Vought OS2U KingfisherOS2U-1 Kingfisher, Airfix und OS2N-1 Kingfisher, Revellvon Udo Roßbach (1:72 verschiedene Hersteller)Zum VorbildDie OS2U Kingfisher war Voughts Antwort auf eine Ausschreibung der US Navy zum Ersatz der veraltenden Curtiss SOC Seagull als Beobachtungs- und Aufklärungsflugzeuge zum Einsatz von den Schlachtschiffen und Kreuzern der Flotte. Der Prototyp flog erstmals im März 1938. Bei ihrer Indienststellung war sie der erste Eindecker der Navy in dieser Rolle. In verschiedenen Versionen blieb sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Einsatz in vorderster Front, hauptsächlich in den Weiten des pazifischen Kriegsschauplatzes. Sie wurde aber auch zu Anti-U-Boot-Patrouillen an der Ostküste verwendet, oder als Schulflugzeug. Nebenbei wurden auch viele Schiffbrüchige oder abgeschossene Piloten von Kingfishers aus dem Wasser gerettet. Viele wurden auch von Großbritannien und Australien eingesetzt. Die BausätzeTrotz ihrer Omnipräsenz erlangte sie in diesen wichtigen aber unauffälligen Rollen nie die Berühmtheit der legendären Marine-Jagdflugzeuge wie Wildcat, Hellcat oder Corsair, oder auch der Kampfflugzeuge wie Dauntless und Avenger. Entsprechend ist die Kingfisher auch im Modellbau eher eine Randerscheinung. Von den bekannteren Bausatzherstellern haben sich in 1:72 nur Airfix und Lindberg (beide in den 1960er Jahren) sowie AZ model (2019) des Typs angenommen. Mir lagen ein Bausatz von Airfix in der Wiederauflage von 2011 sowie einer von Lindberg in Form des 1985er Revell-Klons vor. Beide können ihr Alter nicht verbergen, was sich insbesondere im eher spärlichen Innenleben manifestiert, aber auch an mangelnden sonstigen Details. Lindberg bietet eine zweiköpfige Crew auf Sitzen, die mit dem Original nichts zu tun haben, sowie einige Andeutungen von Funkgeräten für den Beobachter. Bei Airfix ist der Beobachter gar nur eine Büste. Dafür ist aber der markante Peilrahmen sowie das Abwehr-MG dargestellt. Im Gegensatz zu Lindberg stellt Airfix die leichte V-Stellung der Flügel im Bereich der Spitzen dar. Airfix bietet auch die Formationsleuchten auf den Außenflügeln, allerdings an den falschen Positionen. Die Stoffbespannung der Flügel ab dem Hinterholm, mit Ausnahme der Spoiler, findet sich dagegen bei beiden nicht. Airfix bietet immerhin eine Andeutung von Stoffstruktur auf Landeklappen und Querruder. Airfix hat dafür einen deutlich übertriebenen Anti-Rutsch-Belag der Walkways auf den Flügelwurzeln. Die Spoiler auf der Flügelunterseite haben bei beiden Bausätzen die gleiche Größe wie die auf der Oberseite, waren im Original aber kleiner. Was die Decals angeht, so finde ich die Auswahl von Revell deutlich gelungener. Aber dafür muss ich weiter ausholen. Die Kingfisher war so ausgelegt, dass sie relativ einfach von Schwimmer auf Radfahrwerk oder umgekehrt umgerüstet werden konnte. Bei der ersten Serienversion OS2U-1 kamen dabei als Schwimmer Eigenkonstruktionen von Vought zum Einsatz. Die wurden auch noch bei der zweiten Serienversion OS2U-2 verwendet, allerdings nur für diejenigen Exemplare, die werksseitig mit Schwimmern ausgeliefert wurden. Wurden Flugzeuge bei der Truppe umgerüstet, wurden meist Schwimmer von Edo angebracht. Die waren etwas größer, was äußerlich am längeren Überstand hinter der hinteren Strebe erkennbar ist. Bei der finalen Serienversion OS2U-3 sowie der damit weitgehend identischen Lizenzproduktion OS2N-1 wurden die Edo-Schwimmer dann serienmäßig ab Werk montiert. Beide Bausätze, Airfix und Lindberg, bieten nur die Edo-Schwimmer an. Und beide bieten jeweils zwei Decal-Optionen an, eine für eine Maschine mit Schwimmern und eine mit Radfahrwerk. Bei Airfix ist die Schwimmer-Version eine OS2U-1 an Bord der USS Arizona während des Angriffs auf Pearl Harbor im Dezember 1941. Bei Revell ist es eine „Weiße 24“, die sich nach weiter gehender Recherche als eine OS2N-1 der VO-2 an Bord der USS Pennsylvania im September 1944 herausstellte. Decals und Schwimmer passen bei Revell also zusammen, nicht aber bei Airfix. Im übrigen scheint auch der neue Bausatz von AZ model selbst für die „Early Version“ nur über die Edo-Schwimmer zu verfügen. Ich habe mich daher dafür entschieden, die Kingfisher von Revell als die OS2N-1 „Weiße 24“ zu bauen. Die Kingfisher von Airfix sollte dagegen auf Rädern zu stehen kommen. Es sollte aber eine amerikanische Kingfisher werden, nicht die britische, die der Bausatz als Decaloption bietet. Ich habe schließlich eine der beiden Kingfishers ausgewählt, die von Vought 1940 als Reiseflugzeuge für Admiräle ausgeliefert wurden. Dort ersetzte ein Gepäckfach das Abwehr-MG, so dass ich dieses in den Revell-Bausatz transplantieren konnte. Beide Maschinen bestechen auch durch ein nicht dem Standard entsprechendes Farbschema. Die „Weiße 24“ präsentiert sich auf den Vorbildfotos vom September 1944 frisch lackiert, wobei allerdings das eigentlich vorgeschriebene Intermediate Blue an den Seiten mit Sea Blue überlackiert wurde. Und bei der Reisemaschine aus der Vorkriegszeit war der zu der Zeit eigentlich Aluminium-farbige Rumpf in einem glänzenden „Admiral Blue“ gehalten. Der Bau......begann bei beiden Modellen wie üblich mit dem Innenleben, das ich allerdings nach Vorbildfotos gründlich aufgewertet habe. Den Piloten und dem Admiral habe ich US Navy Round Back Bucket Seats von True Details spendiert. Ansonsten entstand fast alles im Eigenbau, von den Instrumentenbrettern über die Steuerknüppel und Pedale, Bodenbleche, Bedienelemente an den Rumpfseiten bis hin zur Ausstattung mit Funkgeräten. Auch der Drehschemel des Beobachters in der Einsatzmaschine entstand scratch, mitsamt MG-Halterung und Panzerschutz. Genauso das Gepäckfach des Admirals und das in der Maschine deutlich sichtbare Paket mit der Seenotausrüstung. Außen habe ich die Flügel überarbeitet und auf gemeinsamen Stand gebracht was V-Stellung und Formationsflugleuchten angeht. Auch die Stoffbespannung habe ich an beiden angedeutet, sowie die Größe der Spoiler angepasst. An Rumpf und Schwimmern wurden viele Details wie Haltegriffe, Ösen und Beschläge ergänzt. Der Hauptschwimmer erhielt zudem die Auskreuzung zwischen den Streben sowie die seitlichen Hilfsstreben. Die Stützschwimmer erhielten noch die bei diesem Vorbild vorhandenen zusätzlichen Diagonalstreben. Lackiert habe ich die Einsatzmaschine mit Tamiya Sea Blue und Gunze Insignia White. Für die Reisemaschine kamen Revell Aluminium, Gunze Orange Yellow und Tamiya Royal Blue zum Einsatz. Da die Vorbildfotos beide Maschinen frisch lackiert bzw. im Auslieferungszustand zeigen, habe ich auf eine Alterung verzichtet. Die Decals auf der „Weißen 24“ stammen aus dem Bausatz und wurden um die roten Propeller-Warnstreifen auf dem Schwimmer (aus dem Fundus) ergänzt. Die Reisemaschine erhielt Decals aus dem Fundus für Beschriftungen und Hoheitszeichen. Quellen: Dana Bell, OS2U Kingfisher, Aircraft Pictorials Nr. 3, Classic Warships Publishing, Tucson, 2010 Udo Roßbach Publiziert am 19. November 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |