Honda CB750F Bol d'Orvon Robert Kränzlein (1:12 Tamiya)
Die Honda CB750F war Anfang der 80er Jahre am Markt und trug den stolzen Beinahmen Bol d'Or, ebenso wie die größere Schwester CB900F. Jahrelang verzehrte ich mich in der Pubertät nach diesem Motorrad, leisten konnte ich mir zehn Jahre später nur eine CX500 'Güllepumpe'.
Zu Weihnachten lag dann irgendwann sehr viel später ein Tamiya Baukasten HONDA CB 750F in 1:12 unter dem Weihnachtsbaum. Es gibt auch eine Custom Tuned Version, aber darunter hätte ich mir schon was anderes vorgestellt. Und auch im Maßstab 1:1 hätte ich die Bol d'Or nie und nimmer im Originalzustand belassen. Bis ich mit mir selbst zufrieden war, dauerte es dann doch 15 Monate.
Was hätte ich als erstes mit so einem Motorrad angefangen? Den Auspuff gegen eine offene Brülltüte ersetzt und den Vergaser durch ein Rennsportmodell mit K&N Luftfiltern. Beide Teile entwarf ich dreidimensional in SkechUp und ließ sie von einem 3D-Druckdienstleister im Lasersinterverfahren anfertigen. Den Auspuff wollte ich eigentlich mit Mullbinden und Weißleim umwickeln. Keine Ahnung, zu welchem Zweck dies bei echten Motorrädern gemacht wird. Jedenfalls bin ich an zerfasernden Mullbinden gescheitert und habe die Auspuffanlage wieder in Mattschwarz belassen.
Der Versuch, die plumpe und viel zu dicke Plastikbremsscheibe mit Löchern zu versehen, scheiterte kläglich, also zeichnete ich nach Photos eine heute als Ersatzteil am Markt erhältliche Bremsscheibe nach und ließ diese als Photoätzteil fertigen. Weil auf der Platine noch Platz war, fügte ich auch gleich die Kette und Ritzel hinzu. Bremsscheiben und Kettensatz bestehen jeweils aus vier Lagen 0,15 mm Neusilber, die beidseitig geätzt und dann aufeinandergeklebt sind. Es ergeben sich somit acht Schichten in der Tiefe. Größte Herausforderung dabei war die hintere Bremsscheibe, die ein Mittelteil besitzt, das um ca. eineinhalb Millimeter versetzt zur eigentlichen Bremsscheibe sitzt. Alle fünf Verbindungspunkte müssen absolut exakt gebogen sein, um Innenkranz und Bremsscheibe zu verkleben.
Wenn man erstmal anfängt mit dem Tuning, will man immer mehr. Inzwischen bin ich selbst Besitzer eines funktionsfähigen 3D-Druckers. Die Sitzbank war dann das nächste Projekt, die diesmal in PLA selbst gedruckt wurde. Die Nähte ritzte ich mit einer heißen Nadel ein.
Für die Schutzbleche fertige ich ebenfalls im 3D-Drucker Formen und fertigte diese dann aus drei Lagen GFK. Die plumpen Seitendeckel des Originals entfielen und eine sichtbare Batterie wurde gedruckt. Lampenträger, Blinker und Blinkergläser aus transparentem Kunststoff folgten, ebenso die Lenkerbrücke und Instrumente. Diese habe ich mit Alclad Chrom Airbrush-lackiert. Die Decals für Armaturen und Nummernschild fertigte der Druckeronkel.
Auch vom Lenker hatte ich ganz spezielle Vorstellungen, die sich allerdings als nicht druckbar erwiesen. Also erstellte ich mit dem 3D-Drucker eine entsprechende Lehre und fertigte den Lenker aus Aluröhrchen, die wiederrum mit Alclad Chrom lackiert wurden. Stahlflex-Bremsleitungen aus einem sehr dünnen Gewebeschlauch rundeten das Ganze ab.
Dies war mein erstes Motorradmodell und es werden wohl noch einige folgen. Robert Kränzlein Publiziert am 26. Mai 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |