründe, warum man sie hierzulande nicht so oft sieht – gerade in Regionen mit viel Wind wie z.B. den Küstenregionen. Zudem sind sie natürlich weniger komfortabel als ein Luftfahrzeug mit geschlossener Kabine.
Airtrikes sind kleine Hüpfer der Lüfte. Als Anhaltspunkte für die Größe mag hier eine Ein-Cent-Münze dienen. Zum Vorbild:
Mein Modell lehnt sich an das Modell Eagle 5 der Firma AirTrike GmbH i.L. aus Berlin an. In einem Youtube-Video wirbt die Firma u.a. mit zwei sehr sparsamen Motoren, die zu einer Reichweite von 800 km führen. Bei www.wikibrief.org werden u.a. folgende Angaben gemacht: Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h, Reisegeschwindigkeit: 120 km/h und Steiggeschwindigkeit: 4,6 m/s. Mein Modell:
Das Modell entstand komplett in Eigenbau mit Griff in die Restekiste bei den Rädern, der Figur und dem Propeller. Ich schreibe bewusst, dass das Modell „angelehnt“ ist an das Original, denn ich habe keinerlei Maße des Originals und beim Bau nur Bilder aus dem Internet und mein eigenes Augenmaß benutzt. Zudem musste ich schauen, was ich gut herstellen konnte und was daher vom Original abweicht; so sind z.B. beim Original die Räder verkleidet. Als Anhaltspunkt für die Größe diente mir eine Pilotenfigur im Maßstab 1:72. Um diese herum habe ich dann das Modell konstruiert. Die Figur selbst musste in ihrer Haltung auch noch angepasst werden, beispielsweise mit ausgestreckten Armen.
Hier die Kennung, die aus dem Promotion-Video der Firma übernommen ist. Sie ist also nicht fiktiv, aber für mein Modell „geklaut“. Der Flügel entstand aus transparenter fester Folie irgendeiner Verpackung. Auf klassischem Karo-Papier habe ich die Flügelmaße aufgezeichnet, diese dann auf die Folie übertragen und ausgeschnitten. An die Vorderkante kamen rundgeschliffene Kunststoffprofile. Parallel zur Flugrichtung wurden dann die Folien ganz leicht eingeritzt und von der Unterseite mit Perlon-Faden versehen. Wozu die „Fadenüberstände" am hinteren Ende der Tragfläche dienen weiß ich nicht, aber beim Original sieht es so aus.
Die Gondel entstand aus drei aneinander geklebten Polystyrol-Platten, die in Form geschnitten und in Form geschliffen wurden. Für den Motor kamen das Gewinde von Metallschrauben, Draht und Plastikstangen zum Einsatz.
Hier ein Teil des Rettungssystems und die von mir beschriebene festgeklebte Aufhängung. Geärgert hat mich die Aufhängung, die den Flügel mit den beiden vertikalen Stangen des Rumpfes verbindet. Ich hatte den Ehrgeiz, den Flügel beweglich darzustellen, was auch gut funktioniert hat bis ein Tropfen Sekundenkleber sein Eigenleben entwickelte und nicht nur dahin lief, wo ich ihn haben wollte. Da das Modell recht filigran ist, hätte ich vermutlich einiges zerstört, wenn ich diese Fixierung mit Kraft wieder aufgebrochen hätte. Also blieb der Flügel von nun an starr. Da das Modell als Geschenk an eine Person gedacht war, die eine Vorliebe für Frankreich hat, ist es entsprechend der französischen Nationalfarben bemalt.
Ich weiß es nicht sicher, aber ich vermute, dass die „rote Dose“ an der Steuerbordseite zusammen mit dem schwarzen Kasten am Gestänge mit zum Notfall-Rettungsschirm gehört. Hier auch gut zu sehen das dreieckige Gestänge für die Lenkung sowie das runde Profil der Tragfläche an der vorderen Flügelkante.
Der Bau hat insgesamt Spaß gebracht, dauerte aber auch länger als gedacht, weil jeder Bauschritt überlegt sein musste und alles selbst hergestellt wurde. Trotzdem: Ein netter kleiner Hingucker und mal etwas anderes. Hoffe, es gefällt. Martin Mayer Publiziert am 14. Oktober 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |