Republic F-105D Thunderchiefvon Gabriel Basurco (1:144 Platz)Die Thunderchief ist unter Modellbauern keine Unbekannte, weil im Laufe der Jahrzehnte einige Kits auf den Markt kamen. In 1:144 ist das Angebot aber sehr dünn. Der hier verbaute Kit von Platz ist schon wieder vergriffen, es gehört bekanntermaßen zur Verkaufsstrategie, die Auflagen klein zu halten und die Kunden unter Kaufdruck zu setzen. Im Internetzeitalter ist es dennoch nicht allzu schwierig, Produkte von Platz auf den Basteltisch zu bekommen. FH 0445 der 23rd Tactical Fighter Squadron, Spangdahlem 1962Zur Geschichte des Flugzeugs findet man neben Wikipedia sehr interessante Artikel in der Flugrevue. Die Thunderchief wurde in den Fünfzigern als einstrahliger Jagdbomber entwickelt und muss eigentlich ein tolles Potential gehabt haben, aber Schwierigkeiten mit der Elektronik und ein immenser Wartungsaufwand trübten die Stimmung. Die stark verbesserte D-Serie wurde aber viel gebaut und war in der ersten Hälfte des Vietnamkrieges stark im Einsatz. Dabei gingen über 300 Maschinen verloren. In den Siebzigerjahren wurde die Thunderchief weitgehend von der Phantom verdrängt. Bei der Airforce hatte die Thunderchief den Spitznamen "Thud", frei übersetzt "Wumms" und das passt, die Maschine war mit fast 20 m Länge eine beeindruckende Erscheinung. Als ich den Inhalt der Box zum ersten Mal vor Augen hatte, war ich total überrascht von der Größe des Rumpfes, daneben wirkt eine MiG-21 winzig. Die dargestellten Maschinen existieren noch. Die Memphis Belle II steht im National Air Force Museum in den USA, die Namensgebung verweist auf die berühmte B-17 "Memphis Belle" und das hat der Maschine und ihren Piloten, wie man sieht, Glück gebracht. Der vorliegende Bausatz gehört zur Serie "Flying Colors" wovon inzwischen einige erschienen sind, typischerweise als Doppelpack mit meist drei Markierungsvarianten. Die Form wurde 2010 erstellt. Rumpf und Tragflächen haben versenkte Blechstöße und sind schön detailliert. Die Flügel und die Leitwerke laufen an den Hinterkanten wirklich super fein und dünn aus. Die Fahrwerke sind als zusammenhängende Einheit aus Federbein und Fahrwerksklappe dargestellt. Für die Darstellung mit eingezogenem Fahrwerk gibt es separate Fahrwerksklappen. Toll fand ich die Befestigung der Klappen am Bugfahrwerk: die Klappen beider Seiten sind über Zapfen verbunden die tief in den Fahrwerkschacht gehen und dadurch muss man die Klappen nicht direkt unter den Rumpf kleben - stattdessen hängen sie mit einem kleinen Abstand unter dem Rumpf wie beim Original. Einige fehlende bzw. unterdimensionierte Stellhebel an den Klappen am Triebwerksauslass wurden ergänzt. Das sehr rudimentäre Cockpit mußte ich erstmal ausbauen mit Konsolen und selbstgedruckten Instrumententafeln. Ich mache eine Zeichnung am Rechner, skaliere diese und drucke das auf Papier aus. Das Papier kann man zuvor in der passenden Cockpitfarbe streichen. Richtig schlimm fand ich die Cockpithaube: seitliche breite Zapfen an der Unterkante schließen nicht glatt mit der Innenseite ab sondern stehen 1 mm nach innen rein. Die Haube ist an diesen Partien doppelt so dick wie sonst und dadurch sind die optischen Verzerrungen so stark, dass man die Cockpithaube eigentlich nur wegschmeißen kann. Ich habe deshalb die Cockpithauben tiefgezogen. Stark vereinfacht ist der Lufteinlaß an der vorderen Flügelwurzel. Dort befindet sich eigentlich ein Grenzschichtzaun, der sich am Original sichtbar absetzt. Das Teil habe ich aus dünner Platte ergänzt. Der Bau verlief insgesamt sehr angenehm. Die vielen passgenauen Zapfen und Dübel sorgen für eine sehr gute Zentrierung und Ausrichtung der Bauteile und die Verbindungen sind so robust, dass bei den weiteren Arbeiten alles schön zusammenbleibt. Ein Beispiel: man kann das Radom ohne Kleber aufstecken, hält bombenfest, und der Übergang zum Rumpf ist perfekt, aber das sollte man wegen des Pitotrohrs besser erst als allerletztes machen. Das Pitotrohr macht einiges mit, aber mehr als zweimal sollte man es nicht abknicken! Leider haben die Pylone eine vollkommen falsche Form, die mussten geändert werden. RU 405 `Memphis Belle´ der 357th TFS, 355th TFW, Takhli Royal Thai Air Base, Thailand 1972,Die Form des Flugzeugs ist aber sehr gut dargestellt, wenn man sich ein wenig Mühe gibt entsteht ein schönes Modell. Dazu trägt auch der schön gedruckte Decalbogen von Cartograf bei, der nur ein paar mehr Stencils vertragen könnte. Die FH 0445 wurde nach Grundierung mit Base black gloss mit Alclad polished aluminium über alles lackiert und danach einige Panele mit Alclad aluminium abgesetzt, wiederum teilweise mit abgetöntem Alcald aluminium. Die Metalloberflächen lassen sich noch weiter charakterisieren, mit Glaspinsel oder mit einem feinem Gummipolierer, mit dem ich Streifen gezeichnet habe, die dem wohlwollenden Auge wie Nietenreihen erscheinen. Für die RU 405 verwendete ich Acrylfarben von Ammo mig, die Töne habe ich selbst gemischt. Das Erdbraun könnte man sich auch dunkler vorstellen. Die Decals ließen sich sehr schön aufbringen und zeigen kein Silbern. Ich habe mir angewöhnt, die Decals sehr nass aufzubringen und die Klebung zu erhöhen, indem ich wasserbasiertes Gel vorlege. Ich habe da eine Tube mit Schmerzgel aus der Apotheke oder man nehme Gel gegen Mückenstiche. Das Gel aus der Tube ist noch zu dick, läßt sich mit Wasser verdünnen. Der Kleber, den die Decals vom Trägerpapier mitnehmen ist mir gefühlt oft zu wenig. Wie immer bei solchen Tips: Nachahmung auf eigene Gefahr. Wenn bei meinen Modellen in 10 Jahren alle Decals abfallen, werde ich das nicht publik machen! Viel Spaß mit den Bildern! Gabriel Basurco Publiziert am 14. Juni 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |