Auf nach Frankreich!Pferdegespann mit 10,5 cm leFH 18von Thorsten Gresky (1:72 Revell)
Auf nach Frankreich!Mit diesem Titel hatte Sascha Ulderup, der den Youtube-Kanal BACUFFS betreibt, einen vierteiligen Bericht des Unteroffiziers Erich F. überschrieben, der mit dem Artillerie-Regiment 31 am Frankreichfeldzug im Mai/Juni 1940 teilnahm. Und dieser Bericht war für mich ein Anstoß, den von mir schon vor einiger Zeit rudimentär bemalten Figurenbausatz „Deutsche Artillerie“ von Revell wieder hervor zu holen und mit der passenden Bemalung und dem Bau eines Dioramas zu vollenden.
Mit Figuren fremdele ich ein wenig, da ich nun nicht gerade ein guter Modellbauer bin und gerade der nasse Modellbau (so bezeichnete ein Interviewpartner von Berthold Tacke bei Modellbau360 einmal den Teil unseres Hobbys, bei dem die Farben zum Einsatz kommen) für mich eine große Herausforderung ist. Aber ich hatte nun mal den Bausatz billig beim örtlichen Modellbahngeschäft erstanden – da hatte dieser mal wieder einen Nachlass mit Modellbausätzen zum Verkauf übernommen. Und nun bin ich froh, dass ich zu diesem Bausatz gegriffen habe, denn es war ein schönes und zufriedenstellendes Projekt; meine ersten Figuren und mein erstes Diorama sind nun per Definition fertig, auch wenn ich noch hier und da weiter fummeln könnte.
Zum VorbildDie Motorisierung der Wehrmacht war nicht vollständig erfolgt, so dass ein Gespann mit Pferden ein durchaus gewöhnliches Bild im Bereich hinter der HKL darstellte. Jedoch gerieten die Tiere unter Beschuss oft in Panik und waren nicht mehr zu bändigen. So mussten sie nach Kampfhandlungen gesucht und wieder eingefangen werden. Soldaten, die vom Land kamen und vor dem Krieg oft mit Pferden zu tun gehabt hatten, waren für die Pflege und Versorgung der Tiere natürlich besonders geeignet.
Eine Kanone wurde inklusive Protze von einem sechs Pferde starken Gespann gezogen, wobei die Sattelpferde für die Fahrer links und die Handpferde rechts eingespannt wurden. Die Gespanne wurden Vorder-, Mittel und Stangenpferde genannt. Eins der Standardgeschütze der Wehrmacht war die 10,5-cm-leichte Feldhaubitze 18 (leFH 18), die bereits zu Kriegsbeginn mit über 4.800 Stück vorhanden war. Sie wurde in den zwanziger Jahren von Rheinmetall in Düsseldorf entwickelt und 1935 als Nachfolger der 10,5 cm leichte Feldhaubitze 16 eingeführt. Das Geschütz mit vollgummibereiften Stahlgussspeichenrädern wog etwa zwei Tonnen. Der Vorholer ist über dem Rohr montiert, die Rücklaufbremse liegt unter dem Rohr in der Wiege. Hinter dem kleinen, nach unten ausklappbaren Schutzschild war zum Richten ein Rundblickfernrohr montiert.
Geübte Geschützmannschaften (normalerweise sechs Mann stark) konnten sechs Schuss pro Minute aus dem 261,2 cm langen Rohr (Kaliberlänge L/28) abfeuern. Die Munition war getrennt in Treibladung und Geschoss, wobei auch die Zahl der Ladungen variierte. Sie wurden durch einen Schlagbolzen im Schraubkurbelflachkeilverschluss gezündet. Die Schussweite war nicht überragend und konnte ab 1940 mit der Variante leFH 18M mittels Mündungsfeuerbremse und vergrößerter Treibladung auf über 12,3 km verbessert werden. Neben der zu geringen Reichweite und dem relativ hohen Gewicht war auch der auf 56° begrenzte Seitenrichtbereich ein Schwachpunkt der Haubitze. Quelle: Wikipedia
Der Bausatz......03158 im Maßstab 1:72 von Revell stammt laut Scalemates aus dem Jahr 1997 und besteht aus dem Figurenbausatz 02515 „Deutsche Artillerie WW II“ von 1995 und dem Panzerkampfwagen II Ausführung F in 1:76 aus der Matchbox-Bausatzform von 1976. Die Figuren von Matchbox sind bei etwa gleicher Größe viel stämmiger und kräftiger ausgeführt als die Soldaten der Artillerie. Man kann sie nicht miteinander kombinieren, außer man will zwei Hulks mit Wasserköpfen als Geheimwaffe ins Spiel bringen, denn so wirken die Figuren im Vergleich zu den schlanken Artilleristen, die von den Proportionen definitiv recht gut den durchschnittlichen Mann darstellen.
Der panzergraue Kunststoff des Bausatzes „Deutsche Artillerie WW II“ scheint kein Polystyrol zu sein, denn Revell-, Tamiya- und Humbrol-Klebstoffe lösen den weichen und biegsamen Kunststoff nicht richtig an. Das erinnert mich schon an die Plastiksoldaten aus meiner Kindheit. Und wie damals sind auch hier Pferde und alle stehenden und gehenden Soldaten auf kleinen Standplättchen gefertigt worden. Die zwei leichten Feldhaubitzen 18 mit Kaliber 10,5 cm können ohne Klebstoff zusammengesteckt werden, ebenso die Protze und das Geschirr mit den Pferden. Die Kanonenrohre sind massiv ausgeführt und sollten aufgebohrt werden. Es sind vier reitende Soldaten enthalten, wovon einer ein Offizier ist, vier sitzende Soldaten für die Protze und sechs Soldaten, die stehen oder gehen, hier ist auch wieder einer ein Offizier. Zusätzlich gibt es noch einen Soldaten, der mit einem Erdsporn verbunden gegossen wurde, der alternativ zum separaten Erdsporn eingesetzt werden kann. Die Protze wird von vier besattelten und zwei unbesattelten Pferden gezogen, der reitende Offizier hat ein Reitpferd.
Die Detaillierung ist in Ordnung, gelegentlich etwas verwaschen oder deformiert. Die Formentrennnähte sind deutlich zu erkennen und sollten unbedingt versäubert werden. Als Zubehör gibt es noch einige Helme, Decken- oder Zeltbahnenbündel, Gasmaskenbehälter, Munitionskisten und ähnliches.
Der BauWie gesagt, eine rudimentäre Bemalung hatte ich schon mal aufgepinselt, nachdem ich die meditative Weichplastikschnitzerei beendet hatte. Die Pferde waren also braun, die Kanonen feldgrau, als ich sie nach langer Ruhephase wieder zur Hand nahm und den Berichten vom Westfeldzug lauschte. So blauäugig wie ich war , suchte ich nun erst mal nach einer guten Vorlage für eine deutsche Uniform aus dem zweiten Weltkrieg. Das war ohne das Wissen, dass es verschiedene Uniformversionen über die Jahre gab, verwirrend, denn es gab bei all den Fotos immer wieder Unterschiede.
Also erst einmal grob über Uniformen informieren - darauf hin habe ich mich für die Feldbluse M36 entschieden. Das schien mir auch zu den höher geschnittenen Knobelbechern der Soldaten zu passen. Bei den Helmen habe ich es dann aber einfach gehalten und weder Schild noch Adler aufgepinselt. Und die ganzen schönen, kleinen Details, die der geübte Figurenmaler aufpinselt, habe ich auch beiseite gelassen. Das mit dem Washing für die Gesichter lief auch schief und sah einfach nur enorm verdreckt aber auch nicht sehr viel detailreicher aus. Immerhin ließ es sich wieder gut entfernen. Pferde, Kanonen, Protze und die Geräte wurden nun auch bemalt. So viel kleinteilige Pinselei mit Trockenmalen hatte ich zuvor noch nicht gemacht und mich auch davor gescheut, aber es machte richtig Spaß.
Das DioramaNun brauchte ich noch ein passendes Diorama, das wegen der Länge von 24 cm über das Gespann auch nicht zu klein ausfallen konnte. Beim Hören des Kriegstagebuchs stellte ich mir die Landschaft vor, die vom Artillerie-Regiment 31 durchzogen wurde. Ich war selber noch nicht in dieser Gegend; somit ist meine Landschaft vielleicht auch unpassend. Auf einer Pappe von ca. 30 x 18 cm legte ich mit übereinander geklebten Pappstreifen einen Fahrdamm an. Beidseitig davon klebte ich Wellpappe auf und berücksichtigte dabei Gräben und Bach, die noch entstehen sollten. Alles brachte ich grob in die Geländeform, die ich haben wollte, und strich danach Gips auf. Nach einer Grundierung erfolgte die Bemalung in diversen Brauntönen.
Zur Begrünung habe ich Wildgras von Noch verwendet. Die Büsche sind aus dünnen Zweigchen einer kleinblättrigen Heckenpflanze und maigrünen Mikroflocken entstanden. Das sieht für meinen Geschmack noch etwas spiddelig aus, eher so wie ein Weißdorn oder ähnliches. Die nachträgliche Farbanpassung mit Pinsel musste ich weglassen, weil ich sonst entlaubte Büsche gehabt hätte. Der Bach ist ein Rinnsal aus Klarlack. Die Straße und einige andere kleine Bereiche sind mit feinem Quarzsand bestreut und anschließend mit verdünnter Acrylfarbe farblich verändert worden. Für etwas Abwechslung habe ich kleine, vertrocknete Blütenteile als Pflanzen aufgeklebt. Trotz Stabilisierung mit Sprühlack sind sie sehr zerbrechlich und streubten sich dagegen, mit dem Pinsel bemalt zu werden.
Und einen kahlen Acker findet man nun auch im Mai oder Juni nicht mehr. Bei mir jedoch gibt es ihn, weil es die einfachere Lösung war, anstatt zahlreicher Pinsel ihrer Borsten zu berauben, um ein Getreidefeld herzustellen. Vielleicht werde ich mich ja da noch einmal zu einem anderen Zeitpunkt versuchen, denn das ist der größte Punkt auf meiner Liste für weitere Verschönerung und Detailierung des Dioramas.
FazitDies war ein schönes Projekt für mich, bei dem ich reichlich ausprobieren konnte und feststellte, dass ich überall noch sehr viele Möglichkeiten zur Verbesserung habe. Und wenn ich beim Betrachten nicht nach den Verbesserungsmöglichkeiten Ausschau halte sondern das, was da ist, ins Auge fasse, gefällt es mir immerhin so gut, dass ich Euch diese fiktive Szene des Westfeldzugs nicht vorenthalten will. Vielleicht inspiriert es einen von Euch, ein Diorama mit Pferden und Geschützen im Einsatz zu erstellen. Und dann werden bestimmt auch mit geeigneter Technik bessere Bilder als die von mir entstehen. Ich hatte nur mein einfaches Mobiltelefon, und das hat nicht nur in der Tiefenschärfe Mängel. Weil ich die Bilder so mangelhaft und unausgewogen empfand, habe ich diesen Bericht lange zurückgehalten. Aber ohne Fotoapparat wird da nichts besseres kommen, so dass ich Euch nun den Bericht mit diesen Fotos „zugemutet“ habe.
Thorsten Gresky Publiziert am 26. April 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |