Gloster Javelin FAW.Mk.9RXH887von Christian Vidal (1:48 Airfix)Zum VorbildDie Gloster Javelin mit der Kennung XH887, ein zweistrahliges Allwetterjagdflugzeug der Royal Air Force, rollte ursprünglich als Version FAW.Mk.7 von der Produktionslinie und wurde 1959 zur FAW.Mk.9 und 1962 schließlich zur luftbetankbaren FAW.Mk.9R umgebaut. Ab 1963 war die Maschine dann auf dem Stützpunkt RAF Tengah in Singapur stationiert, zuletzt als "B" im Bestand der Staffel 64. Im November 1965 ließ sich im Endanflug auf den Stützpunkt RAF Changi (ebenfalls in Singapur) das Fahrwerk nicht mehr ausfahren und die Besatzung zog es vor, sich über dem Meer aus der Maschine zu schießen. Die Crew wurde schließlich unverletzt aus dem Wasser gefischt, auf der Suche nach ihr stürzte tragischerweise eine weitere Javelin ins Meer, was in diesem Fall nur der Navigator überlebte. Zum KitMein Modell entstammt noch der Erstauflage des 1:48er Airfix Kits von 2013. Dieser Bausatz ist gerade 2020 wieder neu aufgelegt worden – "leider nur" 1:1 identisch zur Erstauflage. Offensichtlich hatte es im Budget nicht mehr für ein neues Deckelbild oder neue Decals samt angepasster Bauanleitung gereicht. Und leider scheinen auch andere Hersteller in dieser Hinsicht mittlerweile am Hungertuch nagen zu müssen. Spontan fallen mir da Wiederauflagen wie eine Phantom FGR.2 aus Bünde ein. Doch andererseits, was steht es mir zu, darüber zu lästern? Immerhin baue ich ja auch nicht jeden Kit gemäß den Bauvorschlägen des Herstellers. Trotzdem verlieren die Hersteller mit diesem Vorgehen auch Jäger-und-Sammler-Kunden (wie mich), wenn sie (wie ich) noch ungebaute Erstauflagen auf dem Dachboden haben... Zurück zur Javelin: Es gibt wenige Kits, die bei mir einen derart bleibenden Eindruck hinterlassen haben – ich finde ihn einfach nur klasse! Selten habe ich einen so durchdacht aufgebauten Kit zusammengeklebt. Mein Kompliment an den Konstrukteur! Da verzeihe ich auch gerne mal die eine oder andere im Werkzeug vergessene Gravur. Ganz leichte Abzüge in der B-Note gibt es bei der Bauanleitung: Wer seine 9R - denn nur diese (aber selbst davon nicht mal alle Maschinen, dafür reichte das Geld nun auch wieder nicht) konnten überhaupt Unterflügeltanks tragen - mit Mischbeladung baut, sollte drauf achten, dass entgegen der Anleitung NIEMALS innen Raketen und außen Tanks montiert waren. Tanks innen, Raketen außen - so ist es auf dem Deckelbild korrekt dargestellt. Was ich mir noch gewünscht hätte, wären Ätzteile für das Gurtzeug der Schleudersitze. Passende Resin-Sitze für die Javelin sind mir aktuell nur von High Planes Models aus Australien bekannt. Geworden ist es bei mir dann keine der Bausatzvarianten, sondern die Javelin mit dem Serial XH887. Im Gegensatz zur Anleitung trug diese keinen getarnten, sondern einen komplett grau lackierten Tankausleger. Leider ist die Webseite mit dem Vorbildfoto mittlerweile nicht mehr online. Soviel zum Thema „das Internet vergisst nichts“ - es vergisst wohl eher das Falsche… Die Seriennummern für die Tragflächenunterseite habe ich aus den Bausatzdecals zusammengestückelt. Im Nachhinein ein Fehler - Die "Achten" sind leider eckig und sollten statt dessen rund und bauchig sein (bei anderen Maschinen mag das aber wiederum korrekt sein!). Für die Rumpfdecals lieferte dann ein Xtradecal-Satz die passenden Alternativen. Für die Vortexgeneratoren auf den Tragflächen hatte Airfix (damals) extra die Decals der Kokarden passend ausgeschnitten beigelegt. Und ja, sie passten wirklich hervorragend drüber... Jedoch befindet sich auf der Tragfläche, etwa unterhalb des roten Punktes der Kokarde, auch noch eine Art Sensor mit zwei Schutzbügeln. Und diesen hat Airfix massiv auf der Tragfläche ausgebildet, aber ohne dafür eine Aussparung im Decal vorzusehen. Da ich Zweifel hatte, ob das selbst unter großzügigster Verwendung von Weichmacher gut gehen würde, hatte ich kurzerhand den Sensor entfernt und nach dem Aufbringen der Decals mit Draht nachgebaut (übrigens ebenso wie die Griffe der FOD-Cover). Aufpassen muss(te?) man auch beim einteiligen Fin-Flash am Seitenleitwerk. Diesen habe ich auseinander geschnitten und ans Leitwerk angepasst, da sowohl der Winkel nicht passte als auch die Höhe MERKLICH zu hoch ausfiel, wie man auch im Vergleich meines Modells mit einem Original sehen kann. Ich vermute, das hängt mit dem Aufbau des Bausatz-Seitenleitwerks zusammen. Dieses sitzt später mehrere Millimeter tief im Oberrumpf. Möglicherweise war die Grundidee des Designers, dass das Seitenleitwerk separat lackiert und beklebt und erst ganz zum Schluss verbaut werden sollte. Unterm Strich bleibt trotz all diesen Kleinigkeiten die Javelin einer meiner Lieblings-Bauten, ein Kit, den ich jedem nur an Herz legen kann. Selbst mit recycelten Decals…
Christian Vidal Publiziert am 07. Februar 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |