USS Constitution

Halbmodell

von Frank Brüninghaus (1:150 Revell)

Das Original

Die Ursprünge von Halbmodellen liegen wohl noch vor dem 18. Jahrhundert. Älteste Halbmodelle sind von der amerikanischen Ostküste bekannt. Zunächst waren sie als einfache Konstruktionshilfen gedacht. Man konstruierte oder entwarf eine Hälfte des Schiffsrumpfes und übertrug dies auf einen einfachen Holzklotz, der auch aus mehreren Brettern unterschiedlicher Hölzer verleimt sein konnte. Sehr bald hielten diese Halbmodelle, nun auch vollständig getakelt, Einzug in das maritime Kunsthandwerk. Matrosen schnitzten Halbmodelle „ihrer" Schiffe und setzten sie in lebendige Dioramen als Mitbringsel für die Liebste daheim.

Auch heute noch werden Halbmodelle meist von Yachten hergestellt. Sie dienen dazu, sowohl den Konstrukteuren und Bootsbauern sowie auch den späteren Kunden einen ersten Blick auf den dreidimensionalen Entwurf zu geben und auf Messen die Bootsentwürfe anschaulich präsentieren zu können.

Die wohl beeindruckendste Sammlung von Halbmodellen nennt der New York Yacht Club sein Eigen. Die Wände des Clubdomizils sind vollgehängt mit den schönsten Halbmodellen aus den letzten 200 Jahren Segelschiffahrtsgeschichte.

Das Halbmodell

Die Idee zum Bau des Halbmodells der Constitution kam bei der seit langen Jahren gepflegten Tradition des Modellbauclub Koblenz, jedes Jahr eine „Clubmeisterschaft" auszutragen. Hierbei werden von allen Clubmitgliedern Vorschläge zu Modellthemen, Materialien oder Modellen abgegeben und gemeinschaftlich abgestimmt, womit die jeweilige Meisterschaft ausgetragen wird. Thema war in diesem Fall „Rekorde". Was nun hat ein altes Segelschiff für einen Rekord aufgestellt? Nun, sie hält ihn noch immer: Die USS Constitution ist das älteste, in Dienst stehende Segelkriegsschiff, welches noch auf eigenem Kiel schwimmt. Ihre Geschichte ist vielerorts nachlesbar, deshalb hier dazu keine weiteren Worte. Einen sehr kurzen Abriss geben die Unterschriften unter dem Halbmodell.

Entstanden ist das Halbmodell aus einem sehr alten Modellbausatz von Revell, der etwa den Maßstab 1:150 hat. Um von der üblichen Darstellung der Constitution abzuweichen und sie im mutmaßlichen Zustand bei ihrem Stapellauf zu zeigen, waren einige Änderungen am Rumpf notwendig. Das komplette Schanzkleid wurde abgesägt und durch eine offene, aus Polystyrolprofilen gebaute Reling ersetzt. Das Modell erhielt neue Nagelbänke und Decksgeschütze aus einem anderen Bausatz. Die farbliche Fassung zeigt den schwarzen Anstrich am Wasserpaß, die schwarze Reling und schwarze Rüstbretter. Der restliche Rumpf ist, da noch neu, nur dünn mit einem Öl/Harzgemisch lasierend gestrichen. Der komplett schwarze Anstrich mit weißem Pfortengang erfolgte erst nach 1800, wohl dem Zeitgeschmack entsprechend.

Nach einem Gemälde von Geoff Hunt, das Linienschiff America unmittelbar nach seinem Stapellauf darstellend, gestaltete ich den Flaggenschmuck des Schiffes. Die Vexillogie der amerikanischen Nationalflagge ist sehr interessant. Aber auch die ist andernorts besser erläutert. Passend zur Zeit des Stapellaufs wählte ich das Star Spangled Banner, bei dem 15 Streifen und Sterne die zu dieser Zeit vereinigten Staaten repräsentieren. Eine Variante war die nur gestreifte Flagge mit einer Klapperschlange und dem Schriftzug „DON`T TREAD ON ME" und eine weitere mit der Aufschrift „FREE TRADE SAILORS RIGHTS" - die tatsächlich erst 1812 aufkam im Zusammenhang mit den Übergriffen britischer Kriegsschiffe auf amerikanische Schiffe. Die Flaggen sind an einem Flaggstock aufgezogen der seinerseits an für den Stapellauf nur provisorisch eingesetzten Stumpfmasten befestigt ist. An Bord des Halbmodells steht die Barkasse, der größere Kutter ist „ausgesetzt" und auf der Wasserlinie befestigt. Zum Größenvergleich befinden sich drei Männlein an Bord.

Die Grundplatte besteht aus einem Eichenbrett, der Rahmen aus Holzprofilen. Die Aufschriften sind auf eine selbstklebende, transparente Folie gedruckt. Die Maßleiste unter dem Schiff ist mit einem Pigmentliner gezeichnet. Das Modell hängt üblicherweise im Kapitänszimmer, auf Ausstellungen jedoch kann es auf zwei Regalträgern aus einem skandinavischen Möbelhaus sicher aufgestellt werden.

Auch hier zeigt sich, dass Plastikmodelle von Segelschiffen vielfältig umgebaut werden können. Ein vollständiger Bau der Constitution in diesem frühen Zustand ist sicherlich sehr reizvoll. Das Halbmodell der Constitution hat bei dieser Clubmeisterschaft - allerdings äußerst knapp - den ersten Platz erreicht.

Frank Brüninghaus

Publiziert am 27. Dezember 2022

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