North American P-51D Mustang"Skeeter´s Scooter"von Roland Sachsenhofer (1:24 Airfix)
Bei einem Flugzeugnamen wie “Mustang“ und einem so fordernden Bausatz wie jenem von Airfix liegt ein Wortspiel nahe: ja, ich habe dieses Modell zugeritten- und bin oben geblieben! Tatsächlich war es zwar ein harter Ritt, allerdings möchte ich nicht gleich zu Anfang den Stab über diese altehrwürdigen Bausatzteile brechen- denn ein so pauschales Urteil würde diesem bekannten und sozusagen verdienstvollen Kit auch nicht gerecht werden.
Sehen wir uns ein paar relevante Punkte näher an! Zu den positiven Aspekten kann man getrost zählen, dass zum Erscheinungsdatum 1973 Airfix unter den allerersten Herstellern war, die sich den großen Maßstab zugetraut haben. Eine ganze Modellbauwelt wurde hier eröffnet, die in Sachen Größe und Volumen ganz eigene Erfahrungen ermöglichte.
Auch zu meinen Kindheitserinnerungen zählt das große Staunen, als ich Mitte der 70er diesen Bausatz zum ersten Mal öffnen durfte- mein große Bruder hatte von einem Englandaufenthalt einen der ersten Bausätze mitgebracht.
Inzwischen sind ja einige Jährchen vergangen -und das neuerliche Öffnen der Schachtel ließ daran auch keinen Zweifel: was mir in dem großen Karton entgegenlachte, war purer und etwas ernüchternder Siebzigerjahre- Modellbaucharme.
Airfix ist sich in dieser Sache wirklich treu geblieben, an den Bausatzformen wurde nichts geändert. Selbst deren Unterbringung als loses, zum Teil von den massiven Spritzgussrahmen schon abgebrochenes Schüttgut hat die Nostalgie genährt: ja, so war das früher, so hat man das damals gemacht! Mut kann man dem gebeutelten Hersteller also durchaus quer durch die Jahrzehnte attestieren. Waren es einst die neuen Wege, die Airfix mit den 1:24er Modellen beschritten hatte, so ist es heute die Bereitschaft, derlei unverändert anzubieten.
Die Formen und Abmessungen des Modells sind, wie dazu berufene Experten nachgemessen haben, das Beste, was der großmaßstäbliche Modellbau in Sachen P-51D bietet. Allerding sind Oberflächenstrukturen -und hier vor allem die Wiedergabe der Nieten- zu groß geraten. Eine Konsequenz bestand daher in einem gefühlvollen Ab- oder Wegschleifen dieser Übertreibungen. Die Tragflächen sind übrigens ohne Nieten geblieben, auch dies ist ein Nachweis der gediegen Vorbildrecherche, die Airfix diesem Modell einst hat angedeihen lassen.
Die Passgenauigkeit ist, allgemein gesprochen, nicht allzu gut. Speziell die beiden Rumpfhälften müssen erst mit viel Einsatz zu einer stimmigen Einheit modelliert werden. Auch die Ausprägung der Klarsichtteile und die Gestaltung ihrer Einbindung in den Rumpf verdirbt leider so manches Detail.
Relativ grob sind nach heutigem Standard auch die Details innerhalb des gut einsehbaren Cockpits. Hier muss kräftig nachdetailliert werden. In meinem Fall haben „Placards“ von Eduard und einige frei improvisierte Detailformen für etwas mehr Realistik gesorgt.
Ein großes Thema ist die Gestaltung des Fahrwerks und der Fahrwerkschächte. Die Innenseiten der Fahrwerksbuchten sind buchstäblich leer, was ja vielleicht noch zu verkraften und vor allem auch mit etwas Scratchbau behebbar wäre. Eine härtere Nuss stellt allerdings das Fehlen jeglicher Details an den Innenseit der inneren Fahrwerksabdeckung dar. Darüber kann nun beim besten Willen nicht hinweg gesehen werden!
Zum Glück wurden diese Klappen am Boden beim Rollen, bei Start und Landung geschlossen und, wie es mir scheint, tendenziell nur für die Wartung geöffnet. Meine Lösung bestand nun darin, die Mustang eben so zu zeigen, wie sie auf vielen zeitgenössischen Bildern zu sehen ist: mit geschlossenen inneren Fahrwerksklappen, was die Mustang nur umso eleganter und rasanter aussehen lässt. Eine Lösung muss auch für die Unterflügelstationen gefunden werden, denn auch hier befriedigt das Maß der vom Bausatz vorgegebenen Detailierung nicht mehr. An meinem Modell habe ich diese mit Draht und Kabelisolierung neu aufgebaut.
Der der jüngsten Neuauflage beigelegte Decalbogen kann ohne Bedenken verwendet werden. Für die gezeigte P-51 habe ich allerdings Schiebebilder von „CAM Decals“ verwendet. Die Markierungen zeigen die Maschine von Lt. John McAlevey, 370th FS, 359th FG, der seine Mustang „Skeeter´s Scooter“ getauft hatte. Er selbst gibt auf einer übersichtlichen Website eine launige Erklärung, wie er zu diesem Spitznamen gekommen ist. Bei Interesse ist dies hier nachzulesen: http://www.johnfmcalevey.com/ww2/scooter.htm
Parallel zu diesem Projekt wurde eine zweite Mustang aus denselben Bausatzformen in einer bei der Royal Air Force eingesetzten Markierung gebaut. Diese sollte mit eingezogenem Fahrwerk im Flug dargestellt werden. Detailierung und Gestaltung der Pilotenfigur und die Frage, wie ich einen drehenden Propeller glaubhaft darstellen sollte, standen hier im Vordergrund- aber das ist eine eigene Geschichte, die ich in einem folgenden Artikel vorstellen möchte.
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zum Baubericht auf Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 16. Oktober 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |