Polikarpov I-153Kuomintangvon Roland Sachsenhofer (1:32 ICM)
Die Polikarpov I-153 ist schon auf dem ersten Blick ein ungewöhnlicher Zweidecker- und eine nähere Betrachtung verrät ein paar Geheimnisse, die diesen ersten Eindruck schnell bestätigen.
Was fällt bei dieser Konstruktion am schnellsten ins Auge? Wahrscheinlich sind es die einziehbaren Fahrwerksbeine, die so gar nicht dem gewohnten Schema des verspannten Doppeldeckers entsprechen wollen. Tatsächlich steht eine Meisterleistung des Konstruktionsbüros hinter der Umsetzung der Idee, die Aerodynamik der schnittigen Jagdmaschine auf diese Weise entscheidend zu verbessern.
Die Höchstgeschwindigkeit der I-153 stieg gegenüber des konstruktiv sehr ähnlichen Vorgängerentwurfs I-15 um runde 100 km/h; ein beträchtlicher Wert in Relation zu den rund 350 km/h Gechwindigkeitsspitze der I-15!
Ein weiteres auffallendes Merkmal findet sich in dem als „Möwenflügel“ gestalteten oberen Tragflächenmittelteil. Dies hatte positive Auswirkungen auf die Festigkeit wie auf die Sicht des Piloten. Der Name „Chaika“, auf Deutsch „ Möwe“, findet darin seine Erklärung.
Die I-153 steht mit diesen Merkmalen am Ende einer Reihe von Doppeldecker-Jagdflugzeugen, die bei Polikarpov in den 30er Jahren entwickelt wurden. Der Doppeldecker war nun technisch als Jagdflugzeug ausgereizt, der auf die „Chaika“ folgende Entwurf sollte nicht minder zur Legende werden: mit der I-16 startete auch bei Polikarpov das Zeitalter der Eindecker.
Die I-153 flog im sogenannten Winterkrieg 1940 gegen die Finnen. Einige Beutemaschinen wurden von den Finnen auch gegen ihre ehemaligen Besitzer eingesetzt. Ein weiterer Kriegsschauplatz, in dem die „Chaika“ ihre Qualitäten beweisen konnte, war der japanisch-sowjetischen Konflikt im Gebiet von Calchin-Gol im Jahre 1939.
Mein Modell verweist auf einen dritten Einsatzort: I-153 waren auch in den Reihen der Nationalchinesen vertreten, die sich der japanischen Invasoren im Rahmen der langjährigen japanisch-chinesischen Kriege ab Mitte der 30er Jahre zu erwehren versuchten.
Diese Konflikte sollten ab Ende 1941 in den durch Pearl Harbour auch in Fernostasien entfachten zweiten Weltkrieg übergehen. Laut Angaben flog die gezeigte I-153 im Jahr 1940 für die Kuomintang.
ICM hat einen ganz wunderbaren Bausatz in die Schachtel gepackt; die Teile erfreuen durch recht passable Passgenauigkeit, vor allem aber durch fein und stimmig gestaltete Oberflächenstrukturen. Natürlich ist einiges nachzubessern und zu verschleifen, aber die Spachtelmasse kann so gut wie ausnahmslos in der Tube bleiben.
Die Bauanleitung führt in immerhin fünfzig Bauschritten anschaulich durch das angemessen komplexe Bauvergnügen und lässt soweit keine Fragen offen. Recherchebedarf besteht einzig bei einem entscheidenden Detail: für die Gestaltung der Verspannung muss man sich anschauliche Vorbilder beschaffen, da hier nur angedeutet wird.
Zum Glück ist das aber kein Problem, da nebst Originalfotos auch einige wunderbare Nachbauten dieses interessanten Doppeldeckers existieren.
Bei der zweifarbigen Lackierung habe ich besonderes Augenmerk auf einen schichtenweisen Aufbau der Farben gelegt. Ein paar Mal wurde mit flüssigem Abdecklack gearbeitet, um so zu einer schöner und möglichst „lebensechten“ Farbwirkung zu kommen. Mein Fazit: ICM erfreut auch mit diesem echt empfehlenswerten Bausatz das Modellbauerherz!
Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 12. November 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |