Lockheed U-2R / TR-1A "Dragon Lady"9th Reconnaissance Wing - RAF Fairford / UK 1995von Oliver Zwiener (1:72 High Planes Models)
Das Original:Nach der SR-71 Blackbird ist noch bis heute die Lockheed U-2S Dragon Lady (TR stand für Tactical Reconnaissance) auf der Beale Air Force Base in Kalifornien stationiert und soll erst in naher Zukunft durch die Northrop Grumman RQ-4 Global Hawk ersetzt werden. Die U-2 ist ein Spezial-Höhenaufklärer und stieg am 04.08.1955 zum ersten Mal von der geheimen Versuchsbasis Groom Dry Lake in Nevada aus auf. Mit ihr konnten die CIA und später die U.S. Air Force für lange Zeit ungehindert Spionageflüge hoch über feindlichem Gebiet absolvieren und so auf der Grundlage neuester Techniken sowohl strategische als auch taktische Informationen sammeln sowie den Funkverkehr über lange Zeitabschnitte abhören. Weder die gegnerischen Abfangjäger noch die Luftabwehrraketen besaßen die erforderlichen Reichweiten oder Flugeigenschaften, denn im Prinzip ist die U-2 ein Segelflugzeug mit einem Strahltriebwerk, erreicht Höhen von bis zu 27.000 m und kann bis zu 13 Stunden in der Luft bleiben. Diese strapaziösen Missionen werden nur von einem Piloten geflogen, der vor dem Flug reinen Sauerstoff einatmet, um den Blutkreislauf vom Stickstoff zu reinigen, und dabei einen speziellen Druckanzug tragen muss. Für die Piloten ist besonders die Landung eine tückische Sache, denn durch die riesigen Tragflächen schwebt die Maschine sehr lange über der Landebahn und die Querruder haben selbst bei leichtem Seitenwind wenig Wirkung. Durch die Lage des Cockpits und die Länge der Bugnase ist die Sicht miserabel und es ist schwer, die Höhe über der Piste abzuschätzen. Daher steht mit dem "mobile" stets der Ersatzmann als zweite U-2 Besatzung mit dem Piloten über Funk in Kontakt, folgt diesem in einem schnellen Auto und gibt ständig Anweisungen, um eine sichere Landung zu erleichtern. Der durchschnittliche Dienstgrad der U-2 Piloten ist der höchste aller Einheiten der USAF, denn für den Prestigetyp "Dragon Lady" benötigen die Bewerber eine besondere fliegerische Begabung und mindestens 1.500 Flugstunden sowie die psychisch stabile Mentalität auf engstem Raum, über Stunden hinweg angeschnallt, alleine konzentriert zu arbeiten. Die genaue Anzahl und Verteilung der "Dragon Lady" ist stets geheim und so wurden im Laufe der Dienstzeit häufig die Hecknummern als auch die Bezeichnung (U-2R oder TR-1A) geändert, um die Beobachter zu verwirren. Die Baustufe C-Span – später Senior Span - trägt dabei zusätzlich einen Radom für die Satellitenkommunikation und wird aktuell noch gegen die Terrormiliz Islamischer Staat eingesetzt. Die U-2 ist in Fairford - England , Kadena – Japan, Osan – Südkorea, Akrotiri – Zypern sowie in Alaska und Florida auf ständigen Außenkommandos stationiert und startet zudem von weiteren verschiedenen Einsatzbasen in aller Welt. Somit ist dieser Flugzeugtyp seit mehr als 60 Jahren noch immer in der Luft – die hier vorgestellte Maschine BuNo 80-1066 war die erste TR-1A überhaupt und hatte ihren Erstflug bereits am 01.08.1981. Zwischenzeitlich wurde sie auch zur U-2S mit noch fortschrittlicherer digitaler Technik SIGINT für die Fernmelde- und elektronische Aufklärung, Seitensichtradar SLAR umgerüstet und mit dem neuen Triebwerk der B-2 Spirit, dem General Electric F118-GE-101, ausgestattet. Weitere Versionen sind mit ASARS (fortschrittliches Radarsystem mit synthetischer Strahlöffnung) oder einem PLSS (Präzisionsortungsgerät für den Angriff) auagestattet – so können die Flugzeuge faktisch speziell für die jeweils geplante Mission konfiguriert und umgebaut werden. An einem möglichen unbemannten Nachfolger für die Zukunft forscht Lockheed Martin mit der SR-72, einer Hyperschalldrohne, die auf 6-fache Schallgeschwindigkeit in sehr großer Höhe ausgelegt ist.
Technische Daten:Länge 19,13 m, Spannweite 31,39 m und Höhe 4,88m, das Strahltriebwerk Pratt & Whitney J75-P-13B ohne Nachbrenner ermöglicht eine Reisegeschwindigkeit von 692 km/h, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 980 km/h oder 0,8 Mach bei 24.385 m (80.000 Fuss) Dienstgipfelhöhe. Bewaffnung: keine Farben: FS 37038 Nachtschwarz (overall flat black), FS33481 zink chromat gelb und Weiß FS 37875
Modellbausatz: High Planes 1:72Der Bausatz ist sehr rar und daher recht teuer, aber leider eine reine Katastrophe. Angelockt von der Verpackung wurde dieser aus Australien für ca. 55 € inklusive Zoll importiert und nach erster Durchsicht schnell wieder beiseite gelegt. HIGH PLANES möchte den erfahrenen Modellbauer ansprechen, der meines Erachtens eine hohe Frustrationstoleranz mitbringen muss. Denn die Bauteile sind, wie die Fotos beweisen, kaum zu gebrauchen, ohne dass ganze Orgien aus Schleifen, Feilen, Spachteln, aber vor allem Scratchen und Improvisieren dafür notwendig werden: und HIGH PLANES 1:72 Lockheed U-2R / TR-1A Dragon Lady - Verpackung Modellbausatz: Special Hobby 1:72Erst als ein zweiter Bausatz von SPECIAL HOBBY: und über Ebay ersteigert werden konnte, reifte der Wunsch erneut, dieses Projekt zu realisieren. SPECIAL HOBBY 1:72 Lockheed TR-1A - Verpackung Referenzen:
JAY MILLER . Aerograph 3 Lockheed U-2 von 1983 und Aerofax Minigraph 28 von 1988 Bau/ Lackierung:Gestartet wurde wie üblich mit einer ersten Sichtanpassung und der bitteren Erkenntnis, dass leider beide Rumpfhälften gekrümmt und verzogen erschienen und die Motivation in Folge dessen für mehrere Tage tief abtauchte. Der Faszination für dieses Flugzeug, sehr guter Literatur und Youtube ist es geschuldet, dass der Bau weiterging. Dann erfolgte die Überprüfung und der Zusammenbau der benötigten hellblauen High Planes Bauteile: die Senior Span Dorsal Antenne, der Behälter für das SIGINT und COMINT sowie die beiden "gerippten" Höhenruder. Zur Überraschung reagierten alle Teile nicht nur auf Cyanoacrylat sondern auch auf Plastikkleber, der großzügig aufgetragen wurde, um Unregelmäßigkeiten zu füllen und später plan geschliffen wurde. Danach kam die Quadratur des Kreises, denn Stunden vergingen ergebnislos bei dem Versuch, das Resin Zubehör mittels medizinischer Modelliermasse so exakt zu verbauen, dass beide Rumpfhälfen dennoch problemlos zusammengefügt werden konnten. Aber leider waren diese mit 2 Millimetern nicht nur unterschiedlich lang, sondern auch noch leicht verzogen (vorne 2 mm – hinten 3 mm). Eigentlich musste überall geschliffen, gefeilt und Material abgetragen werden, um mit vier starken Klammern einen ersten Teilerfolg zu erzielen. Rumpfhälften verzogen (vorne 2 mm – hinten 3 mm) Zwischenzeitlich wurden die beiden riesigen Tragflächen unter Verwendung von reichlich Flüssigkleber zusammengefügt, sich zum Aushärten eine Nacht selbst überlassen und dann an den Flügelkanten wieder plan geschliffen. Dann kam der DREMEL – Bohrer zum Einsatz, um die ausgetauschten Höhenruder auch einstecken zu können. Zusätzlich wurden aus zwei alten AH-64 Apache Rotorblättern und einem Gussast die Aufnahmen für die Flügelwurzeln konstruiert – bei der Größe und den variierenden Zwischenräumen der Tragflächen kein leichtes Unterfangen – eher ein Geduldsspiel nach dem Motto "Versuch – Fehlversuch". Als nächstes stand die Vacuform mit den zwei Cockpitkanzeln auf der Tagesordnung. Warum zwei wurde schnell klar, denn einmal zuviel abgeschnitten, war die erste sofort unbrauchbar. Der Zweitversuch mit Geduld und Behutsamkeit führte dann irgendwann zum Erfolg. Da das Cockpit nicht sehr detailliert war und später auch nur wenig Einsicht gewährt, wurde der Innenraum kurzer Hand mit dem Pinsel bemalt, bevor beide Rumpfhälften unter Mithilfe von mehreren starken Klammern druckvoll zusammengeklebt wurden. Es folgte die Montage der 20 cm langen Flügel und des geriffelten Höhenleitwerks, wobei Geodreick und eckige Buntstifte halfen, beidseitig gleiche Abstände zum Boden und die rechten Winkel zu finden. Den Abschluss dieser Periode bildete der Zusammenbau der Superbehälter aus Fiberglas / GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) sowie der beiden Triebwerkeinläufe. Aufnahmen für die Flügelwurzeln aus der Bastelschrottkiste Im nächsten Teil wurden die tropfenförmige Dorsal-Antenne für die globale Satellitenkommunikation, die beiden Superbehälter, die Radarwarnempfänger und die Landekufen an den Flügelspitzen montiert. Dazu mussten die Sicken und Spalten mit Flüssigkleber und der weißen Grundierung von TAMIYA (Liquid Surface Primer) aufgefüllt und anschließend mit Schleifpapier von grob bis sehr fein nachbearbeitet werden. Dann folgten kleine Resinteile wie die beiden Kraftstoffablassrohre und Lufteinlässe – vor allem aber sehr viele Antennen, von denen die meisten in mühseliger Kleinstarbeit maßstabgetreu scratch nachgebaut werden mussten. Dabei war die Bastelschrottkiste wie immer sehr hilfreich, leider weniger das vorliegende Referenzmaterial in Bezug auf die richtige Positionierung der Antennenfarm, da viele Fotos oder Zeichnungen nur zweidimensional von der linken Blickseite vorlagen. Zudem gibt es zahllose verschiedene TR-1A Konfigurationen für Fernmelde- und elektronische Aufklärung (ELINT, COMINT und SIGNIT), so dass die hier gezeigte Ausstattung leider keinen Anspruch auf 100 Prozent Detailtreue bieten kann. Tropfenförmige Dorsal-Antenne für die globale Satellitenkommunikation Jetzt fehlte nur noch der Umbau der AIRFIX Astronauten, um den Piloten im Cockpit unterzubringen und einmal für den Aufenthalt außerhalb der Maschine. Mit einem scharfen Skalpell wurde die Technik aus der Raumfahrt entfernt, um den Eindruck für den S-1010B Druckanzug zu schaffen. Weiter ging es mit der Neugestaltung einer Diorama-Grundplatte aus Holz in den Ausmaßen 128 x 81 cm, um zukünftig auch größere Flugzeugmodelle realistisch in Szene zu setzen. Lieben Dank an Dirk Brümmer für seine tatkräftige Unterstützung ;-) 1:72 AIRFIX Astronauten Mit TAMIYA 2 mm flexiblem Maskierband wurde nun die Kanzel sorgfältig abgedeckt und daraufhin mit MODEL MASTER clear part cement verklebt. Es folgte die schwierige Mischung von FS 33481 Zinkchromatgelb, denn die Bildreferenzen waren gelblich cremig, leicht grünlich, sandfarben – eben alle unterschiedlich. So fiel der erste Versuch auch noch zu grünlich aus – die Frage in einem Modellbauforum ergab dann die Lösung Gelb und wenig Schwarz :-) Danach waren handwerkliche Fähigkeiten eines Uhrmachers gefragt, denn das Maskieren der Lufteinlässe von innen mit flexiblem Klebeband von TAMIYA sowie das Bemalen der Stützräder (Pogos) und des Heckfahrwerks gelang nur unter großer Anstrengung mit Hilfe von Pinzetten in beiden Händen, der Bastellupe und einem EDDING 400 Permanentmarker. Anschließend folgte der Farbanstrich in FS 37038 Nachtschwarz (overall flat black), das Weathering mit REVELL 09 Anthrazit und mattem Klarlack, bevor die wenigen, rotfarbenen Nassschiebebilder aufgetragen wurden. Mit mattem Klarlack wurde dann alles noch einmal hauchdünn eingenebelt und die kleinen Überraschungen beim Demaskieren der Kanzel, Lufteinläufe und Fahrwerkschächte zeitnah ausgebessert. Die Montage der Fahrwerke und Stützräder bescherte ein nervenaufreibendes Finale, denn um die Baugeometrie immer wieder überprüfen und nachbessern zu können, wurde zu UV-Kleber von BONDIC gegriffen. Im Endergebnis stehen daher die Pogos in unterschiedlichen Anstellwinkeln, dafür ist das Leitwerk im rechten Winkel zum Boden :-) Die restlichen Bauteile wurden dann wieder mit Sekundenkleber fixiert, wobei beim Hauptfahrwerk nahezu alle Resinteile durch Bastelschrott ersetzt wurden, da diese teilweise gebrochen oder schlicht zu dünn oder kurz waren. Das Punktkleben des Nano-Außenspiegels wurde vorher an LEGO ausprobiert - blieb aber erfolglos - fertig war die "Dragon Lady". TAMIYA 2 mm flexibles Maskierband und MODEL MASTER clear part cement
Galerie Lockheed U-2R / TR-1A Dragon Lady BuNo 80-1066 - 9th Reconnaissance Wing - RAF FairfordDie Bauzeit startete am 01.05.2017 und endete wegen anhaltendem Dauerregen in Ostwestfalen und Temperaturen um die 15 ° Celsius mit einer zweiten Fotosession erst am 14.08.2017 - rechtzeitig vor der Abreise in den Sommerurlaub nach Föhr, wo dann hoffentlich wieder die Sonne scheint. Die Namen der Crew sind aus Gründen der Geheimhaltung natürlich pure Phantasie: CREW CHIEF Oronoko Womble und ASST CC Bilbo Baggins :-))
Den Abschluss macht die Dragon Lady mit meiner mittleren Lady und Tochter Lucy ;-)
Oliver Zwiener Publiziert am 19. August 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |