USS Oregon (BB-3)von Jim Baumann (1:350 YS Masterpieces)Die Oregon war die dritte Einheit der Indiana-Klasse; sie wurde am 19. November 1891 auf Kiel gelegt und am 15. Juli 1896 fertiggestellt. Bauwerft waren die Union Iron Works in San Francisco. Zu Beginn diente sie im Pazifik; als Mitte März 1898 der Krieg mit Spanien bevorstand, wurde sie an die Ostküste verlegt. In diesen Zeiten vor dem Bau des Panamakanals bedeutete das von San Francisco aus eine riskante Reise von 14.000 Seemeilen, bei der sie in einem heftigen Sturm in der Magellanstraße fast an der Felsenküste gescheitert wäre. Trotz der notwendigen Zwischenstops zum Bekohlen und herrschenden Gegenwinds erreichte sie Florida nach 66 Tagen. Daraufhin schloß sie sich der Flotte von Admiral Sampson an, die vor der Küste von Kuba kreuzte. Sie nahm an der Zerstörung der Flotte von Admiral Cervera in der Schlacht von Santiago am 3. Juli 1898 teil. Sechs feindliche Schiffe wurden an diesem Tag vernichtet, von denen die zwei schlagkräftigsten auf das Konto der Oregon gingen. Am Kriegsende lief sie in den New Yorker Hafen zu einem Galaempfang ein. Im Jahre 1900 lief sie vor der chinesischen Küste auf einen unkartierten Felsen auf und wäre dabei fast untergegangen. Ihr Dienst in den nächsten Jahren war relativ ereignislos; sie wurde regelmäßig überholt, außer Dienst und wieder in Dienst gestellt. Höhepunkt ihrer aktiven Dienstzeit war ihre Teilnahme am ersten Weltkrieg, obschon in einer nachgeordneten Rolle. Nach den Bestimmungen des Washingtoner Flottenvertrages wurde sie 1925 an den Staat Oregon als schwimmendes Museum verliehen und in Portland festgemacht. Nach dem Angriff auf Pearl Harbour begann man sie um ihres Altmetalls willens abzuwracken, allerdings stoppte die Marineführung die Arbeiten – sie hatten neue Pläne für die Oregon! 1944 nutzte man sie als schwimmendes Munitionslager während der Wiedereroberung von Guam. Die alte Hulk blieb bis nach dem Krieg in Guam, bis sie 1948 durch einen Taifun aus ihrer Verankerung gerissen und aufs Meer hinausgetrieben wurde. Nachdem Suchflugzeuge sie 500 Meilen von Guam entfernt gefunden hatten, wurde sie nach Guam zurückgeschleppt, wo sie blieb, bis sie 1956 zum Abbruch nach Japan verkauft wurde... So endete die Karriere von McKinleys Bulldogge. Abmessungen und Bewaffnung
Ich hatte vor einigen Jahren bei den britischen Modellbaumeisterschaften der IPMS (den „Nats“) in Telford sowohl die USS Brooklyn als auch die USS Oregon gekauft. Ich entschied mich dafür, sie gleichzeitig zu bauen, um besser über die (wenigstens für mich) leidige frühe Bauphase mit dem Bemalen der weißen Rümpfe und dem Nachziehen der Plankenstöße hinwegzukommen. Nachdem ich schon die USS Olympia von Glencoe in 1:225 gebaut hatte, wunderte ich mich beim Öffnen der Schachtel schon über die winzige Größe des Rumpfes – irgendwelche auftretenden Zweifel wurden jedoch augenblicklich durch die Qualität des Gusses und der Ätzteile zerstreut. Also begann ich, beide Kits gleichzeitig zu bauen, aber nachdem die weiße Lackierung und das Deck fertig waren, gewann die Brooklyn mit ihrer stärkeren Rumpfeinziehung und den hohen Schornsteinen mein Herz und wurde fertiggestellt, während die Oregon in der Schachtel blieb. Viele 1:700er Modelle wurden seither gebaut, bis ich Lust auf ein „schnelles“ und „leichtes“ Projekt in 1:350 bekam – und da war die Oregon die erste Wahl, da ihr Rumpf und Deck bereits lackiert waren. Aber – sie war ein dermaßen gedrungenes und unansehnliches Schiff, daß ich nicht hundertprozentig hinter ihr stand, bis ich eine schöne (und teure!) kolorierte Postkarte aus der damaligen Zeit erstand. Sie zeigte die Oregon in ihrem Bauzustand nach 1905 mit erhöhten Schornsteinen, weißen Geschützrohren und Funkantennen. Und das gab den Ausschlag – die höheren Schornsteine ließen sie entschlossener und eleganter aussehen. Die Oregon trug mehrere Varianten der Bemalung in Weiß und Ocker; die weißen Geschützrohre erschienen mir als willkommener Kontrast. In der Zwischenzeit hatte ich mir von Steve Nuttall einen Satz 13 – und 8 – Zoll - Geschützrohre herstellen lassen. Zum Einbau dieser Rohre war es erforderlich, die Geschütztürme von unten auszufräsen, um die Metallrohre so von innen befestigen zu können, daß die Öffnung an der Vorderfront des Turms ringsum offen blieb. Diese Arbeit war etwas riskant, wegen der stets gegenwärtigen Gefahr, mit der Fräse den Turm zu perforieren. Die überragende Qualität des Materials (und die Nichtachtung der Gefahr des Verziehens durch die Reibungswärme!) ließen diese Operation gut von der Hand gehen. Das Ruderhaus liegt dem Bausatz als massives Gußteil bei. Nach meinen Erfahrungen mit der Brooklyn wollte ich diesmal eine Brücke zum Hindurchschauen haben. MACH DIR VORHER GEDANKEN! Ich hätte besser sichergestellt, daß ich passendes Material für die Fensterrahmen hatte, bevor ich das Resingußteil zerstörte. So mußte ich sehr lange nach etwas Passendem suchen; schließlich fand ich im Modelleisenbahnbedarf 4mm breites reliefgeätztes Material für die Leitern an Eisenbahnsignalen im Maßstab 00. Dieses wurde später mit Kristal Kleer verglast. Durch den Umbau wurde auch das untere Ende des konischen vorderen Gefechtsmasts innerhalb der Brücke sichtbar – und das entsprechende Resinteil war natürlich um diesen Betrag zu kurz. Glücklicherweise habe ich meinen Freund Steve Folks, der mir einen neuen längeren Konus aus Bronze drehte. Er stellte mir auch den langen konischen Topmast aus Edelstahl her, der dem Zug der Takelung exzellent standhielt, wie ich später feststellte. Vielen Dank! Ein Höhepunkt am Ätzteilsatz sind die erfreulich komplexen (wiewohl sehr fummeligen!) Doppel-T-Träger-Konstruktionen, auf denen die Beiboote ruhen. Weniger masochistische Modellbauer werden diese gerne durch entsprechende Polystyrol-Profile ersetzen, zumal die Messingteile später durch die Beiboote fast völlig verdeckt werden. Für mich waren sie sichtbar genug, um es mit ihnen aufzunehmen! Es ist unerläßlich, die exzellente Bauanleitung sorgfältig zu lesen. Dadurch kann man es vermeiden, die Plattformen für die Geschützführer im Nachhinein unter den Bootsträgern einzubauen ... Die neuen höheren Schornsteine wurden scratch aus Messingrohr, Polystyrolprofilen und Isolierband hergestellt. Ein neues Ruderhausdach wurde aus Polystyrol hergestellt und zusammen mit dem konischen Mast eingebaut; die verbleibenden Spalten wurden mit Weißleim ausgefüllt. Die obere Plattform wurde unter Benutzung des fotogeätzten Bodens aus dem Bausatz und superfeiner Reling von WEM erstellt. Wie viele andere Schiffe dieser Ära war die Oregon reichlich mit großen Windhuzen versehen. Die Resinteile wurden durch Ausfräsen mit dem Dremel und verschiedenen Fräsköpfen weiter verfeinert. So wurden die Öffnungen vertieft und vergrößert und die Ränder ausgedünnt. Scheina lenkt in seinem Buch „American BB 1886-1923“ besondere Aufmerksamkeit auf das achterne Lüfterrohr; dessen oberer „Deckel“ wurde aus einem Modellbahnpuffer der Spur N hergestellt. Um die Oregon mit der vollen Anzahl an Lüftern auszustatten, die sie in späteren Jahren trug, benötigte ich zwei zusätzliche Lüfter. Diese wurden von einem Airfixbausatz der RMS Mauretania „organisiert“ , eine hervorragende Quelle! Neben vielen, vielen Lüftern war das Schiff auch mit Booten unterschiedlicher Größe übersät, die im Bausatz alle als Resinschalen mit Ätzteilen für die Pinnen, Riemen und Duchten enthalten sind. Da die echten Boote sämtlich mit hölzernen Scheuerleisten versehen waren, wurden diese mit Klebeband von RC Cammett dargestellt, wodurch ich sowohl eine maßstäbliche Darstellung als auch eine saubere Farbgrenze erhielt. Die Dampfpinassen trugen Sonnensegel aus Leinen, die über metallene Rahmen gespannt waren. Diese Rahmen liegen als Ätzteile bei. Sie wurden eingebaut, dann mit gezogenem Gußastmaterial verbunden und mit Weißleim ausgefüllt, wodurch das Durchhängen des Tuchs zwischen den Rahmen gut wiedergegeben wurde. Ich hoffe, die Fotos erklären den Ablauf. Das Modell wurde auf der Grundplatte mit großen Pozidrive-Schrauben durch die Barbetten der Geschütztürme gesichert, um ein späteres Verziehen des Rumpfes zu verhindern. Die Kohlenluken wurden wiedergegeben, indem Nieten aus dem Modelleisenbahnbedarf in vorgebohrte versenkte Löcher eingelassen wurden – dadurch wurde das Bemalen der runden Formen erheblich erleichtert. Das Vordeck wies nach den mir vorliegenden Fotos eine Ankerkettenunterlage aus Metall auf, die dem Kit fehlte. Ich bildete sie mit Klebeband von RC Cammett nach – ein sauberes Ergebnis mit minimalem Auftrag in der Dicke. Am anderen Ende des Schiffs gab es auffällige Führungen für die Belegleinen; diese stellte ich aus einzelnen Gliedern einer Messingkette her, von denen ich eine Seite abschnitt. Die Basis entstand aus Weißleim. An den großen Admiralitätsankern entstanden die Gegengewichte aus Weißleim, der gleich in der erwünschten Kugelform austrocknet. Die Ankerdavits und alle anderen Davits wurden aus Draht hergestellt, die Umlenkrollen aus fotogeätzten Flugzeugrädern ... Obwohl die beiliegenden Relings ziemlich gut waren, entschloß ich mich, sie durch die herausragenden feinen reliefgeätzten Teile mit durchhängender Kette aus dem Set von WEM für die SMS König zu ersetzen. Diese wurden schwarz bemalt und dann trockengemalt, so daß die Kettenglieder Schatten zu werfen scheinen. Die Pfosten für das Sonnensegel waren am echten Schiff außenbords der Reling unterhalb der Deckskante befestigt. Da war Nachdenken gefragt – insbesondere um identische Teile zu erhalten, benutzte ich zugeschnittene Teile aus 1:350 er Reling, so daß an jeder Stütze ein Stummel blieb. Diese wurden in Kerben geklebt, die ich mit einer Klinge in den Rumpf geschnitten hatte, die ich an der Basis abgestützt hatte. Diese Fotos sollten klarmachen, was ich meine ... Das Bugwappen war als sehr feines reliefgeätztes Teil beigelegt. Da ich spürte, daß eine saubere Bemalung dieses Teils über meine Kräfte ging, stellte ich ein neues aus Teilen verschiedener US-Flaggen von ISW her. Das Modell ist reichlich mit den exzellenten dreidimensionalen Resin-Figuren von L´Arsenal bemannt; es ist eine Freude, sie zu bemalen und sie tragen einerseits sehr zum Realismus teil, andererseits geben sie dem Betrachter ein Gefühl für den Maßstab. Meine USS Oregon wurde mit Mattweiß von Humbrol und Soviet Aircraft Brown von WEM für das Ockergelb bemalt. Die Decks wurden mit Radome Tan bemalt und mit Teak von WEM trockengemalt. Meine übliche Methode mit Aquarellpapier und Weißleim ließ die See entstehen, um die Oregon in halber Fahrt darzustellen ... Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Bausatz von YS Masterpieces schon aus dem (recht teuren) Kasten gebaut ein sehr schönes Modell ergibt; es beweist einmal mehr, daß bestimmte Dinge einfach ihren Preis haben. Die Gußqualität überzeugt durchweg; die durchgeführten Änderungen ergaben sich hauptsächlich daraus, daß ich einen späteren Bauzustand wiedergab. Es war tatsächlich ein schnelles und einfaches Projekt – aus mehreren Gründen dehnte es sich ungewollt über die (für mich) lange Zeitspanne von drei Monaten aus!! Mein Dank gilt Chris Eddy, der mich mit Unmengen von Fotokopien von diversen Bauberichten der Oregon aus verschiedenen Magazinen versorgte, und an Gary Kingzett für seine hilfreichen Ratschläge in Detailfragen. Benutzte Literatur (sowohl für den geschichtlichen Hintergrund als auch wegen exzellenter Fotos):
Ein herzliches Dankeschön an Frank Spahr für die Übersetzung. Jim Baumann Publiziert am 01. September 2005 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |