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Focke-Wulf Triebflügel

von Martin Schiffel (1:35 MiniArt)

Focke-Wulf Triebflügel

Motivation

Wenn im August jeden Jahres der Opfer der ersten beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki gedacht wird, nehme ich mir jedes Mal vor, ein Flugzeug mit japanischen Hoheitszeichen zu bauen und stelle mir dabei vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn es einem japanischen Flieger gelungen wäre, eine der atombombentragenden B-29 abzuschießen. Wäre er als Held gefeiert worden oder hätten die Amerikaner so getan, als wäre ihr Flugzeug nur ein Aufklärer gewesen und die verloren gegangene Atombombe stillschweigend aus dem Meer geborgen? Vielleicht ist uns ja durch das Opfer der in Hiroshima und Nagasaki getöteten Menschen Schlimmeres erspart geblieben und der kalte Krieg blieb auch ein solcher.

Focke-Wulf Triebflügel

Nach etwa einem Monat ebbte meine Euphorie bezüglich des Baus eines japanischen Flugzeugs ab, aber als Miniart den Focke-Wulf Triebflügel in 1:35 mit japanischen Decals auf den Markt brachte, setzte ich endlich meinen Plan um.

Focke-Wulf Triebflügel

Der Focke-Wulf Triebflügel ist ein reines Projekt, welches über Planstudien nie hinauskam. Der exotische Vogel müsste mittlerweile hinreichend bekannt sein, es sei an dieser Stelle auf den entsprechenden Eintrag in Wikipedia oder die Beschreibung in Kens/Nowarra „Die deutschen Flugzeuge 1933 – 1945“ verwiesen.

Focke-Wulf Triebflügel

In Wikipedia findet sich folgender Satz: „Der Kraftstoff sollte in Rumpf-Tanks mitgeführt werden und durch die Mitte des Drehrings und entlang der Rotoren zu den Staustrahltriebwerken geleitet werden.“ Ob hier wohl eine sogenannte „Gleitringdichtung“ genügt hätte, um ein Austreten von Kraftstoff zu verhindern? Auf jeden Fall ist der Triebflügel mit seiner unkonventionellen Formgebung sehr beeindruckend, die zwischen Retrofuturismus und Sternenkriegsästhetik changiert.

Focke-Wulf Triebflügel

Zum Modell

Miniart bietet seinen 1:35er Triebflügel mittlerweile in mehreren Varianten an, meine Wahl fiel auf den Bausatz Nr. 40005, er enthält unter anderem Decals für eine japanische Variante und eine Leiter für den Einstieg des Piloten, die ich aber für mein Modell nicht verwendete, da ich es im Fluge darstellen wollte.

Focke-Wulf Triebflügel

Der Triebflügel entstand in Arbeitsteilung mit meiner Freundin, die die Teile montagefertig vorbereitete und teilweise montierte, ich war für die Fertigmontage und Farbgebung verantwortlich. Der Bausatz ließ sich problemlos bauen und war wohl das entspannendste Modell, was ich je baute. Lediglich das Waffenvisier (Bauteile D2, D3 und D4) erschienen mir etwas fummelig und interpretationsbedürftig und für die dreiteilige Kanzel hätte ich mir alternativ eine einteilige Variante gewünscht.

Focke-Wulf Triebflügel

Focke-Wulf Triebflügel

Begonnen wurde mit dem Cockpit, in das ich nach Grundierung mit hellgrauem Humbrol-Acrylspray 64 und Bemalung mit Email und Ölfarbe einen „Raiden“-Piloten von Zoukei-Mura platzierte, der mit seiner dunklen Schutzbrille den insektenhaften Eindruck des Triebflügels verstärkt. Der Winkel der Beine des Piloten musste etwas angepasst und sein Sauerstoffschlauch verlängert werden, auch die Cockpitwanne hatte eine Ergänzung nach vorn nötig. Das Cockpit wurde mit Humbrol-Acrylspray Seegrau 27 grundiert und entsprechend des Bemalungsvorschlags des Bausatzes bemalt. Die Decals für die Instrumente legten sich wie von selbst in ihre Position, Weichmacher und Holzleim (zur Glasdarstellung) brachten eine überzeugende Optik.

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Focke-Wulf Triebflügel

 

Lackieren ließ sich das Modell bequem in Baugruppen, erst am Ende wurden Bug, Heck und Drehring zusammengefügt und die Rotoren einfach nur eingesteckt. Um den Triebflügel im Fluge darzustellen, wurde in das Heckteil eine Rohrhülse zur Aufnahme eines Acrylglasstabes geklebt. Eine erste Grundierung erfolgte mit Revell-Acrylspray Metallic Silber (das von mir favorisierte Pendant der Firma Humbrol war leider nicht erhältlich, es hat ein feineres Sprühbild), Blechstöße und Nietenreihen wurden mit anthrazitfarbener Email-Farbe vorschattiert. Die eigentliche Farbgebung erfolgte mit Humbrol-Acrylspray Dunkelgrün 30, die gelben Streifen und Ringe sind mit Humbrol-Acrylspray Gelb 69 erstellt. Danach erfolgte mittels Skalpell durch Abkratzen das Anbringen von Abnutzungsspuren.

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Focke-Wulf Triebflügel

 

Focke-Wulf Triebflügel

Focke-Wulf Triebflügel

Der nächste Schritt war das Aufbringen der Decals, hier hielt ich mich auch an den Vorschlag des Bausatzes, ergänzt durch einer 1:32er „Zero“ von Hasegawa entnommenen Abschussmarkierungen und einer Werksnummer einer He-162 von Revell. Decals und Grundierung wurden mit Gunze-Mattlack versiegelt, es folgten zwei Alterungsstufen, eine erste mit Gouachefarbe und eine zweite mit Ölfarbe. Die Auslässe der Triebwerke wurden mit Metallfarbe, dunkelblauer Ölfarbe und schwarzem Pigment behandelt.

Focke-Wulf Triebflügel

Focke-Wulf Triebflügel

Für die Präsentation wählte ich einen Flaggensockel der Firma Diosockel, in den ich ein Loch für den Acrylglasstab bohrte. Die Flagge war ein Druck auf Papier, welches mir in seiner Ästhetik irgendwann nicht wertig genug erschien. Einen ersten Versuch, mittels Gunze-Mattlack diesen Eindruck zu „brechen“ schlug fehl, das Papier „blühte“ weißlich aus, ich hatte wohl den falschen Mattlack gewählt. Einen zweiten Versuch dieser Art mit einem Ersatzsockel wollte ich nicht wagen, ich entfernte die verunglückte Papierflagge, grundierte den Flaggenbereich mit weißer Vorstreichfarbe, „konstruierte“ eine japanische Kriegsflagge und überzog diese Vorzeichnung mit einer dünnen Schicht grauer Gouachefarbe. Darauf malte ich dann mit Ölfarbe die eigentliche Flagge.

Focke-Wulf Triebflügel

Meine Freundin meinte dann, dass insbesondere der Bugteil des Triebflügels etwas echsenartiges hat und wir schauten nach, was Eidechse auf japanisch heißt. „Tokage“ sagte das Internet und der entsprechende japanische Schriftzug sah durchaus attraktiv aus. Also wurde der Flaggensockel ergänzt. Die Fertigmontage war ein Kinderspiel, der Acrylglasstab wurde mit Holzleim in den Sockel geklebt und der leicht ausgefranste Rand der dafür erstellten Bohrung mit einer rotbemalten Unterlegscheibe kaschiert, das Heckteil des Triebflügels erhielt noch die Antennen, danach wurden Bug, Heck und Drehring so gefügt, dass der Drehring drehbar bleibt. Die Rotoren wurden ohne zu verkleben in die Öffnungen des Drehrings eingesteckt - Fertig!

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Focke-Wulf Triebflügel

 

Martin Schiffel

Publiziert am 10. Februar 2021

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