Northrop F-20 Tigershark "Demonstrator"1. Prototyp BuNo 82-0062 Paris Air Show 1983von Oliver Zwiener (1:72 Hasegawa)
Das Original:Mit der Entwicklung der Serie F-5 brach die Firma Northrop radikal mit dem Trend zu immer größeren und teureren Kampfflugzeugen und schuf eine im Vergleich kostengünstige Antwort auf die sowjetische MiG-Serie. Dessen Ausbildungsversion T-38 Talon hat Generationen von Piloten der USAF und der deutschen Luftwaffe durchs Fortbildungsprogramm geschleust. Da die ersten beiden Grundvarianten F-5A und F-5E von über 20 Staaten geflogen wurde und sowohl von der Waffenschule der US Navy "Top Gun" als auch von der 65th Aggressor Squadrons der Nellis AFB zur Ausbildung im Luftkampf eingesetzt wurde, entschied sich Northrop, nachdem Präsident Jimmy Carter (1977–1981) das FX-Programm genehmigt hatte (Intermediate Export Fighter Aircraft), deren Leistungsfähigkeiten komplett aus eigenen Finanzmitteln ab dem Jahr 1980 weiterzuentwickeln. Um auch gegen die russischen Export-Jäger MiG-21 und MiG-23 bestehen zu können, wurden die beiden kleinen J85-GE-21 Triebwerke gegen ein großes F404-GE-100 aus der F-18 Hornet ersetzt. Dadurch musste das gesamte Konzept umgestellt werden und die Planung in vielen Bereichen von vorne anfangen. Die Form der Rumpfunterseite wurde wegen dem ausgezeichneten Anstellwinkel der früheren F-5 beibehalten, dafür wurde das schlankere Rumpfhinterteil mit Borden versehen und es kam am Bug die neue Haifischnase zum Einsatz. Für den Betrieb mit doppelter Schallgeschwindigkeit war ein Doppelschock-Lufteinlass notwendig, für das größere Triebwerk wurde der Rumpf um 12,7 Zentimeter verlängert und die Höhenflosse um 30 % vergrößert. So wurden vier flugfähige Prototypen der F-5G gebaut und später in F-20 Tigershark umbenannt. Der Jungfernflug fand daher auch schon am 30. August 1982 statt. Die F-20 konnte an fünf Außenstationen bis zu 4.000 kg an Waffen, sechs Sidewinder Luft-Luft-Raketen oder Zusatztanks befördern. Die Avionik entsprach dem neuesten Stand der Technik und setzte sich zusammen aus dem General Electric Multimode Coherent Radar und Head-Up Display, dem Honeywell Laser Inertial Navigation System (LINS), dem Bendix Digital Display and Control Set (DDCS) sowie einem Teledyne System Mission Computer (MC). Das Laser-Navigationssystem war binnen 22 Sekunden programmiert, während das Triebwerk hingegen 30 Sekunden zum Starten benötigte. Nur 150 Sekunden nach dem Alarm konnte die Tigershark in einer Höhe von 10.000 Metern bereits feindliche Maschinen in 25 Kilometern Entfernung abfangen. Modernste Technologie, gute Manövrierfähigkeit im Bereich von Mach 2, die Belastbarkeit der Zelle bis 9 g sowie das breite Waffenspektrum für Luftkampf, Luft-Boden- und Anti-Schiffsmissionen versprachen ein kostengünstiges, erfolgsversprechendes Rezept für den Export und daher bezifferte die Firma das Potential für die Produktion auf 2.500 Flugzeuge. Doch dann stürzten sowohl Northrop-Cheftestpilot Darrell Cornell am 10. Oktober 1984 in Suwon/Südkorea als auch am 14. Mai 1985 Testpilot David Barnes beide tödlich ab. Als dann die US Regierung 1986 im Rahmen des Air Defense Fighter Programms (ADF) sich für eine Modernisierung der 270 gebrauchten F-16A anstatt für die Anschaffung eines neuen leichten Jagdflugzeugs entschied, wollte auch keines der 44 Länder, für die das US-Außenministerium Genehmigungen für den Export erteilt hatte, die Pläne für eine Anschaffung weiter verfolgen. Das Ende der F-20 Tigershark war besiegelt - die letzte Maschine ist heutzutage aber noch im California Science Center von Los Angeles zu sehen.
Technische Daten :Typ: einsitziges Mehrzweckkampfflugzeug Triebwerk: 1 General Electric F404-GE-100 Schub: ohne Nachbrenner: 54,05 kN , mit Nachbrenner: 80,09 kN Höchstgeschwindigkeit: Mach 2 oder 2.124 km/h , Dienstgipfelhöhe : 17.300 m Reichweite mit maximaler Treibstoffzuladung: 3.732 km Leergewicht : 5.357 kg , maximales Startgewicht : 12.474 kg Spannweite: 8,13 m , Rumpflänge : 14,43 m , Höhe: 4,22 m Tragflügelfläche: 18,60 qm Besatzung: 1 Pilot mit Universal Propulsion S-III-S Schleudersitz Bewaffnung: 2 × 20 mm Pontiac M39A2 Maschinenkanonen mit je 280 Schuss 7 Außenstationen mit einer Zuladung von 3.600 kg für: 6 x AIM-9 Sidewinder oder 2 × AIM-7F Sparrow 4 x AGM-65 Maverick taktische Luft-Boden-Raketen 9 x Mk-82 freifallende Bomben oder 4 x Paveway-Laser-Lenkbomben 2 x LAU-10 Raketenwerfer mit je 4 × Zuni 127 mm ungelenkte Raketen 1 x 30 mm-Kanonenbehälter GPU-5/A mittig unter dem Rumpf Farben 1. Prototyp BuNo 82-0062: rot, weiss Interessante Referenzen: Sammelwerk AERO, FlugRevue, YouTube
Modellbausatz Hasegawa DT113 1:72 - F-20 Tigershark Demonstrator1984 mit 16 Jahren, in der ersten Modellbau-Karriere, wurde der Hasegawa No. D21 1:72 bei Eisenbahn und Modellbau Drexler in der Bielefelder Altstadt erworben. Während alle anderen Spielzeugläden in Ostwestfalen Airfix, Esci, Italeri, Matchbox oder Revell führten, herrschte hier ein paradiesisches Angebot von Direktimporten aus Japan und USA und man konnte zu wesentlich höheren Preisen Bausätze von Fujimi, Hasegawa, Monogram und Tamiya kaufen. Aber die Auswahl der Typen und insbesondere die Qualität der Bausätze rechtfertigten alle vier Wochen einen Großteil des Taschengelds hier zu investieren - daher an dieser Stelle noch einmal die nachträgliche Würdigung. Die heutige Jugend spielt schon mit 10 Jahren Fortnite, da führt der Plastikmodellbau nur noch ein Schattendasein und reine Spielzeugläden mit großer, breiter Auswahl sind in der Fläche längst verschwunden. So ist der 1:72 Bausatz von Hasegawa D21 auch noch zweisprachig in japanisch und englisch abgefasst "If you attach refueling probe open hole at shown postion" und die Farbangaben sind in Textform von GUNZE SANGYO übersetzt "H22 gray + H40 flat base". Das verursachte in den 80er Jahren ohne Farbtabellen und Internet eine gewisse Willkür bei der eigenen Umsetzung der Bemalung. Der Spritzguss umfasst 49 Bauteile von bestechender Qualität und Passgenauigkeit, denn schon bei der Trockenanpassung halten die Elemente zusammen!!! Ausser der Cockpitkanzel können auch noch die Bremsklappen ausgestellt dargestellt werden und sowohl eine zweiteilige, realistische Pilotenfigur als auch eine Bordleiter sind vorhanden - epochal für die damalige Zeit. Der Modellbausatz Hasegawa DT113 1:72 - F-20 Tigershark Demonstrator aus dem Jahr 1994 ist zwar baugleich, aber schon moderner aufgebaut, die Einleitung sechssprachig, die Bauanleitung kompakter in Bildern und ohne Textzusätze und natürlich sind zwei zusätzliche Decalbögen (Bild 3) für die Paris Air Show 1983 dabei. Ansonsten gibt es unter http://modelingmadness.com/review/mod/us/usaf/fighter/schf20.htm von George Schembri eine klasse Bausatzbesprechung aus Oktober 2020. Hasegawa DT113 1:72 - F-20 Tigershark Demonstrator - Boxart Referenzen für die Detailtreue und Diorama Flugfeld F-20 TigersharkAus einem Stück Küchenarbeitsplatte wurde dann schon vorab im Hochsommer eine neue Diorama-Grundplatte an Hand der Fotoreferenz (Bild 4) entwickelt. Da Acrylfarben im Laufe der Jahre trotz Versiegelung sehr anfällig für Abrieb und Transportschäden sind, wurde auf OBI Baumarkt-Lacksprays gewechselt. Da deren Geruchsbelästigung in geschlossenen Räumen sehr grenzwertig ist, bieten sich für mich eigentlich nur die windstillen Monate mit ausreichend Wärme und Sonnenschein an, um diese Arbeiten durchzuführen. Der Entwurf beinhaltete originalgetreu eigentlich drei rote Kreise, aber für die Zwecke der späteren Präsentation auf Modellbaumessen wurde das ganze Flugfeld dann auf ein rotes Kreissegment reduziert. Da die Grumman X-29A aus Kostengründen mit dem diversen Komponenten der F-20 Tigershark produziert wurde und Cheftestpilot Chuck Sewell im Folgejahr der "Paris Air Show 1983" den Erstflug auf der Edwards AFB in Kalifornien durchführen konnte, diente diese Maschine vorab schon einmal als Modell-Model. Referenz Northrop F-20 Tigershark cutaway - Sammelwerk AERO Heft 19 Bau/Lackierung Teil 1: Innenausbau, Cockpit und BordleiterDer Zusammenbau startete mit der Beschwerung des Bugs mit Schrauben, Muttern und Bostik Blu Tack und einer dünnen Schicht Tamiya Liquid Surface Primer, um die Übergänge an Rumpf und Tragflächen später glatt schleifen zu können. Insbesondere an beiden Lufteinläufen und am Leitwerk verbleiben trotz bester Passgenauigkeit ansonsten sichtbare Spalten. Zwischenzeitlich erfolgte die problemlose Montage des Flightpath FP72155 F-5 Freedom Fighter/T-38 Talon Access Ladders Sets mit Biegehilfe und Sekundenkleber. Dann wurde das Cockpit lackiert und der Universal Propulsion S-III-S Schleudersitz samt Kanzelmechanik bemalt und für den späteren Einbau zurückgestellt. Die Armaturenverkleidung wurde in schwarz handbemalt, das Head-up Display durch siberfarbene Decals nachempfunden und schließlich die rahmenlose Frontscheibe verklebt. Die beidseitig falschen ECM-Antennen am Bug wurden entfernt, dagegen wurde eine formrichtige VHF-Antenne auf dem Rumpfrücken montiert, die beiden Läufe der 20 mm Pontiac M39A2 Maschinenkanonen ausgebohrt und der Fanghaken an der Heckunterseite schon verklebt, da er entgegen der Bauanleitung nicht schwarz-weiß gestreift sondern gemäß allen verfügbaren Fotoreferenzen einfarbig in rot gehalten war. Nach dem Maskieren des Cockpits wurden alle verbliebenen Bauteile mit Revell 90 in silber grundiert, da bei dem ersten Prototyp BuNo 82-0062 die Fahrwerke, Fahrwerkschächte, Bremsklappen und auch eine Sektion der Schubdüse in Metallfarbe erschienen. Beschwerung des Bugs mit Schrauben, Muttern und Bostik Blu Tack Bau/Lackierung Teil 2: Rumpf, Anbauten und EinstiegsleiterMit Liquid Mask vom Hersteller Abteilung 502 (ABT115) wurde dünnflüssiges Maskiermittel in alle Schächte des Fahrwerks und der Bremsklappen gefüllt und anschließend aushärten lassen. Da die dazugehörenden Bauteile sehr dünnwandig sind, wurden diese nicht maskiert, sondern in kleinen Pfützen des blauen Silikons eingelegt, um später lackiert zu werden. Zwischendurch erfolgte schon einmal die Lackierung der AIM-9 Sidewinder, der Einstiegsleiter, der dreifarbigen Nachbrennerdüse und des Fahrwerk sowie die beidseitige Maskierung der Kanzel. Anstrengend und besonders zeitaufwendig war dann die sprühnebeldichte Maskierung mit Tamiya flexible masking stripes und Power Modeling Accessory Maskierband, bevor das mattweiße Flugzeug komplett mit Revell 36 in Karminrot lackiert wurde. Leider brachte die vorsichtige Demaskierung dann doch die Sichtung einiger kleiner Sprühnebelschäden in den feinen Gravuren und Rundungen hervor. In dünnflüssigen Farbschichten wurde die betroffenen Stellen mehrfach retuschiert und mit einem Castell 9000 Bleistift 7B die beiden 20 mm Pontiac M39A2 Maschinenkanonen in eisenfarben handbemalt. Liquid Mask - dünnflüssiges Maskiermittel vom Hersteller Abteilung 502 (ABT115) Bau/Lackierung Teil 3: Nass-Schiebebilder und EndmontageGroße Katastrophe auf der Zielgeraden – die originalen Hasegawa Decals, fast drei Jahrzehnte alt, erzeugten beim Eintauchen im lauwarmen Wasser kleine Luftbläschen und waren anschließend steif und brüchig – das Auftragen der langen Dekorstriefen wurde so zum ungewollten Puzzle-Spiel! Darüberhinaus sind einige Decals auf den Millimeter genau produziert und bieten null Toleranz zum Verschieben. Früher hätte ich aus Frust den Bausatz an die Wand geknallt, jedoch kam über Scalemates unerwartete Anteilnahme und Hilfsbereitschaft seitens der Herren Benoit Mathier und Bernd Korte, zum einen Ersatz an Decalbögen postalisch zu versenden, zum anderen mit dem Vorschlag, die alten Nass-Schiebebilder mit Microscale Liquid DecalL Film zu retten. Auf diese Weise motiviert, investierte ich zwei weitere Urlaubstage , um mit Tamiya Mark Fit Strong and Xtradecal parallel stripes assortment XPSA doch noch ein akzeptables Ergebnis zu erzielen, wo das nicht möglich war, wurden die Farben Weiß, Rot und Schwarz mittels 000-Pinsel per Hand retuschiert. Bei soviel glänzenden und unebenen Oberflächen wurde daher das gesamte Modell mehrfach mit matten Klarlack unter hohen Druck eingenebelt, bevor die Endmontage sämtlicher Klein- und Anbauteile durchgeführt wurde. 1. Versuch mit den Dekorstreifen F-20 Tigershark Demonstrator für die Rumpfunterseite
GalerieNorthrop F-20 Tigershark " Demonstrator " 1. Prototyp BuNo 82-0062 Paris Air Show 1983 Northrop F-20 Tigershark, 1. Prototyp BuNo 82-0062 - Galeriebild 1
Epilog zu meiner Tochter RomyDie Bauzeit ging mit Unterbrechungen vom 17.08.2021 bis 23.10.2021, wobei die endgültigen Fotos mit korrekter Ausleuchtung vor der Fotoleinwand erst am 27.10.2021 gemacht werden konnten. Schon während der Bauphase tauchte unser kleiner Sonnenschein ganz unerwartet im Bastelkeller auf und zeigte, für ein kleines Mädchen ungewöhnlich, Interesse an dem farbenfrohen Flugzeug. Schnell wurde klar, dass auch sie, wie ihre beiden Geschwister in 2017, mit einem Foto von sich im Internet zu sehen sein wollte. Nach dem Fiasko mit den steifen und brüchigen Nass-Schiebebildern, die auch nach matten Klarlack noch silverten, war schnell klar, dass dieses Modell, trotz seiner nicht zu übersehenden Mängel, dem neuen Eigentümer eine große Freude bereiten würde. Damit dieses Glück auch von längerer Dauer sein würde , wurde schnell noch bei Modellbau König ein Trumpeter Display Case in der richtigen Größe bestellt und als Kleinst-Diorama aufgewertet.
Oliver Zwiener Publiziert am 02. November 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |