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3. August 1492

Christoph Kolumbus startet zu seiner ersten Reise

von Frank Brüninghaus (1:220 Imai)

3. August 1492

Drei kleine Schiffe verlassen den Hafen von Palos, um einen westlichen und kürzeren Seeweg nach China zu finden. Ihre Besatzung war ein ziemlich zusammengewürfelter Haufen, meist jedoch professionelle Seeleute, vielleicht der eine oder andere Sträfling, der sich auf der Reise Besseres erhoffte als ein Leben im Knast. Die Schiffseigner der kleineren Schiffe Pinta und Nina, Martin und Vincente Pinzon waren dabei und schließlich Christobal Colon, oder Cristoforo Colombo, oder Christoph Kolumbus, oder wie immer er auch genannt wurde. Der Mann, der vehement die Kugelgestalt der Erde vertrat und dem klar war, das er auf dem Weg nach Westen ebenfalls nach China oder zu den Gewürzinseln kommen würde - wenn nichts anderes im Weg läge... Aber, wie sagt man bei uns: Irren ist menschlich, sprach der Igel und stieg vom Kaktus...

Welche Gefühle die Zurückbleibenden ebenso wie die Reisenden bewegt haben mögen, können wir heute gar nicht mehr nachvollziehen. Die einen hatten Unsummen in ein schwer abzuwägendes Unternehmen gesteckt, die anderen befanden sich auf einer Reise ins Ungewisse mit unbestimmbarer Dauer. Der Glaube, die Erde wäre eine Scheibe, war immer noch weit verbreitet, es bestand also durchaus die erschreckende Möglichkeit, irgendwann vom Rand der Scheibe zu fallen... Vergleichbar für uns wäre vielleicht eine Reise zum Mars, obschon wir über den Nachbarplaneten mehr wissen als Kolumbus über Amerika. 

Ziemlich sicher ist die Santa Maria das berühmteste Schiff der Welt, hat sie doch auf der ersten verbrieften Reise eines Europäers nach Amerika als schwimmender Untersatz gedient. Trefflich wird seit Jahrzehnten über ihren wahren Typ, ihre Form und Takelage gestritten. Sogar ihr Name ist alles andere als gesichert, denn Kolumbus selbst spricht in seinen Berichten und dem Logbuch nur von einer „Nao", einem Schiff... Ungeprüften Berichten zufolge wurde das Schiff für die Reise gechartert und hieß zu dieser Zeit noch „La Gallega". Nun war es gängige Praxis - wie heutzutage auch noch - Schiffen einen neuen Namen zu geben, obwohl es unter den abergläubischen Seefahrern als Unglück bringend galt.

Tatsächlich weiß man so gut wie nichts über das Schiff, keine Maße oder Tonnage sind bekannt. Nur aufgrund dürftiger Beschreibungen und der geringen Kenntnis zeitgenössischer Hochseefahrzeuge wurde die Santa Maria rekonstruiert, so entstanden eine Reihe sehr unterschiedlicher Nachbauten. Die bekannteste dürfte die in Barcelona nahe dem alten Hafenamt vertäute Rekonstruktion sein, bereits für die Weltausstellung 1893 wurden Repliken der drei Kolumbus-Schiffe gebaut und nach Chicago gebracht. Die wenigen „sicheren" Daten stammen aus Kolumbus` Logbuch und betreffen lediglich die Anzahl der Masten, der Segel und dass sie am Weihnachtstag 1492 an Haitis Küste gestrandet ist und aufgegeben wurde. Für die Begleitschiffe Pinta und Nina gilt das gleiche, sie sind nur an Hand vager Beschreibungen rekonstruierbar. Wer tiefer in diese Thematik einsteigen möchte, dem sei Heinrich Winters „Die Kolumbusschiffe von 1492" empfohlen.

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3. August 1492

 

Dem Modellbauer oder dem Designer jedweden Modells oder gar 1:1 Replik ist also freie Hand gegeben - solange sie ein karacken- oder karavellenähnliches Fahrzeug darstellen. Kürzlich las ich, man hätte das Lateinsegel der Santa Maria gegen ein weiteres Rahsegel ausgetauscht. Das ist möglicherweise eine Fehlinterpretation von Kolumbus` Logbucheintragungen. Denn das Lateinsegel ist auch an einer Rah befestigt, es hat lediglich eine andere Form, eben dreieckig, und ist als Schratsegel (längs oder parallel zur Schiffslängsachse) getakelt. Um also wie die anderen Segel vornehmlich achterlichen Wind aufzunehmen muß die Lateinrah lediglich anders geriggt werden, nicht aber das ganze Segel ausgetauscht! Mit geringen Änderungen kann das Lateinsegel ebensogut vor dem Mast - wie die anderen Rahsegel - gefahren werden.

Die bekannten Nachbildungen in Plastikbausätzen basieren weitgehend auf dem in Barcelona liegenden Nachbau des Schiffes. Diese scheint mir persönlich auch die gefälligere Version des Schiffes, alle anderen sind m. E. eher von klobiger, ungeschlachter Form.

Das vorliegende Modell sieht der Barcelonareplik zumindest sehr ähnlich. Ursprünglich stammt das kleine Schiffchen aus einem IMAI - Kit, das sah ich erst später bei der Demontage. Der Maßstab ist etwa 1:220, viel genauer lässt sich das aufgrund fehlender Originaldaten kaum berechnen. Vor einiger Zeit fand ich das fertig gebaute, arg verstaubte und kindlich bemalte Modellchen bei einer Sammlungsauflösung nebst einem kleinen Wikingerschiff und einem anderen Kleinmodell aus Plastik. Eigentlich eher ein Fall für den Mülleimer, aber erstmal aufheben... So lag die kleine Maria bestimmt drei Jahre im Regal herum und verstaubte noch mehr.

Zum nahenden 530. Jahrestag von Kolumbus` Abreise in Palos sollte doch ein Modell für die Modellmarine entstehen. Für einen großen Bausatz blieb keine Zeit, so entsann ich mich des kleinen Schiffleins auf dem Regal und beschloss, es zu restaurieren. Aufgrund von Zersetzungserscheinungen waren jedoch die Masten nicht mehr zu gebrauchen, das spröde Plastik zerbrach bei kleinster Beanspruchung. Auch die Segel waren nicht besonders schön, Großmarssegel und Blinde waren meiner Meinung nach viel zu klein, also weg damit. Übrig blieb am Schluss nur der Rumpf. Da das Schiff in ein Seediorama gesetzt werden sollte, sägte ich das Unterwasserschiff knapp unterhalb der Wasserlinie ab. Dies hatte auch weitere Gründe, aber dazu später mehr.

Die alte Farbe ließ ich drauf - was bisher gut hielt, kann auch weiter als Grundierung herhalten. Den Rumpf also erst grau, dann recht dunkel gestrichen, die Fender und Barkhölzer fast schwarz, schließlich war die Santa Maria bereits ein altes Schiff. Auch das Deck erhielt einen neuen Anstrich, in drei Lagen kamen nacheinander Hellgrau, Ocker und Beige auf die Planken, nach der Trocknung wurden die Schichten leicht an- und teilweise abgeschliffen.

Für die Wanten, Brassen und Halsen bohrte ich einige Löcher nach Winters Takelplänen in den Rumpf und baute neue Masten und Rahen aus Holzstäben. Die Segel baute ich aus Japanpapier auf, die einfachen Kreuze skizzierte ich von Hand vor und malte sie mit dem Pinsel und Revell Aqua aus. Bevor die Segel mit Sekundenkleber an den Rahen befestigt wurden, umwickelte ich die Rahen mit der „Reihleine". Nachdem die Masten gesetzt waren, konnte ich das stehende Rigg takeln. Im Vergleich zu anderen Segelschiffen war hier wenig zu takeln, insgesamt vier Stage, 14 Wantenpaare und die Großmarspardunen. Ich konnte nicht ganz verhindern, dass die Seile am Mast einen Knubbel bildeten, am Rumpf jedoch führte ich sie durch die zuvor gebohrten Löcher binnenbords und knotete sie an den Mastfüßen fest. Ob Santa Marias Wanten Webeleinen besaßen, ist unsicher. Viele zeitgenössische Bilder zeigen eine einfache Strickleiter, die zum Mastkorb führte, ein geschickter Kletterer kann auch so einfach an einem Seil aufentern. Die Strickleiter kam ganz zum Schluss aus einem PE-Teil an den Mast.

Mit der Montage der Rahen und Segel wurden auch gleich die Brassen gesetzt, so dass die Segel den Wind von steuerbord achtern bekommen. Gordings und Bulins kamen erst an die Segel, als alles getrimmt und belegt war. Zwischendurch fertigte ich aus Polystyrolresten von tiefgezogenen Plastiksegeln die Schilde für die Reling, mit dem Bürolocher zunächst rund ausgestanzt und dann mit dem Skalpell in die richtige Form geschnitten. Die Suche nach den Motiven war einfach, auf den kleinen, sehr leichten Plastikstückchen jedoch die heraldischen Motive aufzubringen jedoch eine ganz andere Sache. Festgeklebt auf einem schmalen Streifen Doppelklebeband flogen sie nicht mehr bei jedem Atemzug davon. Die dreieckigen Jungfern entstanden ganz ähnlich. Mit einem 2 mm Locheisen aus Plastiksheet ausgestanzt und auch passend zugeschnitten, wurden sie einfach auf die Wanten geklebt und anschließend bemalt.

Die Flaggen für das Modell machte ich jetzt aus einer sehr feinen Alufolie, ein Bonbonpapier, das ziemlich empfindlich war, aber sich gut in Falten legen ließ und aufgrund seines sehr geringen Gewichtes auch in Form blieb. Ich glaube, die Farbschicht auf der Folie ist dicker als die Folie selbst...

Die Santa Maria schleppt ihre zwei Boote nach, durchaus gängige Praxis, um die Holzverbände der Boote vor Austrocknung und damit vor dem Zerfallen zu schützen. Zum Ende wurde die Kru noch bemalt, 220er Preiser Bauarbeiter geben mit wenigen Schnitten und etwas Farbe fantastische Seeleute ab. Das Meer entstand aus feinem Hartschaum, weiß grundiert und mit dunkler werdenden Blautönen lasierend farbig gefasst, Schaumkronen und Bugwelle sind mit AK Terrain Snow geformt.

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Frank Brüninghaus

Publiziert am 03. August 2022

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