Abarth 2000 SE010 und 2000 Scorpione1:24, Politoys und Nakamuravon Christian Vana (1:24 verschiedene Hersteller)
Wer schon immer eine Vorliebe für kleine sportliche Autos hatte (wohl durch die Mini Cooper Rallye-Erfolge in meiner Kindheit), später besonders für italienische, für den ist ein Besuch am Corso Marche 38 in der Abarth-Fabrik im Alter von 10 Jahren wohl ziemlich prägend. Klar ist daher, dass ich, als ich so etwa 1972 oder 1973 den Nakamura-Bausatz des Showcars Abarth 2000 Scorpione Pininfarina Coupé im Geschäft gesehen habe, ihn unbedingt haben musste. So wie davor das Politoys DieCast Modell des 2000 Spyder Competizione. Die Enttäuschung beim Öffnen des Kits war groß, überhaupt nicht im Maßstab, viel zu lang und schon als junger Enthusiast habe ich gewusst, daß das Coupé auf dem Spyder carrossiert worden war, also gleichen Radstand und in etwa gleiche Länge haben müsste. Daher dachte zuerst, der Scorpione ist 1:20, beim damaligen Maßstabschaos der japanischen Hersteller kein Wunder. Und jegliche Detail-Feinheit, sogar auf einfachem Niveau, wie ich es von Jo-Han gewohnt war hat der Kit wegen der zweiten japanischen Unart damals, alle Modelle als Spielzeug motorisieren zu müssen, vermissen lassen. Der direkte Vergleich mit dem Politoys-Spyder hat es gezeigt. Eigentlich wollte ich ja das Coupé, zu einer fiktiven Rallyeversion weiterentwickelt, dem Spyder zur Seite stellen. So ist es aber, unfertig gebaut, in einer Ecke gelandet und 50 Jahre dort verstaubt. Im letzten Sommer kam ich bei einem Treffen mit meinem auch dem Automodellbau milde verfallenen Freund Günther auf das Thema, weil er an einem noch einen ungebauten Kit die gleichen Feststellungen gemacht hatte. Er wollte die an sich schöne, wenn auch fehlproportionierte Karosserie auf das Chassis eines zerspielt erstandenen Politoys-Spyder setzen. Das hat meinen Ehrgeiz angeregt, und wir haben ein Parallelprojekt gestartet. Zuerst mit Recherche, auch durch Vergleich. Ich hatte ja schon einen fast „fertigen“.
Die beiden FIAT 850 Coupés (White Box und Nacoral) habe ich auf dem folgenden Foto als Epigonen des FIAT 600 mit dazugenommen, der meinem Eindruck nach das proportionale Grundschema für alle Heckmotor-Abarths vorgegeben hat. Ergebnis: Radstand und Überhang hinten zu lang, die vergleichsweise minimale Breitenabweichung haben wir in Kauf genommen. Daher haben wir beide das Nakamura-Rohmaterial gekürzt und die „Mechanik“ entsorgt.
Günther hat das originale Showcar perfekt dargestellt, mit dem Politoys-Unterbau, der für ein DieCast-Modell hervorragend ausgeführt ist, vor allem für die Zeit des Erscheinens; wie die folgenden vier Photos zeigen. Ich finde, jetzt passt es endlich. Die Mühe hat sich gelohnt. Das Auto entspricht in Radstand und Länge dem Original. Den hinteren Schuppenpanzer hat er auch noch korrekt geöffnet. Günthers auf dem Politoys Chassis aufgesetzer Abarth 2000 Scorpione Pininfarina Coupé, der dem existierenden Vorbild entspricht. Ich hingegen bin nach Jahrzehnten der Pause trotzig meinem Weg zu einer möglichen Rallyeversion weiter gefolgt, also statt der Show-Kuppel normale Türen, Tank á la 850 Coupé über das Getriebe verlegt (nicht so optimal für den Schwerpunkt, dafür auf der Straße sicherer, der Rennwagen und das Showcar hatten sie seitlich), Auspuff mit Schalldämpfer statt Stinger oder Resonanzbirne, zulassungsfähige Scheinwerfer. Weil ich keinen „Opfer-Politoys“ hatte, habe ich Bodenstruktur, Fahrwerk und Motor scratch gebaut. Weil mir die aufgeklappten Scheinwerfer des originalen Showcars, das über die Concours de Elegance geschleppt wird, gefallen haben, habe ich meinem Coupé einen ähnlichen Scheinwerferpod verpasst, wie ihn später auch der Lancia Stratos haben sollte. Mein zum Stradale Rallye weiterentwickeltes Abarth 2000 Scorpione Pininfarina Coupé, das als What If natürlich nicht mehr dem bekannten Showcar entspricht. Günther hat mir großzügigerweise noch einige Teile spendiert, die vom Spender-SE 010 Spyder übrig geblieben sind, vor allem eine intakte Windschutzscheibe, die es mir ermöglicht hat, einen weiteren Politoys-SE 010 zu restaurieren, als Rallye-Version. Hat es wirklich gegeben, bei der Tour de Belgique 1970, mit Sandro Munari am Steuer, sogar als Sieger. Dies war aber eine etwas spätere Version als hier dargestellt. Und so ist die Abarth-Sammlung wieder etwas größer. Bei Günther mit dem der originalen Designstudie und Showcar, bei mir mit einem leider nur fiktiven Rallye-Coupé und einer Rallyeversion des SE 010 Spyders. Das im Bild zu sehen ist allerdings nur ein kleiner Teil meiner FIAT- und Abarth-Sammlung 1:24.
Wie zu sehen ist, passen ordentlich ausgeführte DieCast- und Plastik-Kit-Modelle gut zusammen und sind für Freunde von Autos abseits des Mainstreams oft die einzige Alternative. Wie schon hier auf Modellversium öfter gesehen (z.B. Janis Joplin Porsche 356, Golf GTI) eignen sie sich auch für Umbauten und sind für Verfeinerung sehr dankbar. Noch vielen Dank an meinen guten Freund Günther Eberhardt aus München für die Anregung, aus dem alten Ungemach doch etwas zu machen und so einen Plan 50 Jahre später endlich zu realisieren, die Teilespende, die meinen zweiten Spyder ermöglichte (der hatte eine zerbrochene Windschutzscheibe), den Dialog im Parallelprojekt zwischen München und Baden bei Wien und für die Photos, durch die die Geschichte erst komplett wird. Das Stradale Coupé (rechts) im Vergleich zu einer Alpine A110 (Mitte) und einem Alfa Romeo TZ. Ist schon etwas breiter, basiert aber eben auf einem Rennsportwagen. Christian Vana Publiziert am 28. Februar 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |