Messerschmitt Me 328Projekt eines Mehrzweckkampfflugzeugesvon Johannes Wipauer (1:72 Huma)
Zum Vorbild
Das Entwicklungsbüro von Messerschmitt konzipierte ab Anfang 1941 unter der Projektnummer P.1079 eine Reihe von Vorentwürfen für ein schnelles einsitziges, zweimotoriges leichtes Kampfflugzeug, das als Jäger, Bordjäger und Aufklärer verwendet werden sollte. Als Triebwerk war das noch in Entwicklung befindliche Schmidt-Argus-Schubrohr (As 014) vorgesehen, wobei vor allem der Preisvorteil von RM 2.000 gegenüber dem RM 43.000 teuren DB 601 eine Rolle spielte, der beispielsweise bei der Bf 109 eingesetzt wurde. Messerschmitt sah hier die Möglichkeit, ein Universalflugzeug in großen Stückzahlen herzustellen - So lesen wir in Wikipedia.
Nur dann laufen die Informationen in den unterschiedlichen Quellen auseinander: Es soll eine Me 328A gegeben haben, die als unmotorisierter "Jagd-Gleiter" (Nowarra, die deutsche Luftrüstung 1933-45, Band 3, p239f) mit einer Spannweite von nur 6,9 m recht wendig gewesen sein könnte. Die Auslegung als Tiefdecker, wie hier gezeigt, dürfte der Realität entsprechen, ob und wie die Argusrohre montiert waren, ist eher unklar. Ein Schleppstart durch eine He 111 am 3.8.1942 in Linz-Hörsching ist mehrfach belegt. Das Fahrgestell wurde abgeworfen, gelandet wurde auf einer Mittelkufe, die einziehbar ist.
Und dann soll es noch eine Me 328 B gegeben haben, die als Schnellbomber oder Schlachtflieger gedacht war. Hier war von Anfang an die Motorisierung mit den Argusrohren fix. Wegen der angedachten Bombenzuladung von 500 kg wurde auch hier mit fremder Hilfe gestartet, eine Do 17 diente als Träger im Mistelverfahren. Über die Spannweite dieser Variante gibt es unterschiedliche Angaben, laut Nowarra kein Unterschied, laut anderen Quellen 8,6 m, also 1,7 m mehr als bei der A-Version.
Meine ModelleGebaut habe ich die beiden kleinen "Low cost jets" bereits 1996, aus einem Bausatz von Huma, in dem Material für beide Varianten enthalten war. Laut Boxart ist die B-Version ein "Kamikaze"? Es hat tatsächlich Pläne für einen Selbstopferungseinsatz, eine "Totaleinsatzwaffe" in der damaligen Diktion, gegeben. Damit hätte der Pilot mitsamt Bombe/Lufttorpedo ins Ziel, vornehmlich Landungsschiffe der Alliierten, stürzen sollen. Man hat dann an Stelle der Me 328 B das auf der Fi 103 (V 1) basierende "Reichenberg-Gerät" verwendet bzw. verwenden wollen. Zurück zu meinen Modellen, die ich ziemlich genau nach Bauanleitung gemacht habe: Die Jägervariante A erhielt von mir noch die "weiße Eins", ist aber dennoch unbewaffnet. Auch die B-Type ist unbewaffnet. Huma hat vier Streben beigelegt, um die mit beiliegenden Bombenteilen bewaffnete Maschine auf einer Do 17 oder Ähnlichem zu platzieren. Mit untergehängter Bombe wäre die Maschine solo am Boden nicht bewegbar.
Das ist noch so ein Punkt, wo bezüglich der Vorbildtreue der Modelle große Zweifel bestehen: dass die rechts stehende A-Version ein Tiefdecker war, ist durch Fotos belegt, ebenso das für einen Jagdeinsitzer recht großzügige Cockpit. Dass aber die Me 328 B ein Mitteldecker war - ist nur durch recht allgemeine textliche Quellen belegt. In einem amerikanischen Museum steht eine Replika einer Me 328 als Mitteldecker, aber mit den kurzen Flügeln des Jägers. Johannes Wipauer Publiziert am 14. August 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |