SNCASO SO-4050 Vautour IIAvon Philippe Roger (1:48 Hi-Tech)GeschichteAus dem Französischen von Bernd Korte Der von zwei ATAR 101D angetriebene Prototyp dieses Erdkampfflugzeuges absolvierte seinen Jungfernflug am 16. Dezember 1963. In einer Stückzahl von 30 Exemplaren bestellt, wurden die folgenden Maschinen mit je zwei ATAR 101E-3 ausgerüstet, die eine Höchstgeschwindigkeit von 1105 km/h erlaubten. Als die französische Luftwaffe von diesem Typ keinen Nutzen mehr hatte, wurde entschieden, 19 der 30 Flugzeuge an Israel zu verkaufen, wo sie sich im Sechstagekrieg auszeichneten. Die restlichen Maschinen dienten als Reserveeinheiten. Es ist also ganz logisch, dass Hi-Tech uns diesen Bausatz in israelischen Markierungen anbietet. Der BausatzDie Plastikteile des Multimedia-Kits sind in grauem, relativ weichem Kunststoff gegossen (umso besser, da das später von Nutzen sein wird), der allerdings körnig ausfällt. Hier wird eine ganz schöne Schleiferei und Spachtelei von Nöten sein, besonders im Fall eines Metallanstrichs. Die versenkten Gravuren fallen ein bisschen zu stark aus, während die Resinteile großartig sind, außer den etwas unförmigen Rädern. Die Weißmetallteile, hauptsächlich Fahrwerk und Zylinder, sind an und für sich „eine gute Basis“, wie man in den Zeitschriften zu sagen pflegt, die niemanden verärgern wollen. Und schließlich noch die Ätzteile, zu denen nicht wirklich viel zu sagen ist, außer dass sie von Eduard sind. Die Decals können durch überzeugendere ersetzt oder mit Schablonen selbst lackiert werden. Die Bauanleitung, sie sagten Bauanleitung? Knapper geht’s kaum. Die Hilfe eines guten Walkaround wird von größerem Nutzen sein (glücklicherweise habe ich einen zu Hause). Abschließend gesagt: Es ist da (ich spreche vom Flugzeug), und es ist eine gute Grundlage…oder wie jemand anderes gesagt hat: „Quand on aime, on ne compte pas.“ (wörtlich: Wenn man liebt, zählt man nichts nach.)…und das gilt hier besonders für die Zeit, die man investieren wird… Los geht’sAlle Plastik- und Resinteile wurden vorab in lauwarmem mit Geschirrspüler versetztem Wasser entfettet. Der erste Schritt, und dieser wird sich während des gesamten Baus immer wiederholen, besteht in der Vorbearbeitung der Teile. Unter Vorbearbeitung verstehe ich Entgraten, Schleifen, Polieren, Anschaben, Sägen und Ausrichten, (aber ja, wir haben es hier nicht mit Tamiya zu tun, das ist Handwerk!) entscheidende Schritte, wenn man will, dass sich diese ganze kleine Welt zur Perfektion zusammenfügt. Die drei Resineinsätze (das Cockpit und die beiden Fahrwerkschächte) wie auch die beiden Halbschalen des Rumpfes erfahren diese Behandlung vor jedwedem Farbauftrag. Und wenn man schon dabei ist, trennt man die beweglichen Flächen des Leitwerks und die Luftbremsen gleich mit ab. Die Schächte der letzteren werden scratch gebaut und detailliert (Kabel etc.). Im vorderen Fahrwerkschacht fertigt man aus Zinndraht (Durchmesser 1mm) die Leitung, die zur Kerosinbetankung dient. Für die Lackierung, und das gilt für das ganze Flugzeug, begann ich zuerst mit einer Schicht Grundierung (Humbrol 1) um etwaige Fehler hervorzuheben und dem „oily steel“ von XtraColor eine gute Haftung zu gewähren. Als nächstes folgt die Hauptfarbe des Fahrwerkschachts, in diesem Fall chamois (Gelbbraun, Humbrol 7), dabei wurden die Winkel nicht vollständig deckend lackiert, was sie etwas stahlfarben lässt (Schattenwirkung). Ich beendete diesen Part mit einem Washing mit gris de payne. Um Farbabschürfungen darzustellen muss man einfach leicht die obere Schicht vorsichtig abkratzen, bis man auf die Stahlfarbe trifft. Bei Nietreihen wische ich ein wenig braune Pastellkreide drüber, um sie zu betonen. Um den überschüssigen Kreidestaub zu entfernen, reicht es, einmal zu pusten. Die Cockpitwanne ist komplett schwarz. Dann wird ein Schleier mit Weiß aufgehelltes Schwarz drüber gesprüht. Alufarbenes Drybrushing hebt alle hervorstehenden Ecken etc. hervor. Die Bemalung der verschiedenen Schalter und Knöpfe (rot, gelb, grün etc.) schließt auch diesen Teil ab. Der Sitz ist schwarz und grün (Humbrol 78) und das Gurtzeug erscheint blau (aufgehelltes Humbrol 14). Schattierungen werden mit einem Washing aus Raw Umber simuliert und weißes Drybrushing betont die Kanten. Beim Original stark beanspruchte Stellen werden auch am Modell wieder abgeschabt, um das Alu zum Vorschein zu bringen. Die nächste Etappe, und jetzt wird es sich um einiges verkomplizieren, besteht in der Montage der drei Resineinsätze in die Rumpfhälften. Man muss ganz schön was wegschaben, damit es hinterher sauber passt. Hier sollte man sich besonders viel Zeit nehmen, da mit dieser Arbeit quasi der Grundstein für die spätere Passung des Modells gelegt wird. Einmal fertig, schließt man das ganze, indem man nun beide Rumpfhälften miteinander verklebt, und lässt alles gut durchtrocknen. Zum Leitwerk gibt es nichts Besonderes zu sagen, außer dass ich die beweglichen Teile ausgeschnitten habe, um sie ausgeschlagen anzukleben. Nun wendete ich mich den Luftbremsen zu. Auf deren Innenseite werden ein paar Leitungen platziert und alles wird in Gelbbraun lackiert. Die Zylinder entstanden aus Röhrchen verschiedener Durchmesser, die dann in Alu für das Gehäuse und in Chrome für den Kolben bemalt wurden. Auch am Rumpf wurden noch weitere Verfeinerungen vorgenommen. Auf der Unterseite, in Höhe der Panels zwischen den beiden Fahrwerkschächten, bohrt man Löcher auf (1,5mm Durchmesser) und in der Mitte fügt man eine Lamelle aus Plastikkarte hinzu. Davon gibt es auf jeder Rumpfhälfte vier Stück zum Aufbohren. Unter der Nase muss man beidseits Lufteinläufe hinzufügen, einer vergittert und der andere durch einen Einzug zweigeteilt. Für das Vergittern habe ich sehr feines Netzgewebe benutzt. Auf der Oberseite, an der Wurzel des Seitenleitwerks, muss man einen weiteren kleinen Lufteinlauf neu anfertigen. Hierzu entfernte ich den aufmodellierten, bohrte ein entsprechendes Loch und legte darüber ein Stück Rundprofil mit einem passenden Durchmesser. Etwas Milliput an den Ansätzen gibt dem ganzen dann noch die richtige Form. Nun konnte das zuvor ausgeschnittene Ruder des Seitenleitwerks als auch das Höhenleitwerk montiert werden. Beim letzteren sollte man mit Vorsicht herangehen, da die Verklebung stumpf ohne Locations erfolgt. Am besten trocken anpassen bis es haargenau passt. Schließlich kommt der schwierigste Teil. Das Ausschneiden und Anpassen der vacugeformten Cockpithaube. Da ich sie geöffnet darstellen wollte, musste die Windschutzscheibe abgetrennt werden. Eine sehr delikate Angelegenheit, besonders da im Bausatz nur ein Exemplar der Haube mitgeliefert wird. Also die Sache schön sanft angehen! Schließlich wurde die Windschutzscheibe mit Kristal Clear an den Rumpf geklebt und die Naht mit Milliput verspachtelt. Voil?, nun konnte ich den kompletten Rumpf grundieren, um eventuelle Fehler aufzudecken. Und die Flügel, was für Überraschungen halten sie wohl für uns parat? Gar keine! Abgesehen von einer durch die schlechte Passung der Ober- und Unterteile hervorgerufenen klaffenden Naht, die gezwungenermaßen verspachtelt werden muss. Als ob man nichts anderes zu tun hätte! Angesichts ihres ziemlich komplizierten Stellmechanismus hatte ich nicht den Mut, die Landeklappen auszuschneiden. Und dazu sieht man sie am Boden sowieso selten ausgefahren. Daher klebte ich einfach alle drei Teile zusammen, die je einen Flügel bilden. Einmal trocken schneidet man an jedem Flügelende die Aussparungen für die Positionslichter zurecht, links rot und rechts grün, und klebt je ein passendes Stück Klarplastik der richtigen Farbe hinein. Hierzu nehme ich z.B. die Griffe von Zahnbürsten. Auch die nächste Baustufe wird angesichts der armseligen Passung einige Arbeit kosten. Ich begann mit den Resinteilen für die Triebwerke. Das war noch ganz einfach, da es nur ein wenig Lackierarbeit braucht. Das Gegenteil war bei den Triebwerksgondeln der Fall, das war schon eine ganz andere Sache. Man muss den Lufteinlauf vergrößern um das Resinteil einsetzen zu können, gleiches bei der Strahlaustrittsöffnung. Wenn das getan ist, kann man die Triebwerke in eine der beiden Gondelhälften einkleben und diese zusammenkleben. Dann darf man noch den Versatz der beiden Gondelhälften, bei mir 0,5 mm an der Front, mit Milliput nacharbeiten. Etwas schleifen um die Rundung wiederzuerhalten und dann noch polieren, um ein einwandfreies Finish zu erhalten. Der Schließmechanismus der Stützfahrwerke wurde noch hinzugefügt und dann war’s das auch schon, da man eh nicht mehr allzu viel sehen wird, wenn erst einmal die Klappen geschlossen sind. Die Klappen, richtig. Sie wurden neu angefertigt, da sie zu dick waren. Dafür benutze ich immer Alufolie die ich auf das Originalteil klebe, nachdem die Kanten abgeschnitten wurden. Die Innenfarbe ist auch hier Gelbbraun chamois. Die Klappen des Tandemfahrwerks werden außen in der entsprechenden Tarnfarbe lackiert, während die Klappen des Stützfahrwerks alu bleiben. Letztere müssen nicht lackiert werden. Es reicht, sie mit Miror (Eigenmarke eines Kupferreinigers, Anm. d. Übersetzers) zu polieren (sind ja mit Alufolie beklebt), bis der gewünschte Effekt eintritt. Der Bauabschnitt, der für mich einen wahren Leidensweg darstellen sollte, war die Montage von Triebwerksgondeln und Flügeln. Hier passt rein gar nichts. Eine scheußliche Passung mit praktisch 1mm Spiel sowohl auf der Unter- als auch auf der Oberseite der Klebestellen. Die Abweichung von der Flügeloberseite zur Front der Triebwerksgondeln musste genau wie an der Hinterseite wieder einmal mit Milliput beseitigt werden. Natürlich mussten in Folge dessen auch alle verloren gegangenen Gravuren wieder nachgezogen werden. Anschließend kann man endlich bei der Lackierung der Triebwerksgondeln auf andere Gedanken kommen. Ich hatte mich dazu entschlossen, diese jetzt schon durchzuführen, da ich eine Lackierung mit montierten Tragflächen für schwieriger hielt. Nach der obligatorischen Grundierung sprühte ich mit etwas Schwarz abgedunkeltes Alu von Tamiya (XF11). Danach maskierte ich einige Panels und lackierte noch einmal mit Silber, wieder von Tamiya (X11). Nach einer knappen Stunde Trockenzeit wurde poliert und ein Washing für die Gravuren aufgetragen sowie Schmutzspuren und Schlieren mit der Airbrush ergänzt (Schwarz und Braun von Tamiya gemischt). Etwas braune Pastellkreide über die Nieten und eine Schicht seidenmatten Klarlacks kann die Lackierung abschließen. Jetzt blieb nichts mehr, als die Flügel am Rumpf zu befestigen. Und…schöne Überraschung…hier passt alles ganz gut. Die aus Alufolie neu gefertigten Grenzschichtzäune wurden montiert, ebenso die „GT“ (générateurs de tourbillons oder auch Vortex Generators im englischsprachigen Raum) in Höhe der Querruder. Diese „GT“ sind hervorstehende Plättchen, in zwei Reihen zu je acht Stück auf der Flügelaußenwölbung und in einer Reihe zu 13 Stück auf der Innenwölbung (ich überlasse euch das Nachrechnen und die Vorstellung des Schweißausbruchs, der mich hier erfasste). Eine letzte Schicht Grundierung wurde aufgetragen um die gesamte Oberfläche zu vereinheitlichen und eventuelle Mängel aufzudecken. Schließlich kam der Moment, das Tarnschema zu verwirklichen. Dafür nahm ich Braun marron (Humbrol 118) und Blau bleu (Polly Scale 505340 Isrl. Early Camo. Bl.) für die Oberseite und Grau gris (Humbrol 167) für die Unterseite. Ich gehe immer nach der gleichen Art vor:
*Um Rot aufzuhellen niemals Weiß sondern Gelb benutzen! Um wieder etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen, ging ich nun die Dioramenplatte an. Die Platte ist ein mit dunkler Eiche furniertes Kiefernbrett. Darauf klebt man das aus Gießharz hergestellte Rollfeld und lackiert es mit Humbrol 1, schattiert mit Humbrol 112 und hellt mit Humbrol 95 auf. Die Erde entstand aus Holzspachtel und wurde mit Humbrol 250 bemalt und mit Humbrol 93 aufgehellt. Wir kommen zurück zum Modell und dem Fahrwerk. Hier geht’s jetzt so richtig ans Eingemachte. Der Abguss ist einfach nur schrecklich, die Teile sind verdreht und aus der Form geraten. Es braucht nicht gerade wenige Stunden, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Die Räder sind auch nicht besser. Die Fahrwerksbeine werden in Humbrol 64 lackiert. Ein Schleier mit Schwarz abgetöntem Braun wird in die Vertiefungen und dann noch mal ein Schleier Humbrol 176 über alles gespritzt. Die Stoßdämpfer erscheinen in Humbrol 112. Die Kanten werden mit einem Hauch sehr hellen Grau aufgehellt. Die Felgen müssen die gleiche Prozedur über sich ergehen lassen, die Reifen werden schließlich Grau RLM 66 bemalt. Nun, mit der Montage von Haupt- und Hilfsfahrwerk, wird sich herausstellen, ob man anfangs das Modell gut zusammengebaut hat. Keinesfalls sollte der Anblick dem einer lahmen Ente gleichen. Man fängt mit einer Trockenpassung an, was in meinem Fall schon nicht schlecht aussah. Dann kann man alles definitiv zusammenkleben, hier mit Araldite damit es besser hält. Einmal komplett zusammengebaut, wird das Biest einiges wiegen. Nun, mit dem Bauch über dem Boden, können die Fahrwerksklappen angebracht und falls nötig Lackiernachbesserungen vorgenommen werden. Die Luftbremsen werden samt Zylindern montiert, und normalerweise wäre jetzt die offene Cockpithaube gefolgt, um den Bau abzuschließen. Aber – tata – wenn man ein Masochist ist (ich werdet bald verstehen warum), muss das bis zum wirklichen Ende warten. Auf der Mehrzahl aller Fotos erkennt man, dass die Vautour mit zwei Zusatztanks unter den Flügeln ausgerüstet ist. Und da es diese Benzinkanister von Ouragan Models gibt, habe ich mich bemüht sie zu bekommen. Damit hatte mich ein schönes Übel erwischt, da sie vom gleichen Charakter wie das Modell sind: schwammige Gravuren, um nicht zu sagen teilweise nicht existent, und ein haarsträubender Versatz plus eingeschlossene Luftbläschen. Und, nicht zu übersehen, ein unmöglich zu bearbeitendes Resin, so hart und brüchig. Einige Stunden Spaß waren mir sicher. Sobald sie dem übrigen Standard entsprachen wurden sie alu lackiert. Der linke Zusatztank ist vorne blau getarnt während der rechte in meinem Fall eine rote Spitze hat. Man klebt sie an, und nun kann man auch endlich den ganzen Bau mit der Cockpithaube abschließen…mit einem zufriedenen und wahrlich nicht geheuchelten Lächeln, wie ich zugeben muss. Viel Arbeit, einige schlechte aber zum Glück auch gute Überraschungen; das ist leider der Preis, den derjenige zahlen muss, der etwas Originelles auf die Räder stellen will (In jedem Fall werde ich sie jetzt erst mal für einige Zeit im Schrank lassen, die Originalität!) Referenzen
Philippe Roger Publiziert am 22. Januar 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |