V1 und V2Deutsche "Vergeltungswaffen" im Zweiten Weltkriegvon Max Hauswald (1:35 Takom)
Im Nationalsozialismus wurden diverse „Wunderwaffen“ beinahe mythisch angepriesen, zu den bekanntesten gehören sicherlich die V- bzw. Vergeltungswaffen.
Hier behandele ich zwei dieser „legendären“ Projekte, wobei beide tatsächlich zum Einsatz kamen. Untrennbar mit der Erprobung und dem Einsatz beider „Vergeltungswaffen“ verbunden sind sowohl die Opfer an den Zielorten und den Orten, an denen Fehlstarts niedergingen, als auch jene in den Produktionsstätten, wo zumeist KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten. Vergeltungswaffe 1
Die V1 ist von den Gerhard-Fieseler-Werken als Fieseler Fi 103 entwickelt worden, wobei der Tarnname „FZG 76“, also Flakzielgerät 76 lautete. Technisch gesehen handelt es sich um den „ersten Marschflugkörper der Welt“, wobei das Gerät durch ein Pulsstrahltriebwerk angetrieben wurde. Zwischen Sommer 1944 und Kriegsende wurden ca. 12.000 V1 gegen Ziele eingesetzt, wobei mindestens ein Drittel abgefangen werden konnte.
Die „fliegende Bombe“ war ca. 7,7 m lang und und wog beim Start gut 2,1 t, wobei etwa 850 kg Sprengladung und 570 Liter Treibstoff geladen wurden. Die Reichweite betrug gut 250 km und die „Treffergenauigkeit“ wurde später mit sagenhaften 12 km errechnet.
Auch wenn die „buzz bombs“ anfangs als neue Waffe für Angst und Schrecken in England sorgten und die allermeisten Opfer Zivilisten waren, sind doch die Auswirkungen auf Kriegsproduktion, die Moral und damit den Kriegsverlauf als eher gering zu bewerten.
Die erbeuteten V1 und vor allem die damit verbundenen Techniken und Erkenntnisse wurden später sowohl in Ost als auch West weitergenutzt. Vergeltungswaffe 2
Die V2 wurde als Fernrakete (FR) angepriesen und war tatsächlich die erste funktionsfähige, mit Flüssigtreibstoff betriebene Artillerie-Großrakete der Welt. Einer der großen Köpfe hinter dem als „Aggregat 4“ bezeichneten Projekt war Wernher von Braun.
Die Rakete wurde mit gut 14 m Länge und 13,5 t Gesamtmasse entwickelt und sollte ca. 740 kg Sprengstoff zwischen 250 und 300 km weit tragen. Der Treibstoff aus Ethanol und Flüssigsauerstoff ermöglichte der Rakete eine unfassbare Höchstgeschwindigkeit von etwa 5.500 km/h am Ende der Brenndauer von ca. 65 Sekunden. Die Flugzeit betrug in etwa fünf Minuten und auf Grund von Flughöhe und -geschwindigkeit war die „A4“ de facto nicht abzufangen.
Insgesamt wurden etwa 3.200 Starts mit V2 durchgeführt, wobei auch hier die allermeisten Ziele in England und Belgien lagen. Auch wenn die V2, im Gegensatz zur V1, nicht abgefangen werden konnte, ließ die „Wunderwaffe“ einen wirklichen Einfluss auf den Kriegsverlauf vermissen. Ironischerweise kann man sagen, dass die Erkenntnisse aus der Entwicklung der Rakete mit ihren Entwicklern nach dem Krieg bei den Siegern mehr bewirkte als im Krieg – sowohl militärisch als auch für die zivile Raumfahrt. Die Bausätze
Dank der Firma Takom sind beide Flugkörper heute in einem zeitgemäßen Bausatz im gleichen Maßstab zu erhalten. Dem Bausatz der V1 liegt ein Transportwagen und optionale, klare Bauteile bei, um einen Blick in den Marschflugkörper zu ermöglichen. Der Bausatz der V2 ist einfach eine „leere Röhre“ mit dem passenden Starttisch. Das Modell sollte somit stehen, was leicht zu Platzproblemen führen kann.
Das Fieseler-Produkt wurde ganz einfach in RLM 65 und RLM 71 lackiert. Es gibt doch einige Fotos von Vorbildern, die Art und Weise des Farbauftrags variieren, aber die von mir gebaute Version ist doch grundsätzlich realistisch. Man muss natürlich beachten, dass die V1 wie auch die V2 „Einmalprodukte“ waren und somit jede deutliche Alterung unrealistisch wäre. Allerdings sieht ein Modell ohne Washing nach Spielzeug aus, also muss man hier doch etwas künstlerische Freiheit erlauben – so zumindest meine Meinung.
Das Aggregat ist im Prinzip sehr einfach aufgebaut und fällt als Modell poblemlos und schnell zusammen. Hier gibt es in der Anleitung unterschiedliche Tarnmuster, ich finde das „zackige“ Dreifarbmuster mit den scharfen Kanten am spannendsten. Das Vorbild müsste in den USA oder in Frankreich im Museum stehen, die Unterschiede der beiden Objekte sind relativ gering – es existieren jedoch noch mehr Bilder von Raketen mit einem ähnlichen Muster. So wählte ich ein leicht abweichendes – auch hier etwas künstlerische Freiheit. Es folgte ebenfalls ein leichtes Washing für die Glaubhaftigkeit und ein paar Läufer an Wartungsklappen.
Interessant ist wirklich der Vergleich der Größe, denn die V1 ist regelrecht zierlich gegen die massige V2. Gerade die schöne Qualität des V1 Bausatzes sollte jeden geschichts- oder objektinteressierten Modellbauer ansprechen. Ob man sich die doch „recht langweilige“ V2 in die Vitrine stellen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Beide Bausätze sind schön detailliert, ich denke, insbesondere Dioramen-Modellbauer können hier spannende Szenen generieren. Max Hauswald Publiziert am 21. Oktober 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |