Republic RF-84F ThunderflashDas griechische Auge: Republics Thunderflash über der Ägäisvon Bernd Korte (1:72 Italeri)
Das VorbildParallel zur Jagdbomberversion F-84F Thunderstreak entstand Ende der 40er, Anfang der 50er der Aufklärer RF-84F Thunderflash aus dem zweiten F-84F Prototyp. Der Lufteinlauf wurde in die Flügelwurzeln verlegt, so dass im Bug der Maschine sechs Kameras mit uneingeschränktem Sichtfeld nach vorne, unten und zu den Seiten untergebracht werden konnten. Im Februar 1952 flog der Pfeilflügler das erste Mal, und in den Folgejahren wurde die Serienversion in insgesamt elf Ländern in Dienst gestellt: neben den USA auch in Deutschland sowie Griechenland. Dort war sie bei der 348 Tactical Reconnaissance Squadron in Larissa beheimatet. Zuletzt zu Trainingszwecken Seite an Seite mit neueren RF-4E Phantom-Aufklärern eingesetzt, endete die Laufbahn der Thunderflash bei der griechischen Luftwaffe - und damit auch gleichzeitig bei ihrem letzten „Arbeitgeber" - erst 1991.
Das ModellMitte der 70er Jahre brachte Italeri - bzw. damals noch Italaerei - die RF-84F in 1:72 auf den Markt, nachdem ein paar Jahre zuvor bereits die F-84F erschienen war. Will man nicht auf die Resinbausätze von PJ Production von Anfang der 2000er ausweichen, so stellt die Italeri-Form auch heute noch die einzige Spritzgussvorlage für den Bau dieses klassischen NATO Aufklärers dar.
Wenn in hundert Jahren die Plastikmodellbauhistoriker nach der einen Formel suchen, die beschreibt, warum einige Flugzeugmuster fast zeitgleich von verschiedenen Modellherstellern mit neuen zeitgemäßen Bausätzen bedacht wurden, während andere Muster jahrzehntelang fast schon systematisch vernachlässigt wurden - dann gehört die Thunderflash mit Sicherheit zu dieser zweiten Gruppe. Früher noch als „esoterisch" angesehene Typen wie Folland Gnat und Fouga Magister sind heute in mehreren Versionen von verschiedenen Herstellern als aktuelle 1:72 Kits erhältlich. Die einzige RF-84F in Plastikspritzguss in diesem Maßstab stammt jedoch nach wie vor aus ca. 40 Jahre alten Formen. Dabei war der Typ in den 60er Jahren weit verbreitet, man könnte sagen, er war zu einer gewissen Zeit der Standardaufklärer vieler NATO-Staaten.
Der BauInklusive Klarsichtspritzling und Ständer besteht das Modell aus nicht mehr als 63 Teilen. Die Aufklärernase liegt zweigeteilt separat bei, da der Rest des Rumpfes auch beim F-84F-Modell Verwendung findet. Die erhabenen Details wurden nach und nach in ein paar Mußestunden in Gravuren umgewandelt und so auf den heute üblichen Stand der Technik gebracht. Die Übersichtlichkeit des Bausatzes liegt zu einem Teil auch darin begründet, dass das Cockpit nur äußerst rudimentär nachgebildet wurde. Der beigelegte Pilot könnte zwar etwas von der Leere ablenken, wandert in unserem Fall jedoch in die Restekiste. Dafür kommt eine Reihe von Airwaves Fotoätzteilen zum Einsatz, um Sitz, Cockpitwanne sowie die Instrumentenbretter darzustellen. Dass das Airwaves-Set eigentlich für die Jagdbomberversion F-84F gedacht ist, stört nicht wirklich. Allerdings sollte man in der Mitte des Hauptinstrumentenpanels den Kamerasucher für die Aufklärervariante ergänzen. Der Steuerknüppel und die einsehbaren Bereiche vor und hinter dem Cockpit werden scratch nach Vorbildfotos verfeinert. Alle Instrumentenbretter wurden zuerst mit Revell Aqua Color Acrylfarbe in Schwarz lackiert. Darüber kam dann die eigentliche graue Farbgebung in FS 36231 bzw. Humbrol 140 - diesmal also eine lösungsmittelbasierte Emailfarbe. Nach entsprechender Trocknungszeit wischte ich mit einem zuvor leicht mit Humbrol Email-Verdünner getränktem Tuch über die erhabenen Strukturen der Instrumentenbretter. Da die unterliegende schwarze Acrylfarbe davon nicht angegriffen wird und nur die graue Emailfarbe verschwindet, erhält man so recht sauber abgesetzte schwarze Schalter und Instrumentenumrandungen. Airwaves spendiert Ätzteile für den Innenausbau. Die Andeutung der Kameraanlage sowie weitere Details vor und hinter dem Cockpit entstehen scratch. Komplett im Eigenbau entsteht eine Andeutung der Kameraanlage, da diese durch die kleinen Fenster im Rumpfbug zumindest zu erahnen ist. Die Kameralinsen werden mit durchsichtigem Bondic-Flüssigharz nachgebildet, der erst nach Bestrahlen mit der beigelegten Leuchtdiode aushärtet. Neben den Kameras platzierte ich noch etwas Anglerblei in der Flugzeugnase, um später keinen Tailsitter zu erhalten. Da im Bausatz keinerlei Nachbildung des Schubrohres enthalten ist, wurde auch dieses mit Ätzteilresten und einer Plastikröhre aus der Grabbelkiste in Eigenregie erstellt. Dies war gleichzeitig der letzte Bauschritt, bevor der Rumpf geschlossen werden konnte. Ein Schubrohr ist im Bausatz nicht enthalten und wird aus Modellbauresten angefertigt. Italeris Luftbremsen mussten sich den Airwaves-Pendants geschlagen geben. Diese weisen eine vorbildliche Lochung auf, die auf den Spritzgussteilen nur durch erhabene Nieten angedeutet wird. Allerdings waren die Plastikteile nicht ganz nutzlos: Sie dienten mir als Lehre, um auf ihnen die Ätzteile in die richtige Rundung zu biegen. Nun war es Zeit, sich um die Tragflächen zu kümmern. Airwaves hat auf seinem Ätzteilbogen netterweise zumindest auch an die Hauptfahrwerkschächte gedacht, die so etwas Struktur bekommen und zum Inneren der Flügel hin abgeschlossen werden. Ein paar mehr oder weniger frei Schnauze verlegte Drahtlitzen sorgen zusätzlich für ein angenehmes Völlegefühl in diesem Bereich. Zum Schluss werden noch pro Seite zwei Bohrungen neben dem Lufteinlauf gesetzt, um die MG-Bewaffnung anzudeuten.
An den für das Muster typischen Zusatztanks, die anscheinend so gut wie immer installiert waren, bildete ich die rundum laufenden Nähte der einzelnen Segmente zur Abwechslung nicht als Gravur, sondern erhaben mit gezogenem Gussast nach. Was vordbildtreuer ist, darüber kann man sicher diskutieren. Für mich war es an dieser Stelle reine Geschmacksache.
Die LackierungNachdem Leitwerk und Tragflächen montiert und an den Ansätzen, wo nötig, verspachtelt waren, ging es an die Lackierung. Zuerst Interior Green für die Radschächte, gefolgt von der Hauptfarbe Aqua Color Silber 99 und Eisen 91 für ein paar ausgewählte Panel. Der Blendschutz erscheint in Olive Drab und Schwarz und Rot kommen für die auf den Bildern zu sehenden Bereiche zum Einsatz.
Auf einer Schicht Future als Acrylglanzlack ließen sich die Abziehbilder von Icarus Decals (72008) gut verarbeiten. Den meisten Aufwand bedeuteten hier die reichhaltig vorhandenen Wartungsbeschriftungen. Decalstreifen (Xtradecal XP2) waren übrigens ebenfalls sehr nützlich, um die weißen Umrandungen der Cockpithaube darzustellen.
Eine weitere Schicht Future zum Schutz der frisch aufgetragenen Decals später, konnte es an die dezente Alterung gehen. Grau angemischte Ölfarbe akzentuiert die Gravuren (Schwarz wäre zu viel des Guten) und Farbpigmente aus einem Tamiya Weathering Master Set sorgen u.a. für einen etwas abgedunkelten Eindruck rund um den Düsenbereich. Ein letztes Mal wird alles mit Future versiegelt und ganz zum Schluss klarer Mattlack auf den Blendschutz und die schwarzen und roten Flächen gesprüht, bevor die Airbrush zur Seite gelegt werden kann.
Eine letzte GeduldsprobeAuf den Flügeln werden die zuvor dünner geschliffenen und gelb lackierten Grenzschichtzäune angeklebt. Das um einen Buglandescheinwerfer, Bremsleitungen aus gezogenem Gussast sowie fotogeätzte Federbeinscheren aus der Restekiste verfeinerte Fahrwerk macht bei der Montage keine Probleme. Allerdings erscheint mir das Bugfahrwerk im Nachhinein fast einen Tick zu hochbeinig.
Eine echte Geduldsprobe wird dann aber zum Schluss noch einmal die Montage der geöffneten Kabinenhaube. Diese fährt bei der Thunderflash, wie auch der Thunderstreak, an einem relativ komplexen System nach oben. Die wenigen und kleinen Klebepunkte tragen im Modell nicht gerade zur Stabilität des Ganzen bei. So brauchte es mehr als einen Anlauf und viel Geduld, bis diese letzte Klippe umschifft war und die Kanzel halbwegs akkurat über dem Cockpit schwebte. Nun noch das weiß-rot geringelte Pitotrohr angeklebt, und die Thunderflash konnte auf ihre erste Fotosafari gehen. Jetzt fehlt natürlich noch eine F-84F in 1:72 in meiner Sammlung. Wer weiß, wenn ich noch ein paar Jahre warte, vielleicht klappt es dann ja doch noch mit einer Thunderstreak aus neuen Formen... Die roten Flügelspitzen lockern das Gesamtbild etwas auf. Quellen:
Bernd Korte Publiziert am 20. Oktober 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |