North American B-45A Tornadovon Roland Sachsenhofer (1:72 Valom)
Valom ist mit seiner Modellpolitik wirklich zu loben. In letzter Zeit erscheint eine ganze Reihe von doch eher exotischen Flugzeugen, deren Geschichten aber durchaus interessieren können. Noch dazu ergeben sie auch wirklich formschöne Modelle. Die B-45A Tornado zählt für mich unbedingt dazu.
Noch im vorletzten Kriegsjahr wurde als Gegenstück zu deutschen Projekten wie der Ar 234 oder der Ju 287 ein vierstrahliger Jet-Bomber konzipiert. Die Ausschreibung gewann North American mit der konventionell ausgelegten B-45 Tornado, der Erstflug fand Anfang 1948 statt. Nachdem dieses Muster zu Zeiten des aufdämmernden Kalten Kriegs zur Verfügung stand und die Serienreife der ambitionierteren B-47 noch Jahre dauern würde, wurde der Tornado noch 1947 in die Serienproduktion geordert.
Die Tornado sollte nicht nur als taktischer Bomber eingesetzt werden, Seit 1950, mit Ausbruch des Koreakrieges, wurden die Maschinen der A-Serie auch zum Nuklearbomber umgerüstet, in Großbritannien geflogene B-45 wurde somit auch zu den ersten in Europa stationierten Atombombern. Mehrere Versionen sollten bis Mitte der 50er Jahre entstehen, wobei Maschinen der C-Version auch in Korea eingesetzt wurden. Endgültig außer Dienst gestellt wurde das Muster 1959. Mein Modell zeigt eine B-45A, wie sie Anfang der 50er in der China Lake Naval Weapons Station geflogen worden ist.
Die Tornado ist das zweite Modell von Valom, das ich gebaut habe - und auffallender Weise decken sich Freude und Leid bei beiden Modellbausätzen. Was habe ich festgestellt? Zum einen macht mir, wie oben schon festgestellt, die Auswahl der Modelle echt Freude! Die Vorbildmaschinen scheinen mir auch gut recherchiert, noch dazu darf deren Umsetzung als Modell, was Maßhaltigkeit und Formtreue betrifft, als gelungen gelten.
Die Passgenauigkeit der Teile bewegt sich in einem ordentlichen Maß, nur die Anpassung der Tragflächen an den Rumpf erforderte etwas Trickserei, Kraft und einen guten, schnell abbindenden Kleber. Gespachtelt wurde vor allem bei der Anpassung der Klarsichtteile an den Rumpf. Die Spachtelmasse wurde allerdings in Mengen auch beim Ausfüllen diverser Sinkstellen in den Triebwerksbereichen benötigt. Die Oberflächendetails fallen übrigens recht subtil und mit Sinn für angemessene Tiefe bei den Panellinien aus. Als short-run Modell versorgt Valom den Modellbauer mit Resin-Turbinenein- und auslässen sowie mit Ätzteilen für das Cockpit und das Fahrwerk. Ein besonders schönes Stück ist dabei für mich der fein ausgebildete Scheibenwischer vor der Font-Cockpitscheibe.
Wie bei anderen Valom Bausätzen auch begleitet hier den Decalbogen ein Korrekturblatt. Diesmal ist es eine falsch gedruckte Seitenleitwerks-Kennung, die aus der „08“ eine „80“ gemacht hätte. Die Decals selbst sind von wunderbarer Klarheit und Präzision, auch ist der Trägerfilm bemerkenswert dünn, allerdings ist das Material sehr spröde und kann leicht zerbrechen. Mir ist das an mehreren Stellen trotz großer Vorsicht passiert; zum Glück gab es Ersatz in Form der zweiten Decalversion beziehungsweise des Korrekturbogens!
Auch die Bauanleitung zeigt sich Valom-typisch an mehreren Stellen unklar und lässt den Modellbauer in die eine oder andere Falle tappen. Hinzuweisen ist etwa darauf, dass die vier ominösen Leitbleche an den Triebwerksauslässen, die als Ätzteile beigelegt sind, nicht verbaut werden dürfen. Fazit:
Kein Modell für Anfänger also, außerdem sollte man die Vorbildmaschine ein wenig recherchiert haben, um bei einigen fraglichen Baustellen die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Ansonsten ist aber zu sagen, dass Valom hier ein wunderbar formschönes und nicht allzu bekanntes Stück Flugzeuggeschichte bietet, dass sich im Grunde ohne tiefer gehende Probleme zu einem wunderschönen Vitrinen-Schmuckstück bauen lässt.
Einen Baubericht sowie eine Übersicht über die Bausatzteile gibt es hier bei Scalemates und hier im JAM-Forum. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at
Roland Sachsenhofer Publiziert am 29. November 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |