EFW N-20 AiguillonEigenentwicklung des Eidgenössischen Flugzeugwerks (F+W)von Rolf Ehrat (1:72 S&M Models)Geschichtliches
Noch während des Zweiten Weltkrieges begannen in der Schweiz Ingenieure mit der Planung von düsengetriebenen Kampfflugzeugen. Es entstanden die P-Projekte, welche schliesslich zur P-16 führten, sowie die N-Projekte, welche von der Vorgängerfirma der RUAG Aviation in Emmen entwickelt wurden. Es gab umfangreiche Entwurfsarbeiten, welche die Auslegung der Flugzeugform, die Triebwerksvarianten und die Triebwerksposition umfassten. Neben ausländischen Triebwerken wurden schweizerische Eigenentwicklungen berücksichtigt, etwa eine Sonderform des Strahltriebwerks, bei der Haupttriebwerke Zapfluft an Nebentriebwerke abgaben, um diese in der Leistung zu steigern. Das Swiss-Mamba-Triebwerk wurde im Flug getestet, indem es an die Rumpfunterseite einer De Havilland DH.98 Mosquito montiert wurde. Die Mosquito war im Zweiten Weltkrieg interniert worden, erhielt später das Kennzeichen B-5 und ging in den Besitz der Schweizer Luftwaffe über.
Im Jahr 1948 baute die Firma Gebrüder Sulzer AG zwei Triebwerke mit der Bezeichnung D45. Das nicht flugfähige D45.01 wurde ab 1950 im Teststand geprüft. Das bedingt flugfähige Triebwerk D45.05 wurde bis 1955 getestet und erreichte einen Schub von 752 kp. Das Swiss Mamba SM-1 war eine Modifikation der F+W Emmen, das auf der Basis des britischen Turboproptriebwerk ASM Mamba 1 der Armstrong Siddeley Motors basierte. Anstelle einer Arbeitsturbine für den Propellerantrieb wurde Luft zu den Nebenbrennkammern geleitet. Es wurden sechs Swiss Mamba gebaut, vier Triebwerke wurden in die N-20 eingebaut und zwei dienten als Reserve. ein Reservetriebwerk ist heute im Verkehrshaus Luzern ausgestellt. Bei der N-20 im Flieger-Flab-Museum in Dübendorf wurde ein Triebwerk zur besseren Ansicht ausgebaut und wird einzeln ausgestellt.
Da die Schweizer Industrie noch keinerlei Erfahrung mit dem Flugzeugbau und der Aerodynamik von Düsenflugzeugen hatte, wurden etliche Windkanalmodelle hergestellt. Zusätzlich wurde ein zweisitziges Segelflugzeug im Maßstab 0,6:1 zur geplanten N-20 gebaut. Die Maschine besass ein JATO-Feststoffraketentriebwerk, mit dem sie selbständig starten konnte und die für Tests nötige Flughöhe erreichte. Das Bugfahrwerk stammte von der de Havilland DH.100 Vampire, das Hauptfahrwerk von der Messerschmitt Bf 109 und war elektromechanisch einziehbar. Die Zelle war vollständig in Holzbauweise gebaut und mit einer Sperrholzbeplankung sowie einem Stoffüberzug versehen. Bei einem Landeunfall am 1. Juli 1949 wurde die Maschine jedoch zerstört. Daraufhin wurde beschlossen, erneut ein Versuchsflugzeug in verkleinertem Maßstab zu bauen, diesmal jedoch mit vier Strahltriebwerken ausgerüstet, jeweils eines ober- und unterhalb jedes Tragflügels. Dieses Flugzeug mit der Bezeichnung N-20.2 Arbalète ist heute im Flieger-Flab-Museum ausgestellt. Seit Juni 2017 entsteht ein Nachbau der N-20.2 mit dem Ziel eines flugfähigen Replikats. Eigenschaften
Der N-20-Prototyp, der in Originalgrösse gebaut wurde, hatte einen absprengbaren Bug, der nach Auslösung im Notfall an einem Fallschirm zu Boden gleiten sollte. Ein geplantes Head-Up-Display kam beim Prototyp nicht zum Einsatz. Um sich bei Funkstille verständigen zu können, war die N-20 mit Signalraketen im Heck ausgerüstet. Das Flugzeug hatte ausklappbare Canards vor den Flügeln am Rumpf, welche die Langsamflugeigenschaften wesentlich verbesserten. Die N-20 verfügte über jeweils zwei Haupttriebwerke im Flügelprofil und vier Nebentriebwerke in jedem Flügel; insgesamt verfügte das Flugzeug also über vier Triebwerke und acht Nachbrenner. Der Abgasstrahl konnte mit Hilfe von Klappen nach schräg unten geleitet werden, um die Startstrecke zu verkürzen. Die Abmessungen der N-20 entsprechen etwa der der P-16 und waren so ausgelegt, dass das Flugzeug ohne Probleme aus einer Flugzeugkaverne betrieben werden konnte.
Die Aiguillon wies eine geplante Einsatzgeschwindigkeit von 1.000 km/h auf, die Ingenieure hatten das Flugzeug jedoch sogar für eine Geschwindigkeit von fast 1.200 km/h geplant. Mit dieser Leistung wäre das Schweizer Jagdflugzeug vielen anderen Maschinen seiner Zeit weit überlegen gewesen. Es zeigte sich bei diversen Tests, dass die Triebwerke nicht die gewünschte Leistung erbringen würden. Darum startete man das Projekt N-20.20 Harpon. Das Flugzeug entsprach in etwa der N-20, besaß jedoch in der Flügelwurzel je ein herkömmliches Triebwerk Armstrong Siddeley Sapphire oder Rolls-Royce Avon. Der Flügel wurde etwas dünner und das Hauptfahrwerk kam etwas näher zum Rumpf, da jetzt im Flügel keine Triebwerke mehr Platz benötigten. Die N-20.20 wurde nie realisiert. Es wurden nur einige Windkanalmodelle gefertigt. Abbruch der Entwicklung
Der N-20-Prototyp machte verschiedene Tests im Windkanal, Triebwerksstandläufe, Rollversuche und einen kleinen Hüpfer. Noch bevor das Flugzeug zum Erstflug starten konnte, wurde das Projekt gestoppt. Warum der Ostschweizer Bundesrat Karl Kobelt 1953 das Projekt abbrechen ließ und somit rund 15 Millionen SFr. in den Sand setzte, ist nicht ganz klar. Der Bundesrat übergab den Auftrag zur Entwicklung eines Schweizer Kampfflugzeuges den Flugzeugwerken Altenrhein. Jahre später schrieb die Weltwoche, man sei sich in Emmen sicher gewesen, dass in Bern zu viele freundschaftliche Fäden in die Ostschweiz gereicht hätten.
Viele Mitarbeiter, die an dem Projekt mitgearbeitet hatten, wollten, dass sich das Flugzeug wenigstens einmal in die Luft erhebt. Sie waren bereit, dafür ihre Freizeit aufzuwenden und sämtliche Kosten für diesen einen Flug auf privater Basis zu übernehmen. Der Bundesrat verweigerte jedoch eine Starterlaubnis, obwohl die Beteiligten bereit waren, die Risiken selbst zu tragen. Die N-20 steht heute neben der FFA P-16 im Flieger- und Flabmuseum in Dübendorf. Quelle: Wikipedia Der Bausatz
Bei diesem Modell handelt es sich um den Bausatz von S&M Models «N-20 Aiguillon» im Maßstab 1:72. Ich war lange auf der Suche nach diesem Bausatz; vor einigen Jahren wurde ich bei www.hannants.co.uk fündig und bestellte das eine verfügbare und völlig überteuerte Stück für ca. 50 £. Einfuhrzoll musste ich danach auch noch berappen. Seither habe ich aber nie wieder einen Bausatz einer N-20 gefunden. Es handelt sich hier um einen Resin-Bausatz mit ca. 30-40 Teilen. Die Modellschachtel war völlig überdimensioniert, aber alle Teile blieben unversehrt beim Versand. Die Cockpithaube ist ein Vakuum-Formteil und lag nur einmal bei. Das Modell
Gebaut habe ich den Bausatz «out of the box». Die Proportionen sind in meinen Augen sehr gut getroffen. Die Passgenauigkeit ließ an einigen Stellen zu wünschen übrig, ist aber bei einem solch exotischen Modell nicht weiter verwunderlich. Mit Spachtelmasse und Schleifpapier mussten dann die Spalten und Versätze ausgeglichen werden. Damit das von Natur aus hecklastige Flugzeug kein Tailsitter wird, habe ich im Bug (vor und hinter dem Bugfahrwerk) kräftig mit Bleikügelchen aus dem Fischereibedarf aufgefüllt. Die Anpassung der Cockpithaube war dann die größte Herausforderung. Bis sie dann einigermaßen zufriedenstellend passte, waren unzählige Trockenpassungen notwendig.
Die Kokarden und der Schriftzug mit den schwarzen Streifen am Bug lagen dem Bausatz als Decals bei. Sie lösten sich erst nach langer Zeit vom Trägerpapier, waren dann aber sehr gut anzubringen, obwohl sie sehr dünn sind. Lackiert wurde auch dieses Modell wieder mit Vallejo Model Air und nach dem Anbringen der Decals mit einem Klarlack versiegelt. Rolf Ehrat Publiziert am 29. September 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |