HMS Bountyvon Karsten Böcker (1:110 Revell)Die Bounty war ein an sich normales Segelschiff aus dem 18 Jahrhundert. Und wäre die Meuterei nicht gewesen, wäre das Schiff irgendwann wohl sang- und klanglos aus den britischen Schiffsregistern gestrichen und abgewrackt worden. Aber Dank dieser Meuterei gibt es heute noch mindestens zwei segelfähige Nachbauten. Auf dem ersten Nachbau, eigentlich ein Umbau eines anderes Rahseglers, wurde in den 1930ern der Film mit Clark Gable als Fletcher Christian gedreht, ein weiterer Film entstand 1968 mit Marlon Brando. Der hierfür verwendete Nachbau des Schiffes versank 2012 in einem Hurrikan vor der US-Küste. Mit einem weiteren Nachbau, der "Bounty III", Stapellauf 1978, wurde der Stoff abermals mit tollen Bildern und Filmmusik erneut verfilmt, mit Mel Gibson als Fletcher Christian diesmal. Dieser Nachbau ist aber mittlerweile im „Ruhestand“. Als kleiner Kerl habe ich mal den Film mit Marlon Brando gesehen. Die Verfilmung mit Mel Gibson ist aber einfach klasse. Deswegen habe ich auch die Bounty im Maßstab 1:110 von Revell gebau - auch wenn man über diesen Maßstab wegen der Größe des William Bligh diskutieren kann. Zum BausatzDer ist schon älter und man sieht es ihm sofort beim Öffnen an: viel Fischhaut und dicke Linien, wo sie schlank sein sollten. Trotzdem kann man mit einiger Mühe ein sehr schönes Segelschiff daraus bauen. Ich habe die Plastik-Segel nicht gleich weggeworfen. Sie waren für mich die Vorlagen für echte Stoffsegel, wie man auf den Bildern erkennen kann. Die Kanonen habe ich entsorgt und aus dem Zubehörhandel echte kleine Bronze-Kanonen besorgt. Im Nachhinein stellte sich aber heraus, dass diese zwar gut aussehen, aber nicht überall von ihrer Größe her auf das Schiff passen. Als einzige Person habe ich William Bligh als Offizier auf dem Achterdeck belassen. Ziel meines Baues war es, die Bounty auch schwimmfähig zu machen - das ist mir gelungen. Und damit sie nicht wie die Bounty II sinkt, ist ein Styroporblock im Inneren. Nach der Schwimmprobe begann Zusammenbau und die Bemalung, was an sich unkompliziert war. Lästig ist immer bloß das Verbiegen der Plastik-Rahen und Masten, wenn man die „Taue“ einen Hauch zu straff takelt - zu sehen am Bugspriet. Das führte bei der Le Superbe von Heller und der Vasa von Airfix später dazu, dass ich diverse Ruten, Rahen und Teile des Bugspriets durch standhaftere Materialien ersetzt habe. Zu diesen Schiffen aber in anderen Beiträgen mehr. Was mich aber auch reizt, ist natürlich das „Durcheinander“ der Takelage, des „stehenden“ und „laufenden Gutes“. Wie fange ich an, von unten nach oben, von achtern zum Bug, von dicken Tauen zu dünnen, welche Blöcke wohin, sind die vielleicht auch nicht zu groß? Ich fange mit dem stehenden Gut vom Bug nach Achtern an. Erst die Stags, dann die Wanten. Weiter geht´s mit den dicken Tauen unten und hoch mit den immer dünner werdenden Tauen des stehenden Gutes. Es folgen Feinheiten wie Püttingswanten, die Steigleinen der Wanten und andere kleinere später kaum sichtbare Details. Diese Steigleinen fädele ich übrigens mit Lupenbrille, Nadel, Faden und Pinzette durch die Wanten. Wenn man dann das stehende Gut endlich fertig hat, kommt das laufende Gut. Das heißt, die hellen Taue, mit denen die Rahen und Segel bewegt und eingestellt werden. Es stellt sich jedes Mal als Geduldsprobe und Geschicklichkeitsübung dar, da die Taue des laufenden Gutes ja so gut wie möglich durch die Mastkörbe, Mars und Wanten zu den Belegstationen nach unten geführt werden müssen. Geht übrigens auch gut mit spitzer Nadel und Pinzette. Und letztlich kommen die Segel dran, nur dumm, wenn man sich dann im Maß vertan hat. Hat man die Segel aufgetakelt und an die Takelage verknüpft, kommt in der Badewanne der Schwimmtest. Und das war in diesem Fall einfach ein schönes Gefühl. Wusste ich ja nicht sicher, ob das im Rumpf verteilte Gewicht als solches und als sicherer Hebel zum oberen Gewicht aus Takelage und Segeln gut ausreicht. Also mal am Hauptmast das Schiffsmodell zum Krängen gebracht und schon zeigt sich, ob sich das Schiff wieder gut und schnell aufrichtet - und das hat es auch. Und damit es nicht wackelt wie ein gelbes Quietsche-Entchen, wurde das Gewicht im Rumpf neben dem Zentralgewicht an vier weiteren Punkten gleichmäßig im unteren Rumpf verteilt. Das ergibt eine stabile schwimmende Plattform. Das hat sich auch später im Freibad bewährt. Selbst eine kleine „steife Brise“ ließ das Modellschiff nicht kentern. Karsten Böcker Publiziert am 07. Juni 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |