Vnimatelnivon Jim Baumann (1:700 Kombrig)GeschichlichesDie fünf Einheiten der Vierschornsteiner der Vnimatelni-Klasse (wörtlich übersetzt „wachsam“) wurden in Frankreich für die zaristische Marine erbaut; das Vorbild dieses Modells wurde bei Normand 1898 auf Kiel gelegt und 1901 fertiggestellt. Mit ihren runden „Schildkrötendecks“ und dem darüber aufgestützten Hauptdeck aus Gitterplatten waren sie eindeutig französische Entwürfe; sie ähnelten etwas der Durandal-Klasse, waren schnell und elegant. Das Schicksal der Schwesterschiffe war unterschiedlich: Zwei wurden von japanischer Artillerie versenkt, zwei wurden 1918 von der Royal Navy übernommen und schließlich 1921 abgewrackt, während das Vorbild dieses Modells, die Vnimatelni, am 26. Mai 1904 Schiffbruch erlitt.
Technische Daten
Das ModellDas Modell wurde aus dem Resinbausatz von Kombrig im Maßstab 1:700 gebaut, welcher wiederum anscheinend auf den Seitenansichten, perspektivischen Zeichnungen und Querschnitten aus der Ausgabe 1/2000 des Magazins Morskaya Kollektsiya basiert. Diese wirklich exzellente Veröffentlichung habe ich neben einer Anzahl Abbildungen aus verschiedenen Quellen im Internet ausgiebig als Referenz benutzt. Beim Blick in die Schachtel überrascht die Winzigkeit des Rumpfes in 1:700, er ist nicht einmal 8,5 cm lang. Der Bausatz enthält die wesentlichen Teile des Rumpfes, Decks, Torpedorohre und Geschütze.
Leider ist das Deck erheblich zu dick gegossen. Ich fühlte mich versucht, es durch dünnes Styrene zu ersetzen, kam jedoch von dieser Idee wegen der Gefahr des Verwerfens ab. Ein neues Deck aus Messing wurde wegen der unterschiedlichen thermischen Expansion der unterschiedlichen Materialien und der deshalb drohenden Rissbildung ausgeschlossen. Schließlich benutzte ich das Deck aus dem Baukasten, schabte es aber zu den Seiten hin auf nahezu maßstäbliche Dicke herunter, während ich es nach binnenbords schräg ansteigen ließ, um die richtige Deckshöhe über dem Rumpf beizubehalten.
Beim echten Schiff ruhte das Deck auf einem Unterbau aus einer Unzahl von Stützen und Querträgern; im Modell wurde es vereinfacht wiedergegeben, so daß das Deck nur auf den Unterbauten der Schornsteine und Luken ruhte. Ich fügte dem die Unterbauten der Geschütze sowie einige Stützen entlang der Deckskante hinzu. Ebenso wurden Munitionsluken und -schächte zwischen Rumpf und Decksunterseite hinzugefügt. Ich wollte das Schiff unter großer Fahrt darstellen (inspiriert durch das Titelbild des MK – Magazins!). Um Teile des Unterwasserschiffs sichtbar zu machen, klebte ich eine dünnes Stück Plastiksheet unter den Rumpf und verschliff es bündig. Daraufhin wurde der Rumpf in roter Schiffsbodenfarbe gestrichen und in ein Wellenmuster aus Weißleim modelliert. Die Schornsteine aus dem Bausatz machten zuerst einen guten Eindruck auf mich, aber sorgfältiges Studium von Plänen und Fotos zeigte, daß sie doch ein wenig zu dick waren. Zudem mußte ich, um eine deckende Schicht zu erreichen, drei Schichten Farbe darauf malen und zusätzlich noch Dampfrohre montieren, wodurch alles noch dicker werden würde. Obwohl ich sie also schon an Deck festgeklebt hatte, entschloß ich mich dazu, sie abzunehmen und Ersatz aus Messingrohr zu montieren; diese erhielten an der Stelle des Übergangs zwischen Gelb und Schwarz eine Rille, die ich mit einem Rohrschneider hineinschnitt. Dadurch wurde die Bemalung erleichtert. Die Plattform für den 11-Pfünder oberhalb des Kommandostands lag als Resinteil bei, in eine Resinscheibe unterschiedlicher Dicke eingegossen. Ich versuchte (ohne Erfolg!), diese auf eine maßstäbliche Stärke hinunterzuschleifen, aber gerade vor dem Abschluß zerbrach sie ... Also stellte ich eine neue Plattform unter Benutzung einer fotogeätzten Schornsteinkappe aus dem Set von WEM für die Askold her. Die Lücken füllte ich mit Zyanoakrylat. Dann fügte ich Reling von GMM Gold plus mit zwei Durchzügen hinzu; diese wurde teils mit Weißleim ausgefüllt, um die Kombination aus Splitterschutz mit Reling nachzubilden. Die Scheinwerferplattform wurde ähnlich hergestellt. Der Scheinwerfer entstand aus gezogenem Gußast, der ihn stützende Bügel aus zurechtgebogenen Relingsresten. Der Mast achteraus der Brücke wurde eingebaut; ungewöhnlicherweise war er auf dem echten Schiff nach steuerbord von der Mittellinie versetzt, und deshalb auch auf meinem Modell – warum, kann ich nicht ermessen. Die größte Herausforderung an diesem Modell war es, das Netzwerk an den Relings an den Deckskanten richtig hinzubekommen. Die Ätzteile wirkten nach der Bemalung zu dicht und erlaubten nicht den von mir erwünschten Durchblick. Also stöberte ich durch Stoffgeschäfte und kaufte meterweise alle möglichen Stoffe von Brautschleiern bis Moskitonetzen, von Luftfiltern bis zu Feinstrumpfhosen ... Schließlich stieß ich bei einem Flohmarktverkauf auf einen kleinen, alten, rechteckigen Holzrahmen von etwa 15 mal 7,5 cm Größe, der als „Letraset Carrier Frame“ beschriftet war. Und dieser Rahmen war mit dem feinsten Gewebe bespannt, das schließlich den erwünschten luftigen Eindruck machte, nachdem ich es mit verdünnter weißer Farbe trockengemalt hatte – und es behielt das Netzmuster bei! Es wurde dann von innen an die bereits montierten Relings befestigt, und zwar mittels verdünntem Mattlack, der mit einem feinen Pinsel aufgebracht wurde. Die Stützen für das Sonnensegel wurden aus den Längszügen von 1:350er fotogeätzter Reling zurechtgeschnitten; sie wurden mit gezogenem weißem Gußastmaterial nach den Fotovorlagen getakelt. Die Persennings am achteren Niedergang wurden aus übriggebliebenem Ätzteilmaterial hergestellt und mit verdünntem Weißleim bedeckt, genauso wie die Segeltuchverkleidungen der Reling des Kommandostands. Anker, Kettenimitationen sowie verschiedene andere Einzelheiten wie Kohlenluken und kleine Luken, Türen, Plattformstützen, Davits und Beiboote komplettierten das Modell, welches schließlich unter Verwendung von schwarzem gezogenem Gußastmaterial für das stehende Gut und braunem für die Signalleinen getakelt wurde. Die achtern gefahrene Flagge wurde mit Kugelschreiber auf dünnem Papier hergestellt. Fazit:Ein rundum erfreuliches Modell, das trotz seiner geringen Größe in allen Bauphasen stets mein Interesse wachhielt. Referenzen
Jim Baumann Publiziert am 27. Oktober 2005 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |