Zerstörer D 186 MöldersKlasse 103Bvon Mathias Carl (1:350 L'Arsenal)Zum Vorbild
1964 gab die Bundesregierung bei Bath Iron Works den Auftrag für den Bau von drei Lenkwaffenzerstörern nach einem modifizierten Entwurf der Charles F. Adams-Klasse. Die Baubezeichnung der drei Schiffe lautete DDG 28 bis DDG 30. Das erste Schiff der Klasse wurde im März 1966 auf Kiel gelegt und im August 1967 vom Stapel gelassen und dabei auf den Namen Lütjens getauft. Somit wurde sie auch zum Namensgeber der Klasse 103, die demzufolge auch Lütjens-Klasse genannt wurde.
Die Einheiten der Klasse 103 sollten die älteren Weltkriegszerstörer der Klasse 119 ersetzen. Sie waren die ersten mit modernen Lenkwaffen ausgerüsteten Einheiten der Bundesmarine. Das Hauptwaffensystem bildete die achtere Startanlage Mk 13 für Tartar, bzw. nach dem Umbau in den 1970ern, für Standard SM-1 und Harpoon Lenkwaffen zur Flugabwehr. Ergänzt wurde dieses Waffensystem noch um einen Mittschiffs gelegenen ASRoc-Starter, zwei 127 mm Mk 42 Geschütze sowie zwei Dreifachtorpedorohre unter den Brückennocken.
Die im April 1968 von der Mutter des Namenspatrons getaufte Mölders erhielt die Kennung D 186 und war die mittlere der drei Schwestern, deren letzte die Rommel war. Nach der Indienststellung im September 1969, die in Boston erfolgte, wurde Mölders, wie die Schwesterschiffe, dem 1. Zerstörergeschwader mit Heimathafen Kiel zugeteilt.
Ende der 1970er erfolgte der erste Umbau, nachdem die Einheiten offiziell als Klasse 103A bezeichnet wurden. Während des Umbaus erfolgte die Umrüstung von Tartar auf SM-1 sowie von 127 mm Mk 42 Mod 7 auf Mod 10. Auch wurde die Feuerungsanlage der Kessel auf leichteres Heizöl umgestellt. Die Mölders nahm regelmäßig an den ständigen Einsatzverbänden der NATO SNMG 1, ehem. STANAVFORLANT und SMG2, ehemals STANNOVFORMED, teil.
Von Mitte 1982 bis Anfang 1983 erfolgte die Umrüstung auf den neuen Standard 103B. Dies umfasste die Errichtung eines Deckshauses für die neue Feuerleitanlage Mk 86 sowie die Aufnahme des AN/SPG-60, die Modifikation des Masts für das AN/SPQ-9 und weitere Umbauten der Elektronik. Hinzu kamen noch zwei RIM-116 RAM-Starter, SRBOC-Werfer und zwei MK 20 mm. Mitte der 1990er war die Mölders im Rahmen der Operation Sharp Guard an der Durchsetzung des Embargos gegen die ehemalige Republik Jugoslawien beteiligt.
Nach insgesamt 34 Jahren im Dienst der Bundesmarine, bzw. später der Deutschen Marine, erfolgte im Mai 2003 in Wilhelmshaven die Außerdienststellung der Mölders. Als nunmehrige ex Mölders gehört sie offiziell zur Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz, ist allerdings als Dauerleihgabe seit Juni 2005 als schwimmendes Großexponat im Deutschen Marinemuseum der Öffentlichkeit zugänglich. Der Bausatz
Bei dem als Grundlage verwendeten Bausatz handelt es sich um den von mir auf modellmarine.de bereits vorgestellten Bausatz von L´Arsenal. Konzipiert ist dieser zur Darstellung des US-amerikanischen Zerstörer DDG 22 USS Benjamin Stoddert. Dieser Bausatz stellt zur Zeit den einzigen erhältlichen Bausatz eines DDG´s der Charles F.Adams im Maßstab 1:350 dar. Allerdings benötigt er, egal welches Schiff man letztendlich bauen möchte, durchaus einiges an Arbeit. Ergänzt wurde er um zahlreiche Zurüstsätze von Veterans, WEM und Eduard. Die Idee zum Bau des hier gezeigten Modells geht im Endeffekt auf einen ein paar Jahre zurückliegenden Familienausflug in das Marinemuseum Wilhelmshaven zurück. Nach einer Begehung der dort liegenden Mölders war mein ältester Sohn derart begeistert von dem Schiff, dass er meinte, dass unbedingt ein Modell davon her muss. Nach einer entsprechenden Suche bin ich dann auf den Bausatz von L´Arsenal gestoßen
Als er dann geliefert worden war, war schon nach der ersten Sichtung klar, dass da Einiges an Arbeit reinfließen wird. Der Bausatz ist generell recht einfach gestrickt und entspricht natürlich letztlich dem Rüstzustand eines US Navy-Zerstörers des zweiten Bauloses, und nicht dem von mir gewünschten Zustand eines deutschen Klasse 103B.
Darauf hin habe ich mir diverse notwendige Zurüstsätze von Veteran Models besorgt, denn logischerweise fehlen SRBOC, EGM, RAM-Starter, und noch einiges mehr. Der Bausatz ist als Vollrumpf ausgeführt, was mir natürlich sehr zu Gute kommt, da ich alle meine Modelle auf einem Sockel präsentiere.
Als erstes wurden die größeren Baugruppen, als Rumpf, vordere und achtere Aufbauten miteinander verklebt und dann verspachtelt. Beim Umbau zum 103B wurden auf den Schiffen die Aufbauten nach vorne erweitert um dort den RAM-Starter unterbringen zu können. Diesen Abschnitt habe ich mit Sheet aufgebaut, angeglichen und angespachtelt. Auch die nicht benötigten Montagehilfen wurden verspachtelt und verschliffen.
Wie man erkennt, sind hier auch schon die Schornsteine vorbehandelt, um sie auf den deutschen Typ umbauen zu können. Auch dieser Umbau erfolgte mittels Plastiksheet, Spachtelmasse und Rundmaterialien gemäß Plänen und Fotos. Ein Manko des Bausatzes ist, dass entgegen der Bauanleitung für die Lamellen am achteren Schornstein keine PE-Lamellen beiliegen. Somit muss man sich da selbst etwas fertigen. Ich habe dazu dünne Alufolie genommen.
Auch habe ich ziemlich zu Anfang bereits die gesamte Bewaffnung soweit wie möglich vorbereitet. ASRoc, RAM und Mk 13-Starter sind von Veterans, bzw. im Falle des ASRoc eine Kombination aus Bausatz und Veteran. Die 127 mm Geschütze wurden ebenfalls entsprechend überarbeitet, um die Waffen auf den drei deutschen Schiffen darstellen zu können. Nach Fertigstellung wurden alle Komponenten bis zu ihrer Verwendung staubsicher verwahrt.
In für mich altbewährter Methodik habe ich mich danach von vorn nach achtern über das gesamte Modell gearbeitet. Somit habe ich mit der Back begonnen und dort fehlende Teile durch entsprechende Eigenbauten ergänzt. Die verwendeten Ketten sind von Builders in scale und lassen sich sehr gut verarbeiten. Generell ist anzumerken, dass die drei Schwestern in den Details doch recht unterschiedlich waren und sich natürlich nochmals vom Museumsschiff unterscheiden. Hier gilt es also entsprechende Recherche zu betreiben. Nach der Back kam der Bereich um den vorderen RAM-Starter und die Brückenfront an die Reihe. Bedingt durch den Umbau gab es hier die auffälligsten Unterschiede zwischen einem Charles F. Adams und einem 103B. Der Sockel für den RAM wurde selbst gefertigt wie auch die gesamten Einrichtungen fürs RAS, die sich an dieser Stelle befinden. An der Brücke wurden unteranderem z.B. Schleuderscheiben aus Draht ergänzt, Prewetting, Wappen, u.ä
Im Anschluss ging es dann mit den vorderen Aufbauten bis zu deren Oberkante weiter. Sämtliche Details wie Rettungsinselhalterungen, Prewetting, Leitern, Plattformen, FeuL-Schläuche und -Stutzen, Landanschlüsse, etc wurden unter Einsatz von Sheet, Draht und Rundmaterial in verschiedenen Stärken ergänzt. Hierbei ist die Detailarmut des Grundbausatzes recht hilfreich, da man so fast nichts Unpassendes entfernen muss.
Der nächste Schritt war dann das ASRoc-Deck. Auch hier musste so einiges ergänzt und angepasst werden. Im Bausatz fehlt der Ladebaum für die ASRoc, die RAS-Winde und auch der RAS-Mast selbst ist ein anderer. Taucherleiter, Oberdecksbeleuchtung und noch vieles anderes entstand ebenfalls im Eigenbau.
Da die 103B ja mit zwei MK 20 mm ausgerüstet waren, habe ich dies nach Vorbildfotos aus Plastiksheet, Draht und einem gedrehten Rohr gefertigt. Die zugehörigen Plattformen entstanden dann auf die gleiche Weise, wobei ich hier sogar die Reling selbst gefertigt habe, da sich in meinem PE-Teil-Fundus nichts Passendes finden ließ.
Nach Abschluss des ASRoc-Decks ging es dann mit den achteren Aufbauten weiter. Da ich hier ebenfalls alle Details entfernen musste, da sie nicht korrekt waren, wurde nun auch hier alles in Eigenregie nachgearbeitet und angepasst.
Eine besondere Herausforderung war hier die Bootsaussetzvorrichtung an Steuerbordseite. Diese wurde nämlich mit der Einrüstung der Speedboote komplett ersetzt. Dank entsprechender Vorbildfotos vom Besuch im Marinemuseum ließ sie sich jedoch recht einfach nachbauen. Das Speedboot stammt von Veteran und wurde an den deutschen Rüstzustand angepasst.
An Backbordseite gilt es zu beachten, dass der beiliegende Kutter für die deutschen Schiffe nicht korrekt ist. Somit ist hier ebenfalls entsprechende Eigeninitiative notwendig. Die angebrachten SRBOC-Werfer sind ebenfalls von Veteran und wirklich top gearbeitet. Den vorletzten Abschnitt der Arbeiten im Oberdecksbereich bildet der gesamte Abschnitt von den achteren Aufbauten bis einschließlich FK-Starter. Hier wurden im RAS-Bereich der Mast, die Winde und die zahlreichen Augen und Klampen an Oberdeck ergänzt. Für letztere hat es sich bewährt, diese aus 0,05 mm Draht zu biegen, aufzukleben und erst im Nachgang zusammen mit dem betreffenden Bereich an Oberdeck zu lackieren.
Auch die fehlenden Decksluken und die Öffnung zur Übernahme der 127 mm Munition wurden hinzugefügt. Die Markierungen sind gemäß Vorbild auflackiert. Ich habe in diesem Abschnitt ebenfalls schon Teile des Achterdecks fertiggestellt, da mir sonst der FK-Starter samt Netz im Weg gewesen wäre.
Den Abschluss bildete dann das Achterdeck. Wie man auf dem entsprechenden Foto erkennen kann, waren auch hier reichlich Ergänzungen nötig - unter anderem die Winde für die Nixie oder die Vorrichtung zum Niederlegen der beiden Peitschenantennen sowie der Sockel für den achteren RAM-Starter. Den Propellerschutz habe ich aus Draht gefertigt, da die PE-Version zu zweidimensional war.
Da ich nun einmal komplett von vorn bis achtern war, ging es in der Folge nun wieder von achtern nach vorn. Als erstes wurden die beiden achteren FL-Radare angebracht. Diese sind ebenfalls von Veteran, da die Teile wesentlich besser und passgenauer sind als die dem Bausatz beiliegende Variante. An den Masten wurde die gesamte Struktur aus Draht gefertigt und die Plattformen mittels Plastiksheet erstellt bis soweit das Grundgerüst stand. Auch in diesem kleinen Maßstab ist die Konstruktion sehr stabil. Im Anschluss an das Grundgerüst ging es an die Nachdetaillierung der beiden Masten, indem verschiedene Antennen ergänzt wurden, die wesentlich zum Gesamteindruck beitragen. Am kompliziertesten erwies sich hier die runde Konstruktion im Masttopp, des vorderen Mastes. Hierfür waren einige Versuche nötig bis ich schlussendlich mit dem Ergebnis zufrieden war. Sehr hilfreich für diesen Abschnitt erwies sich wieder einmal die Fachexpertise der ehemaligen Besatzungsangehörigen, da man sonst sehr schnell den Überblick verlieren kann.
Den Abschluss bildete dann die Takelung und Beflaggung. Bei der Takelage sollte man darauf achten, dass diese beim Museumsschiff nicht mehr komplett und somit auch nicht mehr originalgetreu ist. Hier sollte man sich also auf Fotos aus der aktiven Zeit der Mölders konzentrieren. Die Signalflaggen habe ich aus dünner Alufolie selbstgefertigt, da sie sich so sehr schön in eine gewünschte Form biegen lassen, statt nur steif wie ein Brett an der Leine zu hängen.
Die Stabantennen, die über das Schiff verteilt sind, kamen als letztes dran und wurden aus Draht in zwei verschiedenen Stärken gefertigt. Die Decals für die Hullnumbers und die Wappen ließen sich sehr gut verarbeiten und reagierten vorzüglich auf Weichmacher.
Alles in allem hat der Bau mir viel Freude bereitet, auch wenn ich zugeben muss, dass ich es mir zweimal überlegt hätte, wenn ich gewusst hätte, was da auf mich zukommt. Einen ausführlicheren Baubericht gibt es übrigens auf modellboard.net zu sehen.
Mathias Carl Publiziert am 11. Juni 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |