Heringsbuisevon Thomas Sperling (1:87 Artitec)Zum VorbildDie Buise als Fangschiff für die (niederländische) Heringsfischerei geht schon auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Diese Fahrzeuge hatten völliges Kielschiff mit Rundgatt und steilem Steven und waren recht seetüchtig. Die Takelage bestand in der Regel aus Rahsegeln am Großmast und Gaffel am kleinen Besanmast, sowie einem langen Bugspriet mit Klüverbaum und bis zu drei Vorsegel. Nur die größten Buisen waren sogar Dreimaster. Es waren Schiffe bei denen Vor- und Großmast beim Fischen, und wenn das Treibnetz ausgeworfen wurde, niedergelegt werden konnten. Durch ihre Form erreichten sie eine hohe Seetüchtigkeit, Manövrierfähigkeit und Geschwindigkeit. Sie besaßen einen großen Frachtraum und, als Fischereischiffe große Treibnetze. Ebenso wichtig war die große Deckfläche, die ein Pökeln schnell verderbenden Fangs bereits an Bord gestattete. Die niederländische Buise konnte damit länger auf See bleiben und vor allem auch weiter von der Küste entfernt fischen. Der bereits an Bord eingepökelte Fang wurde dabei auf sogenannte kleine Ventjagers verladen und in die Heimathäfen transportiert. Außerhalb der Heringssaison dienten die Schiffe auch als Handelsschiffe. Einen interessanten Abhandlung über eine Heringsbuise steht in der 1844 in Stuttgart herausgegeben Broschüre „ Das Meer, seine Bewohner und seine Wunder“ von W.F.A. Zimmermann: Der Sommer, von der Mitte des Junius, ist die geeignetste Zeit sie zu fangen, weil sie dann am fettesten sind. Zu dem Ende gehen von Holland unter großen Feierlichkeiten die sogenannten Heringsbuisen, kleine Schiffe, welche flach fahren, vorn und hinten rund und breit sind und besondere Vorrichtungen zum Aufwinden der Netze haben, in großer Anzahl zur See. Jede nimmt ein Netz mit, das 1000 bis 1300 Ellen lang ist und durch kleine Tonnen statt der sonst üblichen Korkstücke schwimmend erhalten wird. Dieses ist entweder aus sehr gutem Hanf oder aus Seide gemacht Das zweite ist zwar sehr viel theurer, hält aber auch drei Jahre während eines von Hanf nur ein Jahr brauchbar ist. Dieses Netz wird Abends ausgeworfen, über Nacht in der See gelassen und am Morgen aufgewunden, was, da es eine Last von 140 bis 150.000 Stück Heringen enthält, eine Arbeit von mehreren Stunden ist. Die Buise markierte den Aufstieg Hollands zum Fischereizentrum. Als um 1870 in den Niederlanden der Schiffstyp „Logger" eingeführt wurde, verschwanden die Buisen aus der Fischerei. Zum ModellDas Modell der Heringsbuise ist ein Teil des großen Dioramas „Die Reede vor Texel“, das von Artitec für das Maritiem & Jutters Museum in der Ortschaft Oudenschild auf Texel gebaut worden ist. Leider gibt es das Modell nicht als Bausatz. Auf der Euro Scale Modelling des IPSM Nederland hat mich ein niederländischer Modellbaukollege gefragt, ob ich Interesse an dem Rumpf der Heringsbuise hätte. Er hatte mal bei einem Workshop von Artitec zwei Rümpfe der Heringsbuise abgegossen und er würde mir den zweiten gerne überlassen. Alle anderen Teile wurden dann von mir ergänzt. Am Heckspiegel habe ich das Wappen von Enkhuizen angebracht. Enkhuizen war das wichtigste Zentrum der Heringsfischerei. Um 1600 waren 300 der insgesamt 500 Heringfangschiffe Hollands von Enkhuizen aus aktiv. Das Modell soll einmal bei mir Teil eines Dioramas über einen niederländischen Museumshafen werden (ein etwas längerfristiges Projekt).
Thomas Sperling Publiziert am 16. Februar 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |